Schauspielerin Nilam Farooq über ihre Erfahrungen als Alleinreisende

Südamerika, Bosnien, Liberia: Nilam Farooq hat schon viele Orte dieser Welt gesehen. Die Schauspielerin ist mit ihren Reiseplänen allerdings nicht immer nur auf Zustimmung gestoßen. Gemacht hat sie es trotzdem. Ein Gespräch über selbstbestimmtes Reisen.

Die deutsche Schauspielerin Nilam Farooq nutzt ihre Öffentlichkeit immer wieder, um auf wichtige Themen aufmerksam zu machen. Vor kurzem hat Farooq, die vor allem für ihre charakterstarken Rollen in Filmen wie “Contra” oder “Manta Manta” bekannt ist, gemeinsam mit der Reisesuchmaschine KAYAK eine Studie zum Einfluss von anderen Menschen auf individuelle Reiseentscheidungen veröffentlicht.

Die Ergebnisse lassen aufhorchen: 67 Prozent der Erwachsenen lassen sich bei Reiseentscheidungen von ihrem Umfeld beeinflussen, 15 Prozent der Befragten haben sich schon einmal von einer geplanten Reise abbringen lassen. Die Antwort von KAYAK darauf ist die neue Plattform “Erlebe es selbst“, die individuelle Entscheidungen fördern soll. “Manche Menschen finden Rio de Janeiro viel zu wild, manche fühlen sich dort wie zuhause. Reisen ist höchst individuell und so sollten auch die Urlaubspläne aussehen”, sagt Sarah Kolind, Global Champaign Managerin bei KAYAK im Gespräch mit dem stern

Nilam Farooq über ihre Reise nach Südamerika

Die viel gereiste Schauspielerin Nilam Farooq unterstützt das Ganze und plädiert für mehr Eigenständigkeit beim Reisen: “Ich versuche, so oft es geht auf mein Bauchgefühl zu vertrauen, statt immer durch die Brille anderer zu schauen.” Aber warum ist das Thema für die Schauspielerin eigentlich so wichtig – und was hat sie auf ihren Reisen gelernt? Wir haben einmal nachgefragt. 

Sie setzen sich gemeinsam mit KAYAK für mehr Eigenständigkeit beim Reisen ein, Frau Farooq. Warum ist Ihnen das Thema so wichtig?

Nilam Farooq: Eigenständigkeit sollte eigentlich für jeden Menschen ein wichtiges Thema sein. Wir leben in Zeiten, in denen sich sehr schnell Gruppierungen bilden. Deshalb ist es enorm wichtig, die Fähigkeit zu besitzen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Das fängt bei den großen Fragen des Lebens an aber geht auch über zu Themen wie dem Reisen. 

Sich eine eigene Meinung bilden – das fällt vielen Menschen nicht ganz so leicht. Wie erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin?

Ganz oft findet man erst heraus, was der richtige Weg ist, wenn man ihn gegangen ist. Aber genau darum geht es beim Reisen – sich zu trauen, neue Wege zu gehen. Wenn wir dann merken, dass es das Richtige war, stärkt das unser Urvertrauen. Und wenn nicht, dann lernen wir für das nächste Mal. Es gibt sehr viele Erfahrungen, die ich auf Reisen gemacht habe, die mich nachhaltig als Person geprägt haben.

Zum Beispiel?

Ich bin eine Zeit lang mal durch Mittelamerika gereist. Irgendwann habe ich mir dann in den Kopf gesetzt, dass ich mit dem Bus von Guatemala nach Mexiko fahren möchte. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf diese Idee kam, aber ich war davon überzeugt. Mir haben viele Menschen davon abgeraten, weil es nicht ganz ungefährlich ist. Das war auch wichtig, weil ich ansonsten sehr naiv an die Sache rangegangen wäre. Aber ich habe es nicht aufgegeben, sondern mich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt und meine eigene Entscheidung getroffen. Für mich haben am Ende die positiven Möglichkeiten überwogen. Und bis heute zehre ich von der Erfahrung. 

Was haben Sie durch diese Erfahrung gelernt?

Man sollte sich nicht von anderen eine Reise ausreden lassen, aber es ist trotzdem wichtig, andere Menschen nach ihrer Meinung zu fragen. Gerade als alleinreisende Frau sollte man außerdem auf sein Bauchgefühl hören und sich nicht leichtsinnig in gefährliche Situationen begeben. 

Zwischen Adrenalin-Kicks und neuen Perspektiven

Und doch gehören bei Ihren Reisen auch Abenteuer immer dazu. Sie beschreiben sich selbst gerne als Adrenalinjunkie.

Adrenalin ist ein bisschen wie Verliebtsein. Das habe ich bei kurzen Abenteuern wie Höhlentauchen oder einem Fallschirmsprung. Aber auch bei großen Reisen, wenn ich neue Kulturen und Orte entdecke. 

Abgesehen vom Adrenalin-Kick: Was fasziniert Sie so am Reisen?

Was mich immer wieder bewegt ist die Freundlichkeit der Menschen, die so viel weniger haben im Vergleich zu dem, was ich alles habe. Die Leute bleiben auf der Straße stehen und fragen, ob du Hilfe brauchst und würden dir ihr letztes Hemd geben. Ich versuche immer, diese Güte mit in meine Welt zu nehmen.

Sie waren in den letzten Jahren viel in der Welt unterwegs. Welche Orte haben Sie dabei am meisten berührt?

Ich bin mal mit einer Charity in Liberia unterwegs gewesen, die dort Brunnen gebaut haben. Als ich wieder zuhause war, habe ich meinen Wasserkonsum sehr hinterfragt und bewusster konsumiert. Wie knapp Wasser an manchen Orten dieser Erde ist, kriegst du nur wirklich mit, wenn du es erlebst. Das ist aber natürlich ein Extrembeispiel. 

Und welche Orte würden Sie anderen alleinreisenden Frauen empfehlen?

Costa Rica ist eines der Reiseziele, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Dort kann man eine einmalige Landschaft erleben. Aber auch Bosnien zum Beispiel ist total super als Reiseziel. Ich war vor einigen Jahren dort, weil ein guter Freund von mir daherkommt. Ich dachte bis dahin, dass man ganz weit wegmuss, um eine gute Reise zu machen. Bosnien ist aber ein so wunderschönes Land mit hervorragendem Essen und wahnsinnig freundlichen Menschen. Das Selbsterleben dieses Landes hat mein Bild also komplett verändert.

Apropos Selbsterleben: Dank dem Internet können wir theoretisch jeden Ort der Welt auch vom Sofa aus erkunden – auf dem Bildschirm.

Durch Social Media haben wir immer eine Erwartungshaltung, wenn es um Reisen geht. Wir sehen einen Ort auf Instagram und denken, er sieht in echt genauso aus. Oft werden wir dann aber enttäuscht, weil der Strand nicht so pink ist, das Wasser nicht so klar und der Ort nicht so einsam. Da müssen wir unsere Erwartungen etwas anpassen. 

Wie Social Media unser Reisen verändert

Realistische Erwartungen sind in Zeiten von Social Media leider immer seltener – nicht nur, aber auch beim Reisen. Wie können also vor allem junge Menschen ein realistisches Weltbild entwickeln?

Im besten Fall sollten die Generationen nach uns in der Schule schon lernen, was Social Media teilweise für ein realitätsferner Ort ist. Ich kann das mittlerweile ganz gut, weil ich es zeitweise ja selbst gelebt habe und weiß, wie das Ganze hinter den Kulissen funktioniert. Social Media ist immer nur eine Inspiration und kein Abbild der Wirklichkeit. Es sind getunte Momentaufnahmen. 

Der Schlüssel zu mehr Eigenständigkeit liegt also in der Bildung?

Es fängt für mich alles mit der Bildung an. Es ist mir ein Herzensanliegen, jungen Menschen, aber besonders jungen Frauen, zu vermitteln, wie wichtig Bildung ist. Selbst in reichen Ländern gibt es noch immer große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Frauen früh lernen, eigene Meinungen zu bilden. Sie sollten wissen, was sie können, was sie wollen und wie sie dahinkommen, wo sie hinwollen. Und das steht und fällt mit der Bildung. In Deutschland ist die Bildung gut, aber nicht wirklich alltagsnah. Ich wusste zum Beispiel nicht, wie ich meine Steuern machen muss. Das und einiges mehr könnte man nachbessern. 

Kann Reisen selbst denn nicht auch etwas zur Bildung beitragen?

Reisen macht fast nichts anderes als bilden. Jedenfalls dann, wenn ich den Hotelpool verlasse. Sobald ich unter Leute gehe und den Ort erlebe, hat das immer etwas mit Bildung zu tun. Es gibt für mich nichts bereicherndes, als auf Reisen über mich hinauszuwachsen und neue Perspektiven aufzusaugen.

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