Raketenangriff auf Flüchtende in Kramatorsk „das grenzenlose Böse“

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Von: Tobias Utz, Karolin Schäfer, Nadja Austel, Lucas Maier

Russlands Truppen greifen die Ostukraine an. Bei einem Raketenangriff auf den Evakuierungsbahnhof in Kramatorsk sterben Dutzende Menschen: die Lage im News-Ticker.

Update vom Samstag, 09.04.2022, 06.19 Uhr: Nach dem tödlichen Angriff auf Flüchtlinge im Bahnhof von Kramatorsk hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine „starke weltweite Antwort“ gefordert. Selenskyj sagte am Freitagabend (08.04.2022) in einer Videobotschaft, für dieses neuerliche „Kriegsverbrechen Russlands“ würden alle Beteiligten zur Rechenschaft gezogen. 

Selenskyj warf Russland vor, die Zivilbevölkerung seines Landes „zynisch zu vernichten“. „Dies ist das grenzenlose Böse“, schrieb er auf Twitter. „Und wenn es nicht bestraft wird, wird es nie aufhören.“ In seiner Videobotschaft fordert er: „Wir erwarten eine starke weltweite Antwort auf dieses Kriegsverbrechen.“

Der Bahnhof der ostukrainischen Stadt Kramatorsk war voller Flüchtlinge, als er am Freitag (08.04.2022) von einer Rakete getroffen wurde. Mindestens 52 Menschen wurden nach Angaben der örtlichen Behörden bei dem Angriff getötet, unter ihnen fünf Kinder. AFP-Reporter vor Ort sahen mindestens 30 Tote unter Plastikplanen und in Leichensäcken. An dem Bahnhof hatten zuvor hunderte Menschen auf einen Zug zur Flucht Richtung Westen gewartet.

Ukrainische Soldaten stehen am Freitag (08.04.2022) während Ermittlungsarbeiten nach russischem Beschuss des Bahnhofs in Kramatorsk neben einem Fragment einer Tochka-U-Rakete © Andriy Andriyenko/dpa

Ukraine-Krieg: USA geben Russland Verantwortung für Raketenangriff auf Kramatorsk

+++ 23.35 Uhr: Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für den tödlichen Raketenangriff auf einen Bahnhof in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk verantwortlich. Russlands offizielle Dementis in dieser Sache seien „nicht überzeugend“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Freitag. „Unsere Einschätzung ist es, dass das ein russischer Angriff war und dass sie eine ballistische Kurzstreckenrakete genutzt haben, um ihn auszuführen“, sagte Kirby. Mit Blick auf die zivilen Opfer sagte er, der Angriff sei erneut ein Beispiel der russischen „Brutalität“ und der „Sorglosigkeit“ gegenüber der Zivilbevölkerung.

Die Ukraine und Russland gaben sich am Freitag gegenseitig die Schuld für die Attacke. Westliche Politiker und Analysten zeigten sich aber überzeugt, dass es sich um einen russischen Angriff handelte. Bei dem Angriff auf den Bahnhof waren 50 Menschen getötet worden, davon 5 Kinder. Etwa 100 wurden verletzt, wie der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Freitag sagte. An dem Bahnhof hätten Tausende Menschen darauf gewartet, fliehen zu können.

Ukraine-Krieg: Zahl der Toten nach Angriff auf Bahnhof in Kramatorsk steigt

+++ 20.12 Uhr: Nach dem Raketenangriff auf die ostukrainische Großstadt Kramatorsk nördlich von Donezk sprechen Behörden inzwischen von 50 zivilen Todesopfern, darunter fünf Kinder. Weitere über hundert Menschen wurden bei dem russischen Angriff am Freitag verletzt. Zwar weist Moskau die Verantwortung für die Aktion zurück, zahlreiche Berichte von westlichen Geheimdiensten und Investigativteams weisen jedoch darauf hin, dass die russischen Streitkräfte hinter der tödlichen Attacke stecken.

Zum Zeitpunkt des Angriffs hatten sich fast 4000 Menschen in der Umgebung des Evakuierungsbahnhofs aufgehalten.
Zum Zeitpunkt des Angriffs hatten sich fast 4000 Menschen in der Umgebung des Evakuierungsbahnhofs aufgehalten. © Fadel Senna/AFP

Zu den westlichen Staatschefs, die den Angriff öffentlich verurteilten, ist auch Bundeskanzler Olaf Scholz, der am Freitag den britischen Premier Boris Johnson in London besuchte. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Nachmittag verurteilten die beiden Regierungschefs den Angriff als russisches Kriegsverbrechen. US-Präsident Joe Biden sprach von einer schrecklichen Gräueltat Russlands, die Zivilisten traf, die versuchten, sich in Sicherheit zu bringen“. Biden kündigte an, dass USA daran mitarbeiten werde Russlands Handlungen zu dokumentieren, um Moskau für sein Vorgehen zur Rechenschaft zu ziehen.

+++ 14.45 Uhr: Bislang ist bekannt, dass 39 Menschen am Freitagmittag in einem Bahnhof in Kramatorsk ihr Leben verloren haben. Dass das Gebäude, welches wohl für Evakuierungen genutzt wurde, voller Personen war, wussten die russischen Streitkräfte offenbar. Das erklärte jedenfalls der ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter. „Die Russen wussten, dass der Bahnhof in Kramatorsk voll von Zivilisten war, die darauf gewartet haben evakuiert zu werden. Dennoch haben sie mit einer Rakete angegriffen und dabei über 30 Menschen getötet und mehr als hundert Menschen verletzt“, so Kuleba im Statement. Er bezeichnete die Bombardierung zudem als „vorsätzliche Schlachtung“.

Ukraine-Krieg
Ein ukrainischer Polizist in Kramatorsk. © Fadel Senna/AFP

+++ 13.45 Uhr: Während Russland versucht, die Verantwortung für den Raketenangriff auf Kramatorsk von sich zu weisen, hat sich mittlerweile auch Wolodymyr Selenskyj geäußert.

„Die russischen Monster geben ihre Methoden nicht auf. Ihnen fehlt die Kraft und die der Mut, sich uns auf dem Schlachtfeld entgegenzustellen, deshalb greifen sie die Zivilbevölkerung an.“

In einer Video-Schalte im finnischen Parlament sagte Selenskyj mit Blick auf den Raketenangriff: „Das ist der 44. Tag unserer Realität.“ Weiter gab er zu verstehen, dass es sich um einen gewöhnlichen Bahnhof gehandelt habe.. Laut dem Präsidenten zeige der Angriff, was Russland unter dem „Schutz“ der Donbass-Region verstehen würde.

Ukraine-Krieg: 39 Tote durch Raketenangriff auf Bahnhof – Russland rudert plötzlich mit Statement zurück

+++ 12.15 Uhr: Russland hat die Verantwortung für die Raketenangriffe auf den Evakuierungsbahnhof in Kramatorsk mittlerweile zurückgewiesen. Dabei handle es sich lediglich um Anschuldigungen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Es sei eine „Provokation“, die „nichts mit der Realität zu tun“ habe. Das Statement widerspricht dem, was zuvor aus dem Ministerium in Moskau zu vernehmen war. In einem früheren Statement hieß es, dass man drei Hochpräzisionsraketen auf drei Bahnhöfe im Donbass (Ostukraine) abgefeuert habe. Mittlerweile heißt es aus Kramatorsk, dass 39 Menschen ihr Leben durch die Angriffe verloren.

Update vom Freitag, 08.04.2022, 10.30 Uhr: Bei einem Angriff auf den Bahnhof in der ostukrainischen Stadt Kramatorsk sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Der Angriff soll mit Raketen erfolgt sein. Der Eisenbahnchef Olexander Kamischyn spricht von mindestens 30 Toten und 100 Verletzten. Vom Bahnhof in Kramatorsk aus sind zuletzt immer wieder Zivilpersonen in den westlichen Teil der Ukraine gebracht worden. Nach dem Evakuierungsaufruf der Regierung in Kiew sind täglich bis zu 3000 Menschen von Kramatorsk aus mit dem Zug aus der Ostukraine gefahren.

Krieg im Osten der Ukraine: 30 Tote bei Angriff auf Evakuierungsbahnhof – Gouverneur äußert sich

Bereits am Dienstag (05.04.2022) äußerte sich eine Ärztin aus Kramatorsk beängstigt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: Sie hoffe, dass die ukrainische Armee noch standhalte, sonst würde in Kramatorsk „das nächste Mariupol“ drohen.

Ukraine-Krieg
Im Osten der Ukraine wurde ein Evakuierungsbahnhof mit Raketen beschossen. Mindestens 30 Menschen sollen laut Berichten dabei ums Leben gekommen sein. © Herve Bar/AFP

Das Verteidigungsministerium der Ukraine hat derweil auf Twitter Bilder veröffentlicht, welche Kramatorsk kurz nach dem Angriff zeigen. Sie sprechen von insgesamt zwei Raketenangriffen auf die Station. Sie werfen den russischen Streitkräften zudem vor, bei dem Angriff Streumunition verwendet zu haben. Unabhängig überprüft werden konnte dies noch nicht. Die Bilder zeigen mehrere Tote. Der Gouverneur des Oblast Denzk, Pavlo Kyrylenko, spricht davon, dass sich zur Zeit der Angriffe tausende Menschen an der Bahnstation aufgehalten hatten.

Ukraine-Krieg: Einkesselung von Donbass-Städten befürchtet

+++ 22.30 Uhr: Im Ukraine-Krieg verlagert sich der Fokus zunehmend in Richtung Osten. Mit Blick auf eine offenbar unmittelbar bevorstehende russische Großoffensive im Donbass appellierte der ukrainische Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Donnerstag eindringlich an seine Landsleute, den Donbass zu verlassen. „Bitte gehen Sie“, sagte Gajdaj. Es gelte, ein „zweites Mariupol“ zu verhindern. Forensische Analysen des Bundesnachrichtendienstes (BND) stützen Angaben Kiews zu mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen im Großraum Kiew. „Diese paar Tage sind vielleicht die letzte Chance“, um die Ostukraine zu verlassen, mahnte Gajdaj auf Facebook. Sämtliche Städte in der Region befänden sich unter Beschuss, was die Evakuierungsbemühungen erschwere. Einige Orte seien bereits nicht mehr zugänglich.

Die ukrainische Bahn warf der russischen Armee vor, Evakuierungszüge für Zivilisten in der Ostukraine zu blockieren. Russland habe eine Bahnstrecke in der Nähe des Bahnhofs Barbenkowo angegriffen, erklärte Bahnchef Oleksandr Kamytschin. Diese Strecke sei der „einzige Ausweg per Zug für Städte wie Slawjansk, Kramatorsk und Lyman“. In Slawjansk und Kramatorsk seien die Passagiere dreier gestoppter Züge zunächst in einem Bahnhof untergebracht worden.

+++ 18.45 Uhr: Die ukrainische Regierung bereitet sich auf einen anstehenden Großangriff der russischen Streitkräfte im Osten vor. Gouverneur Gajdaj erklärte, in seiner Region werde bereits überall angegriffen. „Es gibt in der Region kein funktionierendes Krankenhaus mehr.“ Beim Beschuss der Städte Sewerodonezk und Rubischne nahe der Front wurde laut dem Gouverneur bisher mindestens ein Mensch getötet.

In der 15.000-Einwohner-Stadt Wugledar südwestlich von Donezk wurden nach Angaben der regionalen Behörden vier Zivilisten bei der Bombardierung eines Zentrums zur Verteilung von Hilfsgütern getötet und vier weitere verletzt. „Der Feind hat direkt dorthin gezielt, um die Zivilisten zu vernichten“, erklärte der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, auf Facebook.

Präsident Selenskyj beschuldigt Russland, Hilfsorganisationen den Zugang zu Mariupol zu blockieren, um tausende Opfer in der Stadt zu verschleiern. „Ich denke, dass sie Angst haben, dass die Welt sieht, was dort vor sich geht, solange nicht alles von russischen Soldaten ‚gesäubert‘ wurde“, sagte Selenskyj in einem Interview mit dem türkischen Fernsehsender Habertürk am Mittwoch (06.04.2022). Die Hafenstadt ist weitgehend zerstört. Wie die Mariupoler Stadtverwaltung erklärte, dürften es angesichts der Größe der Stadt und der Dauer der Blockade bislang „zehntausende Opfer unter der Zivilbevölkerung gegeben haben“.

Ukraine-Krieg: Russland nimmt Zentrum von Mariupol ein – Vorstoß auf Donezk

+++ 14.40 Uhr: Im Südwesten des Oblast Luhansk, im Osten der Ukraine wird weiter heftig um die Städte Rubischne, Popasna und Sjewjerodonezk gekämpft. Das erklärte Ziel der Streitkräfte aus Russland sei die „Befreiung“ des Gebietes, auf welches pro russische Seperatisten Anspruch erheben, das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf den ukrainischen Präsidentenberater Olexeij Arestowytsch.

Im Gebiet Donezk, südwestlich vom Gebiet Luhansk, versuchen die Truppen aus Russland ebenfalls weiter vorzudringen. Arestowytsch sieht hier jedoch wenig Erfolg für die Besatzer. So würden die russischen Truppen derzeit versuchen von der Stadt Isjum, weiter in Richtung der Städte Luhanska und Donezk vorzustoßen. Isjum liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Charkiw und Luhansk. Die nächsten Ziele der Besatzer Armee könnten hier die Stadt Slowjansk und anschließend die Stadt Kramatorsk sein.

Ein weiterer Stoßtrupp soll laut Arestowytsch rund 100 Kilometer von Mariupol entfernt versuchen von der Stadt Wuhleda in Richtung Marjinka, einem Vorort von Donezk, vorzustoßen. „Dies ist ein Versuch, unsere Soldaten einzukreisen, aber ich glaube, dieser Versuch wird vergebens sein. Das Gelände ist zu ungünstig für den Feind“, ordnete der Präsidentenberater das Vorgehen Russlands an dieser Stelle ein.

Krieg im Osten der Ukraine: Krankenhäuser in Mariupol geräumt

+++ 13.25 Uhr: Während sich die Streitkräfte Russlands aus der Region Kiew und dem Norden der Ukraine zurückziehen, wird im Osten weiter vor Attacken gewarnt. „Diese paar Tage sind vielleicht die letzte Chance“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP den ukrainischen Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj. Die russischen Truppen würden derzeit versuchen, Fluchtrouten abzuschneiden. Unabhängig bestätigt werden konnte das bisher nicht.

„Bitte gehen Sie!“

Im Oblast Luhansk würde es bereits in weiten Teilen Angriffe geben, so Gadjdaj. „Es gibt in der Region kein funktionierendes Krankenhaus mehr“. Der Gouverneur erklärte in Zusammenhang mit der Evakuierung weiter, dass die ukrainische Verwaltung „kein zweites Mariupol“ haben wollen würde.

Krieg im Osten der Ukraine: 60.000 Menschen in den Kellern von Mariupol

In der umkämpften Hafenstadt hatte sich zuvor bereits der von den pro-russischen Separatisten eingesetzte Bürgermeister, Konstantin Iwaschtschenko, geäußert. Im russischen Staatssender Rossija-1, sagte er, dass sich derzeit bis zu 60.000 Zivilpersonen derzeit in den Kellern der Stadt verstecken würden.

Zu seiner eigenen Sicherheit hält sich der demokratisch gewählte Bürgermeister Wadym Bojtschenko im ukrainisch kontrollierten Gebiet auf, wie die Deutsche Presse-Agentur richtet. Zuvor hatten die Separatisten die Herrschaft über das Zentrum von Mariupol verkündet. (siehe Update von 11.45 Uhr)

Ukraine-Krieg: Charkiw weiter unter Beschuss

+++ 12.45 Uhr: In der Nacht kam es zu 48 Angriffen auf zivile Infrastruktur, das berichtet Kiew Independent unter Berufung auf Oleh Sinehubov, den Leiter der regionalen Verwaltung von Charkiw. In der Stadt Balakliia im Oblast Charkiw, im Osten der Ukraine, wurden nach Angaben von Sinehubow drei Personen getötet.

Die Angriffe erfolgten durch Raketen, Artillerie und Mörser. In der Stadt Losowa schlugen laut dem Leiter der Verwaltung ebenfalls Raketen ein, hier kam nach aktuellem Kenntnisstand allerdings niemand zu Schaden.

Angriff auf Oblast Charkiw: In der Nacht wurden fast 50 Angriffe verzeichnet

Für die Stadt gilt, ebenso wie für die Barvinkove, eine Evaluierungsempfehlung, darauf machte Sinehubov nochmals über Telegramm aufmerksam. Zudem teilte er mit, dass es bereits 15.000 Menschen aus den betroffenen Gebieten geschafft hätten.

Die Angriffe würden sich derzeit auf den Osten von Charkiw konzentrieren, heißt es weiter. Die Front befinde sich derzeit in den Städten Izyum und Kupjansk. Beide liegen zirka 130 Kilometer südöstlich der Stadt Charkiw.

+++ 11.45 Uhr: Das Zentrum der seit Wochen umkämpften Hafenstadt Mariupol scheint eingenommen worden zu sein. Prorussische Separatisten haben nach eigenen Angaben, mit Unterstützung der Truppen aus Moskau* die weitgehende Kontrolle über das Zentrum der Stadt im Osten der Ukraine erlangt.

„Man kann sagen, dass im zentralen Teil der Stadt die Hauptkämpfe beendet sind.“

Dementgegen steht die Darstellung der Gegenseite. „Mariupol hält sich“, sagte der ukrainische Präsidentenberater Olexeij Arestowytsch. Die Kämpfe hätten sich nach pro-russischen Angaben in den Bereich des Hafens, sowie rund um das Stahlwerk „Asow-Stahl“*, verlagert.

Ukraine-Krieg: Mariupol im Osten wohl teilweise eingenommen

Rund 3000 Soldatinnen und Soldaten der Ukraine würden in Mariupol noch Widerstand leisten, so Bassurin. Laut dem pro-russischen Separatisten würden die Verteidiger Unterstützung aus der Bevölkerung erhalten. Die Angaben konnten bisher nicht unabhängig bestätigt werden. Seit Wochen ist die Lage in Mariupol katastrophal. Die Stadtverwaltung spricht von möglicherweise zehntausenden getöteten Menschen aus der Zivilbevölkerung. Immer wieder scheitern Versuche, die verbliebenen Einwohner zu evakuieren. Mariupol gilt als ein strategischer Schlüssel im Ukraine-Krieg*.

+++ 09.45 Uhr: Die Angriffe im Gebiet Luhansk dauern an. Die Kleinstadt Popasna im Osten der Ukraine steht nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte weiterhin unter Beschuss. Einheiten der territorialen Verteidigung der Ukraine seien Ziel der Angriffe, heißt es in einem Bericht des Generalstabs am Donnerstagmorgen (07.04.2022). Russland wolle so die Offensive rund um die Großstadt Sjewjerodonezk wieder aufnehmen. Die Stadt liegt rund 100 Kilometer von Luhansk und rund 150 Kilometer von Donezk. Die Offensive könnte sich erneut gegen die Städte Rubischne und Nischnje richten. Diese liegen jeweils nördlich und südlich vor Sjewjerodonezk.

Ukraine-Krieg im Osten: Russland scheitert bei Rubischne

Rund 50 Kilometer südlich von Rubischne, haben Truppen von Wladimir Putin* einen „erfolglosen“ Versuch unternommen, die Verteidigungslinien nahe der Siedlung Nowotoschkiwske zu durchbrechen. In dem Bericht heißt es weiter, dass Russlands Truppen in den besetzten Gebieten weiterhin Gewalt gegen Zivilisten ausüben würden.

Aus der umkämpften Hafenstadt Mariupol seien zudem Menschen in die Region Donezk „zwangsumgesiedelt“ worden, heißt es weiter. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war bisher nicht möglich.

Selenskyj zur drohenden russischen Ost-Offensive – „Wir werden kämpfen“

Update vom Donnerstag, 07.04.2022, 07.15 Uhr: Wiedereinmal wendet sich der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj*, an die Weltgemeinschaft. In einer Videobotschaft forderte er nicht nur mehr Sanktionen, sondern warnte auch vor einer neuen Offensive Russlands im Osten der Ukraine. Das Video wurde in der Nacht auf Donnerstag (07.04.2022) veröffentlicht, wie die dpa berichtet.

„Wir werden kämpfen und uns nicht zurückziehen“, betonte Selenskyj in der Videobotschaft. Er gehe davon aus, dass die aus Kiew abgezogenen Truppen, nun zur Durchsetzung der russischen Interessen im Donbass-Gebiet genutzt werden könnten.

Widerstand im Osten der Ukraine: Charkiw bereit für die Verteidigung

Während die Regierung der Ukraine bereits zur Flucht aus den Gebieten Luhansk, Donezk und Charkiw aufrief, versuchte der Bürgermeister, Ihor Terechow, von Charkiw zuletzt zu beruhigen. Eine zentrale Evakuierung der zweitgrößten Stadt der Ukraine hält er derzeit nicht für notwendig, das teilte Terechow in einer Videobotschaft mit.

Die Stadt Charkiw sei bereit zur Verteidigung, es seien genügend Waffen vor Ort. Der Aufruf zur Evakuierung treffe jedoch für die südlicheren Bezirke der Region Charkiw zu, so Terechow laut dpa.

Ukraine-Krieg: Luhansk unter Artilleriebeschuss – „Packt eure Sachen und flieht“

Update vom Mittwoch, 06.04.2022, 21.50 Uhr: Kurz nachdem die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk die Bevölkerung in den Gebieten Luhansk und Donezk zur Flucht aufgerufen hatte, wurden in der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk Angriffe gemeldet. Nach offiziellen Angaben wurden durch Artilleriebeschuss mehr als zehn Hochhäuser zerstört. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, brannten zudem fünf Privathäuser, eine Schule, ein Einkaufszentrum sowie mehrere Garagen ab.

„Der heutige Tag hat gezeigt, dass man nicht länger warten kann: Packt Eure Sachen und flieht!“, forderte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, die verbliebenen Bewohner am Mittwoch bei Facebook auf. Allein am Mittwoch sollen mehrere tausende Menschen mit der Eisenbahn aus den bedrohten Gebieten in den Westen des Landes gebracht worden sein.

Ukraine-Krieg: Nächste Militäroffensive im Donbass erwartet

Erstmeldung: Kiew – Bilder aus Butscha bei Kiew* haben in den vergangenen Tagen für weltweite Empörung gesorgt. Angesichts der neuesten Gräueltaten russischer Soldaten war vermehrt von Kriegsverbrechen die Rede. Doch derartige Verbrechen ereignen sich bereits seit geraumer Zeit, beispielsweise im Osten der Ukraine.

Die ukrainische Regierung erwartet dort bereits die nächste Militäroffensive Russlands. Der Kreml gab bereits vor geraumer Zeit bekannt, dass man die Strategie ändere. Im Vordergrund stehe nun nicht mehr die Eroberung der Hauptstadt Kiew, sondern die „Befreiung“ des Donbass im Osten. Die Behörden riefen „die Bevölkerung dazu auf, diese Gebiete zu verlassen, und tun alles, damit die Evakuierungen organisiert ablaufen“, warnte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram. Um Menschenleben zu retten, müsse das Wereschtschuk zufolge so schnell wie möglich geschehen.

Ukraine-Krieg: Kämpft Brigade aus Butscha auch im Donbass?

An der russischen Militäroffensive im Donbass könnte offenbar auch eine Brigade beteiligt sein, die zuvor in Butscha für Gräueltaten im Ukraine-Krieg sorgte. Das geht aus einer Analyse des auf Militärtaktik spezialisierte Thinktanks „Institute for the Study of War“ hervor. Im neuesten Lagebericht heißt es, dass die 64. motorisierte Schützenbrigade der russischen Armee in den Donbass beordert worden sei. Russische Soldaten, die zur Einheit gehören, stehen mutmaßlich auch auf einer Liste von „Kriegsverbrechern“, welche das ukrainische Innenministerium veröffentlichte.

Die Einschätzung des Instituts geht auf einen unbestätigten Bericht des ukrainischen Geheimdienstes zurück. Angesichts derartiger Prognosen rief bereits vor Wereschtschuks Warnung auf Telegram der Gouverneur von Luhansk dazu auf, zu flüchten: „Wir glauben, dass sie sich auf einen massiven Angriff vorbereiten“, sagte Serhij Gaidaj in einer Mitteilung.

Laut der Analyse des Thinktanks entscheidet sich die Schlacht um die Ostukraine vor allem in einer Stadt: Slowjansk. Der Standort gilt als Schlüssel für die Ausbreitung gen Westen. Dort sei es möglich, sich mit Truppen, welche aus Region Sumy kommen, zu verbinden, heißt es im Bericht. Die Einnahme der selbsternannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk durch Russland werde „wahrscheinlich scheitern“, falls Slowjansk verteidigt werden könne.

(tu/lm/ksa/na mit AFP/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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