Nach Bonitäts-Abstufung der USA wird DAX schwächer erwartet


marktbericht

Stand: 03.08.2023 07:48 Uhr

Auch an der Börse trübt sich die Stimmung ein, alle großen Indizes haben im Minus geschlossen. Zu Handelsbeginn wird der DAX schwächer erwartet. Derweil ist die Bilanz-Saison in vollem Gange.

Die Herabstufung des Kredit-Ratings der USA durch die Ratingagentur Fitch setzt die europäischen Aktienmärkte unter Druck. Der DAX schloss am Mittwoch 1,4 Prozent tiefer auf 16.020 Punkten. Der EuroStoxx50 verlor 1,7 Prozent auf 4.333 Punkte. Berechnungen von Banken und Brokerhäusern zufolge wird der Deutsche Leitindex heute etwas niedriger starten.

Die US-Börsen notierten zum Handelsschluss ebenfalls im Minus. Der Leitindex Dow Jones Industrial verlor am Mittwoch 0,98 Prozent auf 35.282,52 Punkte. Am Vortag war der Dow noch auf den höchsten Stand seit Februar vergangenen Jahres geklettert. Nun aber nahmen Anleger Kursgewinne mit.

Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 büßte mit 2,21 Prozent auf 15.370,74 Punkte deutlich mehr ein als der Dow. Am US-Anleihemarkt gerieten US-Staatspapiere nach der Abstufung durch Fitch unter Druck, im Gegenzug stiegen die Renditen. Der marktbreite S&P 500 gab um 1,38 Prozent auf 4.513,39 Zähler nach.

Fitch hatte den USA die Spitzenbonitätsnote entzogen. Die US-Ratingagentur stufte die Bewertung der Kreditwürdigkeit am Dienstagabend um eine Stufe von “AAA” auf “AA+” herunter und begründete dies mit einer Verschlechterung der Haushaltslage. Analysten waren sich uneinig, wie sich die Herabstufung langfristig auf den Markt auswirken würde. Fitch platze in die Partystimmung an der Börse, schreibt Marktbeobachter Konstantin Oldenburger von CMC Markets: “Der Deutsche Aktienindex verliert über 500 Punkte in zwei Handelstagen und fiel heute wieder unter die 16.000er Marke, fängt sich dort aber zunächst. Technisch ist die Welt auch nach diesem Kursrutsch immer noch in Ordnung, komplett abschreiben sollte man den Bullenmarkt noch lange nicht.”

Der Euro ist am Donnerstagmorgen gefallen und hat an die Verluste vom Vortag angeknüpft. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0921 Dollar gehandelt und damit etwas tiefer als am Vorabend. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag auf 1,0985 Dollar festgesetzt.

Marktbeobachter verwiesen auf eine Dollar-Stärke, die den Euro im Gegenzug belastet. Obwohl die Ratingagentur Fitch den USA die Top-Bewertung für die Bonität entzogen hat, konnte die amerikanische Währung bereits den zweiten Tag in Folge zulegen. Unter anderem sorgten Kursverluste an den Aktienmärkten für eine stärkere Nachfrage nach vergleichsweise sicheren Anlagen wie den Dollar.

Die Ölpreise haben am Mittwoch zugelegt und erneut dreimonatige Höchststände markiert. Im Handelsverlauf drehten die Ölpreise aber wieder ins Minus. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI bauten ihre anfänglichen Gewinnen angesichts der überraschend hohen US-Lagerbestände wieder ab und verbilligten sich um jeweils rund zwei Prozent auf 83,45 beziehungsweise 79,74 Dollar pro Barrel. “Die Benzinnachfrage scheint nach den höheren Preisen an den Zapfsäulen ihren Höhepunkt erreicht zu haben”, sagte Edward Moya, Chefanalyst beim Handelshaus Oanda.

Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1936 Dollar gehandelt. Das waren rund 7 Dollar weniger als am Vortag.

Zahlreiche Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks haben ihre Bücher geöffnet. Darunter die größte europäische Fluglinie Lufthansa. Im zweiten Quartal steigerte das Unternehmen seinen Umsatz dank mehr Passagieren und höherer Ticketpreise im Jahresvergleich um 17 Prozent auf knapp 9,4 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn verdreifachte sich nahezu auf knapp 1,1 Milliarden Euro und lag damit so hoch wie nie in einem zweiten Quartal. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 881 Millionen Euro und damit dreieinhalbmal so viel wie ein Jahr zuvor. Damit steuere die Lufthansa auf eines der drei lukrativsten Jahre ihrer Geschichte zu.

Der Autobauer BMW hat im zweiten Quartal trotz eines guten Laufs im Tagesgeschäft etwas weniger Gewinn gemacht. Unter dem Strich ging der Konzernüberschuss im Jahresvergleich um 2,9 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro zurück, wie der DAX-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Grund seien vor allem höhere Steuern gewesen. Der Umsatz im Konzern kletterte hingegen um 7 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro, weil BMW mehr Autos verkaufte und teurere Modelle einen größeren Anteil am Gesamtverkauf hatten.

Der Darmstädter Pharma-Konzern Merck kämpft nach dem Corona-Boom mit dem Nachfragerückgang in der Laborsparte. Zudem schwächelt das Halbleitergeschäft. Das Management um Konzernchefin Belén Garijo senkte daher am Donnerstag zur Vorlage der Zahlen für das vergangene Quartal die Jahresziele. Der Umsatz soll in diesem Jahr nun 20,5 Milliarden bis 21,9 Milliarden Euro erreichen, wie Merck mitteilte. Zuvor standen noch 21,2 Milliarden bis 22,7 Milliarden im Plan. Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) stellt die Konzernführung einen Rückgang auf 5,8 Milliarden bis 6,4 Milliarden Euro in Aussicht, nach zuvor avisierten 6,1 Milliarden bis 6,7 Milliarden Euro.

Das zweite Jahresviertel fiel weitestgehend im Rahmen der Erwartungen aus: Der Umsatz sank um knapp fünf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis ging um knapp 13 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro zurück. Nach Steuern kamen 706 Millionen heraus, nach 870 Millionen Euro vor einem Jahr. An seinen mittelfristigen Wachstumszielen bis 2025 hält Merck fest.

Trotz eines trägeren Geschäfts hat der Online-Modehändler Zalando im vergangenen Quartal dank Kostenkontrolle operativ mehr verdient als gedacht. Bei einem leichten Umsatzrückgang verdoppelte sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) nahezu auf knapp 145 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Unter dem Strich verdiente Zalando 56,6 Millionen Euro – nach 14 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Konzernführung blickt nun etwas optimistischer auf die operative Gewinnentwicklung im Gesamtjahr, wenngleich die für den Umsatz vorsichtiger wird.

In den USA glänzte der Online-Bezahldienst Paypal, der das vergangene Quartal mit einem Umsatzplus von sieben Prozent abgeschlossen hat. Die Erlöse lagen mit 7,3 Milliarden Dollar am oberen Ende der eigenen Prognose. Unterm Strich stieg der Gewinn im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 1,29 Milliarden Dollar (1,18 Mrd Euro), wie Paypal nach US-Börsenschluss am Mittwoch mitteilte.

Das Volumen der umgeschlagenen Zahlungen legte um elf Prozent auf 377 Milliarden Dollar zu. Paypal beendete das Vierteljahr mit 431 Millionen Kunden-Accounts. Das waren zwei Millionen mehr als im Vorjahresquartal, aber zwei Millionen weniger als vor drei Monaten. Die Paypal-Aktie sank im nachbörslichen Handel zeitweise um gut sieben Prozent. Die operative Gewinnmarge sank binnen drei Monaten von 22,7 auf 21,4 Prozent, nachdem Paypal die Rückstellungen für Kredite an Händler erhöhte.

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