Liveblog: ++ Ukraine erhält Millionenhilfe für Minenräumung ++


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Stand: 26.07.2023 11:16 Uhr

Die Ukraine soll internationale Finanzhilfe erhalten, um das eigene Land von Minen zu räumen. Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht im Schutz der Schwarzmeerhäfen den Schlüssel zum Frieden. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Kremlchef Wladimir Putin hat vor dem an diesem Donnerstag beginnenden zweiten russischen Afrika-Gipfel einen Ausbau der Zusammenarbeit mit afrikanischen Staaten angekündigt. Es sollten Handel und Investitionen sowie engere Kooperationen bei Problemen wie dem Kampf für Ernährungssicherheit, gegen Armut und Klimawandel angestoßen werden, schrieb Putin in einem veröffentlichen Grußschreiben an die Teilnehmer des Gipfels, der seine Premiere 2019 hatte.

Putin wird selbst auch bei dem bis Freitag in St. Petersburg angesetzten Treffen der Staats- und Regierungschefs der Mehrheit der afrikanischen Staaten erwartet. “Afrika behauptet sich heute immer stärker in seiner Eigenschaft als einer der Pole einer sich formierenden multipolaren Welt”, schrieb Putin, der den Gipfel einmal mehr auch als Forum für seine Kritik am Westen nutzen will. Russland unterstütze die afrikanischen Partner bei der “Stärkung ihrer nationalen, kulturellen Souveränität, bei der aktiveren Teilhabe an einer Lösung regionaler und globaler Fragen”. Der Kreml hatte zuvor behauptet, die USA hätten versucht, die afrikanischen Staaten von der Teilnahme an dem Gipfel abzubringen.

Die russische Schwarzmeerflotte bringt sich nach Angaben britischer Militärexperten nach Aufkündigung des Getreideabkommens für eine Blockade ukrainischer Häfen in Stellung. Das geht aus dem Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London hervor. Demnach patrouilliert die moderne russische Korvette “Sergej Kotow” bereits die Route zwischen dem Bosporus und der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Es gebe eine realistische Möglichkeit, dass die Korvette Teil einer Gruppe sein werde, die Handelsschiffe auf dem Weg Richtung Ukraine abfangen solle, hieß es in der Mitteilung.

Russland hatte das internationale Getreideabkommen trotz vieler internationaler Appelle in der vergangenen Woche auslaufen lassen. Das Abkommen ermöglichte den Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer. Befürchtet wird nun, dass Hungersnöte in ärmeren Ländern noch größer werden. Das Ende des Getreideabkommens erhöht nach Einschätzung der Briten nun auch das Potenzial für die Intensität und das Ausmaß von kriegerischen Auseinandersetzungen im Bereich des Schwarzen Meers.

Die Ukraine wird nach Regierungsangaben von ihren Verbündeten rund 244 Millionen Dollar sowie Spezialausrüstung für die humanitäre Minenräumung im Land erhalten. Wie die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Julija Swyrydenko mitteilte, solle ihr Land dafür bis Ende des Jahres etwa 20 Minenräumgeräte bekommen. Auch internationale Partner hätten Metalldetektoren und pyrotechnische Geräte sowie einzelne Minenräumkits und -ausrüstungen zugesagt.

“Unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, das gesamte Gebiet zu entminen, um Menschenleben zu retten. Sondern auch darin, diesen Prozess zu beschleunigen”, sagte Swyrydenko. Das sei eine Frage des wirtschaftlichen Aufschwungs, denn je schneller potenziell verminte Flächen wieder nutzbar seien, desto schneller werde sich die Wirtschaft dort entwickeln.

Das US-Außenministerium schätzte Anfang Dezember, dass in der Ukraine etwa 160.000 Quadratkilometer auf explosive Gefahren untersucht werden müssen. Das ist fast halb so groß wie Deutschland.

Der Verteidigungspolitiker Marcus Faber (FDP) plädiert dafür, Schiffe, auf denen Getreide aus der Ukraine exportiert wird, militärischen Geleitschutz beiseite zu stellen. “Das ist etwas, was ich für realistisch halte”, sagte er im Interview mit den Sendern RTL und ntv.

Für realistisch hält es Faber, dass Nationen mit Anbindung an das Schwarze Meer einen solchen Schutz leisten könnten. Die Türkei habe bereits signalisiert, dass sie sich das vorstellen könne. Als weitere Optionen nannte Faber etwa Bulgarien oder Rumänien. Diese Länder würden für die Getreideschiffe ja auch ihre Hoheitsgewässer zur Verfügung stellen und hätten ohnehin Schiffe zur Kontrollen der eigenen Grenzen vor Ort. Deutschland könne eine solche Schutzleistung nicht gewähren, da die Marine bereits an der Grenze des Leistbaren sei, so Faber.

Der Außenausschuss im britischen Parlament fordert, die Söldnertruppe Wagner als Terrorgruppe einzustufen. Die Wagner-Truppe handle wie eine “internationale kriminelle Mafia, fache Korruption an und plündere Rohstoffe”, hieß es in der Begründung des Ausschusses.

Der Ausschuss führt nicht nur den Einsatz der Kämpfer im russischen Krieg gegen die Ukraine an, sondern auch die mutmaßlichen Menschenrechtsverstöße der Truppe im afrikanischen Mali. Die britischen Behörden hätten bisher zu wenig getan, um solche Aktivitäten der Wagner-Söldner zur Genüge aufzuklären, kritisierte der Ausschuss. Die britische Regierung habe das Risiko, welches von der Wagner-Truppe ausgehe, bisher unterschätzt. Bisher gegen die Kämpfer verhängte Sanktionen reichten nicht aus.

Der 2022 in einem Gefangenenaustausch aus russischer Haft entlassene Ex-US-Marineinfanteriesoldat Trevor Reed ist bei Kämpfen in der Ukraine verletzt worden. Reed habe an der Seite der Ukraine gekämpft und sei nun zur Behandlung seiner Verletzungen nach Deutschland geschickt worden, erklärte Vedant Patel, Sprecher des US-Außenministeriums, in Washington. Zu Art und Schwere der Verletzungen machte er keine Angaben. Reed habe sich auf eigene Initiative in der Ukraine befunden, seinen Transport nach Deutschland habe eine Nichtregierungsorganisation organisiert, hieß es. 

Seit Beginn der Ukraine-Offensive ist Russland zunehmend international isoliert und so versucht es nun, die diplomatischen und sicherheitspolitischen Beziehungen zu afrikanischen Staaten zu stärken. Am Donnerstag und Freitag richtet Kreml-Chef Wladimir Putin in seiner Geburtsstadt St. Petersburg einen Russland-Afrika-Gipfel mit Dutzenden Teilnehmerstaaten aus. Russland will damit die Beziehungen zu den afrikanischen Ländern vertiefen und dabei auch Sorgen zerstreuen, die es mit der Aufkündigung des Getreideabkommens mit der Ukraine speziell in Afrika verursacht hat.

Mit Blick auf den bevorstehenden NATO-Ukraine-Rat hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf eine Perspektive für Getreideexporte über die Häfen am Schwarzen Meer gepocht. “Die Welt weiß, dass die Sicherheit der Schwarzmeerhäfen der Schlüssel zu Frieden und Stabilität auf dem globalen Lebensmittelmarkt ist”, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

Bei dem Treffen des neu eingerichteten Gremiums, das heute stattfinden soll, solle ein Fokus auf der Sicherheit ukrainischer Häfen und dem Getreideexport liegen.

Zum Abschluss seiner Zeit in Moskau beklagt der deutsche Botschafter von Geyr den Absturz der russisch-deutschen Beziehungen. Die USA kündigen weitere Militärhilfe für die Ukraine an – vor allem Munition.

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