Liveblog: ++ Deutschland gibt Geld für Kibbuz-Wiederaufbau ++


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Stand: 27.11.2023 12:47 Uhr

Laut Bundespräsident Steinmeier will sich Deutschland am Wiederaufbau des Kibbuz Beeri beteiligen. Israel hat eine Liste mit Namen der Geiseln erhalten, die am vorerst letzten Tag der Feuerpause freikommen sollen. Alle Entwicklungen im Liveblog.

Zwei unabhängige UN-Experten haben im Zusammenhang mit dem Krieg im Nahen Osten eine Untersuchung über mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gefordert. Das meldet die Nachrichtenagentur dpa. “Unabhängige Ermittler müssen die nötigen Mittel, die Unterstützung und den Zugang erhalten, um rasche, gründliche und unparteiische Untersuchungen von Verbrechen durchzuführen, die von allen Konfliktparteien begangen worden sein sollen”, teilten die Experten Genf mit. Beispiele nannten sie nicht.

Laut Informationen der ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann könnte die Feuerpause zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas über morgen hinaus verlängert werden.

Deutschland wird den Wiederaufbau der von der Hamas zerstörten Kommunen in Israel finanziell unterstützen. Bei einem Besuch des am 7. Oktober von den Terroristen überfallenen Kibbuz Beeri kündigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an, dass der Bundestag auf seine Initiative hin für 2024 einen Betrag von sieben Millionen Euro für diesen Ort bereitstellen werde. Damit solle in Beeri der Wiederaufbau eines Kulturzentrums und eines Begegnungszentrums für Senioren finanziert werden.

Der Kibbuz Beeri in Israel wurde am 7. Oktober beim Angriff der Terrorgruppe Hamas fast vollständig zerstört.

“Es ist viel zu früh, jetzt über Wiederaufbau nachzudenken”, sagte Steinmeier. Viele Menschen dächten jedoch schon über eine Rückkehr nach. “Beeri und die vielen anderen Kibuzzim haben es verdient, dass sie nicht nur Teil der israelischen Geschichte sind, sondern vor allen Dingen auch Teil der Zukunft Israels sein werden.” Auch junge Menschen aus Deutschland, Auszubildende im Handwerk zum Beispiel, sollten sich am Wiederaufbau beteiligen.

Der von deutschen Juden mitgegründete Kibbuz Beeri liegt in unmittelbarer Nähe zum Gazastreifen. Die Hamas-Terroristen zerstörten ihn fast vollständig. Mehr als 130 der etwa 1300 Bewohner wurden getötet, mehr als 50 verschleppt. Unter ihnen waren auch Menschen, die neben der israelischen Staatsbürgerschaft auch die deutsche hatten. Die überlebenden Bewohner wurden an einem Ort am Toten Meer untergebracht.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat zu einer Verlängerung der viertägigen Feuerpause zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas aufgerufen. “Die Pause sollte verlängert werden, um sie nachhaltig und von langer Dauer zu machen, während auf eine politische Lösung hingearbeitet wird”, sagte Borrell am Rande eines Treffens der Union für den Mittelmeerraum in Barcelona.

Ohne eine Verlängerung endet die Feuerpause morgen früh. “Nichts rechtfertigt die wahllose Brutalität, mit der die Hamas am 7. Oktober gegen Zivilisten vorgegangen ist”, betonte Borrell. “Aber ein Schrecken kann keinen weiteren Schrecken rechtfertigen.”

Weitere Hilfslieferungen haben Menschen im Gazastreifen erreicht. Nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA sind am Sonntag unter anderem 1.062 Tonnen verzehrfertige Lebensmittel an vier Unterkünften des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) im abgeriegelten Küstenstreifen eingetroffen. Außerdem seien weitere Zelte, Decken, Trinkwasser und medizinische Hilfslieferungen geliefert worden, hieß es in einer Mitteilung.

Die Lieferungen decken nach Angaben des UN-Nothilfebüros nur einen minimalen Bedarf. Die Lebensmittelversorgung gestalte sich weiterhin schwierig. Vielen Menschen fehle es noch immer an Nahrung und Brennstoff zum Kochen. Insbesondere der Norden des Gazastreifen sei betroffen

Jordanien pocht auf eine umfassende Friedenslösung im Nahost-Konflikt. Es könne nicht nur für den Gazastreifen ein Nachkriegskonzept gesucht werden, sagte Außenminister Ayman Safadi. Die Arbeit an einer Zweistaatenlösung mit einem palästinensischen Staat neben Israel müsse jetzt beginnen. Er warnt Israel vor einer Vertreibung der Bevölkerung im Gazastreifen.

Israel kündigt eine Grundsatzeinigung mit dem Unternehmer Elon Musk über den Einsatz seines Satelliten-Internetdienstes Starlink im Gazastreifen an. Voraussetzung sei allerdings eine offizielle Bewilligung. Das teilte Kommunikationsminister Schlomo Karhi mit.

Vergangenen Monat hatte Karhi noch den Vorschlag des Tesla-Chefs abgelehnt, internationale Hilfsorganisationen in dem von der Hamas kontrollierten Palästinenser-Gebiet mit Starlink zu unterstützen.

Die Terrorgruppe Hamas hat nach Angaben des thailändischen Außenministeriums noch 15 thailändische Staatsbürger in ihrer Gewalt. Insgesamt kamen im Rahmen der Waffenstillstandsvereinbarung mit Israel bisher 17 thailändische Staatsbürger frei. Das Außenministerium teilte mit, die drei zuletzt Freigelassenen würden derzeit in Israel medizinisch untersucht. Man arbeite weiter an der Freilassung der verbliebenen thailändischen Geiseln.

Chinas Außenminister Wang Yi will in dieser Woche nach New York reisen, um eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zum Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zu leiten. “Da China in diesem Monat turnusgemäß den Vorsitz im Sicherheitsrat innehat, wird es am 29. November ein Treffen zur palästinensisch-israelischen Frage abhalten”, erklärte Außenamtssprecher Wang Wenbin.

Peking hoffe, dass die UN-Gespräche zu einem “Waffenstillstand und einem Ende der Kämpfe” führten und “einen Beitrag zur Linderung der humanitären Krise in Gaza” leisteten, fügte Wang hinzu.

Israel und die militant-islamistische Hamas äußern einem Insider zufolge Bedenken über die Liste der Geiseln und Häftlinge, die heute im Austausch freigelassen werden sollen. Die katarischen Vermittler arbeiteten daran, die Bedenken auszuräumen, hieß es weiter. Bei den vorherigen Freilassungen hatten Israel und die Hamas die Liste der Geiseln und palästinensischen Häftlinge mindestens zwölf Stunden vor deren Freilassung ausgetauscht.

Israel hat eine Liste mit den Namen weiterer Geiseln erhalten, die demnach heute freikommen sollen. Das teilte das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu am frühen Morgen mit. Die über Nacht eingegangene Liste werde überprüft. Wie viele Geiseln am vorerst letzten Tag der vereinbarten viertägigen Feuerpause im Gazastreifen freikommen könnten, wurde nicht mitgeteilt. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll es sich um elf Menschen handeln.

Auch die islamistische Hamas in Gaza bestätigte, dass sie Vertretern Katars und Ägyptens eine Liste der am Montag freizulassenden Geiseln übergeben habe. Beide Staaten vermitteln in dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas.

Die US-Marine hat einen von Bewaffneten gekaperten Tanker im Golf von Aden befreit. Der Chemikalien-Tanker “Central Park” hatte einen Notruf abgesetzt, teilte das US-Militär mit. Die in der Nähe befindliche USS “Mason” habe die Freigabe des Tankers gefordert. Daraufhin hätten fünf Bewaffnete versucht, sich mit einem Schnellboot abzusetzen. Sie seien verfolgt und festgenommen worden.

Zwei Raketen seien aus von den aufständischen Huthi beherrschten Teilen Jemens in Richtung der beiden Schiffe abgefeuert worden. Sie seien rund zehn Seemeilen von den Schiffen entfernt ins Meer gestürzt.

Die mit dem Iran verbündeten Huthis hatten vergangene Woche einen Frachter mit Bezug zu Israel im Roten Meer gekapert. Die Huthis haben zudem Raketen und Drohnen in Richtung Israel abgefeuert. Die Huthis nahmen zu den Angaben bislang nicht Stellung.

Die Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus im Gazastreifen geht nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wahrscheinlich auf eine fehlgezündete Rakete zurück. “Die Explosion, die am 17. Oktober 2023 im arabischen Krankenhaus von Al-Ahli in Gaza zahlreiche Zivilisten tötete und verletzte, wurde offenbar durch eine raketengetriebene Munition ausgelöst, wie sie häufig von bewaffneten palästinensischen Gruppen eingesetzt wird”, teilte HRW mit. Es seien weitere Untersuchungen erforderlich um festzustellen, wer die mutmaßliche Rakete abgefeuert habe und ob Kriegsgesetze verletzt worden sind.

Die islamistische Hamas hatte direkt nach der Explosion Israel beschuldigt, das Krankenhaus beschossen zu haben. Israel sprach dagegen vom Einschlag einer fehlgeleiteten Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Das israelische Militär veröffentlichte Luftaufnahmen, Mitschnitte und Videos veröffentlicht, die das belegen sollen.

Bei der Explosion sollen laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza Hunderte Menschen gestorben und verletzt worden sein. HRW erklärte, man sei nicht in der Lage, diese Zahlen zu bestätigen. Sie lägen aber deutlich höher als andere Schätzungen und erschienen in keinem Verhältnis zu den vor Ort sichtbaren Schäden, hieß es weiter.

Katar hat an die Staaten der Region appelliert, eine Lösung des Konflikts im Nahen Osten zu finden. “Es ist an der Zeit, dass wir als Region unsere Pflicht tun – und dass Israel seine Pflicht erfüllt, um einen Frieden zu ermöglichen”, sagte Muhammad bin Abdulrahman Al Thani, Ministerpräsident von Katar, im Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”.

Mit der Einigung zwischen Israel und der Hamas über die Freilassung von Geiseln aus dem Gazastreifen und einer humanitären Pause der Kämpfe sei es zumindest gelungen, eine positive Dynamik zu erzeugen, erklärte er und fügte hinzu, dass er hoffe, darauf nun aufbauen zu können. Er zweifle daran, dass es Israel gelingen könne, die Hamas mit dem Krieg im Gazastreifen zu vernichten, da diese Teil der Gesellschaft sei, egal ob man damit übereinstimme oder nicht. Der Regierungschef Katars gilt als federführender Vermittler zwischen den Konfliktparteien.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas hat sich besorgt über mangelnden Rückhalt für Israel in der deutschen Bevölkerung gezeigt. In einem Interview mit “Welt TV” sagte Bas in Jerusalem: “Wir haben von unserem Boden aus sechs Millionen Jüdinnen und Juden im Holocaust vernichtet. Und insofern bleibt diese historische Verantwortung auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite müssen wir auch die junge Generation immer wieder erinnern und natürlich auch der Opfer gedenken.”

Dies sei die historische Aufgabe der Deutschen und deswegen sei es erschreckend, dass die Zahlen so zurückgingen. Sie bezog sich dabei auf die aktuellen Umfragezahlen des Allensbach-Instituts, denen zufolge nur 34 Prozent der Bundesbürger eine besondere historische Verantwortung Deutschlands für Israel sehen.

Die drei kürzlich freigelassenen thailändischen Geiseln sind nach Angaben von Thailands Regierung bei guter Gesundheit. Das teilte der thailändische Ministerpräsident Srettha Thavisin auf der Social-Media-Plattform X mit. Er sei glücklich, dass die drei Personen gesund seien und keine dringende medizinische Behandlung bräuchten, schreibt Thavisin.

Dem Außenministerium zufolge sollen die insgesamt 17 freigelassenen thailändischen Geiseln sobald wie möglich nach Thailand zurückgebracht werden. “Für die verbleibenden 15 thailändischen Geiseln unternimmt die königliche thailändische Regierung weiterhin alle Anstrengungen, um ihre sichere Freilassung zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu erreichen”, heißt es in der Erklärung des Ministeriums weiter.

Der US-Technologieunternehmer Elon Musk wird bei einem Besuch in Israel Premierminister Benjamin Netanyahu und Präsident Isaac Herzog treffen. Wie Herzogs Büro mitteilte, will der israelische Präsident bei dem Gespräch mit Musk die Notwendigkeit unterstreichen, den “zunehmenden Antisemitismus im Internet zu bekämpfen”. 

An dem Treffen sollen auch Angehörige der von der militant-islamistischen Hamas verschleppten Geiseln teilnehmen, “die über die Schrecken des Terrorangriffs der Hamas am 7. Oktober und den anhaltenden Schmerz und die Ungewissheit für die Gefangenen sprechen werden”, wie Herzogs Büro mitteilte. Musks Onlinedienst X steht seit dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel und dem Beginn des Gaza-Kriegs verstärkt in der Kritik, zu wenig gegen Antisemitismus und andere problematische Inhalte auf der Plattform zu tun. Im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg war es auf X zu einer Zunahme von Falschinformationen und Hassbotschaften gekommen.

Neben US-Präsident Joe Biden hat sich auch die französische Außenministerin Catherine Colonna für eine Verlängerung der Feuerpause im Gaza-Krieg ausgesprochen. Es wäre “gut, hilfreich und notwendig”, die Waffenruhe zu verlängern, bis alle Geiseln, darunter auch französische Staatsangehörige, freigelassen seien, sagte Colonna in einem Interview des Fernsehsenders “BFM TV”.

Björn Dake, ARD Tel Aviv, tagesschau, 27.11.2023 06:01 Uhr

Die Hamas will nach eigener Darstellung die Feuerpause mit Israel unter Bedingungen verlängern. Bundespräsident Steinmeier sagt bei seinem Besuch in Israel die unverbrüchliche Unterstützung Deutschlands zu. Alle Entwicklungen vom Sonntag zum Nachlesen.

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