Krise | Bericht: Joe Biden lehnt Einladung von Wolodymyr Selenskyj ab

Bei einem Telefongespräch soll der ukrainische Präsident seinen US-Kollegen zu einem baldigen Besuch nach Kiew eingeladen haben. Doch Berichten zufolge sei Joe Biden davon nicht überzeugt gewesen. Alle Infos im Newsblog.

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Russland hat an der Grenze zur Ukraine mehr als 120.000 Soldaten zusammengezogen, das osteuropäische Land und der Westen fürchten eine Invasion. Der Kreml weist diesen Vorwurf zurück, stellt aber umfangreiche Forderungen an die Nato-Staaten. Die westlichen Länder drohen mit weitreichenden Sanktionen, sollten russische Truppen in die Ukraine einmarschieren. 
 

Selenskij lädt Biden in die Ukraine ein

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lädt US-Präsident Joe Biden zu einem baldigen Besuch in seinem Heimatland ein. Selenskij habe Biden in einem Telefonat gesagt, ein solcher Besuch könne für die Stabilisierung der derzeitigen Lage wichtig sein und zur Deeskalation beitragen, teilt Selenskijs Büro mit. 

Das Weiße Haus äußerte sich dazu zunächst nicht. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Quellen, Biden habe die Idee nicht positiv aufgenommen.

Joe Biden: Der US-Präsident hat am Wochenende mit seinen Amtskollegen in Kiew und in Moskau gesprochen. (Quelle: Uncredited/The White House/AP/dpa)

Außenministerin Baerbock setzt in Ukraine-Krise weiter auf Diplomatie

Außenministerin Annalena Baerbock setzt zur Entschärfung der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine weiter auf Diplomatie. Vor Reisen von Bundeskanzler Olaf Scholz in die Ukraine und nach Russland sprach die Grünen-Politikerin am Sonntagabend in den ARD-“Tagesthemen” von einer “absolut brenzligen Situation”. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, “dass eine kriegerische Auseinandersetzung schon beschlossene Sache ist”.

Die Ministerin betonte, das Angebot zu Gesprächen, “um für Frieden in Europa gemeinsam zu sorgen”, gelte jederzeit. Der Kanzler werde auf seinen Reisen unterstreichen: “Wir wollen gemeinsam mit euch, mit euch Russland, darüber sprechen, dass wir in friedlicher Nachbarschaft miteinander leben.”

Großbritannien: Russland könnte jeden Moment eine Invasion planen

Auch Großbritannien warnt vor einem möglicherweise unmittelbar bevorstehenden russischen Einmarsch in die Ukraine. Die Krise habe einen kritischen Punkt erreicht, sagt ein Regierungssprecher. “Alle uns vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass Russland jeden Moment eine Invasion der Ukraine planen könnte.” Es gebe aber immer noch ein Zeitfenster für Deeskalation und Diplomatie.

Großbritannien arbeite gleichwohl gemeinsam mit den Verbündeten an einem Paket aus Militär- und Wirtschaftshilfe für die Ukraine. Details würden in den kommenden Tagen bekannt gegeben.

Kanada zieht Militärpersonal aus der Ukraine ab

Kanada hat sein in der Ukraine stationiertes Militärpersonal vorübergehend abgezogen. Es sei in ein anderes europäisches Land gebracht worden, teilt das Verteidigungsministerium mit, ohne Details zu nennen. Grund sei die Sorge, dass sich Russland auf einen Einmarsch in die Ukraine vorbereite. Kanada hat seit 2015 etwa 200 Soldaten zu Ausbildungszwecken in der Westukraine stationiert.

Ukrainischer Botschafter fordert 12.000 deutsche Panzerabwehrraketen

Vor dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew hat der ukrainische Botschafter in Berlin die Forderung nach schweren Waffen aus Deutschland erneuert. Bei “Bild”-TV verlangte Andrij Melnyk am Sonntag die sofortige Lieferung von 12.000 Panzerabwehrraketen, um eine mögliche russische Bodenoffensive gegen die Ukraine abwehren zu können. “Die Lage ist schon dramatisch”, sagte er. “Worauf wir jetzt heute gefasst sein müssen, ist das schlimmste Szenario.”

Die Bundesregierung lehnt die Lieferung tödlicher Waffen an die Ukraine ab. Sie prüft allerdings, Rüstungsgütern unterhalb dieser Schwelle zur Verfügung zu stellen. Auf einer Wunschliste der ukrainischen Botschaft vom 3. Februar stehen eine Reihe Rüstungsgüter, die eindeutig keine tödlichen Waffen sind. Dazu gehören elektronische Ortungssysteme, Minenräumgeräte, Schutzanzüge, digitale Funkgeräte, Radarstationen oder Nachtsichtgeräte. Panzerabwehrraketen stehen auf dieser Wunschliste nicht.

Bundesregierung hält Lage für “extrem gefährlich”

Vor den Reisen von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kiew und Moskau hat die Bundesregierung die Lage in der Ukraine-Krise als “extrem gefährlich” eingeschätzt. Das “sehr besorgniserregende Gesamtbild” werde die Gespräche mit den Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin am Montag und Dienstag maßgeblich prägen, hieß es am Sonntag aus Regierungskreisen.

Ziel der beiden Antrittsbesuche sei es, den Gesprächsfaden mit Russland über eine Deeskalation aufrecht zu erhalten. Man wolle für einen Dialog über Forderungen beider Seiten eintreten. “Zu solchen Gesprächen sind wir nicht nur bereit, sondern die fordern wir auch aktiv ein.”

In den deutschen Regierungskreisen wollte man trotzdem nicht davon reden, dass die Reise des Kanzlers der letzte Versuch einer Deeskalation sei. Es werde auch danach sicherlich noch weitere, andere Gespräche geben. “Es ist keine Lage, in der wir sagen würden, jetzt ist die Stunde Resignation, sondern im Gegenteil”, hieß es. Gerade weil die Lage so kritisch sei, glaube Kanzler Scholz, in diese Gespräche gehen zu müssen, um einen Beitrag zur Entschärfung zu leisten.

Ukraine stellt 520 Millionen Euro für Luftverkehr-Garantien bereit

Die Ukraine will mehr als 16,6 Milliarden Hrywnja (520 Millionen Euro) bereitstellen, um in der aktuellen Krise den Flugverkehr in ihrem Luftraum zu gewährleisten. Das teilte die Regierung am Sonntagabend nach einer außerordentlichen Sitzung mit.

Zuvor musste am Sonntag ein ukrainischer Flug vom Flughafen Funchal auf Madeira auf dem Weg nach Kiew in der Republik Moldau landen. Die betroffene Fluglinie SkyUp teilte zur Begründung per Facebook mit, das ausländische Leasingunternehmen für das Flugzeug habe aufgrund der US-Kriegswarnungen den Flug in den ukrainischen Luftraum verboten. Das ukrainische Infrastrukturministerium sprach von Schwierigkeiten wegen “Schwankungen auf dem Versicherungsmarkt”.

Die niederländische Fluggesellschaft KLM hatte am Samstag ihre Flugverbindungen mit der Ukraine eingestellt. Die Entscheidung sei aufgrund einer “umfassenden Analyse der Sicherheitslage” getroffen worden, hieß es. Die Lufthansa teilte am Sonntag auf Anfrage mit, dass sie die Lage in der Ukraine “sehr genau” beobachte. “Eine Einstellung des Flugverkehrs wird geprüft, zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dazu aber keine Entscheidung.”

Bundesregierung prüft weitere Rüstungshilfen für die Ukraine

Vor der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kiew stellt die Bundesregierung der Ukraine weitere Rüstungshilfe in Aussicht – unterhalb der Schwelle tödlicher Waffen. Auf der von der Ukraine vorgelegten Wunschliste für militärische Ausrüstung sei “das eine oder andere (…), was man sich genauer anschauen kann”, hieß es am Sonntag aus deutschen Regierungskreisen. Das werde nun geprüft.

Olaf Scholz: Am Montag wird der Bundeskanzler zu einem Besuch in Kiew erwartet. (Quelle: imago images/phototek)Olaf Scholz: Am Montag wird der Bundeskanzler zu einem Besuch in Kiew erwartet. (Quelle: phototek/imago images)

Auf einer Wunschliste der ukrainischen Botschaft vom 3. Februar stehen eine Reihe Rüstungsgüter, die eindeutig keine tödlichen Waffen sind. Dazu gehören elektronische Ortungssysteme, Minenräumgeräte, Schutzanzüge, digitale Funkgeräte, Radarstationen oder Nachtsichtgeräte.

Es gehe dabei neben der politischen Entscheidung auch um die tatsächliche Verfügbarkeit dieses Materials, das von der Bundeswehr auch selbst gebraucht werde. Beim Antrittsbesuch des Kanzlers am Montag in Kiew sei noch keine Zusage zu erwarten.

Passagiermaschine mit Ziel Kiew darf nicht in ukrainischen Luftraum fliegen

Inmitten der sich zuspitzenden Ukraine-Krise ist ein aus Portugal kommendes Passagierflugzeug mit dem Ziel Kiew daran gehindert worden, in den ukrainischen Luftraum zu fliegen. Wie die ukrainische Billig-Airline Skyup am Sonntag mitteilte, entzog die Eigentümerin des Flugzeugs, eine irische Leasinggesellschaft, der Besatzung in letzter Minute die Erlaubnis, in den ukrainischen Luftraum zu fliegen. Die Maschine habe deshalb außerplanmäßig in Moldau landen müssen.

“Trotz der Bemühungen der Airline und der Bereitschaft der ukrainischen Regierung, mit der Leasinggesellschaft zu sprechen” habe der Eigentümer des Flugzeugs die Genehmigung zum Einflug in den ukrainischen Luftraum “kategorisch abgelehnt”, erklärte Skyup. Man arbeite nun an Transfermöglichkeiten für die 175 in Chisinau gestrandeten Passagiere des Flugs 175.

Der Vorfall ereignete sich einen Tag, nachdem die niederländische Fluggesellschaft KLM wegen der Ukraine-Krise eine Aussetzung ihrer Ukraine-Flüge verkündet hatte. Erwartet wird, dass auch andere westliche Fluggesellschaften ihre Flüge in die Ukraine bald einstellen – auch, weil die Versicherungskosten für solche Flüge angesichts der Krise weiter steigen dürften. Hinzu kommt die Erinnerung an den Abschuss des Malaysia-Airlines-Fluges MH17 über der Ostukraine im Jahr 2014, bei dem 298 Menschen getötet wurden.

Unterdessen hat die Regierung in Kiew angekündigt, den ukrainischen Luftraum offen halten zu wollen. “Der Luftraum über der Ukraine bleibt offen und der Staat arbeitet daran, Risiken für Fluggesellschaften auszuschließen”, erklärte das Infrastruktur-Ministerium nach einer Krisensitzung am Sonntag. Kiew befürchtet, dass die Ukraine aufgrund des Konflikts vom internationalen Flugverkehr abgeschnitten werden könnte.

Eine Boeing-Maschine von SkyUp: Schmerzhafte Erinnerungen an den MH17-Abschuss über der Ukraine.  (Quelle: imago images/ ITAR-TASS)Eine Boeing-Maschine von SkyUp: Schmerzhafte Erinnerungen an den MH17-Abschuss über der Ukraine. (Quelle: ITAR-TASS/imago images)

Britischer Verteidigungsminister zieht Nazi-Vergleich

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat die diplomatischen Bemühungen des Westens im aktuellen Konflikt mit Russland mit der Appeasement-Politik gegenüber Nazi-Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg verglichen. Es sei zwar nicht sicher, dass Russland in die Ukraine einmarschiere, sagte Wallace der Zeitung “Sunday Times”. Im Westen liege aber “ein Hauch von München” in der Luft.

Mit der Formulierung nahm Wallace Bezug auf das Münchener Abkommen von 1938, mit dem die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete in der Tschechoslowakei an Nazi-Deutschland festgelegt wurde. Insbesondere Großbritannien hoffte damals, mit Zugeständnissen an Adolf Hitler einen Krieg in Europa abwenden zu können. Heute wird das Münchener Abkommen als Symbol einer gescheiterten Appeasement-Politik gesehen.

Wallace warnte, dass ein russischer Einmarsch in die Ukraine “jederzeit” erfolgen könne. Einigen westlichen Ländern warf er vor, nicht genügend Härte gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu zeigen.

“Das Besorgniserregende ist, dass trotz des massiven Ausmaßes an verstärkter Diplomatie die (russische) Truppenmobilisierung weitergeht”, sagte Wallace. “Sie wird nicht unterbrochen, sie geht weiter.”

Biden warnt Putin in Telefonat vor Ukraine-Invasion

US-Präsident Joe Biden hat Russlands Staatschef Wladimir Putin in einem Telefonat eindringlich vor einem Einmarsch in die Ukraine gewarnt. Das Weiße Haus teilte am Samstag nach dem Gespräch mit, Biden habe betont, eine Invasion würde “großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern”.

Die Folge wäre eine entschlossene Reaktion der USA und ihrer Verbündeten, was schwere Konsequenzen für Moskau hätte. Biden habe erneut klar gemacht, die USA seien weiter bereit zu diplomatischen Gesprächen, aber “ebenso auf andere Szenarien vorbereitet”.

Wladimir Putin (l) und Joe Biden (r): Bei einem Telefonat sprachen sie über die Ukraine-Krise. (Quelle: imago images/Itar-Tass)Wladimir Putin (l) und Joe Biden (r): Bei einem Telefonat sprachen sie über die Ukraine-Krise. (Quelle: Itar-Tass/imago images)

Putin beklagte in dem Gespräch fehlenden Druck des Westens auf die Ukraine. “Er (Putin) hat angemerkt, dass vonseiten westlicher Staaten nicht der gebührende Druck ausgeübt wird, damit Kiew seine Verpflichtungen erfüllt”, sagte der außenpolitische Berater Putins, Juri Uschakow, am Samstagabend der Staatsagentur Tass zufolge. Bei den US-Warnungen vor einem möglicherweise bevorstehenden Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine handele es sich um “Hysterie”, so Uschakow. Dennoch sei das Gespräch “ziemlich ausgewogen und sachlich” gewesen.

Biden habe “eine Reihe von Überlegungen” dargestellt, die aus US-Sicht russische Sorgen über die Sicherheit in Europa berücksichtigten, sagte Uschakow. Putin habe zugesichert, diese Ausführungen zu prüfen. Zugleich sei bereits deutlich geworden, dass zentrale russische Forderungen damit nicht erfüllt würden.

US-Präsident Biden: In einem Telefonat mit dem russischen Machthaber Putin betonte Biden, eine Invasion würde "großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern". (Quelle: dpa/Uncredited/The White House/AP/)US-Präsident Biden: In einem Telefonat mit dem russischen Machthaber Putin betonte Biden, eine Invasion würde “großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern”. (Quelle: Uncredited/The White House/AP//dpa)

Kiew hat keine Informationen zu bevorstehendem Einmarsch

Nach neuerlichen US-amerikanischen Warnungen vor einer möglichen russischen Invasion der Ukraine in der kommenden Woche hat sich Kiew verwundert gezeigt. “Falls Sie oder jemand anderes zusätzliche Informationen über einen 100-prozentigen Einmarsch am 16. (Februar) haben, dann geben Sie uns bitte diese Information”, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag Journalisten. Kiew sei sich dessen bewusst, dass es Risiken gebe.

Dennoch würde es im öffentlichen Raum zu viele Berichte über einen großen Krieg Russlands gegen die Ukraine geben. Kiew sei zwar auf alles vorbereitet. Doch: “Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Land”, richtete Selenskyj sich auf Englisch an westliche Journalisten. All diese Informationen würden nur Panik schüren und der Ukraine nicht helfen.

Am Vortag hatten verschärfte Warnungen aus Washington vor einem möglichen russischen Angriff auf die Ukraine international Unruhe ausgelöst. Wie zuvor bereits zahlreiche andere westliche Staaten forderte auch die Bundesregierung am Samstag Deutsche auf, das Land zu verlassen. Der Kreml weist Einmarschpläne regelmäßig von sich und spricht von “Kriegshysterie”. In der Ukraine wurde bislang weder mobil gemacht, noch der Kriegszustand ausgerufen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Land". (Quelle: imago images/Alexey Vitvitsky)Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: “Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Land”. (Quelle: Alexey Vitvitsky/imago images)

Macron warnt Putin vor militärischer Eskalation 

Frankreichs Präsident sprach zuletzt regelmäßig mit Putin. Nun hat er den russischen Staatschef vor einer militärischen Eskalation gewarnt. Ein solches Vorgehen sei nicht mit einem aufrichtigen Dialog vereinbar. Lesen Sie hier mehr dazu.

Geheimdienstausschuss-Vorsitzender: Russischer Angriff plausibel

Der Vorsitzende des Geheimdienst-Kontrollgremiums des Bundestags, Roderich Kiesewetter, nimmt die Warnungen der USA über einen möglichen bevorstehenden Angriff Russlands auf die Ukraine ernst. “Ich halte die US-Nachrichtendiensthinweise leider für plausibel”, sagte der CDU-Abgeordnete dem “Handelsblatt”. Er verwies auf Russlands am Donnerstag begonnenes Militärmanöver mit Belarus, in dessen Zuge Russland zusätzliche 30 000 Soldaten sowie Kampfflugzeuge in die Nähe der Ukraine sowie Landungsboote ans Schwarze Meer verlegt habe.

“Aus militärischer und geostrategischer Sicht hat Russland ein Zeitfenster bis zum geplanten Ende des Manövers am 20. Februar, aber auch danach, um militärisch in die Ukraine einzugreifen oder bestimmte aus Putins Sicht geostrategisch wichtige Teile wie die Region Mariupol zu besetzen”, sagte Kiesewetter. Entscheidend sei jetzt, ob die Eskalation durch “glaubwürdige Abschreckung” und “kluge Diplomatie” verhindert werden könne.

Airline KLM setzt Flüge in die Ukraine bis auf Weiteres aus

Die niederländische Fluggesellschaft KLM setzt ihre Flüge in die Ukraine bis auf Weiteres aus. Dies teilte die Airline am Samstag mit, nachdem die Regierung in Den Haag zuvor eine Reisewarnung veröffentlicht hatte. “Der nächste Flug in die Hauptstadt Kiew war für heute Abend geplant, wird aber nicht stattfinden”, erklärte KLM. 

Moskau: Russisches Kriegsschiff vertreibt US-U-Boot nahe Kurilen

Ein russisches Kriegsschiff hat nach Angaben aus Moskau nahe den Kurilen ein US-U-Boot vertrieben. Der Zerstörer “Marschall Schaposchnikow” habe in russischen Gewässern ein US-Unterseeboot aufgespürt, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag. Nachdem das U-Boot Aufforderungen zum Beidrehen ignoriert habe, habe der russische Zerstörer “angemessene Maßnahmen ergriffen”, hieß es ohne nähere Erläuterungen.

Die USA haben die Darstellung Russlands über den Zwischenfall mit zurückgewiesen. Ein Sprecher der US-Marine für den indo-pazifischen Raum teilte am Samstag (Ortszeit) auf dpa-Anfrage mit: “Die russischen Behauptungen, dass wir in ihren Hoheitsgewässern operieren, sind nicht wahr.” Er werde sich nicht zum genauen Standort von US-Booten äußern, “aber wir fliegen, segeln und operieren sicher in internationalen Gewässern”, betonte der Sprecher.

Mützenich: Jede Minute zur Deeskalation nutzen

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat die Bundesregierung dazu aufgerufen, weiter für eine Deeskalation im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einzutreten. “Wir hoffen, dass jede Minute, jede Stunde, jeder Tag genutzt werden kann”, sagte er am Samstag in Berlin. Es sei wichtig, die Temperatur herunterzudrehen – diese Worte wolle er auch an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) richten. “Wir wollen, dass Europa nicht nur in diesen Tagen, sondern in Zukunft auch in Frieden zusammenleben kann”, betonte Mützenich. Dafür werde insbesondere auch die SPD einen wirksamen und nachhaltigen Beitrag liefern.

Rolf Mützenich: Der SPD-Fraktionsvorsitzende ruft dazu auf, die Lage in der Ukraine so lange wie möglich weiter zu deeskalieren.  (Quelle: imago images/Florian Gärtner)Rolf Mützenich: Der SPD-Fraktionsvorsitzende ruft dazu auf, die Lage in der Ukraine so lange wie möglich weiter zu deeskalieren. (Quelle: Florian Gärtner/imago images)

Die US-Regierung warnt vor einer möglichen Invasion Russlands in die Ukraine noch vor Ende nächster Woche. US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin wollten noch am Samstag telefonieren. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte, Deutschland arbeite mit seinen Partnern weiter mit aller Kraft daran, auf diplomatischem Wege eine Lösung für den Konflikt zu finden. Für Montag ist ein Besuch von Scholz in der Ukraine geplant. Am Dienstag will er in Moskau mit Putin zusammentreffen.

Russland: USA ermutigen Kiew zu gewaltsamen Vorgehen

Russland hat den USA vorgeworfen, mit Warnungen vor einer russischen Aggression im Ukraine-Konflikt die Kriegsgefahr selbst zu erhöhen. Die “Propaganda-Kampagne” der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten verfolge “provokative Ziele”, teilte Moskau nach einem Telefonat von Außenminister Sergej Lawrow und seinem US-Kollegen Antony Blinken am Samstag mit. Kiew werde zu “einer Sabotage der Minsker Vereinbarungen und schädlichen Versuchen einer militärischen Lösung des “Donbass-Problems ermutigt”, hieß es.

 Sergej Lawrow: Der russische Außenminister macht den USA Vorwürfe. (Quelle: imago images/ITAR-Tass) Sergej Lawrow: Der russische Außenminister macht den USA Vorwürfe. (Quelle: ITAR-Tass/imago images)

Moskau wirft Kiew immer wieder vor, seine Verpflichtungen aus dem 2015 im belarussischen Minsk beschlossenen Friedensplan für die Ostukraine nicht zu erfüllen. Anders als der Westen sieht Russland eine Kriegsgefahr zudem eher von ukrainischer Seite und befürchtet, dass diese versuchen könnte, die abtrünnigen Gebiete in Luhansk und Donzek mit Gewalt zurückzuholen.

US-Militär zieht Mitglieder der Nationalgarde aus Ukraine ab

Angesichts der zugespitzten Lage im Ukraine-Konflikt zieht das US-Militär Kräfte aus dem Land ab, die zu Trainingszwecken dort im Einsatz waren. Das US-Verteidigungsministerium teilte am Samstag in Washington mit, 160 Mitglieder der Nationalgarde aus dem US-Bundesstaat Florida würden als Vorsichtsmaßnahme aus der Ukraine an einen anderen Standort in Europa verlegt. Sie seien seit November in der Ukraine gewesen, um dortige Streitkräfte zu beraten. Das Pentagon versicherte, ihre Verlegung ändere nichts an der Entschlossenheit der USA, die ukrainischen Streitkräfte zu unterstützen.

Amerikanische Soldaten (Archivbild): Die USA ziehen Mitglieder der Nationalgarde aus der Ukraine ab. (Quelle: imago images/Taylor Slater)Amerikanische Soldaten (Archivbild): Die USA ziehen Mitglieder der Nationalgarde aus der Ukraine ab. (Quelle: Taylor Slater/imago images)

Das Pentagon teilte außerdem mit, Verteidigungsminister Lloyd Austin habe am Samstag mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu telefoniert und mit ihm über den Truppenaufbau Russlands an der Grenze zur Ukraine gesprochen. Auch US-Außenminister Antony Blinken sprach am Samstag per Telefon mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin wollten an diesem Samstag ebenfalls telefonieren.

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