Krise | Angela Merkel soll vermitteln: Vorschlag von Linken-Chef Bartsch

Die USA warnen, Russland könnte die Ukraine bald angreifen. Der ukrainische Präsident ruft die Bevölkerung zur Einigkeit auf. Und: Linken-Chef Dietmar Barsch bringt Altkanzlerin Merkel ins Spiel. Alle Infos im Newsblog.

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Russland hat an der Grenze zur Ukraine mehr als 120.000 Soldaten zusammengezogen, das osteuropäische Land und der Westen fürchten eine Invasion. Der Kreml weist diesen Vorwurf zurück, stellt aber umfangreiche Forderungen an die Nato-Staaten. Die westlichen Länder drohen mit weitreichenden Sanktionen, sollten russische Truppen in die Ukraine einmarschieren. 
 

Linke schlägt Angela Merkel als Vermittlerin vor

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch hat Altkanzlerin Angela Merkel als Vermittlerin im Ukraine-Konflikt vorgeschlagen. “Sie hat die Autorität bei beiden Konfliktparteien, die nötig ist, um die Situation zu beruhigen”, sagte Bartsch den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag). Die Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) habe nicht die Vermittlerrolle, die seine Vorgängerin Merkel (CDU) als Bundeskanzlerin insbesondere beim Minsker Abkommen 2015 inne gehabt habe. “Die Bundesregierung wäre gut beraten, gemeinsam mit Frankreich Merkel als mögliche Friedensvermittlerin zwischen Russland und der Ukraine vorzuschlagen.”

Merkel und der damalige französische Präsident François Hollande hatten 2015 in der belarussischen Hauptstadt bei den Verhandlungen zu einem Friedensplan für den Osten der Ukraine vermittelt. Teile der ukrainischen Regionen entlang der russischen Grenze werden seit fast acht Jahren von prorussischen Separatisten kontrolliert. Kiew und Moskau werfen sich gegenseitig Verstöße gegen das Abkommen vor. Angesichts des Aufmarschs Zehntausender russischer Soldaten an der Grenze zur Ukraine wird befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in das Nachbarland plant. Moskau bestreitet das seit Wochen vehement.

Angela Merkel und Wladimir Putin: Könnte die Altkanzlerin im Ukraine-Konflikt erfolgreich ermitteln. (Quelle: Alexei Nikolsky/Russian Presidential Press/ TASS/imago)

Amerikaner sollen Belarus verlassen

Die USA fordern alle Amerikaner zur Ausreise aus Belarus auf. “Amerikanische Staatsbürger sollten Belarus wegen der Verstärkung der russischen Truppen an der Grenze zur Ukraine sofort verlassen”, erklärt das US-Außenministerium.

USA ziehen weitere finanzielle Hilfen an die Ukraine in Betracht

Die USA ziehen eine Kreditgarantie in Höhe einer Milliarde Dollar (880 Millionen Euro) an die Ukraine im Konflikt mit Russland in Erwägung. Die stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte am Montag, dass die Kreditgarantie “etwas ist, das wir als Teil der zusätzlichen makroökonomischen Unterstützung in Betracht ziehen”. Ziel sei, “der ukrainischen Wirtschaft unter dem Druck der militärischen Aufrüstung Russlands zu helfen”.

Eine solche Garantie würde es der ukrainischen Regierung deutlich leichter machen, sich an den internationalen Finanzmärkten Kredite zu besorgen. Der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, unterrichtete am Montag führende Vertreter des Kongresses über den Plan, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle berichtet. Neben wirtschaftlicher und humanitärer Hilfe haben die USA der Ukraine im vergangenen Jahr 650 Millionen Dollar an Militärhilfe zur Verfügung gestellt.

Litauen fordert Anpassung der Nato-Strategie in Osteuropa

Angesichts der russischen Manöver in Belarus dringt Litauen auf eine Änderung der Nato-Strategie für die östlichen Grenzen des Bündnisses. “Die Präsenz Russlands in Belarus bedeutet praktisch, dass sich die baltischen Staaten aus Moskauer Sicht leichter vom Gebiet der Nato abtrennen lassen und dass die Allianz weniger Zeit hat, auf Angriffe aus Russland zu reagieren”, sagt Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis der Zeitung “Welt” vor dem Treffen der Nato-Verteidigungsminister am Mittwoch in Brüssel. 

Die Nato müsse die neue Entwicklung russischer Truppen in Belarus stärker ins Visier nehmen und ihre Abschreckungsstrategie zügig anpassen. “Wir sehen jetzt eine neue Phase der russischen Aggression: Eine neue militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und Belarus, die darauf schließen lässt, dass beide Armeen heute praktisch vereint sind und ein einheitliches Kommando aus Moskau erhalten.” Russland verhalte sich extrem kriegerisch.

“Alles, was wir sehen, spricht für einen Angriff auf die Ukraine.” Aus praktischer Sicht sei jetzt militärisch alles vorhanden, was dazu nötig ist. “Die Vorbereitungen für einen Krieg sind abgeschlossen. Soldaten, militärische Ausrüstung, Unterstützungstruppen, Kommandoeinheiten – alles ist da. Und Sie können sich vorstellen, dass es ziemlich teurer ist, so eine Armee einsatzbereit zu halten an der Grenze eines anderen Landes. Das passiert nicht einfach so.”

Handwerk erwartet Lieferengpässe bei Russland-Sanktionen

Das Handwerk rechnet mit Lieferengpässen und Preissteigerungen, falls es zu Sanktionen gegen Russland kommt. “Sollte Russland in Folge einer Sanktionsspirale seine Exporte einfrieren, könnte es bei einzelnen Rohstoffen zu Engpässen kommen, vor allem bei Metallen. Am Ende der Ketten ist dann auch das Handwerk betroffen”, sagt Nordrhein-Westfalens Handwerks-Präsident Andreas Ehlert der Zeitung “Rheinische Post”. Noch gravierender seien steigende Preise und Versorgungsrisiken im Energiebereich, falls Russland seine Gas- und Öllieferungen zurückfahre. “Hier drohen in einer ohnehin angespannten Lage weitere Kostensteigerungen.” Rund 300 Handwerksbetriebe aus NRW sind laut Handwerk.NRW im Russlandgeschäft aktiv.

Nato erwägt Truppen für Südosteuropa

Bei dem anstehenden Treffen in dieser Woche zum Ukraine-Konflikt werden Insidern zufolge die Nato-Staaten über Pläne einer Entsendung von vier Kampfgruppen nach Bulgarien, Rumänien sowie möglicherweise in die Slowakei und nach Ungarn beraten. Die Gefechtsverbände würden jeweils rund 1.000 Soldaten umfassen, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Diplomaten der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ukraine ist kein Nato-Mitglied und das Bündnis ist vertraglich nicht verpflichtet, sie zu verteidigen. Jegliche Stationierung würde den Sicherheitsforderungen der Regierung in Moskau zuwiderlaufen, wonach die Allianz ihre Truppen aus Osteuropa abziehen soll.

Ukraines Präsident: Mittwoch wird Tag der Einheit statt des Überfalls

Vor dem Hintergrund von US-Warnungen vor einem möglichen Einmarsch russischer Truppen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den 16. Februar per Dekret zum Tag der Einheit erklärt. “Uns wird gesagt, dass der 16. Februar der Tag des Überfalls werde, wir machen ihn zum Tag der Einheit”, sagte das Staatsoberhaupt in einem Video. Die Ukrainer sollen an diesem Mittwoch im ganzen Land Flaggen hissen und um 10.00 Uhr Ortszeit die Hymne singen. “Zeigen wir der ganzen Welt unsere Einigkeit”, sagte der 44-Jährige.

In seiner Rede wies Selenskyj erneut russische Vorwürfe zurück, Vorbereitungen auf eine Offensive gegen die abtrünnigen Gebiete Luhansk und Donezk in der Ostukraine zu treffen. “Der Donbass und die Krim werden ausschließlich auf diplomatischem Weg zur Ukraine zurückkehren”, betonte der Präsident. Russland hatte die Schwarzmeer-Halbinsel 2014 annektiert und danach auch die moskaufreundlichen Separatisten in der Ostukraine unterstützt.

Österreichs Außenminister kritisiert Abzug von Diplomaten aus Kiew

Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg hat den Abzug von Botschaftspersonal aus der Ukraine aus Furcht vor einer russischen Invasion kritisiert. “Ich halte es für ein fragwürdiges Zeichen gegenüber den Menschen in der Ukraine, wenn man frühzeitig seine eigenen Diplomaten rausholt”, sagte der ÖVP-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er habe entschieden, “dass die Mitarbeiter der österreichischen Botschaft genau in dieser volatilen Phase dort bleiben müssen, so lange es nur irgendwie vertretbar ist”.

Schallenberg äußerte zugleich Erwartungen an die Moskau-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag. “Wir sind offen für ernsthafte Gespräche mit Moskau, signalisieren aber auch ganz klar, welche massiven politischen und wirtschaftlichen Kosten auf Russland zukommen würden, wenn es eine weitere militärische Aggression gegenüber der Ukraine geben wird”, sagte er. “Ich bin überzeugt, dass Bundeskanzler Scholz dieser gemeinsamen europäischen Position in Moskau weiter Gewicht verleihen wird.”

Der österreichische Außenminister stellte sich hinter die deutsche Position, Waffenlieferungen in die Ukraine abzulehnen. “Für Österreich kommen Waffenlieferungen überhaupt nicht infrage”, sagte er. Europa solle sich nicht kleiner machen, als es sei. “Es ist die Europäische Union, die wirtschaftlich die engsten Verbindungen mit Russland hat – und damit auch die größten Einflussmöglichkeiten.”

Bericht: FBI warnt vor russischen Cyberattacken

Das amerikanische FBI und das Department of Homeland Security warnten nach Angaben der Webseite “Yahoo” am Montag, sich auf potenzielle russische Cyberangriffe im Zusammenhang mit einer möglichen Invasion der Ukraine vorzubereiten.

Während einer Telefonkonferenz am Montagnachmittag sollen Cyberkrieg-Spezialisten Regierungsbehörden aufgefordert haben, nach Anzeichen russischer Aktivitäten in ihren Netzwerken Ausschau zu halten. Dabei sollen selbst kleinste Anomalien und verdächtiger Datenverkehr gemeldet werden.

Biden und Johnson sprechen über Ukraine-Konflikt

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts hat US-Präsident Joe Biden mit dem britischen Premierminister Boris Johnson telefoniert. Biden und Johnson hätten dabei am Montag “die fortgesetzte enge Abstimmung zwischen den Verbündeten und Partnern” unterstrichen, teilte das Weiße Haus mit. Dabei sei es auch um die Bereitschaft gegangen, “Russland schwerwiegende Konsequenzen aufzuerlegen, sollte es sich für eine weitere militärische Eskalation entscheiden”.

Die britische Regierung teilte mit, die beiden Politiker hätten auch die Notwendigkeit für europäische Länder bekräftigt, “ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern”. Ein solcher Schritt würde “den Kern der strategischen Interessen Russlands” härter als jede andere Maßnahme treffen.

USA ziehen Botschaftsgeschäfte aus Kiew ab

Die USA halten einen baldigen russischen Angriff auf die Ukraine für möglich. Nun verlegen sie ihre Botschaftsgeschäfte von der Hauptstadt Kiew nach Lwiw nahe der polnischen Grenze. Mehr dazu lesen Sie hier. 

FDP fordert “klare Botschaft” von Scholz bei Moskau-Besuch

Der designierte Generalsekretär der FDP, Bijan Djir-Sarai, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, bei seiner am Dienstag geplanten Moskau-Reise eine “klare Botschaft” zu senden. “Deutschland steht an der Seite der Ukraine. Die Prinzipien des Völkerrechts und der europäischen Friedensordnung sind nicht verhandelbar”, sagte Djir-Sarai am Montag. “Ich erwarte von dem Bundeskanzler, dass er Präsident (Wladimir) Putin unmissverständlich klarmacht, dass der Irrweg Russlands in die Isolation führt.”

Scholz müsse dabei auch Nord Stream 2 und das mögliche Aus der Pipeline bei einer weiteren Eskalation Russlands beim Namen nennen, forderte Djir-Sarai. “Präsident Putin muss verstehen, dass der Preis enorm hoch wäre, sollte er die Lage weiter verschärfen. Zugleich muss deutlich gemacht werden, dass ein diplomatischer Ausweg aus der Gefahrenlage möglich ist, wenn Moskau jetzt von weiteren Aggressionen gegenüber der Ukraine Abstand nimmt und seine Truppen an der Grenze reduziert”, sagte er.

USA: Russland verstärkt Truppen an ukrainischer Grenze

Russland hat nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums weitere Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. “Er fügt weiterhin Kräfte an der Grenze zur Ukraine und in Belarus hinzu, sogar jetzt über das Wochenende”, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Montag im Nachrichtensender CNN über den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Inzwischen seien “deutlich” über 100.000 Soldaten mobilisiert.

Wichtig sei aber nicht nur die Zahl der Soldaten, sondern die Summe der militärischen Fähigkeiten an der Grenze zur Ukraine, sagte Kirby. Putin verfüge unter anderem über Panzerfahrzeuge, Infanterie, Spezialeinheiten, Luftstreitkräfte, Raketenabwehr und Cyber-Fähigkeiten.

Erste Verstärkungskräfte in Litauen eingetroffen

Zur Stärkung der Nato-Ostflanke im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt sind die ersten zusätzlichen Bundeswehrsoldaten in Litauen eingetroffen. Sie landeten mit einem Flugzeug der Luftwaffe in Kaunas, wie das Bundesverteidigungsministerium mitteilte. Insgesamt will die Bundeswehr 350 weitere Soldaten und etwa hundert Militärfahrzeuge nach Litauen entsenden. Bisher sind rund 550 deutsche Soldaten in der früheren Sowjetrepublik stationiert.

Fahrzeuge der Bundeswehr verlassen die Hindenburg-Kaserne Richtung Litauen: Deutschland entsendet rund 350 Soladaten nach Litauen. (Quelle: dpa/Philipp Schulze)Fahrzeuge der Bundeswehr verlassen die Hindenburg-Kaserne Richtung Litauen: Deutschland entsendet rund 350 Soladaten nach Litauen. (Quelle: Philipp Schulze/dpa)

Die Verstärkung der sogenannten Enhanced Forward Presence (EFP) der Nato in Litauen sei ein “klares Zeichen der Solidarität mit unseren Verbündeten und Freunden”, erklärte das Bundesverteidigungsministerium. Der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anusauskas sprach von einer wichtigen Entscheidung, welche “die Solidarität, die Einheit und das Engagement der Nato für die kollektive Verteidigung unter Beweis stellt”.

Lawrow sieht Erfolgschancen für Verhandlungen mit dem Westen

Inmitten der starken Spannungen im Ukraine-Konflikt hat der russische Außenminister Sergej Lawrow Hoffnungen auf eine Einigung mit dem Westen geäußert und sich für eine Fortsetzung der Verhandlungen ausgesprochen. In einem offensichtlich genau orchestrierten Treffen mit Präsident Wladimir Putin sagte Lawrow am Montag im Moskau zu den Erfolgsaussichten der Gespräche mit dem Westen: “Als Chef des Außenministeriums muss ich sagen, dass es immer eine Chance gibt.”

In dem vom Fernsehen übertragenen Treffen fragte Putin seinen Außenamtschef: “Gibt es eine Chance, mit unseren Partnern eine Einigung in wichtigen Punkten zu erlangen oder ist dies ein Versuch, uns in einen endlosen Verhandlungsprozess zu ziehen?” Daraufhin sagte Lawrow unter anderem: “Unsere Möglichkeiten sind bei weitem noch nicht erschöpft.”

Verteidigungsminister Sergej Schoigu teilte Putin seinerseits mit, dass einige der umstrittenen Militärmanöver der russischen Armee im eigenen Land sowie in Belarus ihrem Ende zugingen. “Einige der Manöver gehen zu Ende, einige werden in naher Zukunft beendet werden. Andere dauern noch an.”

Kanzler Scholz droht Russland erneut mit Sanktionen

Wie lässt sich eine russische Invasion noch verhindern? Der Bundeskanzler suchte im Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten nach Lösungen. Beim gemeinsamen Statement ging es auch um Sanktionen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Lafontaine: Der Westen muss “Putin-Versteher” werden

Der frühere Mitgründer und Vorsitzende der Linkspartei, Oskar Lafontaine, hat in der Ukraine-Krise dem Westen “Lügen” vorgeworfen und mehr Verständnis für Russlands Staatschef Wladimir Putin gefordert. “Der Westen muss zum Putinversteher werden, sonst gibt es keinen Frieden”, sagte Lafontaine der Deutschen Presse-Agentur in Saarbrücken. “Der Westen muss lernen, dass man dem Gegenüber dieselben Rechte einräumen muss, die man für sich selbst in Anspruch nimmt.”

Oskar Lafontaine: "Der Westen muss zum Putinversteher werden, sonst gibt es keinen Frieden", sagte der Politiker. (Quelle: imago images/BeckerBredel)Oskar Lafontaine: “Der Westen muss zum Putinversteher werden, sonst gibt es keinen Frieden”, sagte der Politiker. (Quelle: BeckerBredel/imago images)

“Die ganze Politik der westlichen Staaten – natürlich unter Führung der USA, die machen die Politik, niemand anderes – beruht auf Lügen”, so Lafontaine weiter. Die USA als “mit Abstand stärkste militärische Macht” hätten mit dem Anspruch, die Welt zu beherrschen, Russland und China “eingekreist”: “Und hier besteht natürlich die Gefahr, weil Russland und China imperiale Mächte sind, die nach ähnlichen Gesetzen operieren”, sagte der Politiker. Die Antwort Deutschlands und Europas müsse sein, “eine eigenständige Außenpolitik zu machen und sich nicht in die Auseinandersetzungen dieser drei imperialen Mächte einbeziehen zu lassen”.

Klingbeil: Scholz wird deeskalieren

SPD-Chef Lars Klingbeil hält eine Deeskalation der Lage in der Ukraine-Krise durch die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Kiew und Moskau für möglich. Er sei optimistisch, dass Scholz dazu beitragen könne, “dass diese militärische Eskalation in der Mitte Europas abgewandt wird”, sagte Klingbeil am Montag in dem Podcast “heute wichtig” von “Stern”, “RTL” und “ntv”. Wirkungsvolle Sanktionen gegen Moskau seien möglich.

Lars Klingbeil: Der SPD-Chef sieht gute Chancen, für eine Deeskalation in der Ukraine-Krise durch Kanzler Scholz. (Quelle: imago images/Björn Trotzki)Lars Klingbeil: Der SPD-Chef sieht gute Chancen, für eine Deeskalation in der Ukraine-Krise durch Kanzler Scholz. (Quelle: Björn Trotzki/imago images)

EU will Gazprom genauer überprüfen

Die EU-Wettbewerbshüter werden sich vor dem Hintergrund der Gaspreisexplosion einem Insider zufolge voraussichtlich die europäischen Geschäfte des russischen Gasriesen Gazprom genauer anschauen. Die EU-Kommission werde wohl ihre Nachforschungen intensivieren, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Die EU-Kommission wollte sich dazu nicht äußern. Gazprom reagierte nicht auf die Bitte um Stellungnahme.

Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte im vergangenen Monat berichtet, sie habe Gasunternehmen, darunter Gazprom, wegen der knappen Lieferungen um Auskünfte ersucht. Russland hat Vorwürfe zurückgewiesen, es halte zusätzliche Mengen zurück, die die Gaspreise senken könnten. Russland komme all seinen Lieferverpflichtungen nach. Gazprom hatte erklärt, wenn gewünscht, könne sogar mehr Gas als vereinbart geliefert werden. 

Kanzler ist in Kiew eingetroffen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist am Montag in der Ukraine eingetroffen, um im Konflikt mit Russland zu vermitteln. Sein Flugzeug landete am Mittag auf dem Flughafen der ukrainischen Hauptstadt Kiew, wo er in Kürze mit Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammenkommen sollte.

Scholz hatte angesichts des massiven russischen Truppenaufmarschs an den Grenzen der Ukraine am Sonntag vor einer “sehr, sehr ernsten Bedrohung des Friedens in Europa” gewarnt. Ein Vertreter der Bundesregierung sprach mit Blick auf US-Angaben, ein Angriff könne schon in den kommenden Tagen erfolgen, von einer “sehr kritischen” und “sehr gefährlichen” Lage.

70 Bundeswehrsoldaten in Litauen gelandet

Auf dem litauischen Militärflughafen Kaunas sind 70 Bundeswehrsoldaten gelandet, die die Nato-Einheiten in dem baltischen Land unterstützen sollen. Voraussichtlich sollen insgesamt 360 deutsche Soldaten eingesetzt werden.

Mützenich: Russische Sicherheitsbedenken anerkennen

Vor dem Besuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz in Kiew hat der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich die russischen Sicherheitsbedenken auch auf “große Fehler” der US-Regierung unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush zurückgeführt. Er nannte dabei neben der “Invasion im Irak” namentlich “Verwerfungen hier in Europa” und den “Abschied von Rüstungskontrolle”.

“Alles das sind Dinge, die auch Russland verunsichern”, sagte Mützenich am Montag im ARD-“Morgenmagazin”. “Ich teile gewisse Bedenken nicht, aber ich kann sie durchaus nachvollziehen.” Man müsse öffentlich anerkennen, “dass auch Russland berechtigte Sicherheitsinteressen” habe. “Das hat nichts mit der Ukraine zu tun”, sondern “mit den USA, dem Wegfall von Rüstungsabkommen”.

FDP spricht sich für Panzerlieferungen aus

Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat sich vor dem Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Ukraine für die Lieferung gepanzerter Fahrzeuge zur Bergung Verletzter ausgesprochen. “Schwere Waffen, da bin ich strikt dagegen”, sagte sie am Montag im Deutschlandfunk. “Es geht darum, dass man die Ukraine unterstützen könnte, zum Beispiel in dem man ihnen mittelschwere gepanzerte Fahrzeuge liefert.” Gerade im Krieg in der Ostukraine seien viele Verletzte gestorben, weil sie nicht schnell genug hätten geborgen und versorgt werden können.

“Wir hätten die Möglichkeit, ihnen Fahrzeuge zu überlassen, um eben eine Rettungskette sicherzustellen oder die Logistik sicherzustellen. Das wäre eine Möglichkeit, die der Kanzler der Ukraine auch anbieten könnte”, sagte Strack-Zimmermann. Die Bundeswehr hat sie demnach auch verfügbar. “Wir haben diese besagten Fahrzeuge aus Afghanistan zurückgeholt, die sind also bereit.”

Griechenland fordert Bürger zur Ausreise auf

Griechenland fordert seine Bürgerinnen und Bürger auf, nicht in die Ukraine zu reisen. Wer bereits dort sei, solle das Land umgehend verlassen, erklärt das Außenministerium im Athen. Ähnliche Warnungen haben bereits andere Länder erteilt, darunter die USA. Am Wochenende forderte auch das Auswärtige Amt in Berlin dazu auf, die Ukraine möglichst zu verlassen, und warnte vor Reisen dorthin.

Selenskij lädt Biden in die Ukraine ein

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lädt US-Präsident Joe Biden zu einem baldigen Besuch in seinem Heimatland ein. Selenskij habe Biden in einem Telefonat gesagt, ein solcher Besuch könne für die Stabilisierung der derzeitigen Lage wichtig sein und zur Deeskalation beitragen, teilt Selenskijs Büro mit. 

Das Weiße Haus äußerte sich dazu zunächst nicht. Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf ukrainische Quellen, Biden habe die Idee nicht positiv aufgenommen.

Joe Biden: Der US-Präsident hat am Wochenende mit seinen Amtskollegen in Kiew und in Moskau gesprochen. (Quelle: dpa/Uncredited/The White House/AP)Joe Biden: Der US-Präsident hat am Wochenende mit seinen Amtskollegen in Kiew und in Moskau gesprochen. (Quelle: Uncredited/The White House/AP/dpa)

Großbritannien: Stehen zu jeder Nato-Entscheidung

Großbritannien würde nach Regierungsangaben jede Entscheidung der Ukraine bezüglich eines Nato-Beitrittes unterstützen. “Wenn die Ukraine entscheidet, dass sie anbietet, kein Nato-Mitglied zu werden, unterstützen wir das”, sagt Junior-Verteidigungsminister James Heappey dem Sender Sky. “Das müssen die Ukrainer entscheiden.” Das gelte auch dafür, dass die Ukraine bei ihrer Position bleibe und Nato-Mitglied werden wolle.

Außenministerin Baerbock setzt in Ukraine-Krise weiter auf Diplomatie

Außenministerin Annalena Baerbock setzt zur Entschärfung der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine weiter auf Diplomatie. Vor Reisen von Bundeskanzler Olaf Scholz in die Ukraine und nach Russland sprach die Grünen-Politikerin am Sonntagabend in den ARD-“Tagesthemen” von einer “absolut brenzligen Situation”. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, “dass eine kriegerische Auseinandersetzung schon beschlossene Sache ist”.

Die Ministerin betonte, das Angebot zu Gesprächen, “um für Frieden in Europa gemeinsam zu sorgen”, gelte jederzeit. Der Kanzler werde auf seinen Reisen unterstreichen: “Wir wollen gemeinsam mit euch, mit euch Russland, darüber sprechen, dass wir in friedlicher Nachbarschaft miteinander leben.”

Großbritannien: Russland könnte jeden Moment eine Invasion planen

Auch Großbritannien warnt vor einem möglicherweise unmittelbar bevorstehenden russischen Einmarsch in die Ukraine. Die Krise habe einen kritischen Punkt erreicht, sagt ein Regierungssprecher. “Alle uns vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass Russland jeden Moment eine Invasion der Ukraine planen könnte.” Es gebe aber immer noch ein Zeitfenster für Deeskalation und Diplomatie.

Großbritannien arbeite gleichwohl gemeinsam mit den Verbündeten an einem Paket aus Militär- und Wirtschaftshilfe für die Ukraine. Details würden in den kommenden Tagen bekannt gegeben.

Kanada zieht Militärpersonal aus der Ukraine ab

Kanada hat sein in der Ukraine stationiertes Militärpersonal vorübergehend abgezogen. Es sei in ein anderes europäisches Land gebracht worden, teilt das Verteidigungsministerium mit, ohne Details zu nennen. Grund sei die Sorge, dass sich Russland auf einen Einmarsch in die Ukraine vorbereite. Kanada hat seit 2015 etwa 200 Soldaten zu Ausbildungszwecken in der Westukraine stationiert.

Ukrainischer Botschafter fordert 12.000 deutsche Panzerabwehrraketen

Vor dem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew hat der ukrainische Botschafter in Berlin die Forderung nach schweren Waffen aus Deutschland erneuert. Bei “Bild”-TV verlangte Andrij Melnyk am Sonntag die sofortige Lieferung von 12.000 Panzerabwehrraketen, um eine mögliche russische Bodenoffensive gegen die Ukraine abwehren zu können. “Die Lage ist schon dramatisch”, sagte er. “Worauf wir jetzt heute gefasst sein müssen, ist das schlimmste Szenario.”

Die Bundesregierung lehnt die Lieferung tödlicher Waffen an die Ukraine ab. Sie prüft allerdings, Rüstungsgütern unterhalb dieser Schwelle zur Verfügung zu stellen. Auf einer Wunschliste der ukrainischen Botschaft vom 3. Februar stehen eine Reihe Rüstungsgüter, die eindeutig keine tödlichen Waffen sind. Dazu gehören elektronische Ortungssysteme, Minenräumgeräte, Schutzanzüge, digitale Funkgeräte, Radarstationen oder Nachtsichtgeräte. Panzerabwehrraketen stehen auf dieser Wunschliste nicht.

Bundesregierung hält Lage für “extrem gefährlich”

Vor den Reisen von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kiew und Moskau hat die Bundesregierung die Lage in der Ukraine-Krise als “extrem gefährlich” eingeschätzt. Das “sehr besorgniserregende Gesamtbild” werde die Gespräche mit den Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin am Montag und Dienstag maßgeblich prägen, hieß es am Sonntag aus Regierungskreisen.

Ziel der beiden Antrittsbesuche sei es, den Gesprächsfaden mit Russland über eine Deeskalation aufrecht zu erhalten. Man wolle für einen Dialog über Forderungen beider Seiten eintreten. “Zu solchen Gesprächen sind wir nicht nur bereit, sondern die fordern wir auch aktiv ein.”

In den deutschen Regierungskreisen wollte man trotzdem nicht davon reden, dass die Reise des Kanzlers der letzte Versuch einer Deeskalation sei. Es werde auch danach sicherlich noch weitere, andere Gespräche geben. “Es ist keine Lage, in der wir sagen würden, jetzt ist die Stunde Resignation, sondern im Gegenteil”, hieß es. Gerade weil die Lage so kritisch sei, glaube Kanzler Scholz, in diese Gespräche gehen zu müssen, um einen Beitrag zur Entschärfung zu leisten.

Ukraine stellt 520 Millionen Euro für Luftverkehr-Garantien bereit

Die Ukraine will mehr als 16,6 Milliarden Hrywnja (520 Millionen Euro) bereitstellen, um in der aktuellen Krise den Flugverkehr in ihrem Luftraum zu gewährleisten. Das teilte die Regierung am Sonntagabend nach einer außerordentlichen Sitzung mit.

Zuvor musste am Sonntag ein ukrainischer Flug vom Flughafen Funchal auf Madeira auf dem Weg nach Kiew in der Republik Moldau landen. Die betroffene Fluglinie SkyUp teilte zur Begründung per Facebook mit, das ausländische Leasingunternehmen für das Flugzeug habe aufgrund der US-Kriegswarnungen den Flug in den ukrainischen Luftraum verboten. Das ukrainische Infrastrukturministerium sprach von Schwierigkeiten wegen “Schwankungen auf dem Versicherungsmarkt”.

Die niederländische Fluggesellschaft KLM hatte am Samstag ihre Flugverbindungen mit der Ukraine eingestellt. Die Entscheidung sei aufgrund einer “umfassenden Analyse der Sicherheitslage” getroffen worden, hieß es. Die Lufthansa teilte am Sonntag auf Anfrage mit, dass sie die Lage in der Ukraine “sehr genau” beobachte. “Eine Einstellung des Flugverkehrs wird geprüft, zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dazu aber keine Entscheidung.”

Bundesregierung prüft weitere Rüstungshilfen für die Ukraine

Vor der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Kiew stellt die Bundesregierung der Ukraine weitere Rüstungshilfe in Aussicht – unterhalb der Schwelle tödlicher Waffen. Auf der von der Ukraine vorgelegten Wunschliste für militärische Ausrüstung sei “das eine oder andere (…), was man sich genauer anschauen kann”, hieß es am Sonntag aus deutschen Regierungskreisen. Das werde nun geprüft.

Olaf Scholz: Am Montag wird der Bundeskanzler zu einem Besuch in Kiew erwartet. (Quelle: imago images/phototek)Olaf Scholz: Am Montag wird der Bundeskanzler zu einem Besuch in Kiew erwartet. (Quelle: phototek/imago images)

Auf einer Wunschliste der ukrainischen Botschaft vom 3. Februar stehen eine Reihe Rüstungsgüter, die eindeutig keine tödlichen Waffen sind. Dazu gehören elektronische Ortungssysteme, Minenräumgeräte, Schutzanzüge, digitale Funkgeräte, Radarstationen oder Nachtsichtgeräte.

Es gehe dabei neben der politischen Entscheidung auch um die tatsächliche Verfügbarkeit dieses Materials, das von der Bundeswehr auch selbst gebraucht werde. Beim Antrittsbesuch des Kanzlers am Montag in Kiew sei noch keine Zusage zu erwarten.

Passagiermaschine mit Ziel Kiew darf nicht in ukrainischen Luftraum fliegen

Inmitten der sich zuspitzenden Ukraine-Krise ist ein aus Portugal kommendes Passagierflugzeug mit dem Ziel Kiew daran gehindert worden, in den ukrainischen Luftraum zu fliegen. Wie die ukrainische Billig-Airline Skyup am Sonntag mitteilte, entzog die Eigentümerin des Flugzeugs, eine irische Leasinggesellschaft, der Besatzung in letzter Minute die Erlaubnis, in den ukrainischen Luftraum zu fliegen. Die Maschine habe deshalb außerplanmäßig in Moldau landen müssen.

“Trotz der Bemühungen der Airline und der Bereitschaft der ukrainischen Regierung, mit der Leasinggesellschaft zu sprechen” habe der Eigentümer des Flugzeugs die Genehmigung zum Einflug in den ukrainischen Luftraum “kategorisch abgelehnt”, erklärte Skyup. Man arbeite nun an Transfermöglichkeiten für die 175 in Chisinau gestrandeten Passagiere des Flugs 175.

Der Vorfall ereignete sich einen Tag, nachdem die niederländische Fluggesellschaft KLM wegen der Ukraine-Krise eine Aussetzung ihrer Ukraine-Flüge verkündet hatte. Erwartet wird, dass auch andere westliche Fluggesellschaften ihre Flüge in die Ukraine bald einstellen – auch, weil die Versicherungskosten für solche Flüge angesichts der Krise weiter steigen dürften. Hinzu kommt die Erinnerung an den Abschuss des Malaysia-Airlines-Fluges MH17 über der Ostukraine im Jahr 2014, bei dem 298 Menschen getötet wurden.

Unterdessen hat die Regierung in Kiew angekündigt, den ukrainischen Luftraum offen halten zu wollen. “Der Luftraum über der Ukraine bleibt offen und der Staat arbeitet daran, Risiken für Fluggesellschaften auszuschließen”, erklärte das Infrastruktur-Ministerium nach einer Krisensitzung am Sonntag. Kiew befürchtet, dass die Ukraine aufgrund des Konflikts vom internationalen Flugverkehr abgeschnitten werden könnte.

Eine Boeing-Maschine von SkyUp: Schmerzhafte Erinnerungen an den MH17-Abschuss über der Ukraine.  (Quelle: imago images/ ITAR-TASS)Eine Boeing-Maschine von SkyUp: Schmerzhafte Erinnerungen an den MH17-Abschuss über der Ukraine. (Quelle: ITAR-TASS/imago images)

Britischer Verteidigungsminister zieht Nazi-Vergleich

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat die diplomatischen Bemühungen des Westens im aktuellen Konflikt mit Russland mit der Appeasement-Politik gegenüber Nazi-Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg verglichen. Es sei zwar nicht sicher, dass Russland in die Ukraine einmarschiere, sagte Wallace der Zeitung “Sunday Times”. Im Westen liege aber “ein Hauch von München” in der Luft.

Mit der Formulierung nahm Wallace Bezug auf das Münchener Abkommen von 1938, mit dem die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete in der Tschechoslowakei an Nazi-Deutschland festgelegt wurde. Insbesondere Großbritannien hoffte damals, mit Zugeständnissen an Adolf Hitler einen Krieg in Europa abwenden zu können. Heute wird das Münchener Abkommen als Symbol einer gescheiterten Appeasement-Politik gesehen.

Wallace warnte, dass ein russischer Einmarsch in die Ukraine “jederzeit” erfolgen könne. Einigen westlichen Ländern warf er vor, nicht genügend Härte gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu zeigen.

“Das Besorgniserregende ist, dass trotz des massiven Ausmaßes an verstärkter Diplomatie die (russische) Truppenmobilisierung weitergeht”, sagte Wallace. “Sie wird nicht unterbrochen, sie geht weiter.”

Biden warnt Putin in Telefonat vor Ukraine-Invasion

US-Präsident Joe Biden hat Russlands Staatschef Wladimir Putin in einem Telefonat eindringlich vor einem Einmarsch in die Ukraine gewarnt. Das Weiße Haus teilte am Samstag nach dem Gespräch mit, Biden habe betont, eine Invasion würde “großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern”.

Die Folge wäre eine entschlossene Reaktion der USA und ihrer Verbündeten, was schwere Konsequenzen für Moskau hätte. Biden habe erneut klar gemacht, die USA seien weiter bereit zu diplomatischen Gesprächen, aber “ebenso auf andere Szenarien vorbereitet”.

Wladimir Putin (l) und Joe Biden (r): Bei einem Telefonat sprachen sie über die Ukraine-Krise. (Quelle: imago images/Itar-Tass)Wladimir Putin (l) und Joe Biden (r): Bei einem Telefonat sprachen sie über die Ukraine-Krise. (Quelle: Itar-Tass/imago images)

Putin beklagte in dem Gespräch fehlenden Druck des Westens auf die Ukraine. “Er (Putin) hat angemerkt, dass vonseiten westlicher Staaten nicht der gebührende Druck ausgeübt wird, damit Kiew seine Verpflichtungen erfüllt”, sagte der außenpolitische Berater Putins, Juri Uschakow, am Samstagabend der Staatsagentur Tass zufolge. Bei den US-Warnungen vor einem möglicherweise bevorstehenden Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine handele es sich um “Hysterie”, so Uschakow. Dennoch sei das Gespräch “ziemlich ausgewogen und sachlich” gewesen.

Biden habe “eine Reihe von Überlegungen” dargestellt, die aus US-Sicht russische Sorgen über die Sicherheit in Europa berücksichtigten, sagte Uschakow. Putin habe zugesichert, diese Ausführungen zu prüfen. Zugleich sei bereits deutlich geworden, dass zentrale russische Forderungen damit nicht erfüllt würden.

US-Präsident Biden: In einem Telefonat mit dem russischen Machthaber Putin betonte Biden, eine Invasion würde "großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern". (Quelle: dpa/Uncredited/The White House/AP/)US-Präsident Biden: In einem Telefonat mit dem russischen Machthaber Putin betonte Biden, eine Invasion würde “großes menschliches Leid verursachen und das Ansehen Russlands schmälern”. (Quelle: Uncredited/The White House/AP//dpa)

Kiew hat keine Informationen zu bevorstehendem Einmarsch

Nach neuerlichen US-amerikanischen Warnungen vor einer möglichen russischen Invasion der Ukraine in der kommenden Woche hat sich Kiew verwundert gezeigt. “Falls Sie oder jemand anderes zusätzliche Informationen über einen 100-prozentigen Einmarsch am 16. (Februar) haben, dann geben Sie uns bitte diese Information”, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstag Journalisten. Kiew sei sich dessen bewusst, dass es Risiken gebe.

Dennoch würde es im öffentlichen Raum zu viele Berichte über einen großen Krieg Russlands gegen die Ukraine geben. Kiew sei zwar auf alles vorbereitet. Doch: “Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Land”, richtete Selenskyj sich auf Englisch an westliche Journalisten. All diese Informationen würden nur Panik schüren und der Ukraine nicht helfen.

Am Vortag hatten verschärfte Warnungen aus Washington vor einem möglichen russischen Angriff auf die Ukraine international Unruhe ausgelöst. Wie zuvor bereits zahlreiche andere westliche Staaten forderte auch die Bundesregierung am Samstag Deutsche auf, das Land zu verlassen. Der Kreml weist Einmarschpläne regelmäßig von sich und spricht von “Kriegshysterie”. In der Ukraine wurde bislang weder mobil gemacht, noch der Kriegszustand ausgerufen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: "Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Land". (Quelle: imago images/Alexey Vitvitsky)Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj: “Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Land”. (Quelle: Alexey Vitvitsky/imago images)

Macron warnt Putin vor militärischer Eskalation 

Frankreichs Präsident sprach zuletzt regelmäßig mit Putin. Nun hat er den russischen Staatschef vor einer militärischen Eskalation gewarnt. Ein solches Vorgehen sei nicht mit einem aufrichtigen Dialog vereinbar. Lesen Sie hier mehr dazu.

Geheimdienstausschuss-Vorsitzender: Russischer Angriff plausibel

Der Vorsitzende des Geheimdienst-Kontrollgremiums des Bundestags, Roderich Kiesewetter, nimmt die Warnungen der USA über einen möglichen bevorstehenden Angriff Russlands auf die Ukraine ernst. “Ich halte die US-Nachrichtendiensthinweise leider für plausibel”, sagte der CDU-Abgeordnete dem “Handelsblatt”. Er verwies auf Russlands am Donnerstag begonnenes Militärmanöver mit Belarus, in dessen Zuge Russland zusätzliche 30 000 Soldaten sowie Kampfflugzeuge in die Nähe der Ukraine sowie Landungsboote ans Schwarze Meer verlegt habe.

“Aus militärischer und geostrategischer Sicht hat Russland ein Zeitfenster bis zum geplanten Ende des Manövers am 20. Februar, aber auch danach, um militärisch in die Ukraine einzugreifen oder bestimmte aus Putins Sicht geostrategisch wichtige Teile wie die Region Mariupol zu besetzen”, sagte Kiesewetter. Entscheidend sei jetzt, ob die Eskalation durch “glaubwürdige Abschreckung” und “kluge Diplomatie” verhindert werden könne.

Airline KLM setzt Flüge in die Ukraine bis auf Weiteres aus

Die niederländische Fluggesellschaft KLM setzt ihre Flüge in die Ukraine bis auf Weiteres aus. Dies teilte die Airline am Samstag mit, nachdem die Regierung in Den Haag zuvor eine Reisewarnung veröffentlicht hatte. “Der nächste Flug in die Hauptstadt Kiew war für heute Abend geplant, wird aber nicht stattfinden”, erklärte KLM. 

Moskau: Russisches Kriegsschiff vertreibt US-U-Boot nahe Kurilen

Ein russisches Kriegsschiff hat nach Angaben aus Moskau nahe den Kurilen ein US-U-Boot vertrieben. Der Zerstörer “Marschall Schaposchnikow” habe in russischen Gewässern ein US-Unterseeboot aufgespürt, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Samstag. Nachdem das U-Boot Aufforderungen zum Beidrehen ignoriert habe, habe der russische Zerstörer “angemessene Maßnahmen ergriffen”, hieß es ohne nähere Erläuterungen.

Die USA haben die Darstellung Russlands über den Zwischenfall mit zurückgewiesen. Ein Sprecher der US-Marine für den indo-pazifischen Raum teilte am Samstag (Ortszeit) auf dpa-Anfrage mit: “Die russischen Behauptungen, dass wir in ihren Hoheitsgewässern operieren, sind nicht wahr.” Er werde sich nicht zum genauen Standort von US-Booten äußern, “aber wir fliegen, segeln und operieren sicher in internationalen Gewässern”, betonte der Sprecher.

Mützenich: Jede Minute zur Deeskalation nutzen

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat die Bundesregierung dazu aufgerufen, weiter für eine Deeskalation im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einzutreten. “Wir hoffen, dass jede Minute, jede Stunde, jeder Tag genutzt werden kann”, sagte er am Samstag in Berlin. Es sei wichtig, die Temperatur herunterzudrehen – diese Worte wolle er auch an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) richten. “Wir wollen, dass Europa nicht nur in diesen Tagen, sondern in Zukunft auch in Frieden zusammenleben kann”, betonte Mützenich. Dafür werde insbesondere auch die SPD einen wirksamen und nachhaltigen Beitrag liefern.

Rolf Mützenich: Der SPD-Fraktionsvorsitzende ruft dazu auf, die Lage in der Ukraine so lange wie möglich weiter zu deeskalieren.  (Quelle: imago images/Florian Gärtner)Rolf Mützenich: Der SPD-Fraktionsvorsitzende ruft dazu auf, die Lage in der Ukraine so lange wie möglich weiter zu deeskalieren. (Quelle: Florian Gärtner/imago images)

Die US-Regierung warnt vor einer möglichen Invasion Russlands in die Ukraine noch vor Ende nächster Woche. US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin wollten noch am Samstag telefonieren. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte, Deutschland arbeite mit seinen Partnern weiter mit aller Kraft daran, auf diplomatischem Wege eine Lösung für den Konflikt zu finden. Für Montag ist ein Besuch von Scholz in der Ukraine geplant. Am Dienstag will er in Moskau mit Putin zusammentreffen.

Russland: USA ermutigen Kiew zu gewaltsamen Vorgehen

Russland hat den USA vorgeworfen, mit Warnungen vor einer russischen Aggression im Ukraine-Konflikt die Kriegsgefahr selbst zu erhöhen. Die “Propaganda-Kampagne” der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten verfolge “provokative Ziele”, teilte Moskau nach einem Telefonat von Außenminister Sergej Lawrow und seinem US-Kollegen Antony Blinken am Samstag mit. Kiew werde zu “einer Sabotage der Minsker Vereinbarungen und schädlichen Versuchen einer militärischen Lösung des “Donbass-Problems ermutigt”, hieß es.

 Sergej Lawrow: Der russische Außenminister macht den USA Vorwürfe. (Quelle: imago images/ITAR-Tass) Sergej Lawrow: Der russische Außenminister macht den USA Vorwürfe. (Quelle: ITAR-Tass/imago images)

Moskau wirft Kiew immer wieder vor, seine Verpflichtungen aus dem 2015 im belarussischen Minsk beschlossenen Friedensplan für die Ostukraine nicht zu erfüllen. Anders als der Westen sieht Russland eine Kriegsgefahr zudem eher von ukrainischer Seite und befürchtet, dass diese versuchen könnte, die abtrünnigen Gebiete in Luhansk und Donzek mit Gewalt zurückzuholen.

US-Militär zieht Mitglieder der Nationalgarde aus Ukraine ab

Angesichts der zugespitzten Lage im Ukraine-Konflikt zieht das US-Militär Kräfte aus dem Land ab, die zu Trainingszwecken dort im Einsatz waren. Das US-Verteidigungsministerium teilte am Samstag in Washington mit, 160 Mitglieder der Nationalgarde aus dem US-Bundesstaat Florida würden als Vorsichtsmaßnahme aus der Ukraine an einen anderen Standort in Europa verlegt. Sie seien seit November in der Ukraine gewesen, um dortige Streitkräfte zu beraten. Das Pentagon versicherte, ihre Verlegung ändere nichts an der Entschlossenheit der USA, die ukrainischen Streitkräfte zu unterstützen.

Amerikanische Soldaten (Archivbild): Die USA ziehen Mitglieder der Nationalgarde aus der Ukraine ab. (Quelle: imago images/Taylor Slater)Amerikanische Soldaten (Archivbild): Die USA ziehen Mitglieder der Nationalgarde aus der Ukraine ab. (Quelle: Taylor Slater/imago images)

Das Pentagon teilte außerdem mit, Verteidigungsminister Lloyd Austin habe am Samstag mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu telefoniert und mit ihm über den Truppenaufbau Russlands an der Grenze zur Ukraine gesprochen. Auch US-Außenminister Antony Blinken sprach am Samstag per Telefon mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. US-Präsident Joe Biden und Russlands Staatschef Wladimir Putin wollten an diesem Samstag ebenfalls telefonieren.

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