Krebs-Diagnose: Wie Erkrankte den passenden Arzt finden und weitere Hilfe

Krebs kann jede und jeden treffen. Für viele Erkrankte ist die Diagnose ein Schock, auf den die Suche nach der passenden Behandlung folgt. Wie Erkrankte im Internet seriöse Informationen erkennen, was eine gute Arztpraxis auszeichnet und wo sie weitere Hilfe finden.

In Deutschland erkranken jährlich rund 480.000 Menschen an Krebs. Krebs ist eine unscheinbare Krankheit, die mit einem hartnäckigen Husten oder einem Knoten in der Brust beginnen kann. Bevor feststeht, dass es Krebs ist, welcher das Leiden verursacht, vergeht oft viel Zeit. Betroffene müssen oft zig Untersuchungen über sich ergehen lassen, bis die endgültige Diagnose Krebs steht. Doch wenn feststeht, dass es Krebs ist, ändert das für die meisten Menschen das Leben von einer auf die andere Sekunde. Zig negative Assoziationen ruft das K-Wort bei den meisten hervor. Der Schock nach einer solchen Diagnose sitzt tief. Und mit ihr tauchen plötzlich unendlich viele Fragen auf. Patient:innen sind in solchen Situationen sehr verletzlich und sollten ihren Ärzt:innen blind vertrauen können. Eine Recherche des stern zeigt aber, wie sich Investoren an Krebspatient:innen bereichern und wie Apotheker und Ärzt:innen in diesem Geflecht zu ihren Erfüllungsgehilfen werden.

Mit guten Informationen ausgestattet und den richtigen Fragen an der Hand, können sich Patient:innen gut auf Arztgespräche vorbereiten. Hier erfahren Sie, was bei der Wahl einer Klinik wichtig ist, wie man eine gute Arztpraxis erkennt und wie Patient:innen eine Zweitmeinung einholen können.

Welche Krebstherapien gibt es?

Krebs ist nicht gleich Krebs. Es gibt sehr viele verschiedene Tumorarten und Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf diese. Deshalb gibt es auch nicht die eine Krebstherapie. Dank der Fortschritte in Medizin und Forschung bedeutet die Krankheit nicht zwangsweise ein Todesurteil – auch wenn dies noch in vielen Köpfen verankert ist. Krebs ist ein Sammelbegriff für bösartige Tumorerkrankungen, die mehr oder weniger bedrohlich verlaufen können. Erkrankte benötigen immer einen auf sie persönlich zugeschnittenen Therapieplan.

Neben der relativ bekannten Chemotherapie werden häufig auch Bestrahlungen und Operationen eingesetzt. Daneben gibt es die Immuntherapie, die auf das körpereigene Immunsystem setzt, um den Krebs zu bekämpfen. Zielgerichtete Therapien wirken nur gegen Krebszellen mit bestimmten Eigenschaften. Welche Therapie oder welche Kombination von Therapien eingesetzt wird, hängt unter anderem von der Krebsart und dem Zeitpunkt der Diagnose ab.

Das bedeutet auch: Die Therapie von zwei Lungenkrebspatient:innen kann sich voneinander unterscheiden. Denn: Nicht nur verschiedene Krebsarten können sich voneinander unterscheiden, auch bei Lungenkrebs können manche Tumore schneller wachsen als andere, ein Patient spricht gut auf ein Medikament an, während die gleiche Therapie bei einer anderen Erkrankten nicht viel ausrichtet. Das bedeutet: Eine personalisierte, auf den einzelnen Erkrankten zugeschnittene Krebsmedizin ist extrem wichtig.

Wie können Patient:innen ein Gespräch mit Ärzt:innen gut vorbereiten?

Zunächst ist es wichtig, dass Krebspatient:innen eine vertraute Person zum Arztgespräch mitnehmen. Viele Informationen prasseln auf den oder die Erkrankte ein, die in der besonderen Situation oftmals nicht komplett verarbeitet werden können. Der Krebsinformationsdienst rät, sich alle Fragen vorher aufzuschreiben, damit keine vergessen wird. Auch während des Arztgesprächs sind Notizen hilfreich, wenn im Nachhinein noch Fragen auftauchen. Patient:innen sollten sich nicht davor scheuen, erneut nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Im Zweifelsfall sollten Patient:innen oder die Begleitperson darum bitten, dass eine Untersuchung oder ein Befund noch einmal verständlich erklärt wird.

Bei der Übersetzung von Fachbegriffen kann auch das Krebslexikon der Deutschen Krebsgesellschaft helfen. Der Krebsinformationsdienst bietet Checklisten mit Fragen an, die sich Krebspatient:innen unter anderem bei der Planung einer Therapie, vor einer Behandlung im Krankenhaus oder vor der Teilnahme an klinischen Studien stellen sollten.

Wie erkennen Betroffene und Angehörige gute Informationen im Internet?

Wer nach einer Krebsdiagnose Dr. Google um Rat fragt, wird von der Fülle der Informationen regelrecht erschlagen. Doch Vorsicht: Gesundheitsinformationen im Internet sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Um die Seriosität und Qualität einer Gesundheitsinformation einschätzen zu können, ist es wichtig, sich einige Fragen zu stellen:

  • Wer hat den Text verfasst?
  • Welche Qualifikationen hat diese Person?
  • Welches Ziel verfolgt die Webseite? Werden Produkte verkauft?
  • Welche Quellen wurden verwendet?
  • Basiert der Text auf einer persönlichen Meinung oder auf Fakten aus Studien oder anderen seriösen Quellen?
  • Wann wurden die Informationen erstellt? Wann wurde sie zuletzt aktualisiert?
  • Finde ich ähnliche Aussagen auch auf anderen Webseiten?
  • Hat die Seite ein Impressum?
  • Kann man den Anbieter bei Fragen oder Kritik kontaktieren?
  • Ist Werbung von Information zu unterscheiden?

Wird auf einer Webseite nur eine Meinung gesagt oder die Information bewirbt ein Produkt, sollten diesen Informationen nicht als seriös eingestuft werden und in jedem Fall bei einer weiteren Quelle nach Informationen gesucht werden. Gute Anlaufstellen für erste Informationen sind unter anderem die Deutsche Krebsgesellschaft, das Robert Koch-Institut und der Krebsinformationsdienst.

Wie finden Krebskranke den passenden Arzt oder die passende Ärztin?

In Deutschland dürfen Patient:innen ihren Arzt oder ihre Ärztin frei wählen. An einer Krebstherapie sind meist mehrere Fachärzt:innen beteiligt: darunter Radiolog:innen, Internist:innen, Chirurg:innen, Strahlentherapeut:innen, Nuklearmediziner:innen, Schmerztherapeut:innen, Patholog:innen und Labormediziner:innen. Aus verschiedenen Fachdisziplinen können sich Ärzt:innen auf Krebs spezialisieren: die Onkologie.

Je nach Krebsart und Schweregrad der Erkrankung kommt eine ambulante Behandlung in spezialisierten Praxen oder eine Behandlung in einer Klinik in Frage. Wer ambulant behandelt werden kann, sollte sich an Praxen wenden, die auf die Behandlung von der jeweiligen Krebsart spezialisiert sind. Bei der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung finden Patient:innen Informationen über die Spezialisierung von Mediziner:innen und zur Kassenzulassung. Die Krankenkassen können auf Anfrage auch Listen mit möglichen Praxen in der Region zusammenstellen. Beim Berufsverband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte für Hämatologie und Medizinische Onkologie finden Betroffene Hämatolog:innen und Onkolog:innen.

Woran lässt sich eine gute Arztpraxis erkennen?

Beim Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin findet sich eine Checkliste, anhand derer Patient:innen die Qualität einer Arztpraxis bewerten können. Die Praxis sollte  unter anderem für Patient:innen bei Fragen gut erreichbar sein, sie sollten respektvoll behandelt werden, ihre Anliegen sollten ernst genommen werden und sie sollten verständlich und neutral informiert werden. Negativ wäre zum Beispiel, wenn Ärzt:innen versuchen, Patient:innen unnötige Behandlungen aufzudrängen.

Was auch wichtig ist: Ärzt:innen sollten die Wünsche der Betroffenen ernst nehmen und professionell reagieren, wenn diese vor einer Behandlung oder einem Eingriff eine zweite Meinung einholen wollen. Patient:innen haben übrigens ein Recht auf Einsicht in ihre Patientenakte.

Wie wird die Behandlung koordiniert?

Da an der Krebsbehandlung meist mehrere Fachleute beteiligt sind, sollten Betroffene wissen, welche Praxis die Hauptverantwortung trägt, wer für sie Rezepte ausstellt, wie die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ärzt:innen und gegebenenfalls mit einer Klinik organisiert ist. Auch sollte geklärt werden, wer welche Unterlagen benötigt und wie Doppeluntersuchungen vermieden werden können, so der Krebsinformationsdienst. Auch muss für Krebskranke ersichtlich sein, wer für sie Ansprechpartner im Notfall ist und an wen sie sich mit kleineren gesundheitlichen Problemen wie einer Erkältung wenden können.

Was verschiedene Bezeichnungen im Klinikbereich bedeuten

Organzentren:

Sind auf eine Tumorart spezialisiert, z.B. Brustkrebs. Patient:innen können hier ambulant und stationär behandelt werden. Meist handelt es sich um eine Fachabteilung eines Krankenhauses.

Onkologische Zentren:

Diese Krankenhäuser sind auf mehrere Krebsarten spezialisiert – es gibt also mehrere Organzentren.

Onkologische Spitzenzentren (engl. “Comprehensive Cancer Center”):

Dies sind hochqualifizierte spezialisierte Zentren mit verschiedenen stationären Abteilungen und meist einer zentralen Ambulanz. Die CCCs betreiben intensive Krebsforschung und führen zahlreiche klinische Studien durch. Sie verfügen über eine hohe Expertise auch bei seltenen Krebserkrankungen.

Wie die richtige Klinik finden?

In Deutschland gibt es viele Krankenhäuser, die auf die Behandlung von Krebserkrankungen spezialisiert sind: Universitätskliniken, Landeskrankenhäuser, Kliniken kirchlicher und privater Träger. Kliniken können ihr Behandlungsangebot unabhängig überprüfen und zertifizieren lassen. Die meisten Zertifizierungen erfolgen in Deutschland im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft, wie der Krebsinformationsdienst mitteilt. Die Deutsche Krebsgesellschaft bietet eine Online-Suche nach spezialisierten und zertifizierten Kliniken nach Region und nach Tumorart an. Patient:innen können hier erfahren, wie die Kliniken an ihre Zertifizierung gekommen sind. Betroffene, die sich in einem Onkologischen Spitzenzentrum behandeln lassen wollen, finden auf der Netzwerkseite weitere Informationen zu den Zentren.

Patient:innen sollten auch ihre behandelnden Ärzt:innen nach Unterstützung bei der richtigen Klinikwahl fragen. Auch der Krebsinformationsdienst berät Patient:innen.

Eine Zweitmeinung einholen – was ist zu beachten?

Bei einer schweren Erkrankung und bei größeren Eingriffen ist es sinnvoll, eine Zweitmeinung einzuholen. Patient:innen zweifeln damit nicht die Expertise eines Arztes oder einer Ärztin an. Es ist ein legitimes Vorgehen, um eine informierte Entscheidung treffen zu können. Dies wird auch von den gesetzlichen Krankenkassen unterstützt. Nach Angaben der Verbraucherzentrale ermöglicht ein Drittel der Krankenkassen den Krebspatient:innen eine weitere Begutachtung durch Spezialist:innen. Je nach Krankenkasse kann das Verfahren zur Einholung einer Zweitmeinung unterschiedlich sein. Einige Krankenkassen kooperieren mit Online-Portalen, bei denen die medizinischen Unterlagen eingereicht und geprüft werden. Andere Krankenkassen vermitteln ihren Versicherten Termine bei Fachärzt:innen. Krebskranke sollten sich daher bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse erkundigen, wie diese mit Zweitmeinungen bei Krebserkrankungen umgeht.

Auch Onkologische Spitzenzentren können eine Anlaufstelle für eine Zweitmeinung sein. Das Comprehensive Cancer Center der Charité in Berlin bietet beispielsweise eine präzisionsonkologische Sprechstunde an, bei der die bisherige Krankheitsgeschichte geprüft und Erkrankte auch hinsichtlich etwaiger weiterer Therapien beraten werden. Auch behandelnde Ärzt:innen können Erkrankte an ein solches Onkologisches Spitzenzentrum weitervermitteln.

Wer eine Zweitmeinung bei einem anderen Ärzteteam einholen möchte, sollte zu diesem Termin alle bisherigen Untersuchungsergebnisse, Arztbriefe, Röntgenbilder, CT- und MRT-Aufnahmen und Laborbefunde mitbringen. Diese erhalten Patient:innen auf Nachfrage bei den behandelnden Ärzt:innen. Patient:innen sollten den behandelnden Arzt bzw. die behandelnde Ärztin darüber informieren, dass eine Zweitmeinung eingeholt wird, bevor Sie über das weitere Vorgehen entscheiden werden. Grundsätzlich können Patient:innen zu jeder Zeit ihrer Behandlung eine zweite Meinung einholen.

Was, wenn Krebserkrankte die Behandlung abbrechen möchten?

Unabhängig davon, welche Therapie Ärzt:innen vorschlagen, ist es eben genau dies: ein Vorschlag. Patient:innen haben das letzte Wort darüber, wie und ob sie behandelt werden wollen. In späteren Stadien einer Krebserkrankung können Therapien manchmal nur lebensverlängernd sein und nicht lebensrettend. Neben bekannten Krebstherapien, haben Erkrankte auch die Möglichkeit, sich nur noch palliativ behandeln zu lassen. Dabei werden Schmerzen und belastende Symptome behandelt, aber nicht mehr der Krebs an sich bekämpft. Eine Palliativbehandlung dient dazu, dass eine bestmögliche Lebensqualität erhalten bleibt.

Wo finden Krebserkrankte und Angehörige weitere Beratungsangebote?

Die Landeskrebsgesellschaften bieten medizinische, psychologische und soziale Beratung für Betroffene und Angehörige an. Die Beratung kann während des gesamten Krankheitsverlaufs in Anspruch genommen werden und ist kostenlos. Eine Patientenberatungsstelle kann auch Anlaufstelle bei Fragen zur Behandlung, Rehabilitation oder zu Patientenrechten sein.

Für Betroffene kann es hilfreich sein, sich mit anderen Erkrankten auszutauschen. Eine Übersicht mit Selbsthilfegruppen finden sie beim Krebsinformationsdienst. In Berlin gibt es eine Selbsthilfeorganisation für Betroffene und Angehörige, die neben Informationen über Krebs auch Yoga-Kurse oder Kochveranstaltungen anbietet. Einige Angebote gibt es auch online. Eine psychoonkologische Beratung kann Krebspatient:innen außerdem helfen, die psychische Belastung einer Krebsdiagnose und Erkrankung besser zu verarbeiten.

Quellen: Ratgeber Arzt/Patient Deutsche Krebsgesellschaft, Broschüre Krebserkrankungen vom Krebsinformationsdienst, Deutsche Krebshilfe Palliativmedizin, Krebstherapien, personalisierte Krebsmedizin, Uniklinik Augsburg Zweitmeinung, Charité Zweitmeinung, Verbraucherzentrale,RKI, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Unabhänige Patientenberatung, Deutsche Krebsgesellschaft Psychoonkologie

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