Fleischkonsum: Studie zeigt, welche Auswirkung er auf die Umwelt hat

CO2-Fußabdruck
Sind Fleischesser wirklich so große Umweltschweine? Neue Studie liefert handfeste Zahlen

Wer ist hier das (Umwelt-)Schwein – der Fleischfresser oder das Tier?

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Fleischesser haben es heutzutage nicht leicht. Ständig wird ihnen vorgeworfen, dass sie mit ihrem Konsum die Klimakrise befeuern. Aber stimmt das überhaupt? Ein Forscherteam aus Oxford will die Frage jetzt beantwortet haben.

Die Kritik an Fleischessern ist nicht neu, sie sollen mit ihren Ernährungsgewohnheiten einen kräftigen Beitrag am Untergang der Welt leisten. Die Fleischproduktion steht im Ruf, immense Treibhausgasemissionen zu verursachen und einen riesigen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Aber stimmt das so überhaupt? Und was bringt es tatsächlich, weniger Fleisch zu essen? Wissenschaftler:innen der Universität Oxford haben nun berechnet, welche Auswirkungen unser Fleischkonsum wirklich auf den Planeten hat. Die Studie wurde im Fachmagazin “Nature Food” veröffentlicht.

Laut dem Forscherteam handelt es sich bei der Untersuchung um die erste, welche die Auswirkungen der Ernährungsweise auf andere Umweltmaßnahmen insgesamt im Detail analysiert. Mehr als 55.000 Menschen wurden zu ihren Ernährungsgewohnheiten befragt, darunter Veganer, Vegetarier, Pescetarier und Fleischesser. Verknüpft wurden diese Daten dann mit Daten einer großen Analyse, die sich mit den Ökobilanzen von 38.000 landwirtschaftlichen Betrieben in 119 Ländern auseinandergesetzt hat. Daten wurden dabei unter anderem zu Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und potenziellen Biodiversitätsverlust gesammelt. Unterschiede in der Lebensmittelproduktion und -beschaffung, die bei der Überprüfung der Ökobilanzen festgestellt wurden, seien berücksichtigt worden.

Je mehr Fleisch, desto mehr Emissionen

Laut Studie erzeugt ein Mensch, der jeden Tag mehr als 100 Gramm Fleisch isst, täglich im Schnitt 10,24 Kilogramm Treibhausgase. Das ist beinahe das Doppelte von dem, was Menschen mit geringem Fleischkonsum, weniger als 50 Gramm am Tag, produzieren. Bei ihnen errechnete das Forscherteam 5,37 Kilogramm pro Tag. Bei den Menschen, die sich mit ihren Ernährungsgewohnheiten dazwischen bewegen, beläuft sich der durchschnittliche Wert auf 7,04. Pescetarier kommen auf 4,74, Vegetarier auf 4,16 und Veganer auf 2,47 Kilogramm Treibhausgasemissionen.

Der Bio-Äpfel hat einen durchschnittlichen CO2-Fußabdruck von 0,2 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilogramm, ein Kilogramm Ananas, das per Flugzeug nach Deutschland gekommen ist, von 15,1. Das Kilo Bio-Butter kommt auf einen Wert von 11,5, ein Kilo Rindfleisch liegt bei 21,7, und ein Kilogramm Tofu bei 1,0. Die Zahlen stammen aus einer Auflistung des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Zum Vergleich: 2021 machte der Verkehrssektor mit 148 Millionen Tonnen ausgestoßenem CO2 19,4 Prozent der Gesamtemissionen aus. Den Hauptanteil macht dabei mit 97 Prozent der Straßenverkehr aus. Der durchschnittliche CO2-Ausstoß eines Mittelklassewagen, der mit Benzin betrieben wird, liegt bei 25 Kilogramm pro 100 Kilometer im Stadtverkehr. Bei einem Diesel derselben Kategorie liegt der Ausstoß im Schnitt bei 21 Kilogramm.  

Treibhausgasemissionen von 746 Millionen Tonnen in Deutschland 2022

In Deutschland wurden im vergangenen Jahr nach Angaben des Umweltbundesamts weniger Treibhausgasemissionen erzeugt als im Jahr zuvor. Die Gesamt-Emissionen beliefen sich 2022 demnach auf 746 Millionen Tonnen, gegenüber 2021 ist das ein Rückgang um 1,9 Prozent. Allerdings war die Treibhausgasemissionen von 2020 auf 2021 um 4,5 Prozent gestiegen. Die Landwirtschaft hatte einen Anteil von 7,4 Prozent an den Gesamt-Emissionen und war mit mehr als 76 Prozent der größte Verursacher von Methan-Emissionen.* Davon sind 61,9 Prozent Methan-Emissionen, die, so das Umweltbundesamt, durch den Verdauungsvorgang von Wiederkäuern, wie Rindern oder Schafen, aus der Behandlung von Wirtschaftsdünger sowie durch Lagerungsprozesse von Gärresten aus nachwachsenden Rohstoffen der Biogasanlagen entstehen.

Ausgehend von den Studienergebnissen kommen die Wissenschaftler:innen aus Oxford zu dem Schluss, dass “trotz der beträchtlichen Unterschiede, die darauf zurückzuführen sind, wo und wie Lebensmittel produziert werden, […] der Zusammenhang zwischen Umweltauswirkungen und dem Verzehr von Lebensmitteln tierischer Herkunft eindeutig” sei. Die Daten sollten, so die Forschenden, dazu führen, dass der Fleischkonsum verringert wird.

Einwände hatte die britische Fleischindustrie. Nick Allen, CEO der British Meat Processors Association, bezeichnete den Bericht gegenüber der “BBC” als “frustrierend”, da “er nur die Emissionen aus der Viehzucht betrachtet. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass der Kohlenstoff in den Wiesen, Bäumen und Hecken [auf den Bauernhöfen] absorbiert wird. Würde man diese Summen berücksichtigen, ergäbe sich wahrscheinlich ein anderes Bild”, sagte er. Peter Scarborough, der die Oxforder Studie leitete, hielt dagegen. Studien hätten gezeigt, das die CO2-Aufnahme durch Grünland eben lediglich “eine bescheidene Wirkung” habe.

* Dieser Satz wurde nach Veröffentlichung ergänzt.

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