Dieses Anzeichen für Double Diabetes solltest du kennen

Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland leben mit Diabetes mellitus. Und es werden immer mehr: Pro Jahr kommen etwa 500.000 Erwachsene dazu, wie aus einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts hervorgeht. Meistens handelt es sich um Diabetes mellitus Typ 2, was sich mit Veränderungen im Lebensstil sowie Medikamenten gut behandeln lässt. Es gibt aber auch immer mehr Fälle von „Double Diabetes“, also doppelter Diabetes.

Was ist Double Diabetes? Doppelkrankheit auf dem Vormarsch

Dabei handelt es sich um eine gefährliche Kombination aus Diabetes Typ 1 und Typ 2. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit. Der Körper produziert dadurch deutlich zu wenig oder gar kein Insulin. Das Hormon ist normalerweise dafür zuständig, den Zucker, die Glukose, aus dem Blut in unsere Zellen zu schleusen. Fehlt es an Insulin, sammelt sich die Glukose und der Blutzuckerspiegel steigt an. Um dagegenzuhalten, müssen sich Typ-1-Diabetiker*innen regelmäßig Insulin spritzen, und zwar ihr Leben lang.

Bei Diabetes Typ 2 hat der Körper meistens ausreichend Insulin, kann es aber nicht richtig nutzen. Das Hormon verliert seine Wirkung. Was passiert also, wenn beide Diabetes-Arten aufeinandertreffen? „Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist Insulin lebensnotwendig. Kommt dazu jetzt noch Diabetes Typ 2, kann dieses überlebenswichtige Insulin nicht mehr richtig andocken. Das kann dramatische Folgen haben“, erklärt der Physiologe Othmar Moser von der Universität Bayreuth im Gespräch mit inFrranken.de.

Moser ist neben seiner Tätigkeit als Professor für Sportmedizin auch sportphysiologischer Leiter der Diabetes-Ambulanz an der Universitätsklinik Graz. Fälle von Double Diabetes sehe er dabei immer häufiger. Für Betroffene ist die Doppel-Erkrankung äußerst gefährlich und kann fatal enden. Denn wenn das Insulin bei Typ-1-Diabetiker*innen nicht mehr richtig wirkt, steigt der Blutzucker bis zur Stoffwechselentgleisung. Eine sogenannte Ketoazidose kann zu einem diabetischen Koma führen und ist lebensbedrohlich.

Double Diabetes behandeln: Das müssen Patienten beachten

Es ist daher besonders wichtig, dass Double Diabetes rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Die Anzeichen sind Moser zufolge aber recht eindeutig. „Das merkt man, wenn die Leute die drei, vier oder fünffache Menge an Insulin spritzen, aber das Gleiche essen wie immer“, so der Forscher. Als Therapie empfiehlt er Antidiabetika und Insulin – aber auch eine Umstellung des Lebensstils. Gezieltes körperliches Training, „quasi Bewegung auf Rezept“, sei nötig sowie eine spezielle Diät. In der Praxis hätten sich vor allem Intervallfasten oder eine fettarme Ernährung („low fat“) bewährt. Von einer „low carb“-Diät, das heißt wenig oder keine Kohlenhydrate, rät der Experte dagegen ab.

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„Es geht darum, den Körper wieder auf Insulin zu sensibilisieren“, sagt Moser. Diabetes Typ 2 kann dadurch in manchen Fällen bei kurzer Krankheitsdauer geheilt werden. In der Regel dauert das drei bis fünf Jahre. Es braucht jedoch eine lebenslange Umstellung, damit es nicht erneut zu Double Diabetes kommt. Typ 2 kann zwar auch erblich bedingt sein, häufiger liegt aber eine ungesunde Lebensweise zugrunde. Schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht – all das begünstigt eine Insulinresistenz.

Regelmäßiger Sport und eine bewusste Ernährung sind für Typ-1-Diabetiker*innen somit besonders wichtig. Eine dauerhafte Umstellung des eigenen Lebensstils ist jedoch oft leichter gesagt als getan. „Viele Leute ziehen es vor, Medikamente zu nehmen, statt sich zu bewegen, unabhängig davon, ob eine Erkrankung vorhanden ist oder nicht“, resümiert Moser.

Diabesity: Wieso Übergewicht oft zu Diabetes Typ 2 führt

Im Zuge dessen sieht der Wissenschaftler eine weitere Doppel-Erkrankung auf dem Vormarsch: Diabesity. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern für Diabetes und Adipositas („obesity“) zusammen. Übergewichtige Menschen haben laut dem nationalen Diabetesinformationsportal ein mehr als dreimal höheres Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Moser spricht von einem regelrechten „Teufelskreis“: Die Fettleibigkeit sorgt für eine systemische Inflammation, eine chronische Entzündung im Körper. Die Wirksamkeit des Insulins sinkt dadurch, gleichzeitig besteht aber ein erhöhter Energiebedarf. Die Leber produziert also mehr Zucker, was auf Dauer aber die Rezeptoren für Insulin „kaputt macht“. Das Ergebnis ist die Zuckerkrankheit.

Doch auch Diabesity kann mit gezielter sportlicher Aktivität und einer Ernährungsumstellung behandelt werden, wie Moser aus der Praxis weiß. „Es gab noch keine Patient*innen, für die wir nichts gefunden haben – selbst bei vielen schweren Begleiterkrankungen“, so der Diabetes-Experte. Inzwischen setzen die Behandelnden daher immer mehr auf individualisierte Therapien, die auf die Bedürfnisse der Patient*innen zugeschnitten sind.

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