Wahrgenommene Bedrohung durch Cyberangriffe erreicht Allzeithoch – Euractiv

Laut dem Munich Security Report 2024, der am Montag (12. Februar) im Vorfeld der Münchner Sicherheitskonferenz veröffentlicht wurde, sehen die G7-Staaten Cyberangriffe als zweitgrößtes Risiko für ihre Länder nach extremen Wetterereignissen.

Der Bericht erscheint jedes Jahr vor der Konferenz, fasst aktuelle sicherheitspolitische Themen zusammen und dient als Diskussionsgrundlage. In diesem Jahr zeigt der Bericht, dass das Risiko von Cyberangriffen das bisher höchste Niveau erreicht hat.

„Technologie war einst ein Treiber des Wirtschaftswachstums, aber auch der globalen Vernetzung. Heute ist es eine Schlüsselarena für den Wettbewerb zwischen Systemen.“ Das sagte Tobias Bunde, Direktor für Forschung und Politik der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), während einer Pressekonferenz.

Das Risiko von Cyberangriffen

Laut dem Munich Security Index (MSI) ist die wahrgenommene Bedrohung durch Cyberangriffe seit letztem Jahr um fünf Plätze gestiegen.

„Laut Risikoindex hat sich die Risikowahrnehmung in den letzten Jahren stark verändert. Themen sind in der Rangliste gestiegen und gefallen“, sagte Valentin Weber, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Geopolitik, Geoökonomie und Technologie der DGAP, gegenüber Euractiv.

Obwohl Cyber-Risiken neben Klimarisiken stets einen hohen Stellenwert haben, ist eine baldige Verbesserung der Situation unwahrscheinlich.

„Das liegt daran, dass es sich um systemische Risiken handelt, die voraussichtlich weiterhin Priorität haben werden. „Im Gegensatz zu anderen Risiken wie der Corona-Pandemie muss sich die Politik in den kommenden Jahren kontinuierlich mit Cyber-Risiken auseinandersetzen“, fügte Weber hinzu.

Allerdings sollten die Ergebnisse des Berichts auch vor dem Hintergrund der Berichterstattung betrachtet werden, so Jörn Müller-Quade, Leiter der Forschungsgruppe „Kryptographie und Sicherheit“ am KIT (Karlsruher Institut für Technologie) und Direktor am FZI ( Forschungszentrum für Informationstechnologie).

„Die Ergebnisse von Umfragen geben lediglich Aufschluss über die aktuelle Risikowahrnehmung der Bevölkerung und werden stark von den Themen beeinflusst, die aktuell in den Nachrichten sind“, erklärte Müller-Quade gegenüber Euractiv und erklärte, dass es in dem Zeitraum zu einem spektakulären Hack gekommen sei Vor der Befragung wäre das Risiko sicherlich höher eingeschätzt worden.

Wie europäische Länder neue Cybersicherheitsrahmen umsetzen

Die EU-Länder setzen die aktualisierte Netzwerk- und Informationssicherheitsrichtlinie (NIS2), die seit Januar in Kraft ist, mit unterschiedlichem Fortschritt um. Um einen Überblick über den Stand der Dinge zu geben, interviewte Euractiv Nicolas Sonder und Mailin von Knobelsdorff, PwC-Experten für Cybersicherheit.

Cyberrisiken für Deutschland

Obwohl der Cyberangriffsindex für Deutschland seit der letzten Umfrage leicht von 74 auf 70 gesunken ist, liegt das wahrgenommene Risiko von Cyberangriffen auf Deutschland immer noch an dritter Stelle aller 32 Risiken.

Der Index ergab außerdem, dass 74 % der deutschen Befragten Cyberangriffe als unmittelbare Gefahr einschätzten, was den höchsten Wert aller Bedrohungen darstellt.

Müller-Quade hielt die von den deutschen Befragten wahrgenommene Bedrohung durch Cyberangriffe für realistisch und wies darauf hin, dass viele Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, nicht gut auf Cyberrisiken vorbereitet seien.

Müller-Quade hält das IT-Sicherheitsgesetz 2.0 für einen wichtigen Schritt zur Sicherung kritischer Infrastrukturen, weist die Bundesregierung jedoch darauf hin, dass klare Leitlinien für die Industrie zur Festlegung von Standards zur Verbesserung der Cybersicherheit beitragen könnten.

„Auch andere Bereiche brauchen mehr Sicherheit. „Eine Verpflichtung zur Bereitstellung von Sicherheitsupdates wäre beispielsweise ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Müller-Quade.

Zukunftsausblick

Derzeit ist noch unklar, wie die Zukunft aussehen wird und wie sich neue Technologien wie KI auf die Anzahl und Schwere von Cyberangriffen auswirken werden.

„Angriffe mittels KI werden zum Beispiel sicher deutlich zunehmen, allerdings ist nicht ganz klar, welche Auswirkungen zu erwarten sind“, erklärte der KIT-Experte.

„Vor allem, weil Desinformation keine Maschinen hackt, sondern Menschen angreift“, fügte er hinzu.

[Edited by Alice Taylor]

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