Studie legt nahe, dass Masturbation psychischen Stress bei Frauen lindert

Eine kürzlich veröffentlichte Studie im Internationale Zeitschrift für sexuelle Gesundheit bietet Einblicke in die Beziehung zwischen Masturbation und psychischem Stress bei Frauen. Die Forschung ergab, dass Frauen, die unter einem höheren Grad an psychischem Stress leiden, eher zur Masturbation neigen, insbesondere zur Stimulation der Klitoris, um Stress abzubauen. Dies stellt das langjährige Stigma der weiblichen Masturbation in Frage und unterstreicht ihre potenziellen Vorteile für das psychische Wohlbefinden.

Masturbation ist in westlichen Gesellschaften ein weit verbreitetes Sexualverhalten unter Frauen. Trotz ihrer Verbreitung haben gesellschaftliche und religiöse Stigmata Frauen in der Vergangenheit davon abgehalten, ihre Sexualität zu erforschen, und Masturbation wurde oft als schädlich abgestempelt.

Frühere Studien haben gezeigt, dass sexuelle Erregung und Orgasmen die Stimmung verbessern und Stress regulieren können, was darauf schließen lässt, dass Masturbation als hilfreicher Bewältigungsmechanismus für psychische Belastungen dienen könnte. Die spezifischen Rollen der klitoralen und vaginalen Stimulation in diesem Zusammenhang waren jedoch noch nicht gründlich untersucht worden, was die Forscher dazu veranlasste, dies weiter zu untersuchen.

„Wir waren an diesem Thema interessiert, weil die Idee der Masturbation als Bewältigungsstrategie in der Forschung und im öffentlichen Diskurs an Bedeutung gewonnen hat“, sagte Studienautorin Fabienne SV Wehrli, Doktorandin an der Universität Zürich. „Dies ist insbesondere bei Frauen der Fall, die in der Vergangenheit Entmutigung, Stigmatisierung oder sogar Verbote in Bezug auf Masturbation erfahren haben. Wir waren fasziniert, mehr über den Zusammenhang zwischen Masturbation, psychischem Stress und Bewältigung bei Frauen zu erfahren.“

Für ihre Studie verwendeten die Forscher ein paralleles gemischtes Methodendesign, das sowohl quantitative als auch qualitative Daten integrierte, um die Beziehung zwischen Masturbation und psychischem Stress bei Frauen zu untersuchen. Die Studienstichprobe bestand aus 370 Frauen im Alter von 18 bis 56 Jahren, die in den letzten drei Monaten masturbiert hatten. Diese Teilnehmerinnen wurden über soziale Medien und Universitäts-Mailinglisten in der Schweiz rekrutiert.

Zu Beginn wurden die Teilnehmer gebeten, an einer anonymen Online-Umfrage teilzunehmen. Die Umfrage umfasste detaillierte soziodemografische Fragen, Messungen psychischer Belastungen und Fragen zu ihren Masturbationsgewohnheiten. Die psychische Belastung wurde mithilfe der Symptom-Checklist-27 (SCL-27) bewertet, einem gut validierten Tool, das verschiedene Symptome von Depressionen, Angstzuständen und anderen emotionalen Zuständen misst. Die Umfrage enthielt auch eine grafische Darstellung der weiblichen Geschlechtsorgane, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer ein gemeinsames Verständnis der in den Fragen verwendeten anatomischen Begriffe hatten.

Die Teilnehmerinnen wurden gebeten, die Stimulationsmethode anzugeben, die sie in den letzten drei Monaten hauptsächlich bei der Masturbation verwendet hatten. Sie konnten zwischen klitoraler Stimulation, vaginaler Stimulation, kombinierter klitoraler und vaginaler Stimulation, analer Stimulation oder anderen Stimulationsformen wählen. Anschließend gaben sie die Häufigkeit der Masturbation für die gewählte Stimulationsmethode an. Darüber hinaus enthielt die Umfrage eine offene Frage, in der die Teilnehmerinnen ihre Gefühle gegenüber der Masturbation beschreiben sollten, was qualitative Daten lieferte, die die quantitativen Ergebnisse ergänzten.

Die Forscher stellten fest, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen psychischem Stress und der Häufigkeit der Masturbation gibt, insbesondere der klitoralen Masturbation. Frauen, die unter einem höheren Grad an psychischem Stress leiden, insbesondere solche mit Symptomen im Zusammenhang mit Dysthymie (chronische Depression) und Misstrauen, gaben an, häufiger zu masturbieren. Dies deutet darauf hin, dass Masturbation und insbesondere die klitorale Stimulation in Stresssituationen als selbstberuhigendes Verhalten dient.

„Es war überraschend, dass mit der kombinierten klitoralen und vaginalen Stimulation kein erhöhter psychischer Stress einherging“, sagte Wehrli. „Weitere Studien sollten diese Zusammenhänge genauer untersuchen.“

Die qualitativen Daten untermauerten diese Ergebnisse. Viele Frauen berichteten von positiven Gefühlen im Zusammenhang mit Masturbation, wie Glück, Entspannung und Zufriedenheit. Einige Teilnehmerinnen erwähnten ausdrücklich, dass sie Masturbation als Bewältigungsstrategie gegen Stress, Schlafstörungen und sogar körperliche Schmerzen nutzen. Diese Frauen betrachteten Masturbation als eine Form von „Zeit für mich“ und Selbstfürsorge, die ihnen half, sich zu entspannen und sich besser zu fühlen.

Eine Minderheit der Teilnehmerinnen berichtete von negativen Gefühlen in Bezug auf Masturbation. Diese negativen Gefühle waren oft mit gesellschaftlicher Stigmatisierung oder persönlichem Unbehagen in Bezug auf diese Praxis verbunden. Einige Frauen äußerten Gefühle von Scham, Frustration oder Einsamkeit im Zusammenhang mit Masturbation. Trotz dieser negativen Gefühle deutete der Gesamttrend darauf hin, dass Masturbation überwiegend positiv gesehen und als nützlicher Bewältigungsmechanismus eingesetzt wurde.

„Die Ergebnisse zeigten, dass eine erhöhte psychische Belastung mit einer höheren Häufigkeit der klitoralen Masturbation korrelierte, höchstwahrscheinlich, weil Masturbation als Bewältigungsmechanismus fungieren, positive emotionale Zustände hervorrufen und als Form der Selbstfürsorge dienen könnte“, sagte Wehrli gegenüber PsyPost. „Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Masturbation als Form der Selbstfürsorge für die Gesundheitskompetenz von Vorteil sein könnte, insbesondere bei Frauen, die viel Stress erleben. Wir glauben, dass dieses Wissen Frauen dazu befähigen kann, das Potenzial der Klitoris für ihre psychische Gesundheit zu erkunden.“

Doch wie alle Studien hat auch diese Studie ihre Grenzen. Das Querschnittsdesign kann keine Kausalität herstellen, d. h. es ist unklar, ob Masturbation psychische Belastungen direkt verringert oder ob Frauen in Not eher masturbieren.

„Es ist wichtig zu beachten, dass unsere Ergebnisse streng korrelativ sind“, sagte Wehrli. „Zukünftige Forschung sollte Analysen durch tägliche Tagebuchstudien nutzen, die tiefere Einblicke in die kurz- und langfristigen Auswirkungen von Masturbation auf Schmerzen, Schlafqualität und das allgemeine psychische Wohlbefinden bieten könnten.“

Autoren der Studie „Exploring the Role of Masturbation as a Coping Strategy in Women“ sind Fabienne SV Wehrli, Guy J. Bodenmann, Joëlle Clemen und Katharina Weitkamp.

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