Sechs EU-Länder verurteilen die EU-Forststrategie der Kommission „nachdrücklich“ – EURACTIV.com

Forstminister von sechs EU-Ländern kritisierten die Forststrategie der Europäischen Kommission nach einem informellen Treffen in Wien diese Woche scharf und sagten, die Kommission habe das Subsidiaritätsprinzip nicht ausreichend respektiert. EURACTIV Deutschland berichtet.

In einer gemeinsamen Erklärung vom Dienstag (5. Oktober) beschwerten sich die Forstminister Deutschlands, Frankreichs, Finnlands, Schwedens, der Slowakei und Österreichs, die ein informelles zweitägiges Treffen in Wien abhielten, nicht über die Strategie.

Nach Angaben der sechs Länder habe die Kommission die Mitgliedstaaten nicht in die Vorbereitung der im Juli vorgelegten Forststrategie eingebunden und damit ihre „Kompetenzen (…) in der Forstwirtschaft im Sinne der Subsidiarität“ nicht ausreichend respektiert.

„Was wir (…) nicht brauchen, ist mehr Bürokratie aus Brüssel“, sagte Bundesforstministerin Julia Klöckner. „Wir lehnen daher eine Aufweichung des Subsidiaritätsprinzips in diesem Bereich klar ab“, fügte sie hinzu.

Die Minister forderten in ihrer Stellungnahme auch eine stärkere Einbindung der EU-Staaten in die EU-Forststrategie und eine bessere Anerkennung „breiter Kompetenzen in den Mitgliedsstaaten“.

EU-Forststrategie

In ihrer im Juli vorgelegten Forststrategie hat die Europäische Kommission die entscheidende Rolle der Wälder bei der Aufnahme von Kohlendioxid und der Erfüllung der EU-Klimaziele unterstrichen und Pläne zur Anpflanzung von 3 Milliarden Bäumen bis zum Ende des Jahrzehnts vorgelegt.

Wichtige Nachhaltigkeitskomponenten fehlen

Auch die „unausgewogene Berücksichtigung der drei Schlüsselkomponenten der Nachhaltigkeit“, nämlich der ökologischen, der ökonomischen und der sozialen Nachhaltigkeit, strebten die Länder an.

Österreich bekenne sich zwar zur Umsetzung des europäischen Grünen Deals, könne aber „nicht mehr zulassen, dass der Wald mehr nur als Kohlenstoffsenke betrachtet wird“, sagte die Initiatorin der Erklärung durch die gastgebende Forstministerin des Landes, Elisabeth Köstinger. „Das erfolgreiche Prinzip der nachhaltigen Waldbewirtschaftung umfasst eindeutig mehr“, fügte sie hinzu.

„Unsere Wälder bieten unserer Gesellschaft vielfältige Dienste und umfassen alle drei Aspekte der nachhaltigen Entwicklung: Umwelt, Wirtschaft und Soziales“, sagte der französische Landwirtschaftsminister Julien Denormandie.

Die Länder weisen in ihrer Erklärung auch auf die vielfältigen Funktionen hin, die Wälder für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung erfüllen. Dazu zählen beispielsweise Wälder als Erholungsgebiete, als alternative Rohstoffquelle, zum Schutz vor Naturgefahren wie Lawinen und „vor allem“ als „wichtiger Wirtschaftsfaktor“.

Kritik äußerten auch die europäischen Waldbesitzerverbände, die sich am Montag parallel zum Ministertreffen in Wien trafen. In einer ebenfalls an die Kommission gerichteten Erklärung lehnten die Verbände die Forststrategie des Blocks „deutlich ab“.

Laut Franz Titschenbacher, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Österreich, stellt die großflächige Stilllegung von Wäldern ein völliges Missverständnis des Klimaschutzes dar und lässt „uns die ambitionierten Klimaziele verfehlen. Für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und Rohstoffen sei eine „aktive, multifunktionale und nachhaltige Bewirtschaftung“ der Wälder unabdingbar.

„Holz ist ein wichtiger CO2-Speicher, der als schnell nachwachsender Rohstoff für die Klimawende benötigt wird“, erklärte der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, Georg Schirmbeck. Er forderte den Gesetzgeber auf, die Forststrategie anzupassen, um die Produktion und Nutzung des „regionalen nachwachsenden Rohstoffs Holz“ langfristig sicherzustellen.

Subsidiaritätsprinzip in keiner Weise verletzt

Aber laut Birte Cordts vom deutschen Umweltbundesamt NABU „sind die Wälder durch wirtschaftlich orientierte Zielsetzungen sehr stark betroffen“. Die Forstpolitik habe sich bisher eher auf wirtschaftliche als auf ökologische Aspekte konzentriert, sagte Cordts auch gegenüber EURACTIV Deutschland.

Der NABU widerspricht auch den sechs EU-Staaten, die sagen, die Kommission überschreite ihren Auftrag mit der Forststrategie. „Die EU hat ein starkes Mandat, Maßnahmen zum Schutz der Wälder zu ergreifen“, sagte Cordts und fügte hinzu, dass die Strategie in keiner Weise gegen das Subsidiaritätsprinzip verstoße.

Um ihre volle Wirksamkeit zu entfalten, müssen Maßnahmen zum Schutz und zur Überwachung von Alt- und Primärwäldern auf EU-Ebene umgesetzt werden, fügte sie hinzu.

In einem offenen Brief forderten der NABU und sechs weitere Umweltorganisationen Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf, sich für die Strategie hoher Umweltstandards und gegen die „teilweise sehr einseitige und rückwärtsgewandte Positionierung der Landwirtschaftsminister“ einzusetzen.

Deutschlands weitreichende Maßnahmen

Bundesforstminister Klöckner sagte bei einer Ratssitzung am Mittwoch, bei der die EU-Umweltminister über die Forststrategie diskutierten, Deutschland habe auf nationaler Ebene bereits weitreichende Maßnahmen zum Schutz der Wälder und zur Förderung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung ergriffen.

Deutschland fördert beispielsweise die Umstellung auf klimastabile und standortangepasste Mischwälder mit 1,5 Milliarden Euro.

Klöckner legte Anfang September eine nationale Waldstrategie bis 2050 vor, bekam aber von ihrer Regierung, insbesondere vom Umweltministerium, nicht die volle Rückendeckung.

EU sollte sich von finnischen Wäldern fernhalten

Die Forstwirtschaft sollte auf den lokalen Bedingungen und dem Know-how in jedem Mitgliedstaat basieren, sagte der Ministerausschuss für EU-Angelegenheiten der finnischen Regierung unter dem Vorsitz von Premierministerin Sanna Marin am Freitag und betonte, dass die Forstpolitik in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten gehöre …


source site

Leave a Reply