René Pollesch strebt einen „sicheren Raum“ an der Volksbühne in Berlin an

Pollesch, geboren in Friedberg, einer Kleinstadt vor den Toren Frankfurts, studierte Theater an der nahegelegenen Universität Gießen. In den 1980er Jahren galt diese Schule als theoretische Wiege des „postdramatischen Theaters“, einer selbstreflexiven und dekonstruktiven Herangehensweise an das Schreiben und Regieführen für die Bühne. Inspiriert von den Theorien Bertolt Brechts und von postmodernen Künstlern wie dem Regisseur Robert Wilson, dem Dramatiker Heiner Müller und dem Ensemble der Wooster Group, geht es dem postdramatischen Theater weniger um Handlung oder Texttreue, sondern darum, die Beziehung zwischen a Bühnenpräsentation und ihr Publikum.

Postdramatisches Theater ist oft dicht, schwierig und theoretisch, doch Polleschs Werk ist alles andere als. Das Fehlen erzählerischer oder konventioneller Charaktere mag die Erwartungen an das Theater durcheinanderbringen, aber seine Stücke fühlen sich selten stumpf oder dunkel an. Tatsächlich machen sie überraschend viel Spaß und sind druckvoll – und überschreiten selten 90 Minuten.

In Polleschs erster Station an der Volksbühne leitete er von 2001 bis 2007 deren kleinere, externe Spielstätte, den Prater. Außerdem inszenierte er Shows auf der Hauptbühne, wo seine Arbeit einen starken Kontrast zu Castorfs Produktionen bildete, deren düstere, anspruchsvolle Shows kann bis zu 12 Stunden dauern.

Seit Castorfs Sturz ist Pollesch eine feste Größe in einem anderen Berliner Schauspielhaus, dem Deutschen Theater, und hat auch auf großen Bühnen in Zürich und in Hamburg gearbeitet. Im vergangenen Jahr waren Berliner Kritiker und Publikum begeistert von einer Pollesch-Show, die im Friedrichstadt-Palast, einem Revuetheater mit 2.000 Sitzplätzen, unerwartet inszeniert wurde.

Doch die Antrittsarbeit des Regisseurs für die Volksbühne stößt auf andere Resonanz.

„Aufstieg und Fall eines Vorhangs“ entsprach kaum der großen Absichtserklärung, die viele erwartet hatten. Wenn es unverkennbar Pollesch war, fühlte es sich auch leicht an, als ob der Regisseur zu einer Zeit, in der er alle mit einer kühnen neuen Vision begeistern sollte, seinen alten Tricks gewachsen war. Der kritische Konsens war, dass der Autor müde Backstage-Geplapper für ein Publikum seiner eigenen Groupies schrieb.

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