Paris und Berlin drängen auf EU-Tech-Deal und „energische Reformen“ durch die nächste EU-Kommission – Euractiv

Vor den EU-Wahlen im Juni und der Neubesetzung der Europäischen Kommission wollen Frankreich und Deutschland mit einem gemeinsamen Papier die Agenda festlegen, in dem sie die Verabschiedung eines europäischen Technologieabkommens fordern und energische Reformen zur Reduzierung der bürokratischen Hürden.

Die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas ist ein zentrales Gesprächsthema in Brüssel und den Hauptstädten der einzelnen Länder. Jetzt haben die beiden größten Volkswirtschaften der Union ein gemeinsames Papier verabschiedet, in dem dargelegt wird, wie die nächste Europäische Kommission die Wachstumsaussichten der Union neu beleben soll.

Der am Mittwoch (23. Mai) vom Franzosen Bruno Le Maire und dem deutschen Vizekanzler Robert Habeck vorgelegte Bericht trägt den Titel „Wachstum in Europa ankurbeln – eine französisch-deutsche Initiative für die nächsten fünf Jahre“.

Das Papier wird von der deutschen Regierung noch nicht offiziell unterstützt, soll aber die Grundlage für die Spitzengespräche zwischen den beiden Regierungen vom 26. bis 28. Mai im malerischen Schloss Meseberg nördlich von Berlin bilden.

Die gemeinsame Position sei eine Reaktion auf den „Wendepunkt“, an dem sich Europa befinde, erklärte Kirsten Scholl, Leiterin der Abteilung für Europapolitik im deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Sie wies darauf hin, dass das Papier auf der zweiten Sorbonne-Rede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron im April basiere, in der er seine Vision für Europa darlegte.

Beide Länder sind sich in der Diagnose einig, dass Europa ein schwächelnder Titan mit enormem Potenzial sei, der durch eine übereifrige Bürokratie ausgebremst werde.

„Die Tatsache, dass sich die beiden größten Volkswirtschaften auf eine gemeinsame Diagnose einigen, ist der erste sehr wichtige Schritt“, sagte Malo Carton, stellvertretender Stabschef von Le Maire, der Presse.

Europa müsse „unnötige Verwaltungslasten ehrgeizig abbauen“ und „Verwaltungsverfahren und EU-Gelder energisch reformieren, vereinfachen und beschleunigen“, heißt es in dem gemeinsamen Papier. Ich greife ähnliche Aufrufe von Unternehmensgruppen auf.

Um diese „energischen“ Reformen in die Tat umzusetzen, forderten die beiden Ministerien die nächste Europäische Kommission auf, „in den kommenden Monaten einen ehrgeizigen Arbeitsplan zu verabschieden“.

Angesichts des vereinten wirtschaftlichen und politischen Gewichts Deutschlands und Frankreichs prägen ihre gemeinsamen Positionen die EU-Politik oft von grundlegender Bedeutung.

Ein neuer europäischer Tech-Deal

In Anlehnung an den Green Deal der derzeitigen Kommission schlagen die beiden Länder vor, dass die nächste Kommission einen „European Tech Deal“ einführt, um „die Digitalisierung branchenübergreifend zu beschleunigen und die Chancen der innovativsten Technologien zu nutzen“.

Für Paris und Berlin bedeutet das, dass sie die jüngst verabschiedeten Digitalregeln der EU unterstützen, mit denen die Quasi-Monopolstellung amerikanischer Technologiegiganten wie Meta oder Apple bekämpft werden soll.

„Wir müssen unsere gemeinsamen Regeln unter strenger Aufsicht umsetzen“, betonten die beiden Minister in dem Papier.

Der unsichtbare Stillstand

Das gemeinsame Dokument löst jedoch nicht die Streitpunkte, die das deutsch-französische Verhältnis in den vergangenen Monaten belastet haben.

Der Text verwies zwar auf den Gesamtinvestitionsbedarf von 620 Milliarden Euro pro Jahr, um die Klima- und Energieziele zu erreichen, plus 125 Euro pro Jahr für die Digitalisierung, war jedoch unklar, wie viel davon aus öffentlichen Mitteln gedeckt werden sollte.

„Private Finanzierung ist der natürliche erste Beitragszahler, um diese Investitionslücke zu schließen“, stellten die beiden Minister fest und brachten ihre Unterstützung für die Agenda der EU-Kapitalmarktunion (KMU) zum Ausdruck, die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verabschiedet hatte behauptet kann jährlich zusätzliche 470 Milliarden Euro an privaten Investitionen einbringen.

Öffentliche Unterstützung sollte zudem als „Katalysator“ wirken, hieß es in dem Papier, ohne jedoch zu erwähnen, ob neue Mittel erforderlich seien.

Der zweite große Streitpunkt zwischen Paris und Berlin wurde mit der Formulierung umgangen, man werde weiterhin „gemeinsam daran arbeiten, eine gemeinsame Basis für den künftigen EU-Klima- und Energierahmen für 2040 zu finden“.

Das bedeutet, dass grundsätzlich Einigkeit über das Klimaziel für 2040 besteht, jedoch weniger Konsens über den zur Erreichung dieses Ziels erforderlichen Energiemix.

Grüner Protektionismus

Angesichts der drohenden Deindustrialisierung – die die Industrie teilweise auf EU-Klimamaßnahmen wie den weltweit führenden CO2-Preis der Union zurückführt – setzen die beiden Länder auf Zölle, um die Industrie in Europa zu halten.

„Wir müssen den CO2-Grenzausgleichsmechanismus rasch umsetzen und für Klarheit, Effizienz, Wirksamkeit und Einfachheit bei seiner Umsetzung sorgen“, sind sich die Minister einig. Der „Carbon Border Adjustment Mechanism“ ist die CO2-Grenzsteuer der EU, die darauf abzielt, gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen saubereren europäischen Produkten und schmutzigeren Importen zu schaffen.

Ziel bleibe es, „unsere Klimaziele umzusetzen und gleichzeitig sicherzustellen, dass Carbon Leakage wirksam verhindert wird“.

Der CO2-Grenzzoll der EU ist derzeit auf wenige Basisprodukte beschränkt, was Frankreich und Berlin ändern wollen. Die Vermeidung von Carbon Leakage bedeute, „nachgelagerte Sektoren und Exporteure“ zu berücksichtigen, heißt es in dem Papier.

[Edited by Donagh Cagney/Zoran Radosavljevic]

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