Österreich setzt auf Einwanderung, um Arbeitskräftemangel zu bekämpfen – EURACTIV.com

Österreich werde versuchen, bis 2027 jedes Jahr mehr als 15.000 Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern zu gewinnen, kündigte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Dienstag nach Gesprächen mit Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) und Vertretern der Sozialpartner in einer Erklärung an.

Diese Fachkräfte sollen über das System der Rot-Weiß-Rot-Karte ins Land geholt werden, das dazu berechtigt, sich niederzulassen und bei einem bestimmten Arbeitgeber zu arbeiten oder eine selbstständige Tätigkeit auszuüben.

Von Jahresbeginn bis Juni erhielten Fachkräfte jedoch 3.795 rot-weiß-rote Einwanderungskarten, was einer Steigerung von 47 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2022 entspricht.

„Die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte war daher ein wichtiger erster Schritt, um qualifizierten Fachkräften den Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt zu erleichtern“, betonte Kocher.

Um die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland zu fördern, fügte er hinzu, dass eine engere Zusammenarbeit relevanter Organisationen Verfahren wie die Genehmigung der Rot-Weiß-Rot-Karte und die Anerkennung von im Ausland erforderlichen Qualifikationen beschleunigen werde.

Allerdings seien Arbeitskräfte aus EU-Ländern, die nicht über dieses System eingestellt würden, nach wie vor sehr gefragt, so Kocher. Um dieser hohen Nachfrage gerecht zu werden, setzt die Regierung auf den Ausbau des europäischen Jobnetzwerks Eures und will die Rekrutierung über diesen Kanal schrittweise auf 2.000 Personen pro Jahr steigern.

Nach Angaben des Arbeitsmarktservice (AMS) gab es im Juni in Österreich 118.566 offene Stellen, wobei in Unternehmen aller Branchen ein erheblicher Personalmangel herrschte. Das Sozialministerium prognostiziert bis 2030 einen Bedarf von 76.000 zusätzlichen Arbeitskräften im Pflegebereich.

Dennoch hätte eine Reform des Pflegesektors die Beschäftigungsbedingungen für ausländische Pflegekräfte verbessert, indem sie ihnen die Möglichkeit gegeben hätte, neben ihrem Abschluss zu arbeiten, und die Bewertung ausländischer Ausbildungen vereinfacht hätte – was laut Rauch eine schnellere Integration von Pflegekräften aus Drittstaaten in den Arbeitsmarkt ermöglichen würde.

„Jetzt müssen wir aber dringend an der gesamten Beschäftigungspolitik arbeiten, damit den Menschen klar wird: Gern geschehen!“ betonte er.

Unterstützung für die Maßnahmen kamen von wichtigen Organisationen wie der Wirtschaftskammer (WKÖ), der Industriellenvereinigung Österreichs (IV) und dem Tourismus-Staatssekretariat.

WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf und IV-Generalsekretär Christoph Neumayer forderten eine zügige Umsetzung, während Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) die Bedeutung der Rot-Weiß-Rot-Karte für die Tourismusbranche hervorhob.

Die Arbeiterkammer und der Österreichische Gewerkschaftsbund reagierten jedoch mit Kritik. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl betonte, dass die Rot-Weiß-Rot-Karte kein „Allheilmittel“ sei und Unternehmen die Arbeitsbedingungen verbessern müssten, um Arbeitskräfte anzulocken.

(Chiara Swaton | EURACTIV.de)

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