Österreich nutzt Weltraumtechnologie für die Vergabe von Agrarsubventionen – EURACTIV.de

Österreich hat beschlossen, Satellitentechnologie zu mobilisieren, um im Detail zu prüfen, ob landwirtschaftliche Betriebe die Voraussetzungen für den Erhalt von EU-Agrarsubventionen in Milliardenhöhe erfüllen, eine Aufgabe, die für die nationalen Behörden oft sehr komplex und kostspielig ist.

Lesen Sie hier den deutschen Originalartikel.

Bauernhöfe und Weltraum mögen auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben. Aber in Wirklichkeit können Satellitentechnologien auf vielfältige Weise angewendet werden, auch in der Landwirtschaft, sagte Gregor Schusterschitz, der österreichische Botschafter bei der EU, kürzlich auf einer Konferenz in Brüssel.

Vor Vertretern anderer EU-Staaten stellte Schusterschitz die Pläne seines Landes vor, ein solches Projekt in der gerade gestarteten Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) umzusetzen.

Durch die Nutzung von per Satellit gesammelten Bilddaten würde das Projekt die Überwachung der vielen flächenbezogenen Fördermaßnahmen innerhalb der GAP erleichtern, erklärte Bernhard Eder von AgrarMarkt Austria, einer Gesellschaft, die im Auftrag des Ministeriums teilweise die Verwaltung von Förderprogrammen übernimmt.

Insgesamt 1,5 Milliarden Euro seien „in dieser Förderperiode für flächendeckende Maßnahmen in Österreich vorgesehen – ein Großteil des Geldes“, sagte er.

Beispielsweise werden Direktzahlungen, die einen großen Teil der GAP-Mittel ausmachen, pro Hektar Anbaufläche zugeteilt. Das heißt, wenn ein Grundstück als Lagerfläche für Maschinen genutzt wird, kann es nicht beansprucht werden, wohl aber, wenn darauf beispielsweise Getreide angebaut wird.

Viele Umweltmaßnahmen innerhalb der GAP sind zudem gebietsgebunden, beispielsweise die Anlage von Blühstreifen oder der Erhalt von Dauergrünland.

Reduzierung der Kontrollen vor Ort

Um zu prüfen, ob ein Betrieb tatsächlich die Fördervoraussetzungen erfüllt, müssen die zuständigen Behörden daher genau wissen, wie jeder einzelne Betrieb seine Flächen bis auf die einzelne Parzelle nutzt.

Da dies für die Behörden sehr zeitaufwändig ist, soll der Einsatz eines neuen, stärker automatisierten Systems Abhilfe schaffen.

„Der Antrag hat das Potenzial, Vor-Ort-Begehungen zu reduzieren“, erklärt Eder und fügt hinzu, dass das Programm automatisch entscheidet, ob die Förderkriterien erfüllt sind.

Möglich wird dies durch Satellitendaten der Sentinel-Missionen der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), einer Gruppe von Satelliten, die verschiedene Bilddaten der Erdoberfläche liefern.

Anhand der Satellitenbilder erkennt das Programm – zumindest in den meisten Fällen – automatisch, wie landwirtschaftliche Parzellen genutzt werden und ob diese mit den Angaben im Förderantrag übereinstimmen.

„Die Anwendung kann verschiedene Pflanzen mit hoher Genauigkeit erkennen“, erklärt David Kolitzus von GeoVille, dem Unternehmen, das das Programm bereitstellt.

Das Programm kann gemähtes Grünland oder Gebäude auf Ackerland erkennen, auch wenn dies nicht erlaubt ist, fügte er hinzu.

Vereinfachung des Prozesses

Dennoch funktioniere das Programm nicht immer optimal, da es einige Bereiche immer noch als „nicht eindeutig identifizierbar“ markiere, räumte Kolitzus ein. An dessen Minimierung wird derzeit gearbeitet.

Stellt das Programm eine Abweichung zwischen den Satellitenbildern und den Angaben eines landwirtschaftlichen Betriebes fest, muss manuell geprüft werden, wie die betreffende Parzelle tatsächlich genutzt wird.

Auch diesen Schritt soll nun vereinfacht werden, um behördliche Kontrollen vor Ort weitgehend überflüssig zu machen. Dafür habe ArgarMarkt Austria eine spezielle App entwickelt, erklärte Eder.

Mit dieser App können Landwirte innerhalb eines bestimmten Zeitraums ein georeferenziertes Bild des betreffenden Feldes an die zuständige Behörde senden – ein ausreichender Beweis dafür, dass es tatsächlich genau dort aufgenommen wurde, wo sich das Feld befindet.

Kontrolleure können dann prüfen, ob das Grundstück tatsächlich anders genutzt wird, als im Förderantrag angegeben.

„Das ist eine gute Möglichkeit, Papier, Vordrucke und Co. hinter sich zu lassen und die Kommunikation mit den Landwirten zu verbessern“, betonte Eder.

Ein Vorbild für andere Länder?

Eder ist überzeugt, dass Österreichs Einsatz von Satellitentechnologien auch andere EU-Staaten interessieren kann, die vor denselben Herausforderungen bei der Umsetzung der GAP stehen.

Einige Hürden bleiben jedoch bestehen.

Während der Veranstaltung äußerten sich Vertreter von Bauernverbänden skeptisch über die Akzeptanz eines solchen automatisierten Monitorings bei den Landwirten. Landwirte mit geringeren digitalen Fähigkeiten könnten leicht abgehängt werden, warnten sie.

Eder blieb jedoch optimistisch.

Rechtlich müsste Landwirten ohne Smartphone ein alternativer Kommunikationskanal mit den Behörden angeboten werden, beispielsweise per E-Mail, betonte er. Datenschutzrechtlich seien die Programme sicher, da das System die Bilddaten nur in anonymisierter Form verarbeite.

[Edited by Nathalie Weatherald]


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