Neues EU-Lieferkettengesetz schlägt in Österreich Wellen – EURACTIV.de

Das EU-Sorgfaltspflichtgesetz sorgt für Unmut bei österreichischen Wirtschaftsverbänden und konservativen Politikern, führt zu einer Stimmenthaltung in Wien am Donnerstag (1. Dezember) und provoziert heftige Reaktionen von Sozial- und Umweltaktivisten.

Lieferkettenrecht ist die gebräuchlichere Bezeichnung für die neuen EU-Vorschriften, die bestimmte Menschenrechts- und Umweltstandards bei den Lieferanten großer EU-Unternehmen durchsetzen sollen – eine Perspektive, die österreichische Unternehmen nicht begrüßen.

Am Donnerstag einigten sich die EU-Staaten im Vorfeld der Verhandlungen mit dem EU-Parlament auf ihre Position zu dem Gesetz – Österreich enthielt sich.

„Noch ist unklar, was passiert“, erklärte Arbeitsminister Martin Kocher von der konservativen ÖVP.

Österreichs Industrieverband IV äußerte erhebliche Bedenken gegen das Gesetz: Unternehmen zu zwingen, ihre gesamte Lieferkette zu überwachen, gehe weit über ihre Möglichkeiten hinaus – das deutsche Lieferkettengesetz, weit weniger ambitioniert als sein EU-Vetter, habe bereits Österreichs größten Baukonzern STRABAG zum Rückzug veranlasst Afrika.

„In seiner jetzigen Form ist das geplante EU-Lieferkettengesetz allerdings noch unausgegoren“, erklärte die Wirtschaftskammer Österreich WKÖ und fügte hinzu, dass die Überwachung ganzer Lieferketten vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen mit erheblichem Bürokratieaufwand verbunden sei.

Aktivisten kritisierten die Enthaltung Österreichs. „Nach einem monatelangen Konsultationsprozess, an dem auch die Zivilgesellschaft beteiligt war, kommt die Enthaltung Österreichs einer Farce gleich“, betonte Bettina Rosenberger für eine von „Südwind“ unterstützte Menschenrechtskampagne.

Die sozialdemokratische SPÖ hielt es für „bedauerlich“, dass Kocher in seiner Erklärung gegenüber seinen EU-Kollegen keine starke Unterstützung für den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt in globalen Wertschöpfungsketten zum Ausdruck gebracht habe.

(Nikolaus J. Kurmayer | EURACTIV.de)


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