Neue EU-Vorschriften für erneuerbare Energien könnten einen Rückschritt für den deutschen Biokraftstoffsektor bedeuten – EURACTIV.com

Das neue Ziel zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen für Verkehrskraftstoffe gemäß der aktualisierten Richtlinie über erneuerbare Energien könnte die Menge der im deutschen Straßenverkehr verwendeten Biokraftstoffe auf Pflanzenbasis verringern, wenn es strikt umgesetzt wird, sagen Biokraftstoffhersteller.

Im März einigten sich die EU-Verhandlungsführer auf die Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED). Die Schlussabstimmung ist derzeit auf Eis gelegt, da es einen Streit über die Rolle der Kernenergie bei der Produktion von sauberem Wasserstoff gibt.

Nach den überarbeiteten Regeln für den Verkehrssektor müssen die EU-Länder die Kraftstoffunternehmen dazu verpflichten, die Treibhausgasemissionen ihrer verwendeten Kraftstoffe bis 2030 um mindestens 14,5 % zu reduzieren. Alternativ können sie sich für ein Ziel von 29 % erneuerbarer Energie für die gesamte darin verbrauchte Energie entscheiden dem Transportsektor.

Die überarbeiteten Vorschriften verlangen außerdem, dass mindestens 5,5 % der im Verkehrssektor verbrauchten Energie entweder aus fortschrittlichen Biokraftstoffen oder synthetischen, aus Wasserstoff gewonnenen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, stammen. Aufgrund der Doppelanrechnung solcher Kraftstoffe auf die Zielvorgabe halbiert sich dieser Wert in der Praxis jedoch.

Für Deutschland könnte das 14,5-Prozent-Ziel laut einem Szenario des deutschen Biokraftstoffverbandes VDB bereits im Jahr 2028 erreicht werden. Grundlage dafür ist der derzeit geplante Ausbau alternativer Kraftstoffe wie Biokraftstoffe und synthetischer Kraftstoffe sowie der Elektromobilität.

Durch den zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen, der im Regelwerk angerechnet werden kann, würde das Ziel in den Folgejahren theoretisch übererfüllt.

Da es für die Kraftstoffanbieter jedoch keine Verpflichtung und keinen Anreiz gibt, das Ziel zu übertreffen, würde dies in der Praxis zu einem Rückgang des Einsatzes konventioneller Biokraftstoffe führen, befürchtet die Industrie.

„Die Folge wäre lediglich eine Verdrängung anderer Erfüllungsmöglichkeiten“, sagte Marco Zühlke, Nachhaltigkeitsberater beim VDB, den Teilnehmern einer Konferenz am Donnerstag (11. Mai) in Berlin. Dies würde „alle diejenigen betreffen, die keine Unterquote haben“, einschließlich pflanzenbasierter Biokraftstoffe, fügte er hinzu.

Theoretisch könnte das REDIII-2030-Ziel in Deutschland auch ohne den Einsatz konventioneller Biokraftstoffe erreicht werden, zeigt das Szenario.

Damit Deutschland die Treibhausgas-Emissionsquote des REDIII erreichen kann, „reicht es aus, erneuerbaren Strom aus E-Mobilität und Bahn sowie die kombinierte Teilquote zu nutzen.“ [for advanced biofuels and e-fuels]“, sagte Zühlke.

„Für Deutschland die Eins-zu-eins-Umsetzung [of the new REDIII] „Das wäre ein Rückschritt“, warnte er.

Die Einführung von Elektrofahrzeugen geht nicht so schnell voran wie nötig

Bis 2030 will die Bundesregierung 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten täglich 5.000 neue vollelektrische Fahrzeuge zugelassen werden, so die Denkfabrik Agora Verkehrswende. Im April 2023 lag diese Zahl jedoch nur bei 991, teilte die Organisation mit.

Unterdessen streitet die Bundesregierung intern darüber, ob weiterhin Biokraftstoffe aus speziellen Energiepflanzen wie Raps oder Weizen eingesetzt werden sollen.

Während das Umweltministerium unter der Grünen-Ministerin Steffi Lemke angekündigt hatte, diese bis 2030 auslaufen zu lassen, will das Verkehrsministerium unter der Leitung des liberalen FDP-Ministers Volker Wissing dies nicht tun. Sie hält alle Arten von Biokraftstoffen für unverzichtbar, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen.

Mit der Verabschiedung der neuen EU-Regeln, die innerhalb von 18 Monaten in nationales Recht umgesetzt werden müssen, könnte diese Debatte eine neue Wendung nehmen.

NGO hält Kraftstoffwechsel für überbewertet

Deutschland hat nach geltendem Recht ein höheres Ziel zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen für Verkehrskraftstoffe von 25 % bis 2030, was bedeutet, dass die Umsetzung nur des neuen EU-Mindestziels von 14,5 % den Bedarf an erneuerbaren Kraftstoffen senken würde.

„Wir hoffen, dass die deutsche Umsetzung dies berücksichtigt und gegenüber der REDII-Umsetzung keinen Rückschritt macht“, sagte Zühlke.

Allerdings sind sich nicht alle Beteiligten einig, dass eine ambitionierte Treibhausgasquote für Kraftstoffe eine gute Idee wäre.

„Zentral für das Verständnis der Treibhausgasquote ist, dass eine Reduzierung der spezifischen Emissionen nicht unbedingt mit einer Reduzierung der absoluten Emissionen einhergeht“, heißt es in einem Briefing der NGO Transport & Environment.

„Die THG-Quote setzt keine Anreize zur Verkehrsvermeidung oder zum Umstieg auf klimafreundliche Alternativen und nur schwache Anreize zur Elektrifizierung des Verkehrs“, argumentiert die Organisation.

„Oft entspricht die Reduzierung auf dem Papier keiner echten Emissionsreduzierung, weil beispielsweise der enorme Flächenverbrauch für die Produktion von Agrotreibstoffen nicht berücksichtigt wird“, heißt es im T&E-Briefing weiter.

Die Organisation fordert einen Ausstieg aus pflanzenbasierten Biokraftstoffen und verweist auf die Konkurrenz um landwirtschaftliche Flächen mit der Nahrungsmittelproduktion sowie den Naturschutz.

Um den Bedarf an pflanzenbasierten Biokraftstoffen zu verringern, muss nach Ansicht von T&E „die [German GHG] Die Quote sollte im Rahmen der EU-Gesetzgebung reduziert werden.“

Essen Sie weniger Fleisch, wir brauchen Platz für Biokraftstoffe, sagt der deutsche Hersteller

In einem anhaltenden Streit um Biokraftstoffe, die aus Nutzpflanzen wie Raps und Weizen hergestellt werden, argumentiert Deutschlands größter Biokraftstoffproduzent, dass eine Reduzierung des Fleischkonsums eine viel bessere Möglichkeit wäre, landwirtschaftliche Flächen für die Lebensmittelproduktion freizugeben, als …

[Edited by Sean Goulding Carroll/Nathalie Weatherald]

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