Merkel räumt verteidigungspolitische Versäumnisse ein – POLITICO

BERLIN – Die frühere deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Verteidigungspolitik ihrer eigenen Regierung kritisiert und sich für eine Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg ausgesprochen.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Zeitung „Die Zeit“ sagte Merkel, der Krieg in der Ukraine werde „eines Tages“ mit Verhandlungen enden. Unter welchen Bedingungen sie einen Friedensschluss begrüße, wollte die Ex-Kanzlerin nicht konkretisieren, lehnte aber einen „diktatorischen Frieden“ ab.

Merkel sagte auch, dass es Berlin trotz Nato-Verpflichtungen nicht möglich gewesen sei, die angestrebten 2 Prozent des BIP in die Streitkräfte zu investieren – was wiederholt scharfe Kritik des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nach sich zog. „Wir haben durch erhöhte Verteidigungsausgaben nicht genug für die Abschreckung getan“, sagte Merkel.

Sie räumte ein, dass Deutschland „schneller auf die Aggressivität Russlands hätte reagieren sollen“, und fügte hinzu, dass zwar ihr konservativer CDU/CSU-Block als einzige Fraktion das Nato-Ziel im Regierungsprogramm habe, sie selbst aber „keine feurige Rede gehalten habe jeden Tag dafür.“

Von anderer Politik wollte sich Merkel trotz monatelanger Kritik jedoch nicht distanzieren. Zum Beispiel verteidigte sie die Entscheidung, die Erdgaspipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland voranzutreiben, die ihr Nachfolger als Kanzler Olaf Scholz schließlich Tage vor Beginn der groß angelegten Invasion Russlands in der Ukraine im Februar stoppen wollte.

Merkel sagte, die Ukraine sei auch sehr daran interessiert gewesen, ein Transitland für russisches Gas zu bleiben. Eine Entscheidung, die Pipeline in Kombination mit dem Friedensabkommen von Minsk nicht voranzutreiben, hätte das Klima mit Russland „gefährlich verschlechtert“, fügte sie hinzu.

Deutschlands Energieabhängigkeit von Russland entstand, weil es weniger Gas aus den Niederlanden und Großbritannien sowie eine begrenzte Produktion in Norwegen gab, fügte sie hinzu. „Die Entscheidung hätte getroffen werden müssen, teurer einzukaufen [liquefied natural gas] B. aus Katar oder Saudi-Arabien, da die USA erst später als Exportnation zur Verfügung standen“, sagte Merkel.

Merkel sagte, ein Schritt in diese Richtung hätte die Wettbewerbsfähigkeit Berlins erheblich verschlechtert.


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