Keine Strommarktreform vor EU-Wahl, Berlin beharrt – EURACTIV.de

Während Brüssel mit Unterstützung von Ländern wie Frankreich und Spanien an seiner Reform des EU-Strommarkts arbeitet, drängt Deutschland darauf, die Überholung bis nach den EU-Wahlen 2024 zu verschieben.

Im Jahr 2022 führten Rekordstrompreise zu Forderungen nach einer Reform des EU-Marktdesigns um die Auswirkungen der Gaspreise auf den Strom zu verringern und sicherzustellen, dass kostengünstiger Strom an die Verbraucher weitergegeben wird.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, hat die Reform zu einer Priorität gemacht und im Januar eine Konsultation eröffnet, mit einem konkreten Vorschlag, der am 14. März erwartet wird.

Es wird jedoch nicht erwartet, dass Berlin ohne erhebliche innerstaatliche Überlegungen, die noch andauern, eine Stromreform in großem Umfang durchführen wird.

„Ich halte es für falsch, wenn auf einmal sehr weitreichende Markteingriffe kommen“, forderte Deutschlands Vizekanzler Robert Habeck am Montag (20.02.) in Berlin die Kommission auf, den Prozess zu verlangsamen.

Der Kommissionsvorschlag werde oder solle „in naher Zukunft Vorschläge machen, wie der Energiemarkt kurzfristig gesichert werden kann“, anstatt weiter zu gehen, fügte Habeck hinzu.

Eine echte tiefgreifende Reform des EU-Strommarktdesigns „wird meines Erachtens erst nach der Europawahl auf europäischer Ebene mit voller Kraft aufgegriffen“, so der Bundesminister.

Deutschland hat am Montag seine Beratungsplattform „Klimaneutrales Stromsystem“ ins Leben gerufen, eine Arbeitsgruppe, die den Auftrag hat, Berlins Position zur Reform zu entwickeln.

„Wir machen einen Sommerbericht, der bereits beachtliche Ergebnisse haben sollte. Dann sollten wir die Arbeit fortsetzen, dann machen wir einen Winterbericht“, legte Habeck den deutschen Zeitplan dar.

Von Deutschland wird daher voraussichtlich erst nach dem Kommissionsvorschlag im März ein konkreter Beitrag zur Debatte geleistet.

Habeck hat aufgrund seiner geografischen Lage immer wieder die Rolle Deutschlands als „Herzkammer des europäischen Stromsystems“ betont.

„Eine Operation oder Arbeit am Herzrhythmussystem der Energiewende, in der Herzkammer, ist eine große Herausforderung“, warnte er.

Zuvor hatte Deutschland zusammen mit Dänemark und anderen einen gemeinsamen Brief an die Europäische Kommission gesandt, um sie davor zu warnen, bei der Strommarktreform zu hohe Ziele zu setzen.

Die Länder argumentierten, dass eine im „Krisenmodus“ überstürzte Reform den Ausbau der Erneuerbaren Energien längerfristig gefährden könnte.

[Edited by Nathalie Weatherald]


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