Innovative Therapien bringen Hoffnung für deutsche Myelompatienten – EURACTIV.de

Fast 7.000 Deutsche erkranken jedes Jahr am multiplen Myelom, einer aggressiven Form von Knochenmarkkrebs, aber während die Sterblichkeitsraten hoch bleiben, schreitet die Forschung voran und gibt den Patienten Hoffnung.

Während der Krebs oft für eine beträchtliche Zeit ohne größere Symptome unentdeckt bleibt, können sie das Leben der Patienten erheblich stören, sobald die Symptome ausbrechen.

Nach Angaben des Berlin Institute of Health kann das multiple Myelom ein geschwächtes Immunsystem, Nierenversagen und erheblichen Knochenschwund verursachen, der zu Knochenbrüchen führen kann.

„Ich verzweifelte immer mehr, weil ich Dauerschmerzen hatte“, erinnerte sich ein deutscher Patient, der als Symptom, das zur Diagnose führte, starke Rückenschmerzen angab, in einem Podcast eines Krebspatienten. „Jeden Tag wurde es schlimmer“, fügte sie hinzu.

In vielen Fällen gilt der Krebs als unheilbar und die Sterblichkeitsraten bleiben hoch.

Nur 54 % der Frauen und 56 % der Männer mit multiplem Myelom überleben nach fünf Jahren. Nach zehn Jahren liegt die Überlebensrate laut Robert-Koch-Zentrum, dem Bundesgesundheitsamt, bei Frauen bei 37 % und bei Männern bei 39 %.

Denn selbst wenn der Krebs mehrere Jahre durch Therapien in Schach gehalten wird, kann er gegen die Medikamente resistent werden und schließlich wieder wachsen.

Dennoch wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten große Fortschritte erzielt, insbesondere im Hinblick auf die Lebenserwartung der Patienten.

Vor 20 Jahren seien „viele Patienten innerhalb von zwei, drei Jahren an der Krankheit gestorben“, erklärt Udo Holtick von der Universität zu Köln in einer aktuellen Veröffentlichung. Heutzutage sei es nicht ungewöhnlich, dass die Betroffenen noch zehn Jahre leben.

Vielversprechende Ansätze

Weitere Verbesserungen könnten um die Ecke stehen, da mehrere neuere Studien Anzeichen für Hoffnung für Patienten zeigen. „Deshalb können wir in den nächsten Jahren mit einer weiteren deutlichen Verbesserung der Prognose von Myelompatienten rechnen“, fügte Holtick hinzu.

Ein solches Beispiel ist ein neuer Therapieansatz namens CAR-T-Zelltherapie.

Traditionell wird das multiple Myelom in der Regel durch eine Kombination aus Chemotherapie und Stammzelltransplantation behandelt.

Die CAR-T-Therapie nutzt gentechnisch veränderte Immunzellen, um Krebs auf andere Weise zu behandeln Die Genmanipulation ermöglicht es Immunzellen, bösartige Zellen im Blut, Knochenmark und in den Lymphknoten der Patienten besser zu erkennen und zu zerstören.

„Das ist in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein“, betont Max Topp, Leiter des CAR-T-Zell-Programms am Universitätsklinikum Würzburg.

Anfang März behandelte die Klinik den 100. Patienten mit CAR T seit der Verabreichung der Therapie seit 2016.

Auch bei der Kombination verschiedener Behandlungen wurden Fortschritte erzielt – ein Ansatz, der gesehen wird als besonders vielversprechend um zu verhindern, dass Krebs gegen Medikamente resistent wird.

Eine aktuelle klinische Studie, die von einem Forscherteam der deutschen Universität Heidelberg durchgeführt und in Lancet Hematology veröffentlicht wurde, ergab, dass die Standard-Dreifach-Medikamentenmischung, die als Erstbehandlung für den Krebs verwendet wird, eine signifikant höhere Erfolgsrate erzielen kann, wenn sie kombiniert wird mit einem sogenannten monoklonalen Antikörper.

„Das sind äußerst ermutigende Ergebnisse“, sagt Hartmut Goldschmidt, der die Studie betreut hat.

Mit der Behandlung „können wir bei einem erheblichen Teil unserer Patienten die Ausgangsbedingungen und damit auch die Erfolgsaussichten für die anschließende Stammzelltherapie deutlich verbessern“, erklärte er.

Die Finanzierung ist der Schlüssel

Ein Schlüsselfaktor dafür, ob die Forschung auch in Zukunft ähnliche Fortschritte bei Myelombehandlungen vorantreiben wird, ist die Finanzierung.

Das Multiple Myelom gilt aufgrund seiner relativ geringen Inzidenzrate als seltene Erkrankung. Dies kann Hindernisse für eine ungleiche Finanzierung mit sich bringen, da die Anreize, in die Erforschung von Behandlungen zu investieren, geringer sind.

Um dieses Problem anzugehen, unterstützt das Bundesforschungsministerium nationale Forschungsvorhaben und Kooperationen mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Ausland finanziell. Im Rahmen des Programms „Research for rare“ sind insgesamt 21,5 Millionen Euro für die Erforschung von Therapien für seltene Krankheiten vorgesehen.

Inzwischen sind Medikamente für seltene Krankheiten, wenn sie einmal entwickelt sind, aufgrund der geringeren Anzahl produzierter Dosen oft auch kostspielig.

Auf Anfrage von EURACTIV wollte sich der Spitzenverband der Deutschen Krankenkassen (GKV) nicht dazu äußern, ob die derzeitige finanzielle Unterstützung von Myelompatienten ausreicht. Stattdessen verwies ein Sprecher auf die Verantwortung des Gesetzgebers.

„Die Leistungsgewährung richtet sich nach der medizinischen Notwendigkeit“, sagte sie. Nach dem Sozialgesetzbuch müssen „Leistungen ausreichend, angemessen und wirtschaftlich sein und dürfen das Notwendige nicht überschreiten“, fügte sie hinzu.

[Edited by Alice Taylor]

Mehr zum gleichen Thema…


source site

Leave a Reply