Habeck bestätigt Atomausstieg 2022, zwei Anlagen sollen temporäre Reserve bilden – EURACTIV.de

Die Bundesregierung wird am geplanten Atomausstieg des Landes bis 2022 festhalten und die letzten drei verbleibenden Kernreaktoren trotz der anhaltenden europäischen Energiekrise abschalten.

Im Juli wurden die deutschen Übertragungsnetzbetreiber zu einem „Stresstest“ aufgefordert, um die Netzstabilität für den kommenden Winter sicherzustellen.

Als Risikofaktoren wurden die Sommertrockenheit und ihre Auswirkungen auf die Wasserkrafterzeugung, die marode Atomflotte Frankreichs sowie die angespannte Lage auf den Energiemärkten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine genannt.

Trotzdem hält Berlin an seiner Entscheidung von 2011 fest, Ende 2022 aus der Kernenergie auszusteigen. Die verbleibenden drei Reaktoren produzieren heute etwa 5 bis 7 % des deutschen Stroms.

„Wir haben eine sehr hohe Versorgungssicherheit im Stromsystem in Deutschland. Wir haben genug Energie in und für Deutschland“, erklärte Robert Habeck, Vizekanzler und Minister für Wirtschaft und Klimaschutz der Grünen, am Montag (5. September).

„Wir sind ein Stromexportland. Aber wir sind Teil eines europäischen Systems“, fügte er hinzu. Für den schlimmsten Fall empfehlen die Übertragungsnetzbetreiber, industrielle Großverbraucher abzuschalten oder den Stromexport einzustellen.

Deutschlands Nachbarn sind Nettoimporteure von deutschem Strom, mit französischen Politikern Berlin drängen, die Kernreaktoren am Laufen zu halten inmitten der anhaltenden Energiekrise.

Es sei „sehr unwahrscheinlich“, dass es zu einer „Krise oder Extremsituation“ komme, betonte der Minister.

Im Sinne der Versorgungssicherheit werden zwei Reaktoren in Bayern und Baden-Württemberg bis April 2023 in Reserve gehalten.

„Wir halten uns an die [2022] Kernenergieausstieg nach dem Atomgesetz. Neue Brennstäbe werden nicht geladen, Mitte April 2023 entfällt auch die Reserve“, so Habeck weiter.

Die einzige Bedingung, unter der die Kernkraftwerke wieder in Betrieb gehen könnten, wäre der Fall, dass das Gefälle in der Stromerzeugung zwischen Nord und Süd für das Netz zu groß wird.

„Ungefähr eine Woche“ würde für einen Neustart erforderlich sein, erklärte der grüne Minister.

Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig und muss nun den Deutschen Bundestag passieren, wesentliche Änderungen des Ergebnisses sind jedoch unwahrscheinlich.

Probleme der Regierungskoalition

Habecks Koalitionspartner, die liberale FDP, die sich stark für Atomkraft ausspricht, äußerte ihren Unmut über die Entscheidung.

„In diesen Zeiten sollte jede Gelegenheit genutzt werden, den Strompreis für Bürger und Unternehmen zu senken“, sagte FDP-Chef und Finanzminister Christian Lindner Süddeutsche Zeitung am Montag.

„Das ist aus meiner Sicht ein wirtschaftspolitischer Stresstest, der neben dem energiepolitischen Stresstest auch eine Rolle spielen muss“, fügte er hinzu.

Deutschlands Grüne, die zweitstärkste Partei in der Regierung, sind vehement gegen Atomkraft. Die Anti-Atom-Bewegung war eine der Gründungsideen der Partei.

Auch bei der größten Regierungspartei, der sozialdemokratischen SPD, ist Atomkraft nicht beliebt.

„Ich sehe keine Mehrheit im Parlament für den Ausbau der Atomkraft“, sagte Habeck.

SPD-Kanzler Olaf Scholz hatte seinerseits darauf gehofft, die Entscheidung auf den Stresstest der Übertragungsnetzbetreiber zu verschieben. Im Juli sagte ein Sprecher, Scholz wolle die Ergebnisse eines zweiten Stresstests zur Sicherheit der Stromversorgung abwarten.

Jetzt schlägt die Stunde einer Koalition, die ohnehin schon durch anhaltende Konflikte um Hilfsmaßnahmen für die Bundesregierung belastet ist.

[Edited by Nathalie Weatherald]


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