Dieser Artikel enthält Spoiler zum Finale der 5. Staffel von Fargo.
In der letzten Staffel von Fargoist eine Szene aus dem Film von 1996, auf dem die Serie basiert, nachgebildet – allerdings mit einer Wendung.
In der ersten Folge sieht man die Figur von Juno Temple, Dorothy Lyon, bekannt als Dot, vor dem Fernseher und strickend auf der Couch, als zwei maskierte Entführer hereinkommen. Es ist das gleiche Szenario, in dem sich Jean Lundegaard (gespielt von Kristin Rudrüd) im Originalfilm der Coen-Brüder befindet. Doch während eine in Panik geratene Jean schnell gefangen genommen wird, nachdem sie die Treppe hinunterstürzt, wehrt sich Dot. Mit Haushaltsgegenständen bewaffnet verbrennt sie das Gesicht eines ihrer potenziellen Entführer. Obwohl sie schließlich entführt wird, befreit sie sich anschließend, indem sie den Supermarkt an der Tankstelle, in den sie aus Sicherheitsgründen stößt, mit Sprengfallen verhängt.
Am Ende des Pilotfilms ist unklar, was diese Umkehrung der Handlung darstellt oder was wir über den verletzlichen, aber widerstandsfähigen Dot denken sollen. Ist sie eine brutale Mörderin mit einer lächelnden Fassade? Ein Bösewicht, der als süßer Kuchen verkleidet ist? Das Publikum hat das „Midwestern Nice“-Paradigma häufig gesehen Fargo, eine Anthologiereihe, die gerne den Vorhang hinter die Höflichkeit der Landbevölkerung zieht. Doch zum Glück ist Dot weitaus komplexer. Wie die fünfte Staffel der Serie im Finale am Dienstagabend bestätigte, stellt sie etwas Ungewöhnlicheres für die Welt der Polizisten und Kriminellen dar FargoUnd noch befriedigender: Dot ist ihr eigener Held. Und in Kombination mit der Fähigkeit dieser gewöhnlichen Figur, immer wieder zu überleben, deutet die Serie darauf hin, dass in ihrem Anstand möglicherweise Tiefgründigkeit steckt. Dots Jubel repräsentiert eine Standhaftigkeit, die es mit jeder Grausamkeit aufnehmen kann.
Als wir sie treffen, lebt Dot in Scandia, Minnesota. Sie hat eine Tochter namens Scotty (Sienna King), die sie liebt, und einen süßen, tölpelhaften Ehemann, Wayne (David Rysdahl), den Sohn reicher Schuldeneintreiber. Nachdem Dot während eines Aufstands bei einer Schulratssitzung versehentlich einen Polizisten mit einem Taser betäubt, wird sie verhaftet und ihr werden ihre Fingerabdrücke abgenommen. Dadurch wird ihr Aufenthaltsort ihrem Ex-Mann, dem erschreckend frauenfeindlichen Sheriff Roy Tillman (gespielt von Jon Hamm), offenbart.
Währenddessen denkt Dots böse Schwiegermutter (Jennifer Jason Leigh), dass Dot nur das Geld ihres Sohnes haben will. Wir sind zunächst geneigt, uns zu fragen, ob sie recht hat. In den ersten Episoden geht es um die Frage, ob man sich vor Dot fürchten muss und ob ihr charmanter Wunsch, Pfannkuchen für ihre Tochter zu kochen, nur eine Tarnung ist. Immerhin ist die Fargo Das Universum ist voller Menschen, die schändliche Ziele hinter guter Laune verbergen – denken Sie an Jerry Lundegaard von William H. Macy aus dem Originalfilm oder Kirsten Dunst als Friseurin Peggy Blumquist in der zweiten Staffel der Serie. Was sich jedoch im Laufe der letzten Staffel langsam herausstellt, ist, dass Dots Fähigkeit, sich aus gefährlichen Situationen zu befreien – einschließlich der ungerechtfertigten Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik und der Fesselung in einer Scheune –, das Ergebnis ihrer ersten Flucht vor Roy ist .
Das Ausmaß von Dots Hintergrundgeschichte wird in der verheerenden siebten Folge „Linda“ enthüllt. Was sich letztendlich als Halluzination herausstellt, führt Dot einen Puppentrick auf, in dem es darum geht, wie Roys erste Frau sie als verängstigte 15-Jährige aufnahm, sie aber Roy gegenüber angreifbar machte, der sie wiederholt sexuell missbrauchte. Die letzten beiden Folgen zeigen, wie Roy Dot zurückerobert, aber sie entreißt sich ihm ein für alle Mal. Es ist ein Triumph, der sich selten anfühlt Fargo, eine Welt, die normalerweise voller Pyrrhussiege ist. Im Film beispielsweise löst Marge Gunderson von Frances McDormand, eine Polizistin mit einer gelegentlich jovialen, aber sachlichen Haltung, Jeans Entführungsfall, allerdings erst, nachdem Jean tot ist. Der Film gefiel, wie diese außergewöhnlichen Ereignisse für Marge, die zu ihrem Mann und seinen kleineren Problemen zurückkehrt, letztendlich zur Routine werden.
Der Fargo Die Serie bietet eine Reihe von Marge-ähnlichen Charakteren, darunter Molly Solverson (Allison Tolman) in der ersten Staffel und Gloria Burgle (Carrie Coon) in der dritten. Auch in dieser Staffel findet sich eine Version von Marge in Indira Olmstead (Richa Moorjani), der Polizistin, die Dot zunächst verhaftet und dann versucht, sie zu retten, sobald sie herausfindet, was wirklich vor sich geht. Doch während sich Marge 1996 als Revolutionärin fühlte, kommt ihr die kompetente Polizistin in einem chaotischen Männerumfeld zu diesem Zeitpunkt bekannt vor.
Stattdessen beruht Dots Macht auf reinen Überlebensinstinkten und dem Wunsch, zu verhindern, dass das Böse, das ihr widerfahren ist, ihren Lieben widerfährt. Auch wenn Dots Rolle als Opfer sie hätte definieren können, ist Dots Rücksichtslosigkeit auf ihr Mitgefühl für ihre neue Familie und ihr neues Leben zurückzuführen. Viel Freude daran Fargo Die Saison ist darauf zurückzuführen, dass sie MacGyver mit bösen Klugheit selbst aus der Gefahr befreit hat. Doch trotz Dots Klugheit ist der Zuschauer selbst in der letzten Szene der Staffel nie ganz davon überzeugt, dass sie keine Probleme mehr hat.
Gegen Ende des Finales, während Wayne Chili für das Abendessen zubereitet, werden die Lyons von einem von Dots Möchtegern-Entführern besucht. Er will Rache für den Tod seiner Partnerin, die sie bei ihrer Flucht getötet hat. Der Entführer ist ein seltsamer Mann und eine drohende, beunruhigende Präsenz. Aber Dot beruhigt ihn und bringt ihn in ihre Küche, wo sie ihm beibringt, wie man Bisquick-Kekse macht. Sie bezieht sich auf ihn, eine weitere einsame Seele. In ihrem letzten Austausch bietet sie ihm eine Salbe für seine Qualen an. „Willst du das Heilmittel wissen?“ sagt sie und reicht ihm einen Keks. „Du musst etwas essen, das mit Liebe und Freude zubereitet wurde, und dir wird vergeben.“
In einer anderen Show könnte die Zeile abgedroschen sein. Dennoch wäre es ein Fehler, diese Interaktion nur als Beispiel für Dots Freundlichkeit im Mittleren Westen zu lesen. Es ist eher ein Beweis für das Feuer, das in ihr brennt. Genau wie der Mann vor ihr hat sie die Hölle durchgemacht. Sie weiß einfach, wie sie sich befreien kann.