Eine CO2-neutrale gebaute Umwelt bis 2050 – EURACTIV.com

Seit zwei Jahrhunderten ist Zement neben seinem Folgeprodukt Beton die Grundlage unserer Lebensweise. Die wesentlichen Eigenschaften von Beton – Sicherheit, Haltbarkeit, Erschwinglichkeit und Vielseitigkeit – machen ihn im Bauwesen unverzichtbar. Von den Gebäuden, in denen wir leben und arbeiten, bis hin zu den Infrastrukturen, die sauberes Wasser, öffentliche Verkehrsmittel und kohlenstofffreien Strom ermöglichen, wird die Allgegenwärtigkeit von Zement und Beton oft übersehen.

Die EU-Zementindustrie war einer der ersten Industriesektoren, der nach der Veröffentlichung des europäischen Grünen Deals seinen Fahrplan zur CO2-Neutralität vorstellte. Derzeit laufen in Europa 86 Innovationsprojekte, die darauf abzielen, die Zementproduktion durch verschiedene Technologien zu dekarbonisieren. Der Wandel schreitet in unserer Branche rasant voran, wie die Tatsache zeigt, dass kürzlich nicht weniger als acht Projekte zur Dekarbonisierung der Zementproduktion mit finanzieller Unterstützung des ETS-Innovationsfonds ausgezeichnet wurden.

Die Dekarbonisierung von Gebäuden hat für die Europäische Kommission große Priorität, und Maßnahmen in diesem Bereich werden ebenfalls von entscheidender Bedeutung sein, um die Investitionen des Sektors zu unterstützen. Die Kommission hat bereits die Bauproduktverordnung – die den Rahmen für die zügig voranschreitende Überarbeitung der Zement- und Betonnormen festlegt – und die Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden überarbeitet, um den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken. Die Kommission entwickelt derzeit einen EU-Fahrplan zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes über die gesamte Lebensdauer (WLC-Fahrplan) im Gebäudesektor bis 2050. Dabei werden sowohl die betrieblichen Emissionen des Gebäudes (Energieverbrauch des Gebäudes hauptsächlich für Heizung und Kühlung) als auch die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks des Gebäudes untersucht Materialien, die während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes in Gebäuden verwendet werden – die sogenannten „„körperliche Emissionen“.

Unsere Branche begrüßt diesen zusätzlichen Fokus auf graue Emissionen als einen unverzichtbaren Schritt auf dem Weg zu unseren gemeinsamen Zielen des EU-Green-Deals. Mehrere Punkte sind jedoch von entscheidender Bedeutung, um die künftige WLC-Roadmap zur Dekarbonisierung von EU-Gebäuden wirksam zu machen.

Zunächst sollte das Zusammenspiel zwischen betrieblichem und grauem CO2 untersucht werden. Beispielsweise bietet der Einsatz der thermischen Massenaktivierung von Beton in Gebäuden ein erhebliches Potenzial zur Reduzierung des Energiebedarfs, wodurch die CO2-Emissionen pro Wohnung um weitere 25 % gesenkt, der Bedarf an Spitzenstromversorgungskapazitäten um 50 % gesenkt und die Verbreitung erneuerbarer Energien um 25 % erhöht werden könnten.

Zweitens sollte die Baupolitik auf einer vollständigen Lebenszyklusanalyse und den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft basieren. Die Gebäude von morgen müssen im Hinblick auf ihre künftige Nutzung und den Rückbau möglichst langlebig gebaut werden. Typischerweise ist Beton langlebig und zu 100 % recycelbar – von verbleibenden Strukturbauteilen bis hin zu Betonabfällen, die zu Zuschlagstoffen recycelt werden können, oder als recycelte Betonfeinstoffe in neuen Zementen, wodurch der Einsatz von Primärmaterialien reduziert wird.

Drittens kann Beton während seiner gesamten Lebensdauer auch CO2 absorbieren, indem erKohlensäure‘ – ein Prozess, der durch architektonische Gestaltung verbessert werden kann. Und Beton kann sogar aus abgeschiedenem CO2 hergestellt werden, wodurch dieses CO2 dauerhaft gebunden wird und Bauwerke zu Kohlenstoffsenken werden.

Viertens kann Materialeffizienz eine zusätzliche Möglichkeit sein, den Kohlenstoffgehalt von Gebäuden zu reduzieren. Planer und Bauvorschriften sind von entscheidender Bedeutung, um eine effizientere Nutzung von Beton bei gleicher Leistung zu ermöglichen.

Generell sind wir fest davon überzeugt, dass Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit und die Notwendigkeit der Anpassung unserer Gebäude und Infrastrukturen zentrale Überlegungen in der WLC-Roadmap sein sollten. Aus diesem Grund halten wir in der Debatte über Renovierung versus Wiederaufbau an der Bedeutung von Dauerhaftigkeit und Widerstandsfähigkeit fest, glauben jedoch, dass vor der Entscheidung für eine Renovierung eine Ökobilanz durchgeführt werden sollte, da ein Wiederaufbau manchmal eine umweltfreundlichere Wahl sein kann.

Nicht zuletzt muss die Gesetzgebung materiell neutral bleiben. Dies ist angesichts der komplexen Wechselwirkungen im Bauökosystem ein besonders wichtiger Punkt. Es gibt kein Allheilmittel zur Dekarbonisierung des Sektors; Alle Optionen sind mit Kompromissen verbunden, sei es im Hinblick auf den Verlust der biologischen Vielfalt oder Einschränkungen bei der Skalierbarkeit. Umgekehrt spielen alle Materialien in Kombination miteinander eine Rolle. Daher sollten Nachhaltigkeitsbewertungen auf Gebäudeebene durchgeführt werden, wobei für alle Materialien die gleichen Vorschriften gelten.

Abschließend fordern wir, dass der bevorstehende Fahrplan der Kommission einen ausgewogenen, materialneutralen politischen Rahmen bietet, der nicht nur unseren Gebäudebestand dekarbonisiert, sondern auch die Nachhaltigkeit im weiteren Sinne verbessert: ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Denn Gebäude und Infrastrukturen sind für das Wohlergehen ihrer Bewohner und Nutzer gebaut.

Weitere Erkenntnisse finden Sie in unserem gemeinsamen Positionspapier gemeinsam mit unseren konkreten Partnerverbänden zur Whole Life Carbon Roadmap. CEMBUREAU organisiert außerdem am 24. Oktober 2023 eine Veranstaltung mit dem Titel „Die Zukunft Europas festigen: Gebäude für ein Netto-Null-Zeitalter“, um diese Themen weiter zu diskutieren – wir würden uns sehr freuen, Sie dort zu sehen.


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