Die Reform der EP-Wahlen könnte Populisten helfen, warnt ein tschechischer Experte – EURACTIV.com

Es lohnt sich, die transnationalen Wahllisten bei der nächsten EP-Wahl zu testen, denn das aktuelle Modell ist ein „Hybrid“. Dennoch liegt die Gefahr darin, Populisten zu stärken, warnte ein ehemaliger einflussreicher tschechischer Europaabgeordneter.

Das Europäische Parlament diskutiert derzeit darüber, wie das Modell für zukünftige Wahlen, die nächste für 2024 geplant, verbessert werden kann. Die Lösung könnten in den sogenannten transnationalen Wahllisten liegen – gemeinsame paneuropäische Kandidaten für alle Mitgliedstaaten.

„Das aktuelle EP-Wahlmodell ist, sagen wir mal, ein Hybrid, weil das supranationale Gremium auf der Grundlage nationaler Kandidaten gewählt wird, nicht auf der Grundlage paneuropäischer Kandidaten. Dies ist eine Anomalie, die nach einer Lösung verlangt“, sagte Pavel Svoboda, ein ehemaliger EVP-Abgeordneter, Vorsitzender des JURI-Ausschusses und Experte für EU-Recht, gegenüber EURACTIV.cz in ein Interview.

Svoboda wies auf mögliche Mängel dieses Ansatzes hin. Wenn Wahlen nur auf supranationalen Listen basieren würden, könnten die großen Mitgliedsstaaten profitieren, da ihre Vertreter oft die Führung europäischer politischer Parteien innehaben.

Auch Populisten könnten profitieren, weil sie mit ihrer aggressiven Berichterstattung in den Medien das neue System mehr ausnutzen könnten, als es ihre wahre Stärke zulasse, warnte ein ehemaliger Europaabgeordneter.

Andere Probleme können zu große Wahlkreise oder Wahlkampffinanzierung sein. „Ein Kandidat aus einem kleinen, armen Land würde es immer schwerer haben, eine europaweite Kampagne zu finanzieren“, fügte Svoboda hinzu.

Experten halten es für lohnenswert, das meistdiskutierte Modell – eine Kombination aus nationalen und transnationalen Listen – zu testen, obwohl auch dieses Schwächen aufweist. Die transnational gewählten Politiker könnten das Gefühl haben, ein stärkeres Mandat zu haben als ihre auf nationaler Ebene gewählten Kollegen.

Andere diskutierte Reformen beinhalten das Recht auf Gesetzesinitiative für das Europäische Parlament. Laut Svoboda kann es EU-Mitgliedstaaten relativ gleichgültig sein, wer europäische Gesetze vorschlägt. Wenn es sowohl das Europäische Parlament als auch die Europäische Kommission wären, würde auch die Tschechische Republik profitieren.

Aus seiner Sicht hat Tschechien keine starke Position unter den Bürokraten der Kommission, daher ist es ziemlich schwierig, „die tschechische Sichtweise“ zu Beginn des Gesetzgebungsverfahrens durchzusetzen. Im Parlament könnte dies einfacher sein.


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