Als sie Sarah Mangusos gelesen hat Kontinuität, einem Buch über Mangusos lebenslanges Tagebuch, das nie aus diesem Text selbst zitiert, schämte sich Leslie Jamison für ihren eigenen Wunsch nach persönlichen Details, „schuldig, weil sie die eher traditionell konfessionelle Erzählung wollte“, schreibt sie. Diese Schuld weist darauf hin, wie Memoiren als Genre oft betrachtet werden: als solipsistische Entlastung des Schreibers, als nackter Voyeurismus des Lesers.
Sogar das Adjektiv, das Jamison verwendet, Beichtstuhl, teilt dies mit. Wir neigen dazu, uns den Memoirenschreiber eher als einen naiven Verbreiter von Informationen über sein Leben vorzustellen, wie in einem religiösen Bekenntnis, und nicht als den absichtlichen Konstrukteur einer Erzählung; Insbesondere wird diese Einstellung am häufigsten auf Frauen angewandt, die über Liebe, Sex und Elternschaft schreiben. In ihrer Sammlung Nicht eines Tages, beweist Anne Garréta die Grenzen dieses Stigmas. Sie macht sich daran, jeden Tag über eine Frau zu schreiben, die sie begehrt hat oder die sie begehrt hat, mit der Absicht, „sich zu unterwerfen [herself] zur Disziplin des Bekenntnisschreibens.“ Indem sie Offenbarung in etwas verwandelt, das Strenge und Absicht erfordert, und indem sie sich selbst enge Vorgaben macht, was sie einbeziehen wird, demonstriert Garréta die Handwerkskunst und Zurückhaltung, die selbst scheinbar rohem persönlichem Schreiben innewohnt.
Annie Ernaux, die den diesjährigen Literaturnobelpreis erhielt, nutzt ähnlich intime Ereignisse aus ihrem Leben als Werkzeuge in einem größeren Projekt, schreibt Nellie Hermann. Die Ernaux-Bücher, die normalerweise als „Memoiren“ bezeichnet werden, wie z Ereignisüber die Abtreibung, die sie hatte, als sie eine junge Frau war, und Eine Mädchengeschichte, ein Bericht über ihre erste sexuelle Begegnung, sind auch Experimente in Bezug auf die Hinlänglichkeit der Sprache, um Erfahrungen festzuhalten. Ernaux hat geschrieben, dass sie darauf abzielt, „die Grenzen des Schreibens auszutesten, die Nähe zur Realität so weit wie möglich zu treiben“.
Memoir kann also die Relevanz des Banalen sowohl für die Kunst des Schreibens als auch für unser Leben im Allgemeinen aufdecken. Buch von Hua Hsu Bleib ehrlich, eine Coming-of-Age-Geschichte über eine Freundschaft, die er auf dem College hatte, „ist kraftvoll, weil seine Geschichte in vielerlei Hinsicht unauffällig ist“, schreiben unsere Kritiker. Und in ihrem Buch Gemeinschaft, bell hooks teilt und analysiert ihre persönlichen Erfahrungen mit Intimität – einschließlich des Endes einer 15-jährigen Partnerschaft – um uns zu lehren, wie romantische Liebe kultiviert werden kann. In diesen Büchern sehen wir die Autobiografie möglicherweise nicht als einen Ort der bloßen Offenlegung, sondern, wie Jamison schreibt, als „kollaborative Untersuchung, Autor und Leser, die sich denselben Fragen aus ihrem unvermeidlich chaotischen Leben stellen“.
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Lesen Sie The Atlantic 10: Diese Bücher, die 2022 veröffentlicht wurden, beeindruckten uns mit ihrer Ideenkraft, zogen uns nicht wegen eines platonischen Größenideals an, sondern weil sie unser Gehirn zum Laufen brachten und neue Blickwinkel auf die Welt präsentierten. Mit einem Wort, sie waren gut zum Nachdenken.
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Was wir lesen
Andre Da Loba
Genug über mich
„Beide Bücher bieten eine Vision persönlicher Erfahrung als etwas, das intellektuell konstruiert und nicht bloßgestellt wird; Auf ihren Seiten ist Offenbarung eher eine Art der Selbstprüfung als eine Bitte um Absolution oder Aufmerksamkeit.“
? Ich glaube, du liegst total falsch: Ein Streitvon David Shields und Caleb Powell
Peter Nichols
Anne Garrétas ganz andere Art des Bekenntnisschreibens
„Wie sieht Begehren aus und wem gehört es? Und warum schreibt sie diese persönlichen Geschichten in der zweiten Person – oder besser gesagt, für wen? Getreu ihrer Herkunft antwortet Garréta nicht direkt, sondern zieht den Leser in ein kleines literarisches Spiel hinein.“
Isabelle Eshraghi / Agence VU / Redux
Das Jahr, in dem ich die Bücher von Annie Ernaux durchwühlt habe
„Annie Ernaux, die gestern im Alter von 82 Jahren den Nobelpreis erhielt, ist eine Schriftstellerin, die ihresgleichen sucht, zumindest in den Grenzen meines Wissens, in ihrer Offenheit, ihrer Bereitschaft, sich bloßzustellen, die Nähte in ihren Ausgrabungen der Vergangenheit sichtbar zu machen. ”
Julia Schimautz
The Atlantic 10: Die nachdenklichsten Bücher des Jahres 2022
„Bleib ehrlich beschwört Hsus Erinnerungen an Ken herauf – wie er aussah, als er an einer Zigarette zog, wie es sich anfühlte, seine Handschrift nach seinem Tod zu sehen – zusammen mit Verweisen auf Jacques Derrida, die Beach Boys und Marcel Mauss, während der Autor versucht, einen Sinn daraus zu machen sinnlose Ende einer der folgenreichsten Freundschaften seines Lebens.“
Tyler Comrie / Der Atlantik; Getty; Alamy
Die besten Bücher für ein gebrochenes Herz
„Die Aussicht, eine Verbindung zu schaffen, die der kompromisslosen Vision von Hooks gerecht wird, kann entmutigend sein. Dieses Buch macht Lust aufs Ausprobieren.“
Über uns: Der Newsletter dieser Woche wird von Christina McCausland geschrieben. Das Buch, das sie als nächstes liest, ist Richtung Ostenvon Maylis De Kerangal, übersetzt von Jessica Moore.
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