Deutschland startet in letzter Minute einen Versuch, einen Handelskrieg mit China abzuwenden – POLITICO

„Solange einzelne Mitgliedsstaaten auf diese Weise gegeneinander ausgespielt werden, liegt das ganz im Interesse Pekings und dient eher dessen Interessen als den europäischen Interessen im Großen und Ganzen“, sagt Jacob Gunter, ein leitender Analyst des auf China fokussierten Thinktanks MERICS.

China hat bereits gewarnt, dass es die Landwirtschaft und den Luftverkehr der EU ins Visier nehmen werde – zwei sensible Branchen, die Frankreich gerne schützen würde. Sollte Peking zurückschlagen, wäre das für Macron im Inland keine gute Nachricht, dessen zentristisches Bündnis bei der Europawahl von einer wiedererstarkten extremen Rechten vernichtet wurde.

Berlin versucht möglicherweise genau diese Art harter Vergeltungsmaßnahmen zu vermeiden. Doch sein Vorstoß für entsprechende Zölle „untergräbt die Legitimität des gesamten Vorhabens“, warnt Niclas Poitiers, Ökonom beim Brüsseler Thinktank Bruegel.

Die Position Deutschlands sei „problematisch“, sagte er: Während die großen deutschen Autobauer noch immer gute Beziehungen zu Peking pflegten, sei das für kleinere Unternehmen nicht unbedingt der Fall, so dass „die deutsche Wirtschaft insgesamt ein Interesse an einer selbstbewussteren Politik gegenüber China hat“.

In den letzten zehn Jahren haben BMW, Audi und Mercedes-Benz in China 19,2 Millionen Autos verkauft, was nach Angaben von Schmidt Automotive Research 30 bis 40 Prozent des weltweiten Umsatzes der einzelnen Autohersteller ausmacht.

Doch selbst der höchste Zollsatz von 25 Prozent, der gemunkelt wird, würde chinesische Marken nicht abschrecken, da sie enorme Kosten- und Technologievorteile haben. Die Verkäufe chinesischer Elektrofahrzeuge in Europa stiegen in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 23 Prozent auf fast 120.000 Einheiten.

„Sie können ihre Preise senken und trotzdem wettbewerbsfähig bleiben. Das haben wir in Frankreich bereits erlebt“, sagt Matthias Schmidt, ein europäischer Autoanalyst.

Camille Gijs, Jordyn Dahl, Antonia Zimmermann und Jakob Hanke berichteten aus Brüssel. Hans von der Burchard berichtete aus Berlin. Koen Verhelst und Stuart Lau steuerten die Berichterstattung aus Brüssel bei.


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