Deutschland muss seine nationale Sicherheitsstrategie überarbeiten, sagt Innenminister – POLITICO

Deutschland müsse nicht nur seine territoriale Verteidigungsstrategie, sondern auch seine nationale Sicherheitsarchitektur überarbeiten, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

„Unsere äußere und innere Sicherheit sind eng miteinander verflochten. Und es braucht eine starke Innenpolitik, um die Sicherheit in und für unser Land zu gewährleisten“, sagte sie am Dienstag in einer Rede, in der sie eine massive Überarbeitung der nationalen Sicherheitsstrategie des Landes skizzierte.

„Wir haben uns zu lange zu sicher gefühlt. Deshalb müssen wir jetzt alles daran setzen, die großen Versäumnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte aufzuholen“, sagte Faeser, der von der SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz stammt.

Die Bundesregierung hat sich bereits im Koalitionsvertrag auf eine nationale Sicherheitsstrategie geeinigt. Seit Anfang des Jahres arbeitet das Innenministerium mit dem Verteidigungsministerium und dem Auswärtigen Amt an der Strategie.

Auf einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) gab Faeser einen Ausblick auf die wesentlichen Elemente der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie, die bis Anfang 2023 umgesetzt werden soll. Sie hob die Bedrohung durch Cyberangriffe sowie Desinformation und deren Notwendigkeit hervor zum Schutz kritischer Infrastrukturen.

„An erster Stelle der Nationalen Sicherheitsstrategie steht für mich der Schutz und die Verteidigung der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft in Deutschland“, sagte Faeser. Um dieses Ziel zu erreichen, schließe ihr Ministerium bereits Kanäle, die Fehlinformationen verbreiten, rufe Social-Media-Plattformen auf, „besonders drastische“ Falschinformationen zu löschen, und entlarve, um den Falschinformationen mit vertrauenswürdigen Quellen entgegenzuwirken.

Als besonders wichtig für die Bewältigung der aktuellen Sicherheitsherausforderungen nannte sie drei innenpolitische Prinzipien: den Schutz von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, die Stärkung der Resilienz Deutschlands und die Verbreitung des Sicherheitsbewusstseins in der Bevölkerung.

Faeser schreckte nicht davor zurück, der komplexen deutschen Bundesregierung eine Schuld zuzuschieben. „Herausforderungen im Bereich Safety und Security sind oft in der Architektur unseres föderalen Systems verwurzelt oder ergeben sich aus der Aufgabenteilung zwischen Ressorts. Ich bin davon überzeugt, dass wir das angehen müssen, wenn wir mehr Resilienz wollen“, sagte Faeser.

Um hier Abhilfe zu schaffen, werde das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu einer zentralen Stelle im Bereich Cyber- und Informationssicherheit ausgebaut, sagte sie.

„Darüber hinaus braucht die Bundesregierung dringend Abwehrkräfte, die Cyberangriffe verhindern, stoppen oder zumindest abschwächen können“, sagte der Minister. „Wir werden daher der Bundesregierung die führende Rolle bei der Abwehr von Cyber-Bedrohungen übertragen und diese auch im Grundgesetz verankern.“ Das Innenministerium will zudem einen Bundes-Krisenstab einführen und damit das Prinzip der Ministerautonomie in Bedrohungs- und Krisensituationen ablösen.

Abschließend plädierte die Ministerin dafür, ein neues Sicherheitsbewusstsein in der Bevölkerung zu etablieren. Es sei wichtig, „verbindliche Vereinbarungen zu treffen, um alle Bürgerinnen und Bürger aktiv einzubeziehen“. Dazu wird ab 2023 in Deutschland ein Tag des Bevölkerungsschutzes eingeführt.


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