Deutschland legt Plan zum „digitalen Erwachen“ vor und will bis 2030 voll auf Glasfaser gehen – EURACTIV.de

Der „digitale Aufbruch“ Deutschlands ist in vollem Gange, denn das Digitalministerium hat am Mittwoch (13.07.) seine Strategie vorgestellt, dass alle Haushalte und Unternehmen bis 2030 – und die Hälfte bis 2025 – an das Glasfasernetz angeschlossen sein sollen.

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Die von Digital- und Verkehrsminister Volker Wissing vorgestellte Strategie zielt darauf ab, die Zahl der Anschlüsse zu verdreifachen und bis 2030 alle Haushalte und Unternehmen in Stadt und Land vom neuesten Mobilfunkstandard zu profitieren und an das Glasfasernetz anzuschließen.

Bis Ende 2025 soll bereits die Hälfte angeschlossen sein, sowohl in Städten als auch auf dem Land.

„Mit unserer Gigabit-Strategie wollen wir den digitalen Aufbruch für Deutschland schaffen. Homeoffice, Streaming im ICE und Empfang in der Berghütte müssen endlich problemlos möglich sein“, sagte Wissing in einer öffentlichen Stellungnahme.

Die Telekommunikationsbranche hat zugesagt, in den kommenden Jahren 50 Milliarden Euro in den privatwirtschaftlichen Glasfaserausbau zu investieren. In Regionen, in denen sich eine wirtschaftliche Expansion nicht lohnt, stellt der Staat öffentliche Zuschüsse bereit.

Wichtige Maßnahmen

„Es geht vor allem darum, eine neue Dynamik in die Expansion zu bringen und bürokratische Hürden abzubauen. Dazu werden Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt sowie die Nutzung alternativer Installationsmethoden verbessert“, sagt Maximilian Funke-Kaiser, digitalpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, gegenüber EURACTIV.

Derzeit dauert das Genehmigungsverfahren für den Breitbandausbau bis zu vier Monate.

Zur bundesweiten Vereinheitlichung und Beschleunigung des Antragsverfahrens sollen allen Bundesländern bis Ende 2022 digitale Portale zur Verfügung stehen, die Anträge ohne Unterbrechung weiterleiten. Hessen und Rheinland-Pfalz arbeiten bereits an Pilotprojekten, um erste Best-Practice-Erfahrungen zu sammeln.

Besonders wichtig sei aber, so die Grünen, dass die Digitalisierung auch dabei helfe, Ressourcen zu sparen. Dafür seien bundesweit stabile und Gigabit-fähige Internetverbindungen entscheidend, forderten Maik Außendorf, digitalpolitischer Sprecher der Partei, und Tabea Rößner, Vorsitzende des Digitalausschusses.

Die Strategie sieht auch den Start eines neuen Gigabit-Grundbuchs vor, um relevante Informationen für einen schnelleren Rollout sicher zu bündeln und verfügbar zu machen. Das Register, das die Einsicht in bestehende digitale Infrastrukturen, Versorgungsgrade, Projekte und verfügbare Objekte ermöglicht, wird von der Bundesnetzagentur eingerichtet.

Allerdings kommt die Idee einer Immobiliendatenbank für den Netzausbau laut Digitalverband Bitkom zu spät auf den Tisch. Neue Auskunftsersuchen bedeuten auch mehr Bürokratie für die Unternehmen, auch wenn die Strategie weniger Bürokratie verspreche, betonte der Wirtschaftsverband.

Das Digital- und Verkehrsministerium hat zudem eine Wirkungsanalyse in Auftrag gegeben, wo der Ausbau des Privatsektors notwendig ist und wo staatliche Fördermittel benötigt werden.

Allerdings warnt der Bundesverband der Deutschen Industrie davor, dass staatlich geförderter Ausbau und privatwirtschaftliche Investitionen nicht unbedingt effizient Hand in Hand gehen könnten.

„Investitionen der Unternehmen laufen Gefahr, durch die ausgelöste Förderwelle unnötig verdrängt zu werden“, sagte der Verband und verwies darauf, dass die neue Strategie den Unternehmen nicht genügend Sicherheit für ihre Expansionspläne gebe.

„Wir werden die Umsetzung der Förderung kontinuierlich evaluieren. Sollte die Evaluierung zeigen, dass die staatliche Förderung den privatwirtschaftlichen Ausbau verdrängt, werden wir dagegen vorgehen“, so das Digital- und Verkehrsministerium.

Vor dem Hintergrund eines wachsenden Fachkräftemangels legt die Strategie auch ein Gesamtkonzept für die Rekrutierung von Fachkräften entlang der Wertschöpfungskette vor.

Ziele nicht verschieben

Neben der oft betonten digitalen und gesellschaftlichen Teilhabe fördert auch der Ausbau gigabitfähiger Netze die Wettbewerbsstärke Deutschlands.

„Perspektivisch brauchen wir keine 1-Gigabit-Netze, sondern 10-Gigabit-fähige Glasfasernetze. Sie sollten zum eigentlichen Standard für alle zu bauenden Telekommunikationsnetze gemacht werden, damit unsere Version der Gigabit-Gesellschaft dann auch konkurrenzfähig ist“, sagt Klaus Landefeld, Vorstand Infrastruktur und Netze beim Digitalverband eco.

Landefeld sagte auch, dass es keine Verzögerungen beim 2030-Ziel geben sollte, bis 2030 vollständig auf Glasfaser umzustellen.

Eine Beschleunigung des Ausbaus, so die Strategie des Ministeriums, könne nur erreicht werden, wenn verschiedene Akteure eng kooperieren.

Dazu wird auf Staatssekretärsebene ein Bund-Länder-Ausschuss eingerichtet, der viermal jährlich tagt. Der Austausch unter den Akteuren wird auch durch den in der Strategie vorgesehenen halbjährlichen Branchendialog zwischen Verbänden und Telekommunikationsunternehmen verbessert.

„Die Gigabit-Strategie der Bundesregierung kann ihre Ziele nur erfüllen, wenn Bund und Länder gemeinsam mit den Netzbetreibern an einem Strang ziehen“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg.

[Edited by Oliver Noyan/Nathalie Weatherald]


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