Deutschland hinkt bei E-Government, Open Data noch weit hinterher – EURACTIV.com


In Deutschland bleiben E-Government und Open Data trotz enormer wirtschaftlicher Chancen und als Grundvoraussetzung für smartere Städte noch weitgehend ungenutzte Potenziale, so eine aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. EURACTIV Deutschland berichtet.

Deutschland hinkt laut der am 9. Juli veröffentlichten Studie im Bereich Digital Government weit hinterher. Es belegte Platz 24 von 29 untersuchten Ländern, hinter Chile, Kolumbien und Brasilien. Im Bereich des datengetriebenen öffentlichen Sektors belegt Deutschland den letzten Platz mit dem niedrigsten Wert unter den OECD-Ländern.

In den letzten Wochen hat die Bundesregierung jedoch bereits Nachholinitiativen mit der Verabschiedung der Open-Data-Strategie und der Novellierung des E-Government-Gesetzes ergriffen, die beide verstärkt auf die Öffnung der Daten des öffentlichen Sektors setzen.

„Der freie Zugang zu und die breite Nutzung von Daten bilden eine wichtige Säule für die Digitalisierung von Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“, sagte Marc Danneberg vom Digitalverband Bitkom gegenüber EURACTIV.

„Ziel muss ein modernes und offenes Datenökosystem sein, das soziale und technische Innovationen in Deutschland und Europa fördert“, so Danneberg weiter.

Das Potenzial von Open Data

Daten gelten als die Währung der Zukunft und bilden die Grundlage für Wertschöpfungsketten in der Industrie 4.0, die die fortschreitende Automatisierung und den Datenaustausch sowie Smart Cities bezeichnet. Da der öffentliche Sektor einer der datenintensivsten Sektoren ist, birgt die Verfügbarkeit seiner Daten für den Privatsektor ein großes wirtschaftliches Potenzial.

Laut einem Bericht der Europäischen Kommission könnte sich der Open-Data-Markt in der EU bis 2025 auf bis zu 334,2 Milliarden Euro verdoppeln.

Offene Daten könnten sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die Studie der Kommission schätzt beispielsweise, dass die Datenwirtschaft bis zu 883.000 neue Arbeitsplätze in ganz Europa schaffen könnte. Auch die Bereitstellung von Daten der öffentlichen Hand ist eine der Grundvoraussetzungen für die Entwicklung zukunftsweisender Dienste in der Smart City.

„Open Data ermöglicht die Digitalisierung im öffentlichen Sektor für effizientere Prozesse durch eine bessere Verwaltung der Verwaltung und die Bereitstellung digitaler Behördendienste“, sagte Oliver Süme, CEO des Internet-Branchenverbandes eco, gegenüber EURACTIV.

Laut einer Studie von eco wird Deutschlands Smart City-Markt bis 2026 kontinuierlich auf 84,7 Milliarden Euro wachsen und sich damit mehr als verdoppeln.

Smart Cities ermöglichen nicht nur die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, sondern spielen auch eine wesentliche Rolle in der Standortpolitik, da das Wachstum des Smart Cities-Marktes Investitionen von Giganten anziehen und die Gründung innovativer und zukunftsorientierter Start-ups fördern soll.

Open Data Gesetz und Strategie

Bereits in ihrer im Januar veröffentlichten Datenstrategie hatte sich die Bundesregierung das Ziel gesetzt, das Land zum Vorreiter bei der Digitalisierung zu machen, um die wirtschaftlichen Potenziale der öffentlichen Hand freizusetzen.

Mit der Verabschiedung des EU-Datennutzungsgesetzes im Februar und der Novellierung des E-Government-Gesetzes im Juni ist Deutschland diesem Ziel einen Schritt näher gekommen.

Darüber hinaus hat das Kabinett am 6. Juli seine Open-Data-Strategie verabschiedet, die die wesentlichen Ziele für die nächsten Jahre festlegt. Es sei „ein weiterer wichtiger Schritt zur Stabilisierung der Initiativen zur Bereitstellung offener Daten der Bundesverwaltung“, so Danneberg vom Bitkom.

Unbeantwortete Probleme

Die Open-Data-Strategie lässt jedoch noch einige Fragen offen.

Beide Digitalverbände – Bitkom und eco – sagten gegenüber EURACTIV, der Strategie fehle noch ein klares Bekenntnis zur Etablierung eines Rechtsanspruchs privater Akteure auf Zugang zu Daten der öffentlichen Hand.

Ein solcher Rechtsanspruch wäre notwendig, um das Innovations- und Investitionspotenzial von Open Data wirklich auszuschöpfen.

Der deutsche Gesetzgeber erhofft sich von dem derzeit auf EU-Ebene verhandelten Datengesetz einen großen Sprung, der die wirtschaftliche Nutzung von Daten weiter vorantreiben und insbesondere den Datenaustausch im Business-to-Business- und Business-to- Regierungssektoren.

Der sozialdemokratische Abgeordnete Elvan Korkmaz-Emre sagte in einer Bundestagsdebatte, dass das neue EU-Datengesetz neue Impulse „für einen größeren Schritt in die Zukunft“ geben würde.

[Edited by Zoran Radosavljevic and Luca Bertuzzi]





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