Deutschland hebt sein Veto gegen den Verkauf von in Großbritannien hergestellten Kampfflugzeugen in großer Kehrtwende auf | Welt | Nachricht

Deutschland hat seine fünfjährige Sperre für den Export europäischer Kampfflugzeuge nach Saudi-Arabien aufgehoben und damit ein erneutes Engagement für die Stärkung der europäischen Verteidigungszusammenarbeit signalisiert.

Die Entscheidung stellt eine Umkehr der Haltung Deutschlands seit 2018 dar, als es den Verkauf von 48 Eurofighter Typhoon-Kampfflugzeugen, die gemeinsam mit dem Vereinigten Königreich und anderen Partnern hergestellt wurden, wegen Menschenrechtsbedenken nach der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi blockierte.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock erklärte kürzlich bei einem Besuch in Israel, dass die Regierung keinen Grund mehr sehe, sich den britischen Plänen zum Verkauf weiterer Eurofighter an Saudi-Arabien zu widersetzen.

Das anfängliche Veto hatte zu Spannungen mit Großbritannien geführt und zu Drohungen geführt, Deutschland aus der Produktion zu verdrängen, um den Verkauf zu erleichtern.

Experten werten diese Kehrtwende als klares Signal an die europäischen Partner, dass Deutschland bei Verteidigungsexporten zuverlässiger werden will und damit ein wesentliches Hindernis für eine engere europäische Verteidigungskooperation beseitigt. Der schwankende Charakter der Berliner Rüstungsexportpolitik, beeinflusst durch wechselnde Regierungskoalitionen und ethische Erwägungen, gibt den europäischen Verbündeten und der heimischen Verteidigungsindustrie Anlass zur Sorge.

Pia Fuhrhop, Forscherin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, betonte das Problem der Unvorhersehbarkeit der deutschen Politik. Sie stellte europäische Verteidigungsprojekte vor Herausforderungen und führte dazu, dass Partnerländer die deutsche Politik als unzuverlässig wahrnahmen.

Sie sagte gegenüber Euractiv: „Diese Schwankung ist für einige europäische Verteidigungsprojekte ziemlich problematisch, und Partnerländer halten die deutsche Politik für ziemlich unzuverlässig.“

Der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) betonte die Bedeutung des internationalen Vertriebs für die Rentabilität gemeinsamer europäischer Verteidigungsprojekte. Der potenzielle finanzielle Druck auf die Branche wurde hervorgehoben, wenn der Saudi-Deal nicht genehmigt würde. Berichten zufolge hat der britische Premierminister Rishi Sunak mit Blick auf die britische Verteidigungsindustrie Lobbyarbeit bei Bundeskanzler Scholz betrieben.

Diese Änderung der Haltung Deutschlands steht im Einklang mit einem breiteren Trend in europäischen Ländern, einschließlich Frankreich, das internationale Exporte als entscheidend für die Aufrechterhaltung der Produktionskapazität ansieht, wie Natalia Pouzyreff, eine Abgeordnete der Renaissance-Partei des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, zum Ausdruck brachte.

Die Entscheidung eines grünen Ministers, dem Saudi-Abkommen zuzustimmen, deutet auf einen Wandel in der deutschen Politik hin und unterstreicht die Priorisierung und Stärkung der europäischen Verteidigungsbeziehungen, insbesondere im Zusammenhang mit Russlands Krieg in der Ukraine.

Die deutsche Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen hatte sich in ihrem Regierungsmanifest 2021 zunächst dazu verpflichtet, Waffenexporte, insbesondere in Länder, die am Bürgerkrieg im Jemen beteiligt sind, einzuschränken.

Die jüngste Kehrtwende deutet jedoch auf eine Abkehr von dieser vorsichtigen Verteidigungspolitik als Reaktion auf die russische Invasion hin, was nach Angaben des Wirtschaftsministeriums zu einem Rekordniveau der Verteidigungsexporte im Jahr 2023 führen wird.

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