Deutschland bereitet sich darauf vor, Arzneimittelengpässe im Winter abzuwenden – EURACTIV.com

Angesichts der Warnungen vor möglichen Engpässen bei wichtigen Medikamenten in diesem Winter stellte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen Fünf-Stufen-Plan vor und versicherte der Öffentlichkeit, dass das Land „viel besser vorbereitet“ sei als vor einem Jahr.

Deutschland war wie mehrere europäische Länder mit Engpässen konfrontiert von wichtigen Arzneimitteln im letzten Winter, darunter Antibiotika, Fiebermedikamente und Schmerzmittel, wobei Arzneimittel für Kinder besonders betroffen waren.

Zu dieser Zeit führten eine hohe Zahl an Atemwegsinfektionen, darunter COVID-19, sowie Erkältungen und Grippe dazu, dass die Versorgung mit gängigen Medikamenten über ihre Grenzen hinausging – eine Situation, von der viele befürchten, dass sie in diesem Jahr erneut auftreten könnte.

Nach einem Treffen mit wichtigen Interessenvertretern in Berlin legte Lauterbach am Donnerstag (14. September) einen nationalen Fünf-Stufen-Plan zur Bewältigung potenzieller Engpässe vor.

„Wir werden diesen Herbst und Winter alles tun, um sicherzustellen, dass Kinder die Medikamente bekommen, die sie brauchen“, betonte der Gesundheitsminister in einer Erklärung.

Zu den Faktoren, die die Arzneimittelversorgung in der gesamten EU destabilisieren, gehören mangelnde geografische Diversifizierung bei der Beschaffung wichtiger Inhaltsstoffe und Arzneimittel, die wahrgenommene Komplexität der Regulierung und die zunehmende Spezialisierung der Lieferketten.

„Der Grund, warum wir Engpässe haben, ist auf viele verschiedene Variablen zurückzuführen. „Das ist keiner“, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides im Frühjahr 2023 bei der Vorstellung des Arzneimittelstrategievorschlags, der unter anderem auf die Behebung von Medikamentenengpässen abzielt.

Von einer politischen Einigung ist der Vorschlag jedoch noch weit entfernt, da Parlament und Rat ihre Positionen noch formulieren und vereinbaren müssen.

Wir verlassen uns auf eine konzertierte Anstrengung

Bei den meisten der fünf Maßnahmen des neuen Plans setzt das Ministerium auf die Zusammenarbeit von Ärzten, Produzenten und Apotheken.

Mit den Pharmaunternehmen vereinbarte Lauterbach einen „regelmäßigen Austausch von Situationsanalysen“, um Engpässen vorzubeugen.

In der Zwischenzeit werden die Ärzte „an die Eltern appellieren“, damit sie nicht „unnötig“ große Mengen Medikamente zu Hause horten, und die Regierung wird sich für eine „nüchterne“ Einschätzung der Lage einsetzen, um Panikkäufe zu vermeiden.

„Wenn Panikkäufe vermieden werden, ist die Versorgung mit Kinderarzneimitteln im Herbst und Winter weitgehend gesichert“, heißt es in der Erklärung des Ministeriums.

Der Apotheker-Dachverband ABDA wiederum verpflichtet sich, auf eine gleichmäßige Verteilung der betreffenden Arzneimittel hinzuwirken und wird sich bei Bedarf intensiver um den Austausch von Vorräten untereinander bemühen – was die Regierung dafür sorgt, dass dies rechtlich möglich ist.

Der Medikamentenmangel trifft die deutsche Jugend am stärksten

Da wichtige Medikamente, darunter Antibiotika, Fiebermedikamente und Schmerzmittel, in deutschen Apotheken knapp werden, warnen Ärzte, dass Kinder und Jugendliche am stärksten betroffen sein könnten.

Nach Angaben des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte sind die Engpässe ausschließlich auf … zurückzuführen.

„Viel bessere“ Situation als letztes Jahr

Unterdessen wird als einzige große neue gesetzgeberische Maßnahme, die im Rahmen des Plans vorgestellt wird, die Aussetzung der Festbeträge für kritische Arzneimittel verlängert. Pauschalbeträge geben in der Regel den Höchstpreis an, den Hersteller von den Krankenkassen für ihre Arzneimittel verlangen dürfen. Ihre Aussetzung soll sicherstellen, dass die Produktion für Pharmaunternehmen finanziell attraktiv ist.

Der neue Plan kommt auf der Rückseite eines Anti-Mangel-GesetzDas im April verabschiedete und im Juli in Kraft getretene Gesetz beinhaltete die Lockerung bestimmter Preisregeln für Arzneimittel sowie strengere Pflichten zur Bevorratung wichtiger Arzneimittel.

Lauterbach sagte jedoch am Donnerstag, dass das Gesetz noch mehr Aufwärmzeit benötige, bevor seine Auswirkungen voll zum Tragen kommen.

Dennoch ist der Minister optimistisch, dass Deutschland für den bevorstehenden Winter gerüstet ist. „Wir sind in einer viel besseren Position als im letzten Jahr“, betonte er.

Apotheker, Industrie skeptisch

Doch Apotheker sind weniger überzeugt. In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARDThomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein, sagte, derzeit seien bereits täglich mehr als 1,5 Millionen Menschen von Arzneimittelengpässen betroffen.

Insbesondere bei Antibiotika und Generika – Medikamenten, die nicht mehr patentiert sind – sei die Versorgung gefährdet, warnte er.

Auch der Generikaverband ProGenerika kritisierte, dass Lauterbachs neue Maßnahmen nicht weit genug gingen.

„Einzelschritte sind als akute Symptombehandlung hilfreich. Sie ändern nichts an der Wurzel des Problems“, sagte Verbandsvorsitzender Andreas Burkhardt.

Laut Burkhardt produzieren Generika-Unternehmen bereits auf Hochtouren und müssten „dringend“ in den Ausbau ihrer Produktionskapazitäten investieren, ihnen fehle aber die „wirtschaftliche Grundlage“ dafür.

„Die ALBVVG wird daran nichts ändern [the new law] auch nicht“, betonte er.

[Edited by Nathalie Weatherald]

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