Deutsche Geheimdienste weisen auf erhöhte hybride Sicherheitsbedrohungen hin – EURACTIV.com

Spionage, unerlaubte Einflussnahme, Desinformationskampagnen und Cyberangriffe haben im Jahr 2022 in Deutschland zugenommen, wobei die Aktivitäten vor allem mit Russland, China, Iran und der Türkei in Zusammenhang stehen, heißt es in einem am Dienstag (20.) veröffentlichten Bericht des Inlandsgeheimdienstes (BfV). Juni).

Lesen Sie hier die deutsche Originalgeschichte.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht einen Zusammenhang zwischen der Zunahme hybrider Bedrohungen und dem im Februar 2022 begonnenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und der zunehmenden Konfrontation Chinas mit dem Westen.

„Der verbrecherische russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Sicherheitslage in ganz Europa verändert. „Wir haben starke Maßnahmen ergriffen, um uns gegen Spionage, Desinformationskampagnen und Cyberangriffe zu wappnen“, erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung des Berichts am Dienstag (20. Juni).

Neben Russland sind China, Iran und die Türkei die Hauptakteure, und die Auswirkungen der Aktivitäten – wie Cyberangriffe, Desinformation und Spionage – sind unterschiedlich.

Der Bericht betont, dass illegale Aktionen ausländischer Geheimdienste die nationale Souveränität beeinträchtigen und erheblichen operativen und wirtschaftlichen Schaden verursachen.

Insbesondere wurde die verstärkte Nutzung sozialer Medien als Mittel zur Desinformation mit dem Ziel identifiziert, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schwächen, die freie Meinungsbildung zu stören und die Demokratie zu destabilisieren.

Darüber hinaus wird erwartet, dass Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Deutschland aufgrund einer größeren Angriffsfläche zunehmend angreifbar werden, heißt es in dem Bericht.

Russische Spionage

Da Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt und Deutschland das vom Krieg zerrissene Land unterstützt, sind „aggressivere Spionageeinsätze Russlands sowie von Russland ausgehende Aktivitäten im Cyberspace zu erwarten“, heißt es in dem Bericht.

Auf diplomatischer Ebene hat Deutschland auf den russischen Meinungskrieg mit der Ausweisung von 40 der 400 Mitglieder russischer diplomatischer Vertretungen in der EU reagiert.

Seitdem setzt Russland auf andere Methoden, um an wichtige Informationen zu gelangen. Eine neue Methode besteht darin, neues Personal in Deutschland als Beamte von Landesvertretungen zu verkleiden.

Zu den Schwerpunkten der russischen Spionage zählen die deutsche Energiepolitik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und das Militär, stellten die deutschen Geheimdienste fest.

Das Bundesamt erfasste auch russische Versuche, Wissen, Rüstungsgüter und militärisch einsetzbare Technologien zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen zu beschaffen.

„In diesem Zusammenhang wurde eine zunehmende Verschleierung russischer Beschaffungsbemühungen zur Umgehung von Sanktionen festgestellt“, berichtet der Inlandsgeheimdienst.

Das identifizierte Ziel besteht auch darin, das Vertrauen der Bürger in die Handlungsfähigkeit demokratischer Institutionen und Mechanismen durch Cyberangriffe gegen politische Institutionen und Desinformationskampagnen über die Medien zu untergraben.

Französischer Wachhund deckt massive Desinformationskampagne Russlands auf

Russische Akteure seien an einer Kampagne zur Manipulation digitaler Informationen beteiligt, darunter mehrere in Europa, sagte die französische Außenministerin Catherine Colonna am Dienstag unter Berufung auf Daten von VIGINUM, der französischen Aufsichtsbehörde, die ausländische digitale Einmischung untersucht.

VIGINUM überwachte die von Russland geführte RRN …

Chinas Fokus auf Technologie

Im Gegensatz zu Russland konzentrierten sich die chinesischen Geheimdienstaktivitäten auf „die Aufrechterhaltung der Macht der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh)“ und „die Durchsetzung des Anspruchs der Volksrepublik auf globale Führung“, heißt es in dem Bericht.

Um die Kontrolle über die chinesische Diaspora zu behalten, werden ausländische Polizeistationen von „linientreuen chinesischen Expatriates – oft mit deutscher Staatsbürgerschaft“ geleitet.

Die chinesische Cyberstrategie dient dem Transfer sensiblen Wissens aus Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie und Militär. Ein Beispiel ist die Beschaffung moderner Waffentechnik aus der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.

Der Fokus liege auf „Emerging Technologies (EMT) wie Quantentechnologie, Künstliche Intelligenz, Hyperschalltechnologie, Überwachungstechnologie oder Biotechnologie“, stellt das Bundesamt fest.

Wissenschaftler werden für die Spionage rekrutiert und Unternehmen mit Spitzentechnologie aufgekauft, um die zivile und militärische Entwicklung Chinas voranzutreiben. Direktinvestitionen seien Chinas legale Alternative für den Zugang zu Technologien, Know-how oder geistigem Eigentum sowie für politische Einflussnahme, Spionage und Sabotage, stellten die inländischen Geheimdienste fest.

„Gerade auch sensible Technologien oder kritische Infrastrukturen können Gefahren für die öffentliche Sicherheit in Deutschland darstellen“, heißt es in dem Bericht.

Unterdessen sind sich die deutschen politischen Entscheidungsträger immer noch uneinig über den Ausschluss chinesischer Komponenten aus den 5G-Netzen, obwohl die Europäische Kommission erneut darauf drängt, risikoreiche Anbieter aus kritischen Infrastrukturen auszuschließen.

Iran und Türkei konzentrieren sich auf die Opposition

Im Hinblick auf Iran liegt der Schwerpunkt der nachrichtendienstlichen Aktivitäten in Deutschland auf der Bekämpfung oppositioneller Gruppen im Ausland – allerdings stellt der Bericht auch eine Zunahme von Beschaffungsversuchen für das iranische Atomprogramm fest.

Die iranischen Machthaber machen „insbesondere Deutschland“ für die im September 2022 ausgebrochenen Anti-Regime-Proteste verantwortlich.

Nach Angaben des Bundesamtes zielten auch die türkischen Geheimdienste darauf ab, die Opposition zu kontrollieren.

Ziel der Türkei sei es, die Regierungspolitik der AKP-Partei durchzusetzen, die innere Sicherheit zu wahren und Informationen für politische Entscheidungen zu beschaffen, um mutmaßliche Personen oder Organisationen aufzuspüren, die sich der Regierung widersetzen, berichten die Geheimdienste.

Weitere Staaten, die ihre oppositionelle Diaspora in Deutschland gerne im Auge behalten und im Bericht namentlich genannt werden, sind unter anderem Nordkorea, Vietnam und der Nahe Osten.

„Der Verfassungsschutzbericht verdeutlicht einmal mehr die Gefahren für die innere Sicherheit in Deutschland: Spionage, Cyberoperationen und Einflussversuche ausländischer Geheimdienste sind hemmungsloser und raffinierter geworden“, sagte Haldenwang.

[Edited by Kjeld Neubert/Oliver Noyan/Alice Taylor/Luca Bertuzzi]

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