Bundeskanzlerrennen im Hochwasser – POLITICO



Drücken Sie Play, um diesen Artikel anzuhören

BERLIN — Einige der größten politischen Legenden Deutschlands wurden über der Hochwassermarke geschmiedet.

Helmut Schmidt, der 2015 im Alter von 96 Jahren verstorbene kettenrauchende Sozialdemokrat, war lange vor seiner Kanzlerschaft ein Begriff, weil er als Kommunalpolitiker in Hamburg eine zentrale Rolle bei der Rettung der Stadt vor der Zerstörung durch eine verheerende Sturmflut im Jahr 1962 spielte mehr als 300 getötet.

Gerhard Schröder, der 2002 bei seiner Wiederwahl als Bundeskanzler in den Seilen stand, drehte im Sommer nicht zuletzt dank eines Hochwassers, das Teile Ostdeutschlands verwüstete, im Endspurt. Schröder, Kamerateams im Schlepptau, zog Regenmantel und Gummistiefel an, während er die Region überblickte, ein Bild von Mitgefühl und Sorge.

Und dann ist da noch Armin Laschet.

So wie es aussieht, wird die anhaltende Flutkatastrophe in Deutschland den christdemokratischen Führer und Kanzlerkandidaten eher brechen als machen.

Ein am Wochenende aufgetauchtes Video zeigte Laschet, der von Ohr zu Ohr grinste und mit Kollegen scherzte, während Präsident Frank-Walter Steinmeier Journalisten eine düstere Einschätzung der Verluste und Zerstörungen gab, die er in der überfluteten Region miterlebte. Die Bilder lösten große Empörung aus.

„Diese Szene ist abstoßend, anders kann man es nicht ausdrücken“, schrieb ein Kommentator und gab eine im ganzen Land geteilte Einschätzung ab.

Laschet schnell entschuldigte sich Am Sonntag sagte er, sein Lachen sei “nicht angemessen”, aber der Schaden war angerichtet.

Deutschlands politisches System wird im Ausland oft für seine Betonung der Politik über die Persönlichkeit gelobt, aber seine politischen Kampagnen werden letztendlich von demselben Immateriellen wie überall sonst geprägt: dem Image.

Damit hat Laschet einen Fehler begangen, von dem er sich nur schwer erholen wird. Zu den bleibenden Bildern der Flut gehört neben der beispiellosen Verwüstung auch das freche Grinsen von Laschet.

Es hilft nicht, dass die Frau, von der er hofft, erfolgreich zu sein, einen denkwürdigen Moment für sich selbst präsentiert hat. Dem Fauxpas Laschets auf den Fersen auf den Fersen, besuchte Merkel eine von einer Flutwelle verwüstete Stadt und ging Hand in Hand mit Malu Dreyer, der sozialdemokratischen Fraktionsvorsitzenden des Landes Rheinland-Pfalz.

Auch Merkel traf mit ihren Äußerungen einen Nerv: „Die deutsche Sprache kennt kaum Worte für diese Verwüstung“. Vor allem lächelte sie nicht.

Das Problem für Laschet ist, dass Empathie seine Stärke sein soll. Er besiegte seinen größten Herausforderer im diesjährigen Rennen um die CDU, indem er sich nicht nur als Mann des Volkes, sondern als netten Kerl verkaufte.

Die Atmosphäre ist jedoch nicht die einzige Herausforderung für Laschet, wenn es um das Hochwasser geht. Neben seiner Position in der CDU ist Laschet auch der Vorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Deutschlands größtem Bundesland und eines der am stärksten vom Hochwasser betroffenen Gebiete. Das potenziell größere Problem, dem er gegenübersteht, besteht darin, zu erklären, warum seine Regierung nicht früher auf die Warnungen reagierte, die sie vor der drohenden Katastrophe erhalten hatte, und die lokalen Gemeinden zur Evakuierung aufzufordern.

Solange diese Frage besteht, wird Laschet Schwierigkeiten haben, die Deutschen von seinen Fähigkeiten im Krisenmanagement zu überzeugen.

Das heißt nicht, dass für ihn alles verloren ist. Wenn es eine Qualität gibt, die Laschet im Kampf um die Führung der CDU und den Kanzlerkandidaten der Mitte-Rechten bewiesen hat, dann ist es Widerstandsfähigkeit.

Aber Laschets größter Vorteil bei der Bundestagswahl dürfte die Schwäche seines Hauptgegners, der Grünen, sein. Die Umweltpartei war in diesem Frühjahr hoch im Kurs, als die CDU mit der Korruption in ihren Reihen und dem Nachfolgerennen kämpfte. Aber in den letzten Wochen sind die Grünen wieder auf die Erde zurückgefallen und sind laut Poll of Polls von POLITICO erstmals seit März von einem Höchststand von 25 Prozent unter 20 Prozent gefallen. Der Rückgang kommt, als die Spitzenkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, mit schädlichen Plagiatsvorwürfen und Beweisen konfrontiert wurde, dass sie ihren Lebenslauf verschönert hat.

Die Überschwemmungen, die Klimawissenschaftler mit der globalen Erwärmung in Verbindung bringen, würden den Grünen normalerweise eine Chance bieten, in der Kampagne zu nutzen. Doch zunächst müssen die Zweifel an der Eignung Baerbocks als potenzieller Kanzler ausgeräumt werden.

Vor der Flut hatten die Christdemokraten knapp 30 Prozent befragt und damit einen Teil des im Frühjahr verlorenen Bodens wieder gutgemacht. Damit ist Laschet der Quoten-Favorit für die Nachfolge von Merkel.

Auch wenn sich Laschets Krisenmanagement nicht verbessert, ist es ein hohler Sieg. Schon vor den Fluten war Laschets Ansehen in der Öffentlichkeit schwach. Die meisten Wähler wollten seinen konservativen Herausforderer, den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, zum Kanzlerkandidaten der Mitte-Rechts-Kanzler machen. Laschet bekam das Nicken nur dank intensiver Hinterzimmermanöver von Party-Granden. Auch die Führung der CDU hat er mit knapper Not gewonnen.

Selbst wenn er Kanzler wird, wird er wahrscheinlich ohne starkes Mandat und mit einem Ziel im Rücken starten.

Wenigstens kann er darüber lachen.

.



Source link

Leave a Reply