Buchrezension: „The Witching Tide“ von Margaret Meyer

Martha, eine scharfsinnige Beobachterin, nimmt während der Jagd eine wichtige Grenzposition ein. Sie ist ohne Blutsverwandte, hat als Kind ihre Mutter verloren und ihren Vater nie kennengelernt. Ihre Stimmlosigkeit schützt sie – sie kann sich nicht zur Hexerei bekennen –, engt sie aber auch ein und macht sie zur Zielscheibe grausamer Kommentare. Ihre Fähigkeiten als Hebamme stellen viele Familien in ihre Schuld, auch wenn sie sie aufgrund ihrer Nähe zu weiblichen Körpern, pflanzlichen Heilmitteln, schwierigen Geburten und vorzeitigen Todesfällen verdächtig machen.

Während sich die Geschichte im Laufe einiger Wochen entfaltet, sind ihre Tage sowohl von Prekarität als auch von ihren engen Verbindungen zur Natur, zu den Menschen und zu ihrer eigenen Vergangenheit geprägt, die in Form einer Wachspuppe mit zwei Gesichtern oder „Poppet“ fortbesteht. ” wurde ihr von ihrer Mutter vermacht, die ein hartes Leben führte, einen gewaltsamen Tod starb und offenbar Hexerei praktiziert hatte.

„Die Puppe war schlecht gemacht und klumpig, grob aus einem Kerzenstumpf geformt, eiförmig, wo das Wachs an den Hüften hervortrat“, schreibt Meyer in einer Passage, die ihre zugleich poetische und scharfe Stimme einfängt:

Es hatte zwei Aspekte. … Eines ohne Augen oder nur mit Nadelstichen als Augen, die Nase als ausgestreckter Noppen, der Mund kaum erkennbar – eine sichelförmige Nocke vom Fingernagel einer Frau. Diese Seite, dieses Gesicht, ganz friedlich. Geschlossen wirkend. Das Gesicht auf der anderen Seite war geformter und beängstigender, die verbrannten Augen starrten weithin, das O seines Mundes war offen, als wollte es schreien.

Die vielgestaltige, aber unendlich suggestive Puppe verkörpert die Spannungen zwischen Belebtem und Unbelebtem, Mensch und Geist, Freund und Feind, Realem und Imaginärem, die sich in der stinkenden Landschaft der Stadt und ihrer zunehmend verzweifelten Menschen abspielen. Der „Hexenfinder“ kommt von anderswo, rekrutiert aber schon bald die Anwohner, sowohl Männer als auch Frauen, für seine Sache; Martha wird damit beauftragt, die Körper anderer Frauen auf Anzeichen von Hexerei zu untersuchen – lose Hautlappen, überzählige Brustwarzen, Muttermale, das Versagen, bei der Berührung eines Stachelstabs zusammenzuzucken –, bis zu dem unvermeidlichen Tag, an dem auch sie zum Ziel der Hexerei wird Jagd.

source site

Leave a Reply