Brüssels Spionageproblem ist die Spitze des Eisbergs, sagt der belgische Justizminister – POLITICO

Angesichts der Rolle Brüssels auf der internationalen Bühne ist das Problem natürlich alles andere als neu. „Es heißt, Spionage sei der zweitälteste Beruf der Welt“, sagte er. Daher sei die europäische Koordinierung von entscheidender Bedeutung und werde kontinuierlich verbessert, sagte Van Tigchelt, der derzeit Treffen der EU-Justizminister leitet, während sein Land die rotierende EU-Ratspräsidentschaft innehat.

Aufgrund der Spionagedrohungen hat die belgische Regierung die Personalstärke des Staatssicherheitsdienstes auf rund 1.000 Mitarbeiter verdoppelt. Auch ihre Priorität hat sich teilweise von der Terrorismusbekämpfung – nach den Terroranschlägen von Paris und Brüssel 2015 und 2016 – auf die Spionageabwehr verlagert. Belgien hat außerdem in Verbindungsbeamte in Washington, Den Haag und Marokko investiert.

Sich entwickelnde Bedrohungen

Belgien musste sich in letzter Zeit mit mehreren aufsehenerregenden Spionageskandalen auseinandersetzen. Es gibt Qatargate, in dem Verdächtige mit Verbindungen zum Europäischen Parlament angeblich Geld oder Geschenke angenommen haben, als Gegenleistung dafür, dass sie den Befehlen Katars nachgekommen sind. Auch Marokko und Mauretanien wurden verdächtigt, hinter Einflussaktionen im EU-Parlament zu stecken. Es gibt auch Chinagate, in dessen Mittelpunkt Frank Creyelman von der rechtsextremen Partei Vlaams Belang steht. Creyelman, der im Dezember wegen der durchgesickerten Chats zwischen ihm und einem chinesischen Spion in die Kritik geriet, soll seit mehr als drei Jahren gegen Bestechungsgelder Einfluss auf die belgische Politik genommen haben.

Es gibt weitere potenzielle Bedrohungen, da 2024 ein Schlüsseljahr sein wird, in dem sowohl Belgien als auch die EU an den Wahlen teilnehmen werden. Daher müssen sich die Geheimdienste auf Hackerangriffe und Desinformation vorbereiten, sagte Van Tigchelt, ein belgischer Liberaler, der auch stellvertretender Premierminister ist. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass irgendwann eines dieser Regime, das uns nicht so nahe steht, versucht, die Wahlen zu fälschen, indem es sich in das System hackt. Wir müssen uns dessen bewusst sein, da es möglich ist.“

„Der geopolitische Kontext zwingt uns, weniger naiv zu sein“, sagte Van Tigchelt und verwies auch auf Russland. Insgesamt hat Belgien inzwischen 41 russische Diplomaten wegen angeblicher Spionage ausgewiesen. „Russland ist nicht nur in die Ukraine einmarschiert, sondern beteiligt sich auch hier an hybrider Kriegsführung.“

Für jede Demokratie sei es schwierig, das richtige Gleichgewicht in Sachen Sicherheit zu finden, sagte Van Tigchelt. „Wenn Belgien morgen beschließt, 10 Milliarden Euro aus der Sozialhilfe zu streichen, um es in Sicherheit zu bringen, ist das für mich in Ordnung, aber das sind Entscheidungen, die man treffen muss.“ Eine rechtsstaatliche Demokratie ist gewissermaßen immer verwundbar.“


source site

Leave a Reply