Berlin friert CO2-Preis im Namen der Krisenhilfe ein – EURACTIV.de

Die Bundesregierung wird die Preiserhöhung ihres inländischen CO2-Preises im Rahmen eines 65-Milliarden-Euro-Hilfspakets, das die Belastung durch die rekordverdächtigen Energiepreise lindern soll, für ein Jahr aussetzen.

Das 65-Milliarden-Euro-Entlastungspaket resultierte aus nächtlichen Gesprächen innerhalb der deutschen Regierung und kombiniert direkte Barauszahlungen mit Plänen, „Windfall“-Gewinne von Stromerzeugern abzuschöpfen. Die Aussetzung des ikonischen CO2-Preises des Landes könnte für Klimaaktivisten jedoch eine harte Pille sein.

„Alle mussten einen langen Weg gehen [towards compromise]“, erklärte Omid Nouripour, Deutschlands Grünen-Chef. Die nächtlichen Verhandlungen hatten zu einer einjährigen Aussetzung des CO2-Preises geführt, obwohl die SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz eine zweijährige Aussetzung forderte.

Die Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD einigte sich 2020 auf einen inländischen CO2-Preis für Güter wie Benzin, Heizöl und Gas, eine politisch unpopuläre Maßnahme, die trotz laufender Verhandlungen auf EU-Ebene noch nicht beschlossen ist.

Der deutsche CO2-Preis begann 2021 bei 25 € pro Tonne CO2-Äquivalent-Emissionen, stieg auf 30 € und sollte 2023 um 5 € steigen.

Bundeskabinett beschließt CO2-Preis von 25 Euro ab Januar 2021

Das Bundeskabinett hat sich am Mittwoch (20.05.) auf Änderungen des im vergangenen September auf den Weg gebrachten Klimapakets geeinigt, nun steht fest, dass ab Januar 2021 für den Wärme- und den Verkehrssektor in Deutschland ein Preis von 25 Euro pro Tonne CO2 gilt. EURACTIV Deutschland berichtet.

„Damit verschieben sich auch die bisher geplanten Folgeschritte in den Jahren 2024 und 2025 um ein Jahr“, heißt es in einer Mitteilung der Bundesregierung.

Insgesamt verzögert sich der deutsche CO2-Preis um ein ganzes Jahr, obwohl Experten den Wert der Maßnahme in Frage stellen.

„Ein schlechtes Signal für den Klimaschutz – die Anhebung des nationalen CO2-Preises wird um ein Jahr verschoben“, sagte Brigitte Knopf, stellvertretende Vorsitzende des Unabhängigen Klimaschutzbeirats der Bundesregierung.

Die Industrie hat die wahrgenommene Lücke bereits aufgegriffen. Die Erhöhung des deutschen CO2-Preises solle „auf 2024 verschoben werden“, forderte der Verband der Chemischen Industrie VCI.

Es riskiert auch Deutschlands Klimaführerschaft.

Der deutsche CO2-Preis hat sich in EU-Diskussionen über die Vorzüge der Einführung einer ähnlichen Maßnahme niedergeschlagen und wurde von Österreich übernommen,

Der Schritt könnte Deutschlands Glaubwürdigkeit vor der COP27, der jährlichen Klimakonferenz, die dieses Jahr in Ägypten stattfindet, schwächen.

„Das bringt beim Gas nur eine Entlastung von 0,1 ct/kWh (bei einer Erhöhung um ~25ct), untergräbt aber die Glaubwürdigkeit im Klimaschutz“, warnte Knopf.

Osteuropa ermutigt

Da sich der EU-Energieminister am 9. September zu einer Dringlichkeitsratssitzung in Brüssel treffen wird, könnte die Entscheidung, die CO2-Preiserhöhung einzufrieren, auch in osteuropäische Hände spielen, darunter auch Polen.

Der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki ist seit langem der lautstärkste Befürworter einer Reform bzw. Abschaffung des EU-Emissionshandelssystems (ETS) und nutzte die aktuelle Energiekrise, um das Einfrieren des ETS zu fordern.

„Der Preisanstieg ist außer Kontrolle geraten und belastet die Haushaltskassen der EU-Bürger. Sie bedroht die finanzielle Sicherheit der einfachen Menschen, die bereits unter der Pandemiekrise gelitten hat“, schrieb Morawiecki im Januar in einem Kommentar von EURACTIV.

„Vor allem untergräbt es das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in das klimapolitische Konzept der EU“, fügte er hinzu.

[Edited by Alice Taylor]


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