Berlin entsendet neuen Landwirtschaftsbeauftragten, um den Westbalkan beim EU-Beitritt zu unterstützen – EURACTIV.com

Im Rahmen ihrer Bemühungen, den EU-Beitritt des Westbalkans zu sichern, entsendet die Bundesregierung erstmals einen Agrarattaché in die Region, der sie bei der Umsetzung der oft sehr technischen EU-Gesetzgebung in diesem Bereich unterstützen soll.

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Während einer fünftägigen Reise nach Nordmazedonien, Kosovo und Moldawien gab der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag (3. Oktober) die Ernennung des neuen Attachés bekannt.

„Die Einrichtung eines Agrarattachés in dieser Region ist eine Premiere“, sagte er. Die neu geschaffene Stelle soll dazu beitragen, „deutsche Wirtschaftsinteressen zu vertreten und den EU-Beitrittsprozess der Westbalkanstaaten stärker zu unterstützen“.

Der neue Attaché mit Sitz in der deutschen Botschaft in Skopje werde das Ministerium und seine Politik „in Nordmazedonien und auch in den anderen Ländern des Westbalkans“ vertreten, teilte das Ministerium mit.

Solche Attachés in ausländischen Botschaften vertreten die Interessen Deutschlands in wirtschaftlichen und technischen Angelegenheiten und fungieren als Ansprechpartner für das Gastland.

Praktische Unterstützung

Seit ihrem Amtsantritt fordert die deutsche Dreiparteienregierung immer wieder einen raschen EU-Beitritt der Westbalkanstaaten.

So forderte Bundeskanzler Olaf Scholz im Mai in einer Rede vor dem Europaparlament die EU auf, ihre Versprechen gegenüber den Ländern der Region einzuhalten, und auch Außenministerin Annalena Baerbock drängte mehrfach auf Fortschritte im Beitrittsprozess.

Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien sind Kandidaten für eine EU-Mitgliedschaft, und Kosovo ist ein potenzieller Kandidat. Obwohl sich einige von ihnen bereits seit Jahrzehnten im Beitrittsprozess befinden, waren die Fortschritte nur langsam.

Während die Appelle von Scholz und Baerbock eher auf die politischen Blockaden abzielen, die einem Beitritt vieler Westbalkanstaaten im Wege stehen, hat Özdemirs Vorstoß eine eher praktische Ebene.

Die Anpassung an die umfangreiche und teilweise sehr komplexe Gesetzgebung der EU im Agrarbereich ist für viele Länder sowohl technisch als auch personell schwierig zu bewältigen. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft für viele Westbalkanländer von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

Der neue Attaché soll diesen technischen Prozess unterstützen und baut auf der 2014 im Rahmen des sogenannten Agrarpolitischen Dialogs begonnenen Zusammenarbeit zwischen dem Bundeslandwirtschaftsministerium und den Agrarministerien der Westbalkanländer auf.

„Der Agrar- und Ernährungssektor ist in allen Westbalkanländern von großer wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung und spielt in den EU-Beitrittsverhandlungen eine herausragende Rolle“, betonte Özdemir.

Gegen russischen Einfluss vorgehen

Bei der verstärkten Zusammenarbeit geht es aber auch darum, den russischen Einfluss in der Region zurückzudrängen.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass Russland seinen Einfluss ausweitet und die europäische Friedensordnung weiter bedroht“, sagte Özdemir.

„Das Instrument Agrarpolitik kann entscheidend dazu beitragen, die Beziehungen zwischen unseren Ländern zu stärken und auszubauen“, fügte er hinzu.

Dem Minister zufolge stehen konkrete wirtschaftliche Interessen Deutschlands auf dem Spiel. „Eine Voraussetzung für den deutschen Wirtschaftsexport ist die politische Stabilität in der Region.“

Unterdessen bereitet Deutschland auch die EU-Agrarpolitik auf den Beitritt Moldawiens, Georgiens und vor allem des Agrarschwergewichts Ukraine vor. Moldawien und die Ukraine sind bereits Beitrittskandidaten.

Der Beitritt mehrerer Länder mit großen Agrarsektoren könnte das milliardenschwere EU-Förderprogramm für die Landwirtschaft, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), auf den Kopf stellen.

Laut einer internen EU-Studie, zitiert von Financial Timeswürde der Beitritt von acht oder neun neuen Mitgliedern „alle bestehenden Agrarsubventionen um rund 20 % kürzen“.

Damit die GAP-Fördermittel auch nach dem EU-Beitritt vieler weiterer landwirtschaftlicher Betriebe bezahlbar bleiben, plädiert die Bundesregierung für eine Abkehr von sogenannten Direktzahlungen, die allein nach der landwirtschaftlichen Nutzfläche eines landwirtschaftlichen Betriebs gezahlt werden.

Stattdessen drängt Berlin darauf, dass bestimmte öffentliche Leistungen wie Umwelt- oder Klimaschutz honoriert werden.

Deutschland möchte, dass die EU Agrarfonds für die Erweiterung vorbereitet

In der nächsten Förderperiode ab 2028 muss die EU ihre Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) auf die Ukraine und andere EU-Beitrittskandidaten vorbereiten, so Silvia Bender, Spitzenbeamtin des deutschen Landwirtschaftsministeriums.

[Edited by Gerardo Fortuna/Zoran Radosavljevic]

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