Ball jetzt vor Gericht der Bundesländer für Artenschutz in der Landwirtschaft – EURACTIV.de

Deutschland müsse bei der Umsetzung der EU-Agrarreform mehr für den Schutz der Biodiversität tun, forderte die EU-Kommission. EURACTIV Deutschland berichtet.

Artenschutzmaßnahmen können im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) durch sogenannte „Ökosysteme“ gefördert werden. Dabei handelt es sich um Anreize für Landwirte, die sich freiwillig zu umweltfreundlichen Praktiken bekennen, und werden auf Bundesebene festgelegt. Sie werden durch die sogenannten „Agra-Umwelt-Klima-Maßnahmen“ (AECM) innerhalb der von den Ländern selbst konzipierten zweiten Säule weiter definiert.

„Derzeit befinden sich einige Länderprogramme noch im Aufbau. Auf Bundesebene würden wir uns bei den Öko-Programmen noch viel mehr wünschen“, sagte Jörg-Andreas Krüger, Präsident des Umweltverbandes NABU, auf Anfrage von EURACTIV Deutschland.

Insbesondere das Thema Uferstreifen und deren Finanzierung müsse im Interesse des Artenschutzes verbessert werden, so Krüger.

Laut Biodiversitäts- und Umweltforscher Guy Pe’er haben solche Öko-Programme prinzipiell Potenzial. „Dies sind Fonds, die der Artenvielfalt wirklich zugute kommen können“, sagte er. Ob die Öko-Programme letztlich jedoch einen Mehrwert für den Artenschutz bringen, hängt jedoch von deren Ausgestaltung im Detail ab.

Wie wird Deutschland die grünen Ziele der GAP umsetzen?

Die EU-Agrarminister einigten sich im Juli auf eine neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die „grünere“ Anbaumethoden begünstigt, wobei Begriffe wie „Ökosysteme“ und „Umweltbedingungen“ im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen. Aber was bedeutet das konkret für die deutsche Landwirtschaft? EURACTIV Deutschland berichtet.

Von den Bundesländern gestaltet

Entscheidend sei, so der Ökologe, dass die Landwirte selbst entscheiden können, welche Öko-Regelungen sie umsetzen wollen.

„Wir können nicht erwarten, dass alle Öko-Programme etwas für die Biodiversität bringen“, erklärte Pe’er. Es besteht somit die Gefahr, dass ein Großteil des Geldes in Öko-Programme fließt, die für den Erhalt der Biodiversität wenig wirksam sind.

Unter den bisher in Deutschland geplanten Öko-Programmen sieht Pe’er vor allem die Förderung von Brachflächen, die von Ackervögeln, einigen Schmetterlingsarten oder Bienen genutzt werden könnten.

Seitens der Agrarumweltmaßnahmen der zweiten Säule ist bislang weitgehend unklar, wie der Artenschutz in der Landwirtschaft künftig gefördert werden soll, da die Programme der einzelnen Bundesländer noch in Arbeit sind.

In Sachsen-Anhalt beispielsweise sieht Pe’er bereits gute Ansätze. So will der Staat beispielsweise dem sogenannten niederländischen Modell folgen, bei dem mehrere Bauern gemeinsam für die Durchführung kollektiver Maßnahmen bezahlt werden.

„Das gleiche Geld kann effektiver eingesetzt werden, wenn eine gute Planung vorliegt und Maßnahmen von mehreren Landwirten gemeinsam umgesetzt werden, denn dann erreichen wir die Landschaftsebene und nicht nur ein Feld oder eine kleine Fläche“, erklärte er.

Neues deutsches Insektenschutzgesetz zieht scharfe Kluft

Landwirte sagen immer, dass ihnen die Umwelt am Herzen liegt, während Umweltschutzorganisationen immer strengere Vorschriften für die Agrarindustrie fordern. Mit dem neuen deutschen Insektenschutzgesetz haben die Interessenkonflikte zwischen den beiden Gruppen einen neuen Höhepunkt erreicht. EURACTIV Deutschland berichtet.

Kommission besteht auf Biodiversität

In ihren Empfehlungen zum nationalen strategischen GAP-Plan Deutschlands weist die Europäische Kommission darauf hin, dass in Deutschland bislang „der Rückgang geschützter Lebensräume und landwirtschaftlich genutzter Arten“ „nicht rückgängig gemacht oder gestoppt“ wurde. Zum Beispiel befinden sich 90 % der Grünlandlebensräume in einem schlechten und sich verschlechternden Zustand.

Deutschland sollte daher nach Auffassung der Kommission Maßnahmen ergreifen, um die Verschlechterung der Biodiversität zu stoppen und umzukehren. Besonderes Augenmerk sollte laut Kommission auf den Schutz von Feldvögeln und Bestäubern gelegt werden.

Die Kommission wies in ihrem Papier auch auf den Einsatz von Pestiziden hin: „Die deutschen Produktionsmuster hängen stark vom Einsatz von Betriebsmitteln wie Pestiziden ab“.

Obwohl die Biodiversitäts- und Farm-to-Fork-Strategien, zwei Leitinitiativen der EU, darauf abzielen, den gesamten Einsatz chemischer Pestizide und den Einsatz gefährlicher Pestizide bis 2030 um 50 % zu reduzieren, fehlt es in Deutschland noch immer an wirksamen Kontrollen für den Einsatz des integrierten Pflanzenschutzes , sagt die Kommission.

Um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln besser verfolgen zu können, forderte kürzlich auch der Umweltverband NABU die bundesweite Offenlegung von Daten zum Pflanzenschutzmitteleinsatz. Eine im Juni veröffentlichte Studie hatte in 81 % der untersuchten Bäche eine Pestizidbelastung festgestellt, die die staatlichen Grenzwerte deutlich überschritt.

Reduzierung von Pestiziden

„Das Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel basiert offensichtlich auf falschen Annahmen über deren Lagerung und Konzentration in der Umwelt. Daher wird auch die Gefährdung von Insekten durch Pflanzenschutzmittel im Verfahren als geringer eingeschätzt, als sie tatsächlich ist“, forderte NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger die kommende Bundesregierung auf, „die Verfahren zur Risikobewertung zügig zu überprüfen und weiterzuentwickeln“. und die Zulassungen“.

Im Rahmen des zu Jahresbeginn von der Bundesregierung beschlossenen Insektenschutzpakets war am 8. September eine Änderung der Verordnungen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Kraft getreten. Neben strengeren Beschränkungen für den Einsatz von Pestiziden sieht es auch einen Ausstieg aus dem Einsatz von Glyphosat bis 2023 vor.

Aber Bauernorganisationen kritisierten das Insektenschutzpaket sowie die Pestizid-Reduktionsziele der Farm-to-Fork-Strategie.

„Wir stehen der Politisierung dieser Reduktionsziele sehr kritisch gegenüber“, sagte Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, gegenüber EURACTIV Deutschland. Der von der Kommission vorgeschlagene Ansatz könnte dazu führen, dass „wir sehen, dass erhebliche Teile der inländischen Produktion abwandern“, sagte Hemmerling.

Auch der DBV hatte sich gegen die vom NABU geforderte Offenlegung von Pflanzenschutzmitteldaten ausgesprochen.


source site

Leave a Reply