Corona aktuell: Ungeimpfte stehen zu Entscheidung – Politik

Fast neun von zehn Nichtgeimpften in Deutschland wollen sich einer Umfrage zufolge auch in den kommenden acht Wochen voraussichtlich nicht gegen Corona impfen lassen. Auf keinen Fall vor haben dies laut der online veröffentlichten Forsa-Erhebung im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums 65 Prozent. 23 Prozent sagen eher nein. Nur fünf Prozent haben auf jeden Fall oder eher vor, sich in den kommenden zwei Monaten impfen zu lassen. Sieben Prozent sind noch unentschlossen.

In Deutschland sind momentan nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 66,5 Prozent der Gesamtbevölkerung voll geimpft. 69,3 Prozent haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Das RKI geht allerdings davon aus, dass unter Erwachsenen vermutlich mehr Menschen geimpft sind, als die Meldedaten nahelegen.

Der Umfrage zufolge teilen 69 Prozent der Nichtgeimpften voll und ganz oder eher die Ansicht, Corona sei ein Vorwand für mehr staatliche Kontrolle. 80 Prozent halten die Grundrechtseingriffe für schwerwiegender als die Gefahr durch das Virus. 89 Prozent teilen die Auffassung, dass die Medien einseitig über Corona berichten.

Auf die Frage, warum sie sich bisher nicht haben impfen lassen, sagen 34 Prozent, sie hielten die verfügbaren Impfstoffe für nicht ausreichend erprobt. Es folgen als Gründe Angst vor Nebenwirkungen (18 Prozent), nach eigenem Ermessen handeln zu wollen und einen Impfzwang abzulehnen (16 Prozent) oder an der Sicherheit der Impfstoffe zu zweifeln (15 Prozent).

29 Prozent der Nichtgeimpften geben an, dass ihre Impfbereitschaft noch abnehmen würde, wenn Ungeimpfte auf eine noch stärkere gesellschaftliche Ablehnung stoßen würden. Für 27 Prozent träfe dies zu, wenn statt der 3G-Regel überall im Freizeitbereich die 2G-Regel eingeführt würde – also Zutritt für Geimpfte und Genesene, nicht aber für Getestete. 21 Prozent würden die Impfung noch stärker ablehnen, wenn eine 3G-Pflicht am Arbeitsplatz eingeführt würde.

Besonders gering sind die Impfquoten in Sachsen (56,5 Prozent voll geimpft), Brandenburg (60,3 Prozent) und Thüringen (60,4 Prozent). Die Erhebung erfolgte vom 29. September bis zum 10. Oktober 2021. Insgesamt wurden 3048 Personen ab 14 Jahren befragt, die die Corona-Schutzimpfung bislang nicht wahrgenommen haben. (28.10.2021)

Kritik an Corona-Politik ist nicht gemeinnützig

Kritik an der Corona-Politik der Bundesregierung inklusive der Hinweis auf ein “Recht zum Widerstand” sind nach Auffassung des Bundesfinanzhofs nicht gemeinnützig. Ein 2020 gegründeter bayerischer Verein von Gegnern der Corona-Beschränkungen hat demnach keinen Anspruch auf die mit der Gemeinnützigkeit verbundenen Steuervorteile, wie das höchste deutsche Finanzgericht nach einer Eilentscheidung mitteilte.

Den klagenden Verein nannte der BFH nicht. Vor dem Finanzgericht München – der Vorinstanz des aktuellen Falls am BFH – hatte 2020 der Passauer Verein “Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie” (MWGFD) geklagt, der auf seiner Webseite eine “Meldestelle Impftod” betreibt. Außerdem bestreitet die MWGFD, dass die Pandemie zu erhöhter Sterblichkeit in Deutschland führe. Der Verein antwortete nicht unmittelbar auf eine Anfrage.

Der Bundesfinanzhof betonte, dass politische Aktivität gemeinnütziger Vereinigungen sich an den dafür vorgegebenen Rechtsrahmen halten muss – gemeinnützig sind laut Abgabenordnung zwar die Förderung des demokratischen Staatswesens ebenso wie die Gesundheitspflege, nicht jedoch politische Forderungen und Kampagnen. In der Vergangenheit hatte der BFH deswegen auch dem auf der linken Seite des politischen Spektrums stehenden Netzwerk “Attac” die Gemeinnützigkeit aberkannt.

Auch der bayerische Verein hat diesen Rahmen nach Einschätzung des BFH überschritten. Als Beispiele nannten die Bundesrichter die Aufforderung an die Bundesregierung, sämtliche Corona-Beschränkungen aufzuheben. Ebenfalls nicht gemeinnützig war demnach der Ruf nach einem Untersuchungsausschuss und der Hinweis auf ein “Recht zum Widerstand”. (28.10.2021)

NRW beendet Maskenpflicht im Schulunterricht

In Nordrhein-Westfalen müssen Schülerinnen und Schüler im Unterricht bald keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen. Die Maskenpflicht auf den Sitzplätzen im Klassenraum werde zum 2. November abgeschafft. Das teilte das NRW-Schulministerium am Donnerstag mit.

Schüler müssen die Maske demnach weiterhin nur noch im übrigen Gebäude tragen und wenn sie ihren festen Sitzplatz verlassen. Für den Außenbereich war die Maskenpflicht schon vor einiger Zeit abgeschafft worden. Für Lehrkräfte entfällt die Maskenpflicht, solange ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann. Die üblichen Corona-Tests an den Schulen sollen nach den bisherigen Planungen fortgesetzt werden: also drei Corona-Selbsttests pro Woche an weiterführenden Schulen und zwei PCR-Pooltests pro Woche an Grund- und Förderschulen.

Einige Verbände hatten die angekündigte Aufhebung der Maskenpflicht als riskant und verfrüht kritisiert. Auch aus der politischen Opposition waren unter anderem mit Verweis auf kletternde Inzidenzwerte bei Kindern und Jugendlichen mahnende Stimmen gekommen.

Der Deutsche Lehrerverband hatte sich erst am Mittwoch für eine Maskenpflicht an Schulen ausgesprochen. Als Grund nannte der Verband die steigenden Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen sowie die Tatsache, dass es keinen zugelassenen Impfstoff für Kinder unter zwölf Jahren gibt. Es gelte, eine erneute Schließung der Schulen “unter allen Umständen zu vermeiden”, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Als besonders dringend sieht er die Maskenpflicht an Grundschulen. (28.10.2021)

Bundesweite Inzidenz springt auf mehr als 130

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet einen neuen Inzidenzwert von 130,2 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen an. Am Vortag hatte der Wert bei 118,0 gelegen, vor einer Woche bei 85,6. Binnen eines Tages sind 28 037 Corona-Neuinfektionen hinzugekommen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 16 077 Ansteckungen gelegen.

Zudem wurden 126 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 67 gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4 534 452 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen stieg auf 3,07 an (Dienstag: 2,95). Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit 2020 bei rund 15,5.

Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4 247 000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 95 485. (28.10.2021)

Krankenhausgesellschaft warnt vor hoher Auslastung der Intensivstationen

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt wegen steigender Corona-Zahlen vor einer hohen Auslastung der Intensivstationen, durch die erneut nicht dringend notwendige Operationen verschoben werden müssen. “Wir befinden uns in einer kritischen Situation der Pandemie”, sagt Verbandschef Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Zahl der mit einer Covid-Infektion im Krankenhaus versorgten Patienten sei binnen einer Woche deutlich gestiegen. So seien knapp 40 Prozent mehr Patienten auf der Normalstation als noch vor einer Woche. Auf den Intensivstationen seien es 15 Prozent mehr. Auch wenn die Krankenhäuser dies leisten können, werde es nicht ohne Einschränkung des Regelbetriebs ablaufen. Dann müssten die Mediziner in den Kliniken wieder planbare, weniger dringliche Behandlungen verschieben. (28.10.2021)

Lauterbach begrüßt Ampel-Pläne für Ende der Corona-Notlage

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach befürwortet Vorschläge von SPD, Grünen und FDP zur Beendigung der epidemischen Lage. “Das Eckpunktepapier wird der Bekämpfung der Corona-Pandemie gerecht. Es ist ein guter Kompromiss aus weiterhin möglichen Maßnahmen für die Länder und einer Absage an harte Einschnitte wie Lockdowns oder Ausgangssperren”, sagt Lauterbach der Rheinischen Post. Niemand brauche mehr einen Lockdown oder Schulschließungen. Im Frühjahr werde sich aber erst noch zeigen müssen, ob vom 21. März an alle Corona-Maßnahmen fallen könnten. Das sei auch davon abhängig, ob noch Virusvarianten auftreten. “Klar ist aber, dass die meisten Ungeimpften von heute bis dahin entweder geimpft, genesen oder leider verstorben sind, denn das Infektionsgeschehen mit schweren Verläufen betrifft vor allem Impfverweigerer.” (28.10.2021)

Singapur meldet neue Rekordwerte

Singapur verzeichnet nach Angaben des Gesundheitsministeriums mit 5324 neuen Fällen binnen Tagesfrist die meisten Neuinfektionen seit Beginn der Virus-Pandemie. “Die Infektionszahlen sind heute ungewöhnlich hoch, was vor allem auf die vielen positiven Fälle zurückzuführen ist, die von den Testlabors innerhalb weniger Stunden am Nachmittag festgestellt wurden”, erklärt das Ministerium. Der ungewöhnliche Anstieg innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums werde derzeit noch untersucht. Etwa 84 Prozent der Bevölkerung Singapurs sind geimpft. (28.10.2021)

Ampel-Parteien wollen Corona-Notlage beenden

Die Corona-Pandemie wird nach den Plänen von SPD, FDP und Grünen von Ende November an in Deutschland keine “epidemische Lage von nationaler Tragweite” mehr sein, Corona-Maßnahmen sollen die Länder aber bis zum Frühjahr weiter verhängen können. Die drei Parteien, die aller Voraussicht nach die künftige Bundesregierung stellen werden, haben am Mittwoch einen Vorschlag für eine Übergangslösung bis zum 20. März 2022 vorgelegt, die Bundestag und Bundesrat beschließen sollen.

Demnach endet am 25. November formal die Zeit der “epidemischen Lage”, auf deren Grundlage Bund und Länder seit eineinhalb Jahren weitreichende Einschränkungen beschließen konnten. Die Länder sollen bis zum Beginn des Frühjahrs aber einen “sicheren Rechtsrahmen” für leichtere Einschränkungen bekommen, wie SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese sagte. Sie können dann unter anderem ene Maskenpflicht, Zugangsregeln nur für Geimpfte, Genesene und Getestete, Hygienekonzepte, Abstandsgebote und Kontaktdaten-Erfassung verordnen.

SPD, Grüne und FDP haben sich auf dieses Vorgehen geeinigt; in den kommenden vier Wochen soll nun ein Gesetzentwurf erarbeitet und beschlossen werden. Da zunehmend mehr Menschen gegen Corona geimpft seien, könne das deutsche Gesundheitssystem mit der Pandemie zurechtkommen, sagte Wiese. “Alltagstaugliche Maßnahmen” wie Masken oder Hygieneregeln brauche es im Herbst und Winter angesichts der steigenden Corona-Zahlen aber weiter. Schulschließungen, Lockdowns oder Ausgangssperren “wird es mit uns nicht geben”.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte, es gehe auch um den Schutz von Menschen, die sich zumindest bisher nicht gegen Corona impfen lassen könnten – insbesondere Kinder, von denen sich derzeit viele mit dem Coronavirus infizierten. Nun bekämen die Bundesländer einen “Instrumentenkasten auf den Tisch”, um je nach der lokalen Infektionslage handeln zu können. Eine Pflicht der Unternehmen, Home-Office anzubieten, werde es künftig nicht mehr geben.

Die “epidemische Lage” war erstmals im März 2020 vom Bundestag festgestellt worden und wurde seitdem mehrmals durch das Parlament verlängert, zuletzt bis zum 25. November. Dies ermöglicht es der Bundesregierung und den Landesregierungen, auf vereinfachtem Weg ohne Zustimmung von Parlamenten zentrale Corona-Maßnahmen anzuordnen. Wird sie nicht erneut verlängert, bleibt den Bundesländern laut Infektionsschutzgesetz aber auch noch die Möglichkeit, über ihre Landesparlamente die Notwendigkeit weiterer Corona-Maßnahmen festzustellen; ein Auslaufen wäre also nicht automatisch mit einem Ende von Maßnahmen verbunden. In den Ländern wird aber vor einem “Flickenteppich” und damit verbundener mangelnder Akzeptanz gewarnt.

Die bisherige Lage habe das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Parlamente geschwächt, klagte FDP-Fraktionsgeschäftsführer Marco Buschmann. Nun werde die Initiative wieder in ihre Hände gelegt. Zugleich wolle man den umstrittenen Maßnahmenkatalog aus dem Infektionsschutzgesetz streichen, der weitreichende Eingriffe bis hin zu Ausgangssperren ermöglicht. Dieser werde vom 25. November an Geschichte sein, sagte Buschmann. An seine Stelle werde ein “überschaubarer Katalog niedrigschwelliger Maßnahmen” treten, die die Länder bis zum 20. März beschließen könnten. Vorgesehen sind etwa Hygieneregeln, die Erhebung von Kontaktdaten oder auch eine Maskenpflicht. (27.10.2021)

Kreuzfahrtschiff aus Passau hängt in Wien fest

In Wien steht ein Kreuzfahrtschiff aus Deutschland unter Quarantäne, 178 Menschen sind betroffen. Das berichtet der ORF unter Berufung auf den medizinischen Krisenstab der Stadt. 80 Menschen an Bord des Schiffs sein positiv auf Corona getestet worden, heißt es als Begründung. Das Schiff war dem Bericht nach aus Passau nach Österreich gefahren und liege nun bei der Schleuse Nussdorf vor Anker. Es werde nach einem Weg gesucht, wie die Passagiere nach Passau zurückkehren können. (27.10.2021)

Österreich mit Jahresrekord bei Corona-Neuinfektionen

Österreich verzeichnet einen Jahresrekord bei den Corona-Neuinfektionen. Binnen 24 Stunden wurden 4261 Fälle gezählt, wie Gesundheits- und Innenministerium am Mittwoch berichteten. Auf diesem Niveau lagen die Ansteckungen zuletzt Ende 2020. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner kletterte auf 280.

250 Covid-Patienten liegen den Angaben zufolge auf Intensivstationen. Ab 500 und 600 Intensiv-Patienten sind deutliche Einschränkungen für Ungeimpfte vorgesehen. Die meisten Neuinfektionen verzeichnete erneut Oberösterreich – das Bundesland mit der geringsten Impfquote. (27.10.2021)

US-Beratergremium befürwortet Biontech-Impfung für Fünf- bis Elfjährige

Ein unabhängiger Beratungsausschuss der US-Arzneimittelbehörde FDA spricht sich für eine Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren aus. Die FDA muss den Vorschlägen der Experten nicht folgen, tut dies jedoch für gewöhnlich. Die Partner hatten Anfang Oktober in den USA eine Notfallzulassung für den entsprechenden Einsatz beantragt. Für Kinder über zwölf Jahre ist der Impfstoff bereits genehmigt.

Eine endgültige Entscheidung der FDA wird noch in dieser Woche erwartet. Im Anschluss muss sich formell auch noch die Gesundheitsbehörde CDC damit befassen. Eine Impfkampagne für die etwa 28 Millionen betroffenen Kinder in den USA könnte nach Angaben des Weißen Hauses dann bereits Anfang November starten. Die Regierung werde innerhalb weniger Tage nach einer Zulassung 15 Millionen Dosen Impfstoff an Kinderärzte, Kliniken und Apotheken ausliefern, hieß es. Auch in Europa haben das deutsche Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer eine Zulassung ihres Corona-Impfstoffs für Kinder dieser Altersgruppe beantragt. (27.10.2021)

Stiko-Chef Mertens ist skeptisch gegenüber Impfung ab fünf Jahren

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, steht Corona-Impfungen für Kinder ab fünf Jahren zurückhaltend gegenüber. “Je geringer die Krankheitslast in einer Gruppe, umso sicherer muss die Impfung sein”, sagt Mertens der Rheinischen Post. Für eine abwägende Entscheidung zu einer Empfehlung müssten erwartbare positive Effekte – klinisch oder psychosozial – für die Kinder und mögliche Restrisiken bei im Wachstum befindlichen Kindern “möglichst einigermaßen quantitativ fassbar” sein. In den USA könnten die Impfungen für Kinder ab fünf Jahren bereits Anfang November beginnen. “Die Krankheitslast bei Kindern in den USA ist offenbar höher als in Deutschland.” (27.10.2021)

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