Corona aktuell: Söder will früheres Bund-Länder-Treffen – Politik

Angesichts weiter ungebremst steigender Infektionszahlen setzt sich jetzt auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für ein Vorziehen der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) mit der Bundesregierung ein. “Jede Möglichkeit, die derzeitige Krisenlage zu verbessern, muss genutzt werden”, sagte Söder der Süddeutschen Zeitung.

Zuvor hatte schon der saarländische Regierungschef Tobias Hans (CDU) gefordert, das nächste Treffen vorzuziehen, das eigentlich für den 9. Dezember geplant ist. Dann wollten die Länder und der Bund unter Führung des bis dahin voraussichtlich gewählten neuen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) die Wirkung des neuen Infektionsschutzgesetzes evaluieren, das diese Woche in Kraft getreten ist. Würde das Treffen vorgezogen, würde die MPK wahrscheinlich noch einmal unter Leitung der geschäftsführenden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) tagen.

Söder nannte drei Themen, über die man sich “zwingend unterhalten” müsse: Das aktuelle Infektionsschutzgesetz, das im Bundestag mit der Mehrheit der künftigen Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP beschlossen wurde, sei “der derzeitigen Situation nicht angemessen” und müsse wieder geändert werden, sagte Söder. Als zweiten Punkt nannte er die Impfkampagne: Um die Impfgeschwindigkeit zu erhöhen, sollen nach dem Willen Söders auch Apothekerinnen und Apotheker impfen dürfen. Auch hier müsse das Gesetz angepasst werden. Als dritten Punkt nannte der CSU-Chef die Diskussion über eine allgemeine Impfpflicht, die er inzwischen befürwortet. “Nur sie wird die Gesellschaft befrieden und uns allen die Freiheit zurückbringen, wie wir sie vor Corona kannten”, sagte Söder.

Auch Kanzlerin Merkel befürwortet eine frühere MPK. Sie soll den Spitzen der Ampel-Koalition, unter ihnen auch ihr noch amtierender Vizekanzler Olaf Scholz, bei einem Treffen am Montagabend angeboten haben, bei einer solchen MPK eine Verschärfung der Maßnahmen zu besprechen, vor allem um Kontaktreduzierungen zu erreichen. (25.11.2021)

Die Zahl der Corona-Toten in Deutschland steigt auf mehr als 100 000

Die Zahl der in Deutschland im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gestorbenen Menschen ist über die Schwelle von 100 000 gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Donnerstag, dass 351 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden registriert wurden. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Corona-Todesfälle auf 100 119.

RKI-Präsident Lothar Wieler und der Virologe Christian Drosten hatte gewarnt, dass die Zahl der Corona-Toten in den kommenden Wochen noch deutlich steigen wird. Grund ist das zeitverzögerte Auftreten schwerer Krankheitsverläufe. “Im Moment liegt die sogenannte Fallsterblichkeit bei etwa 0,8 Prozent. Das heißt: Wenn sich an einem Tag 50 000 Menschen infizieren, werden 400 von ihnen sterben”, hatte Wieler zuletzt der Zeit gesagt. Der Charité-Experte Drosten hatte vor weiteren 100 000 Toten in der Corona-Pandemie gewarnt.

Die Zahl der Todesopfer in Deutschland ist immer noch niedriger als in Großbritannien, Frankreich oder Italien, die alle bereits vor einiger Zeit die 100 000er-Grenze überschritten haben. Die USA haben mit mehr als 770 000 die meisten Todesopfer zu verzeichnen, gefolgt von Brasilien mit mehr als 610 000.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen überschritt erstmals die Schwelle von 70 000 Neuinfektionen. Die Gesundheitsämter meldeten laut RKI-Angaben 75 961 Fälle in 24 Stunden. Vor genau einer Woche waren es 65 371 erfasste Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag demnach bei 419,7 – ebenfalls ein Höchstwert seit Beginn der Pandemie. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 404,5 gelegen, vor einer Woche bei 336,9 (Vormonat: 110,1).

Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 351 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 264 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5 573 756 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Mittwoch mit 5,74 an (Dienstag: 5,60). Der Wert spielt eine wesentliche Rolle für die Beurteilung des Infektionsgeschehens. Bei Überschreitung der Grenzwerte 3, 6 und 9 in den Bundesländern können dort jeweils schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verhängt werden. (25.11.2021)

Brinkhaus zieht Teil-Lockdown in Betracht

Im Kampf gegen die vierte Corona-Welle zieht Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus Teil-Lockdowns in Betracht. “Wir müssen ohne Tabus auch über zumindest Teil-Lockdowns nachdenken”, sagt er im Deutschlandfunk. “Die Lage ist sehr, sehr ernst. Und wenn das richtig ist, was uns gesagt wird – und das war meistens richtig – wird die Lage noch viel, viel ernster werden.” Daher müsse auch darüber nachgedacht werden, so wie im Frühjahr eine Bundesnotbremse auf den Weg zu bringen. “Meine Fraktion steht dafür bereit.” Brinkhaus äußert sich skeptisch, dass die 2-G-Regeln ausreichen. Jetzt müssten die Kontakte heruntergefahren und das gesellschaftliche Leben verringert werden, fordert er. Es werde Zeit, dass alte und neue Regierung zusammen mit den Ministerpräsidenten sofort Pflöcke setzen und nicht erst nach der Kanzlerwahl.

Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (ebenfalls CDU) schließt einen Lockdown vor Weihnachten nicht mehr aus. “Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Es wird nur zu verhindern sein, wenn es ein kollektives Verständnis und gemeinsames Bewusstsein gibt, Kontakte zu vermeiden und die Maßnahmen einzuhalten”, sagte der Politiker der Sächsischen Zeitung. Wenn es in der kommenden Woche nicht einen positiven Effekt gebe, “müssen wir diese Diskussion führen”.

Sachsen ist seit Wochen ein Hotspot in der Pandemie. Am Donnerstag stieg der Inzidenzwert erstmals über 1000. Für den Freistaat meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Wert von 1074,6. (25.11.2021)

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RKI-Chef Wieler: Impffortschritt scheitert auch am Standesdenken der Ärzte

Angesichts der rasant steigenden Inzidenzzahlen hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, zu einer “nationalen Kraftanstrengung” aufgerufen, um möglichst alle zu impfen. Impfstoff sei genug vorhanden, sagte Wieler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Allerdings scheitere das “nicht zuletzt an der Vertretung der Ärzte und Ärztinnen”, sagte der RKI-Chef. “Sie will nicht, dass Apotheker oder zum Beispiel Tierärzte oder Pensionäre impfen, und beruft sich auf das Standes- und Haftungsrecht”, beklagte er. “Auch wenn es vermutlich rechtliche und organisatorische Hindernisse geben würde: In der derzeit herrschenden Notlage finde ich schon bemerkenswertk, dass bestimmte Interessengruppen das Eigeninteresse offenbar über das Gemeinwohl stellen”, sagte der RKI-Chef.

Wieler wertet die Lage als dramatisch. Die Infektionszahlen stiegen “nach wie vor rasant”. Ohne drastische Einschränkung der Kontakte werde “die ärztliche Versorgung in vielen Krankenhäusern nicht mehr gewährleistet sein”. Weitere Teil-Lockdowns in bestimmten Regionen seien zwar politischen Entscheidungen. Er sehe aber kaum eine Alternative.

Der RKI-Chef empfahl zugleich dringend die Auffrischungsimpfung. Sie stelle einen “qualitativen Sprung” dar, sei “deutlich wirksamer, sowohl gegen Erkrankungen wie gegen Übertragungen”. (25.11.2021)

Arbeitgeberpräsident will Impfpflicht nicht ausschließen

Mit Blick auf stark steigende Corona-Infektionszahlen hat sich Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger einer allgemeinen Impfpflicht gegenüber offen gezeigt. “Wir setzen auf Dialog und Überzeugung. Daher ist eine gesetzliche Impfpflicht immer nur die zweitbeste Lösung. Sie darf aber nicht von vornherein ausgeschlossen werden”, sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbands BDA der Rheinischen Post. Die Wirtschaft könne der Politik diese Entscheidung allerdings nicht abnehmen. “Wir sind bereit, auch konstruktiv an der Intensivierung des Impfens mitzuwirken. Dazu brauchen wir eine klare Ansage aus der Politik statt ständig wechselnde Regeln.” (25.11.2021)

Herrmann für Impfpflicht – “Mehrheit entscheidet in Demokratie”

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat sich für eine generelle Impfpflicht ausgesprochen – unter einer bestimmten Voraussetzung: “Wenn wir die nötige Impfquote nicht auf freiwilliger Basis erreichen können, dann ist eine Impfpflicht bislang der einzige Weg”, sagte der Minister der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).

Und: “Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, war es damals selbstverständlich, dass Eltern verpflichtet waren, ihre Kinder gegen Pocken und Kinderlähmung impfen zu lassen.” Es habe auch damals Kritiker gegeben, aber diese hätten die Vorgabe letztlich akzeptiert. Auch in der Corona-Pandemie müsse die Minderheit sich letztlich der Mehrheit beugen.

In einer Demokratie dürften Minderheiten natürlich um ihre Rechte kämpfen. “Aber eines scheint in Vergessenheit zu geraten: Am Schluss des Tages entscheidet in der Demokratie eine Mehrheit. Und die Minderheit muss diese Entscheidung akzeptieren”, betonte der CSU-Politiker. Das gehöre zu den Grundlagen der Republik und des demokratischen Verfassungsstaates. (25.11.2021)

Künftige Bildungsministerin: Möglichst keine Schulschließungen

Die designierte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) will Schulschließungen trotz der steigenden Corona-Infektionszahlen vermeiden. “Wir sind dafür, keine Schulschließungen zu machen”, sagte sie der Bild-Zeitung. Ihre Partei sei der Überzeugung, dass die Schülerinnen und Schüler “jetzt nicht noch einmal Bildungsrückstände erleiden sollten”.

Stark-Watzinger forderte außerdem mehr Kompetenzen für den Bund im Bereich der Bildungspolitik. Sie wolle ein “Kooperationsgebot”, damit Bund und Länder besser zusammenarbeiten. Die 53-Jährige ist FDP-Chefin in Hessen und Parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, forderte die Länder auf, nicht einseitig die Weihnachtsferien vorzuziehen, ohne für alle Menschen weitere Kontaktbeschränkungen einzuführen. “Wenn die Bundesländer die Weihnachtsferien vorziehen wollen, dann müsste es aber gleichzeitig auch mehr Kontaktbeschränkungen in der Gesamtgesellschaft geben, also Lockdowns oder Teil-Lockdowns”, sagte Meidinger der Rheinischen Post. “Denn so eine Schulschließung light macht ja nur Sinn, wenn das Infektionsgeschehen insgesamt eingedämmt wird, nicht nur in den Schulen.”

Die Politik habe längst nicht alle Optionen ausgereizt, um Schulschließungen zu vermeiden, sagte er. “Ich verstehe nicht, warum es in einigen Bundesländern immer noch keine Maskenpflicht in den Unterrichtsräumen gibt. NRW ist da ein Negativbeispiel.” Gebraucht würden auch endlich Raumluftfilter in den Schulen. “Dass Fördergelder von mehreren Hundert Millionen Euro noch nicht abgerufen wurden, ist ein Skandal”, sagte er. (25.11.2021)

Düsseldorf verschiebt Rosenmontagszug auf den 8. Mai

Die Düsseldorfer Jecken verschieben den Rosenmontagszug wegen der Corona-Pandemie im kommenden Jahr vom 28. Februar auf den 8. Mai. Das entschied das Comitee Düsseldorfer Carneval. Der neue Termin eröffne die Chance, den Umzug in der gewohnten Weise mit Tausenden von Zuschauern am Straßenrand durchzuführen, begründeten die Narren den Schritt.

“Wir alle gehen davon aus, dass wir im kommenden Frühjahr die vierte Coronawelle überwunden haben”, sagte der Präsident des Comitees, Michael Laumen. Gleichzeitig biete der Schritt allen Vereinen die Möglichkeit, ihre für Januar und Februar 2022 geplanten Veranstaltungen zu verlegen. “Wir sehen darin eine echte Chance, den Karneval am Leben zu erhalten und trotzdem zu feiern”, sagte Vizepräsident Stefan Kleinehr.

In Leverkusen wurden dagegen die Karnevalsumzüge wegen der Pandemie abgesagt. Die Karnevalsgesellschaften wollten damit ein “klares Signal für die Session 2021/2022” setzen, teilte die Stadt mit. Am Vorabend habe es eine entsprechende Mitgliederversammlung des Festkomitees Leverkusener Karneval (FLK) gegeben. “Angesichts der nicht zu leistenden, erforderlichen Kontrollmaßnahmen entlang des Zugwegs werden wir auch in dieser Session auf die Karnevalsumzüge verzichten”, teilte Thomas Loef, Geschäftsführer des FLK, mit. Zu groß sei zudem das finanzielle Risiko, sollten die Züge aufgrund verschärfter Maßnahmen kurzfristig abgesagt werden müssen.

Scholz kündigt ständigen Corona-Krisenstab im Kanzleramt an

Der voraussichtliche künftige Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Einrichtung eines ständigen Bund-Länder-Krisenstabs im Kanzleramt zum Kampf gegen die dramatische Entwicklung in der Corona-Krise angekündigt. Die neue Bundesregierung werde die Einrichtung eines solchen Krisenstabes veranlassen, sagte Scholz bei der Vorstellung des Koalitionsvertrags von SPD, Grünen und FDP in Berlin. Es gehe darum, die Lage eng zu beobachten, die Wirkung von Maßnahmen zu überprüfen und weitere Schritte zu entwickeln.

Grünen-Chefin Baerbock sagte: “Wir haben uns zehn Tage Zeit gegeben, um zu sehen, sind wir bei den Booster-Impfungen, sind wir bei den Schutzmaßnahmen weit genug gekommen”, sagte Baerbock in den ARD-“Tagesthemen”. Nach diesen zehn Tagen werde gemeinsam analysiert, “ob es weitere Maßnahmen braucht oder nicht”. Baerbock wollte eine allgemeine Impfpflicht nicht ausschließen. Zusätzlich zu einer Impfpflicht für bestimmte Bereichen und Berufe werde “mitgeprüft, was es braucht für eine allgemeine Impflicht”, sagte sie in den “Tagesthemen”. Dafür müssten rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden.

Zudem sollen Pflegekräfte wegen der besonderen Belastungen in der Corona-Krise einen erneuten Bonus bekommen. Die künftigen Ampel-Koalitionspartner hätten sich verständigt, dafür eine Milliarde Euro bereit zu stellen, sagte Scholz.

“Gemeinsam haben wir es in der Hand, diese schlimme vierte Welle zu brechen. Die neue Bundesregierung wird alles Erforderliche tun, um unser Land gut durch diese Zeit zu bringen”, versprach der wohl zukünftige Bundeskanzler. (24.11.2021)

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