Corona aktuell: So wenig Kurzarbeit wie lange nicht – Politik


Die Zahl der Kurzarbeiter in Deutschland ist im Juni auf den tiefsten Stand seit Beginn der Corona-Krise gefallen. Sie sank von 2,3 auf 1,5 Millionen Menschen und damit auf das geringste Niveau seit Februar 2020, wie das Ifo-Institut mitteilte. Im Juni waren so noch 4,5 Prozent der abhängig Beschäftigten in Kurzarbeit, nach 6,8 Prozent im Vormonat. “Vor allem in den Branchen mit Lockerungen der Corona-Maßnahmen gingen die Zahlen stark zurück”, sagte Ifo-Umfrageexperte Stefan Sauer. Die Münchner Wirtschaftsforscher schätzen die Zahlen auf der Grundlage ihrer Konjunkturumfrage und von Daten der Bundesagentur für Arbeit.

Demnach sank im Gastgewerbe die Zahl der Menschen in Kurzarbeit von 520 000 im Mai auf nur noch 331 000 im Juni. Das sei allerdings immer noch ein Drittel der dort Beschäftigten, erklärte das Ifo-Institut. Im Einzelhandel sank die Zahl der Kurzarbeiter von 226 000 auf 104 000 – das sind noch 4,2 Prozent. In der Industrie sind 3,7 Prozent der Beschäftigten in Kurzarbeit, das sind 257 000 Menschen, auf dem Bau 0,6 Prozent.

Die Aufträge der deutschen Industrie hingegen brachen im Mai so stark ein wie seit dem ersten Lockdown 2020 nicht mehr: um 3,7 Prozent verglichen mit dem April, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte. Das Neugeschäft sank damit erstmals in diesem Jahr. Ökonomen hingegen hatten mit einem Anstieg von 1,0 Prozent gerechnet. Grund für den Rückgang dürfte auch der Materialmangel sein, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. “Die Industrie hat weiterhin gute Quartale vor sich, aber vermutlich endet nun langsam die Sondernachfrage.” Die Eindämmung der Pandemie führe auch zu einer Normalisierung.

“Insgesamt bewegen sich die Auftragseingänge weiterhin oberhalb des Vorkrisenniveaus”, erklärte das Ministerium. Gemessen am Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, liegen die Aufträge nun um 6,2 Prozent höher. Verglichen mit dem Lockdown-Monat Mai 2020 zogen sie um 54,3 Prozent an.

Die deutsche Wirtschaft war Anfang 2021 im Lockdown noch um 1,8 Prozent geschrumpft. Im zu Ende gegangenen Quartal dürfte sich die Konjunktur dank Öffnungen und Lockerung bereits merklich erholt haben. Für den laufenden Sommer rechnen Ökonomen ebenfalls mit spürbarem Wachstum, auch wenn Lieferengpässe etwa bei Vorprodukten viele Industrieunternehmen bremsen. (06.07.2021)

RKI verzeichnet 440 Neuinfektionen

Das Robert-Koch-Institut meldet 440 neue Positiv-Tests, das sind 36 mehr als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist von 5,0 am Vortag auf 4,9 gesunken. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100 000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 31 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 91 062. (06.07.2021)

RKI strebt Impfquote von mehr als 85 Prozent an

Im Kampf gegen die Delta-Variante sollten laut Berechnungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren vollständig geimpft sein. “Bei rechtzeitigem Erreichen dieser Impfquote scheint eine ausgeprägte 4. Welle im kommenden Herbst/Winter unwahrscheinlich”, heißt es in einem Papier, das am Montag veröffentlicht wurde. Dennoch müsse sich die Bevölkerung weiter an die Basishygienemaßnahmen halten. Möglicherweise sei es auch notwendig, bei ansteigenden Infektionszahlen Kontakte “zu einem gewissen Grad” zu reduzieren.

Das RKI ist vorsichtig optimistisch, dass die angestrebten Impfziele auch tatsächlich erreicht werden können. So sei in einer Befragung von Bürgern zwischen Mitte Mai und Anfang Juni eine Impfbereitschaft ermittelt worden, die die “im Modell identifizierten Zielimpfquoten erreichbar erscheinen lassen”. Bislang haben nach offiziellen Angaben 56,5 Prozent der Menschen in Deutschland eine erste Impfdosis erhalten, 38,9 Prozent sind vollständig geimpft. (05.07.2021)

Bundesregierung lockert Reisebeschränkungen für Portugal und Großbritannien

Die Bundesregierung lockert die wegen der Verbreitung besonders ansteckender Corona-Varianten verhängten Einreisebeschränkungen für Portugal, Großbritannien, Nordirland, Russland, Indien und Nepal deutlich. Am Mittwoch werden die fünf Länder vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet zurückgestuft, wie das Robert-Koch-Institut am Montagabend mitteilte. Damit ist die Einreise nach Deutschland für alle Personengruppen wieder möglich. Für vollständig Geimpfte und Genesene entfällt die Quarantänepflicht ganz, für alle anderen wird sie verkürzt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Reiseerleichterungen in der vergangenen Woche bereits angekündigt, ohne aber alle Länder und ein konkretes Datum zu nennen. Eine Woche zuvor hatte sie beim EU-Gipfel in Brüssel noch vergeblich auf gemeinsame Reiseregeln in der EU gedrungen, um die Verbreitung der Delta-Variante einzudämmen. Inzwischen ist diese Variante auch in Deutschland weit verbreitet, auch wenn die Infektionszahlen hier deutlich niedriger als in Portugal und Großbritannien liegen. Mit der Herabstufung der fünf Länder sinkt die Zahl der Virusvariantengebiete weltweit wieder von 16 auf 11. Unter den verbliebenen Ländern sind Brasilien, Uruguay, Südafrika und mehrere Länder in Afrika. (05.07.2021)

Merkel und Spahn werben für hohe Impfquoten

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) haben angesichts der sich rasch ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus auf die Bedeutung der Impfungen hingewiesen. Man müsse bei der Impfquote Richtung 80 Prozent kommen, mahnte Merkel nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen am Montag in den letzten regulären Beratungen der CDU-Spitze vor der Sommerpause in Berlin. Vor allem ungeimpfte Kinder seien im Herbst noch verwundbar.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts und des Bundesgesundheitsministeriums hatten bis Sonntag 56,5 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten, vollständig geimpft waren demnach 38,9 Prozent. Hat sich der Impfschutz komplett aufgebaut, haben die Geimpften nach bisherigem Kenntnisstand auch bei Delta einen hohen Schutz vor einer Krankenhausbehandlung.

Spahn sagte nach den Teilnehmerangaben im Präsidium, es laufe gut beim Impfen, das Tempo nehme aber ab. In den Impfzentren seien die Termine nicht gleich weg, sondern durchaus eine Weile verfügbar. Er sprach sich dafür aus, Impfangebote etwa mit Aktivitäten der Menschen zu verbinden, beispielsweise einem Stadionbesuch. Es müsse einen Unterschied machen, ob jemand geimpft ist, oder nicht. Auffrischungsimpfungen könnten aufgrund der Kapazitäten im Herbst angeboten werden. Bei den Meldepflichten würden verstärkt neue Parameter in die Statistik aufgenommen, etwa nicht nur die Belegung der Intensivbetten, sondern auch der Krankenhausaufenthalt.

Die Thematik der Corona-Entwicklung in den Schulen werde nach den Sommerferien mit Wucht kommen, sagte Spahn. Hessens Ministerpräsident und CDU-Bundesvize Volker Bouffier wurde von den Teilnehmerkreisen mit den Worten zitiert, die Schulen müssten um jeden Preis offen bleiben. Darüber dürfe es keine Spekulationen geben.

Der stellvertretende CDU-Vorsitzende und baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl sagte demnach, ihn bedrücke die Corona-Situation. Es gebe volle Stadien, der Ballermann auf Mallorca sei offen, Flugzeuge seien bis zum letzten Platz gefüllt. Unter Infektionsgesichtspunkten sei dies gefährlich. Ähnlich äußerte sich demnach auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble. Die Corona-Situation zwischen Ferienende und der Bundestagswahl Ende September müsse kontrollierbar sein, mahnte er.

Bundesregierung plant keine Bußgelder für “Impfschwänzer”

Die Bundesregierung hat sich gegen Sanktionen für Impftermin-Schwänzer ausgesprochen. Gleichzeitig rief Regierungssprecher Steffen Seibert die Bevölkerung dazu auf, sich impfen zu lassen. “Nehmen Sie diese Angebote wahr – Sie schützen sich nicht nur selbst vor einer potenziell schweren Krankheit, Sie schützen auch uns alle”, sagte Seibert. An jene, die einen Termin nicht einhalten, richtete Seibert den “dringenden Appell”: “Sagen Sie ab!”. Das erleichtere die Planungen für das Personal in Impfszentren und Praxen. Die Bundesregierung habe aber nicht geplant, Bußgelder für nicht abgesagte Termine zu verhängen.

Am Wochenende war eine Diskussion über Strafen für geschwänzte Impftermine aufgekommen.Unter anderem Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) und der Präsident des Berliner Deutschen Roten Kreuzes, Mario Czaja (CDU), hatten sich für Bußgelder für sogenannte Impfschwänzer ausgesprochen. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums sagte, es gebe keine Hinweise darauf, dass dies ein massenhaftes Phänomen ist. Auch die Psychologin und Beraterin der Kanzlerin, Cornelia Betsch, riet von Sanktionen ab. Aktuell würden die verbliebenen Ungeimpften ohnehin zögerlicher, sagte sie dem Radiosender Bayern 2. Da sei es kein guter Anreiz zu sagen “wir bestrafen die Leute, die die zweite Impfung sausen lassen.” Betsch schlug stattdessen vor, dass man den Menschen die freie Wahl des zweiten Impftermins lässt. (05.07.2021)

Stiko: Zu wenig Daten für eine Impfempfehlung für Kinder ab 12 Jahren

Trotz der Forderungen aus der Politik nach einer generellen Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren bleibt die Ständige Impfkommission (Stiko) bei ihrem zurückhaltenden Kurs. Das Gremium nehme “die diversen Forderungen der Politik” sehr wohl wahr, sagte Stiko-Mitglied Martin Terhardt der Nachrichtenagentur dpa. Die Stiko beobachte die Datenlage täglich und werde “gerade zu diesem Thema sicher schnell reagieren”, wenn es deutliche Änderungen gebe, betonte Terhardt. Die bisher verfügbaren Daten lieferten jedoch noch keine ausreichenden Beweise für die Sicherheit des Impfstoffs in der Altersgruppe. Im RBB-Inforadio hatte Terhardt gesagt: “Mich entsetzt das immer wieder, wie die Politik vorprescht und wissenschaftliche Daten eher ignoriert.”

SPD-Chefin Saskia Esken hatte die Stiko aufgefordert, ihre Haltung zur Impfung von Jugendlichen zu überdenken. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte gefordert: “Die Stiko sollte dringend überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfiehlt.” Das würde den Schutz für alle erhöhen und einer Generation, die auf viel verzichten musste, wieder Freiheiten zurückgeben.

Die Stiko hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes und chronischen Lungenerkrankungen. Das Gremium begründete seine Empfehlung unter anderem damit, dass das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei.

Auch ohne generelle Stiko-Empfehlung sind Kinder und Jugendliche ab 12 in die deutsche Impfkampagne eingebunden, können also unabhängig von Vorerkrankungen geimpft werden. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) handelt es sich um eine individuelle Entscheidung von Eltern mit ihren Kindern und den Ärztinnen und Ärzten. Für Kinder unter 12 Jahren gibt es bislang keinen zugelassenen Impfstoff. Nach Daten des Robert Koch-Instituts haben bislang 3,5 Prozent der Minderjährigen mindestens eine Impfung gegen Covid-19 erhalten, vollständig geimpft sind 1,2 Prozent. (05.07.2021)

Immunologe: Zweitimpfung für Genesene “eher verschwendet”

Eine zweite Impfung für von einer Corona-Infektion Genesene ist dem Immunologen Carsten Watzl zufolge unnötig. Sie wäre nicht gefährlich, “sondern eher verschwendet, weil sie den Antikörperspiegel im Blut nicht mehr merklich nach oben verändert”, sagt der Professor und Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI). Schon die erste Impfung löst bei Genesenen laut Robert-Koch-Institut (RKI) eine sehr gute Immunantwort aus.

Watzl sagt: “Selbst Genesene, die nur noch ganz wenig Antikörper haben, reagieren auf eine Impfung so stark, dass sie danach so hohe Antikörperwerte haben wie Menschen nach der zweiten Impfung.” Nach der Infektion haben sich nämlich Gedächtniszellen gebildet, die durch die Impfung wieder aktiviert werden.

“Wer genesen ist, ist mit einer Impfung gut geschützt”, bestätigt DGfI-Vizepräsident Reinhold Förster und appelliert: “Bevor man demjenigen die zweite Impfung gibt, sollte man lieber Menschen impfen, die noch keinen Impfschutz haben.” Manche ziehen das vielleicht in Erwägung, um bei Reisen keine Probleme zu bekommen – ein Impfschutz nach dem klassischen Schema lässt sich unter Umständen leichter an der Grenze belegen als eine einfache Impfung mit Genesenen-Nachweis. Denn während in Deutschland Genesene für einen vollständigen Schutz nur einmal geimpft werden müssen, impfen andere Länder auch sie doppelt.

Auf internationaler Ebene laufen nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums Bemühungen seitens der EU zur gegenseitigen Anerkennung der jeweils gültigen Impfschemata. Das sei ein politisches Thema, das angegangen werden müsse, sagt Förster dazu. (05.07.2021)

Kassenärzte-Chef fordert baldiges Ende der Corona-Maßnahmen für Geimpfte

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat das Ende aller Corona-Maßnahmen für vollständig Geimpfte gefordert. “Spätestens September wird für jeden Impf-Willigen ein Impfangebot verfügbar sein, dann müssen eigentlich nahezu alle Corona-Maßnahmen weg”, sagte er der Bild-Zeitung. “Jeder kann dann immer noch individuell entscheiden, ob er oder sie weiter Maske tragen will – Pflicht sollte es dann aber nicht mehr sein.”

Der Wegfall der Maßnahmen sei auch wichtig, um die Impfmoral der Bundesbürger hochzuhalten. “Mancher wird sich sonst fragen: Warum sollte ich mich impfen lassen, vielleicht zwei Tage Kopfweh oder andere Impfnebenwirkungen in Kauf nehmen und etwas für die Herdenimmunität tun, wenn ich weiterhin Maske tragen muss, nur weil sich 20 bis 30 Prozent der Leute weigern”, sagte Gassen. (05.07.2021)

Esken: Brauchen dringend Impfstoff für Kinder

SPD-Chefin Saskia Esken hat die Ständige Impfkommission (Stiko) aufgefordert, ihre Haltung zur Impfung von Jugendlichen zu überdenken. “Wir brauchen dringend einen Impfstoff für Kinder, und ich hoffe auch, dass die Stiko ihre eingeschränkte Impfempfehlung für Jugendliche bald überdenkt”, sagte sie der Rheinischen Post.

Die Stiko hat bisher keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren ausgesprochen. Sie empfiehlt Impfungen nur für Zwölf- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes und chronischen Lungenerkrankungen. Das Gremium begründete seine Empfehlung unter anderem damit, dass das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung für diese Altersgruppe gering sei.

Nachdem die jungen Leute über mehr als ein Jahr solidarisch gewesen seien, dürfe man jetzt dieselbe Rücksichtnahme auch von den Erwachsenen erwarten, so Esken weiter. “Dazu gehört es beispielsweise, dass alle sich weiterhin an die Hygieneregeln halten und dass kommerzielle Großveranstaltungen wie der Fußball mit Tausenden Besuchern und erschreckend geringer Hygienedisziplin nicht akzeptiert werden, dass Reiserückkehrer konsequent getestet und gegebenenfalls unter Quarantäne gestellt werden und dass die Testdisziplin in den Betrieben für nicht Geimpfte weiterhin aufrechterhalten wird.”

An den Schulen plädierte die SPD-Chefin dafür, im Präsenzunterricht und in anderen Situationen, wo naher Kontakt mit jungen Menschen kaum vermieden werden könne, nur solches Personal einzusetzen, das genesen, tagesaktuell getestet oder vollständig geimpft sei. (05.07.2021)

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