Corona aktuell: RKI rechnet mit neuer Welle im Herbst – Politik

Das Robert-Koch-Institut rechnet für den Herbst fest mit einer neuen Corona-Welle. Das geht aus einer internen Lageeinschätzung hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt und die in der vergangenen Woche im Corona-Krisenstab der Bundesregierung unter Leitung von Generalmajor Carsten Breuer erörtert wurde. Die Endemie sei noch nicht erreicht, man befinde sich in einer Übergangsphase, heißt es in der Einschätzung der RKI-Experten. Die nicht Geimpften und nicht Genesenen würden bei Öffnung der Gesellschaft nach und nach ebenfalls infiziert werden. Die Belastung der Intensivstationen werde in künftigen Wellen abhängen vom Anteil der immunnaiven Personen älter als 50, der Virulenz und Übertragbarkeit der zirkulierenden Variante, dem Schließen von Impflücken, der Verfügbarkeit und Wirksamkeit antiviraler Therapien sowie dem Verhalten der Bevölkerung.

Innenministerin Faeser: Bayern soll Impfpflicht umsetzen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) aufgefordert, die Corona-Impfpflicht in Gesundheitseinrichtungen umzusetzen. “Die Impfpflicht in Kliniken und Pflegeheimen ist eine bundesrechtliche Regelung, die Markus Söder selbst im Bundesrat mitbeschlossen hat”, sagte Faeser der Bild am Sonntag. “Ich erwarte von Herrn Söder, dass er die Impfpflicht umsetzt. Punkt.” Bundesrecht gelte. “Das fordern wir ein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Söder Grundprinzipien unserer Verfassung infrage stellt.”

Söder hatte angekündigt, den Vollzug der ab Mitte März greifenden Impfpflicht auszusetzen. Sie sei in der jetzigen Form nicht umsetzbar, der Bund müsse nachbessern. Später schob er nach, dass Bayern sich an Bundesrecht halten werde. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte seinerseits für eine Verschiebung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht um einige Monate plädiert. Die Regelung sieht vor, dass Beschäftigte in Pflegeheimen und Kliniken bis zum 15. März Nachweise als Geimpfte oder Genesene vorlegen müssen – oder ein Attest, nicht geimpft werden zu können. (13.2.2022)

Leichter Rückgang der Sieben-Tage-Inzidenz

Erstmals seit Ende Dezember ist die Sieben-Tage-Inzidenz den Zahlen des Robert-Koch-Instituts zufolge im Vergleich zum Vortag etwas gesunken. Allerdings sagt das noch nichts darüber aus, ob sich der Trend bei den Infektionen umkehrt – eine solche Aussage ist aufgrund von Verzögerungen bei den Meldungen erst möglich, wenn die Zahlen für längere Zeit tatsächlich zurückgehen.

Am Sonntagmorgen meldete das RKI 1466,5 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche. Am Vortag lag der Wert noch bei 1474,3. Vor einer Woche hatte die bundesweite Inzidenz bei 1400,8 (Vormonat: 427,7) gelegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 125 160 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 133 173 Ansteckungen. Darüber hinaus zählt das RKI 58 weitere Todesfälle. Vor einer Woche waren es 41. Die Zahl der in Kliniken eingelieferten Patienten mit Corona je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen hatte das RKI am Freitag mit 6,46 angegeben (Donnerstag: 6,23). Darunter können auch Menschen mit positivem Corona-Test sein, die eine andere Haupterkrankung haben. Am Wochenende werden keine Daten zu den Klinikaufnahmen veröffentlicht.

Seit dem Beginn der Pandemie haben sich dem Institut zufolge ingesamt 12 344 661 Menschen in Deutschland mit Sars-CoV-2 infiziert. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Sonntag mit 8 737 000 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 119 935.

Die offiziellen Zahlen haben allerdings nur begrenzt Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenzblog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier. (13.2.2022)

FDP-Chef Lindner fordert umfassende Lockerungen

Drei Tage vor der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz fordert FDP-Chef Christian Lindner Bund und Länder auf, umfassende Lockerungen zu beschließen. Nach dem Treffen am Mittwoch müsse es “einen spürbaren Unterschied in unserem Alltag” geben,sagt Lindner der Bild am Sonntag. Es sei klar, dass man beim Öffnen zu forsch sein könne. Diese Gefahr sei aber inzwischen äußerst überschaubar.

Als sicher gilt, dass trotz der Extremlage von mehr als 200 000 Neuinfektionen am Tag die Regierungschefs einen Öffnungsplan entwerfen werden – weil Omikron-Erkrankungen bei vielen glimpflicher ausgehen als die mit früher vorherrschenden Varianten. Fraglich ist, wie schnell und in welchen Schritten Öffnungen dann kommen und ob das bis 19. März befristete Infektionsschutzgesetz als Grundlage der Schutzmaßnahmen darüber hinaus vorsorglich verlängert werden soll.

Die Ampel-Koalition hatte auf Drängen der FDP bereits einmal – zu Beginn der vierten Welle – das Schutz-Instrumentarium reduziert und dann angesichts der außer Kontrolle geratenen Infektionslage nachsteuern müssen. (13.2.2022)

Kanada: Polizei löst erste Trucker-Blockaden auf

Die kanadische Polizei hat mit der Auflösung von Trucker-Blockaden an einer wichtigen Grenzbrücke zwischen der Stadt Windsor in Kanada und Detroit in den USA begonnen. Zuvor hatte Premierminister Justin Trudeau angesichts der seit über zwei Wochen anhaltenden Trucker-Proteste die gewaltsame Auflösung von Blockaden nicht ausgeschlossen. Wenn die Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung nicht nach Hause gingen, würde es “ein immer stärkeres Eingreifen” der Polizei geben, kündigte Trudeau am Freitag in Ottawa an. Die Blockaden nannte er illegal. Jede Maßnahme sei möglich, der Einsatz des Militärs allerdings das letzte Mittel. Die betroffene Provinz Ontario hat den Notstand ausgerufen.

Seit Wochen demonstrieren in Kanada Tausende Menschen gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen blockieren sie unter anderem Teile der Innenstadt Ottawas. Gegenstand der Proteste waren zunächst Impfvorschriften für Lastwagenfahrer und danach die staatlichen Pandemiebeschränkungen insgesamt. Im Januar trat eine Verordnung in Kraft, nach der auch Lastwagenfahrer, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen.

Die Blockade der Ambassador Bridge zwischen Windsor und Detroit – sowie weiterer Grenzübergänge – führte nach Trudeaus Worten zum Stopp der Autoproduktion von sechs Herstellern wegen fehlender Teile. Über die Brücke fließen 25 Prozent des kanadisch-amerikanischen Güterverkehrs – das entspricht pro Tag einem Warenwert von umgerechnet 275 Millionen Euro. Die Region ist wirtschaftlich über die Grenze hinaus eng verwoben. Deshalb hatte Trudeau am Freitag auch mit US-Präsident Joe Biden gesprochen. (12.02.2022)

Das Impf-Tempo in Deutschland nimmt deutlich ab

In Deutschland werden pro Tag immer weniger Impfungen gegen das Coronavirus verabreicht. Am Freitag waren es 193 000 Impfdosen, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Samstag hervorgeht. Das sind deutlich weniger Impfungen als am Freitag vergangener Woche (305 327) und als vor zwei Wochen (432 324 Impfungen).

Mittlerweile haben mindestens 62,2 Millionen Menschen oder 74,8 Prozent der Bevölkerung einen Grundschutz erhalten, für den meistens zwei Spritzen nötig sind. Mindestens 46 Millionen Menschen oder 55,4 Prozent der Bevölkerung haben eine Auffrischungsimpfung bekommen. Mindestens einmal geimpft sind 63,3 Millionen Menschen beziehungsweise 76,1 Prozent. Eine große Gruppe von 19,9 Millionen Menschen bleibt weiterhin ungeimpft. Das entspricht 23,9 Prozent der Bevölkerung. Für vier Millionen von ihnen ist allerdings bisher kein Impfstoff zugelassen, weil sie vier Jahre oder jünger sind.

Das RKI weist seit Längerem darauf hin, dass die ausgewiesenen Zahlen als Mindestimpfquoten zu verstehen sind. Eine hundertprozentige Erfassung durch das Meldesystem könne nicht erreicht werden. Das RKI geht davon aus, dass die tatsächliche Impfquote um bis zu fünf Prozentpunkte höher liegt als offiziell angegeben. (12.02.2022)

Die Zahlen haben allerdings nur begrenzt Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenzblog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier.

Deutschlandweit wurden nach RKI-Angaben binnen 24 Stunden 198 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus verzeichnet. Die Zahl der in Kliniken behandelten Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 6,46 an. (12.02.2022)

Kostenloser PCR-Tests von Samstag an nur noch nach positivem Schnelltest

Für den Anspruch auf kostenlose Corona-Tests greifen seit diesem Samstag neue Regeln: Die besonders genauen PCR-Tests gibt es künftig nur noch nach einem positiven Antigen-Schnelltest von einer Teststelle. Die angepasste Teststrategie der Bundesregierung tritt damit in Kraft. Ziel sei es, die Testkapazitäten aufgrund der aktuell stark steigenden Infektionszahlen noch gezielter als bislang einzusetzen.

Eine rote Warnmeldung auf der Corona-Warn-App reicht demnach nicht mehr aus, um einen PCR-Test zu bekommen. Um sich vorzeitig aus einer Isolierung als Infizierter oder einer Quarantäne als Kontaktperson von Infizierten “freizutesten”, sollen künftig Schnelltests reichen. Bei Labor-Auswertungen sollen PCR-Tests von Risikopatienten und Menschen in Einrichtungen wie Pflegeheimen, Praxen, Kliniken und Rettungsdiensten vorrangig zum Zuge kommen. Auch sie müssen aber zunächst einen positiven Antigen-Schnelltest haben. (12.02.2022)

Deutsche Nachbarländer lockern Corona-Vorschriften

Österreich setzt die Lockerungen der Corona-Maßnahmen fort. Von diesem Samstag an muss im Handel oder in Museen nur noch eine FFP2-Maske getragen werden; die bisherige 2-G-Regel fällt. Obendrein wird bei Veranstaltungen die Obergrenze für Besucher aufgegeben. Allerdings gelten in diesem Fall – wie zum Beispiel beim Besuch von Fußballspielen – die 2-G-Regel und Maskenpflicht. Vom kommenden Samstag an dürfen – abgesehen von Wien – überall nicht nur Geimpfte und Genesene, sondern auch negativ Getestete wieder ins Lokal. Die 3-G-Regel gilt dann auch im Tourismus. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist fast doppelt so hoch wie in Deutschland. Die Lockerungsschritte werden mit der beherrschbaren Lage in den Kliniken begründet.

Belgien erlaubt von kommenden Freitag an die Wiedereröffnung von Nachtclubs. Zudem dürfen Kneipen länger offen bleiben und die Zahl der Gäste pro Tisch wird nicht mehr begrenzt. Erlaubt werden auch Konzerte mit stehendem Publikum. Zudem wird die Maskenpflicht in der Grundschule gestrichen.

In Luxemburg greifen seit Freitag Lockerungen. In der Gastronomie gilt wieder die 3G-Regelung, auch in Hotels sowie in den Bereichen Freizeit und Sport wird die 2-G-Plus-Regelung (geimpft oder genesen plus Booster oder Test) durch 3-G ersetzt. Außerdem fällt die Sperrstunde um 23 Uhr im Gastro-Bereich weg – Diskotheken und Clubs dürfen wieder öffnen. Im Privaten gibt es keine Kontaktbeschränkungen mehr und Kontaktpersonen von Infizierten müssen nicht mehr in Quarantäne. (11.02.2022)

Scholz stellt erste Lockerungen in Ausssicht

Die Bundesregierung sieht Deutschland vor einem Wendepunkt in der derzeitigen Omikron-Welle und stellt baldige Lockerungen der Corona-Einschränkungen in Aussicht. “Die wissenschaftlichen Prognosen zeigen uns, dass der Höhepunkt der Welle in Sicht ist”, sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundesrat. “Das erlaubt uns, beim Bund-Länder-Treffen nächste Woche einen ersten Öffnungsschritt und dann weitere für das Frühjahr in den Blick zu nehmen.”

Auch das Bundesgesundheitsministerium sieht ein Abflachen der Omikron-Welle, will aber keine Entwarnung geben. Man schließe sich der Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) an, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle noch nicht erreicht sei, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Er verwies darauf, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in einigen Bundesländern zwar sinke, in anderen aber weiter steige.

Am Freitag hatte das RKI im Vergleich zur Vorwoche eine geringere Zahl an Neuinfektionen gemeldet. Zugleich warnten die Experten der Bundesbehörde in ihrem Wochenbericht: “Der Höhepunkt der fünften Welle ist noch nicht erreicht.”

Wenn er am kommenden Mittwoch mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder über Lockerungen spreche, werde man auf den Rat der Wissenschaftler hören, sagte Scholz, um bisherige Erfolge in der Pandemie-Bekämpfung nicht aufs Spiel zu setzen. “Zugleich werden wir wachsam und vorbereitet sein für den Fall, dass die Zahl der Infizierten wieder deutlich zunimmt”, sagte Scholz. Das Gesundheitssystem habe trotz großer Belastungen für Ärzte und Klinikpersonal der Krise bislang standgehalten. Die beschlossenen Corona-Maßnahmen wirkten also. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Donnerstag gesagt, es sei klar, dass kommende Woche auch über Lockerungen diskutiert werden müsse. Man dürfe aber “nicht zu schnell lockern”. (11.02.2022)

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