Corona aktuell: Kretschmann ist unzufrieden – Politik

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die Bund-Länder-Beschlüsse zur Corona-Eindämmung verteidigt – insbesondere die neuen Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte, die nach Weihnachten gelten sollen. Es gebe keinen “Weihnachts-Lockdown”, betonte Söder, aber eine “Weihnachts-Vorsicht” sei sicherlich sinnvoll.

Zur Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI), das sich für “maximale Kontaktbeschränkungen” ausgesprochen hatte, sagte Söder, dies sei nach Darstellung des Bundes so nicht abstimmungsfähig gewesen. Bei allen Maßnahmen müssten immer zwei Prinzipien gelten, erklärte er: Vorsicht und Verhältnismäßigkeit. Alle Beschlüsse müssten auch vor Gericht bestehen. Wichtig sei die Einschätzung der Lage – und die sei aktuell noch mit vielen Fragezeichen versehen gewesen, sowohl vom Vorsitzenden des Expertenrats der Bundesregierung, als auch von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Datenlage werde bis zur nächsten Bund-Länder-Schalte am 7. Januar sicher besser sein, sagte Söder.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist dagegen unzufrieden. Ihm gehen die Beschlüsse nicht weit genug. Die verabredeten Kontaktbeschränkungen seien nicht ausreichend, vor allem, wenn sich die Lage bald zuspitzen sollte, sagte der Grünen-Politiker dem SWR. Den Ländern fehlten die nötigen Instrumente, um die Pandemie einzudämmen. Wenn es zu einem Hochlauf der Omikron-Mutante komme, könne er zum Beispiel keine Ausgangssperren mehr anordnen, kritisierte Kretschmann.

In einer Protokollerklärung zum Beschluss der MPK fordert Baden-Württemberg den Bundestag mit Blick auf die exponentielle Ausbreitung der Omikron-Variante auf, kurzfristig erneut die sogenannte “epidemischen Lage von nationaler Tragweite” festzustellen. Die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Sachsen erklären zudem, dass sie die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen für unzureichend halten.

Dieser Meinung ist offenbar auch Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. In ihrem Land gelten die Beschränkungen, die bundesweit vom 28. Dezember an in Kraft treten, schon vier Tage früher, also von Heiligabend an, wie am Abend bekannt wurde. (21.12.2021)

Scholz: “Corona macht keine Weihnachtspause”

Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder haben angesichts der drohenden Omikron-Welle weitere Kontaktbeschränkungen beschlossen. Für Geimpfte und Genesene werden private Zusammenkünfte ab dem 28. Dezember nur noch mit maximal zehn Personen erlaubt. Kinder unter 14 Jahren sind dabei ausgenommen. Clubs und Diskotheken müssen geschlossen bleiben, große Sportveranstaltungen ohne Zuschauer stattfinden.

Die Kontaktbeschränkungen gelten insbesondere im Hinblick auf Silvester, deshalb wird auch der Verkauf von Feuerwerkskörpern verboten. “Es ist nicht mehr die Zeit für Partys in geselliger Runde”, sagte Scholz. Er und Hendrik Wüst, der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, sowie Franziska Giffey, die neue Regierende Bürgermeisterin von Berlin, äußerten sich nach den Beratungen zu den Beschlüssen.

Für die Weihnachtstage setzen der Kanzler und die Länderchefs offenbar auf Appelle: Scholz rief zu Vorsicht und Rücksicht bei Familientreffen zu Weihnachten auf. Allerdings habe man sich bewusst entschieden, die beschlossenen Corona-Maßnahmen erst nach den Feiertagen in Kraft zu setzen. Weihnachten und Ostern hätten sich in der Vergangenheit nicht als Pandemietreiber erwiesen.

“Noch ist Omikron nicht flächendeckend aufgetreten, aber es ist eine Frage von Wochen. Darauf müssen wir uns jetzt einstellen”, sagte Scholz. “Corona macht keine Weihnachtspause.” Deshalb habe man entschieden, die Impfkampagne auch über die Feiertage unvermindert fortzusetzen. Bis Ende Januar plant die Bundesregierung weitere 30 Millionen Booster-Impfungen, außerdem bei der Grundimmunisierung eine Impfquote von mindestens 80 Prozent.

Scholz ging bei der Pressekonferenz auch auf den Vorwurf ein, die Bundesregierung reagiere zu zaghaft und weniger hart, als es das Robert-Koch-Institut vorschlage. Das RKI hatte am Dienstag unter anderem die Schließung von Restaurants und sofort gültige Kontaktbeschränkungen gefordert. Scholz betonte, die Regierung habe sich von der Stellungnahme ihres wissenschaftlichen Expertenrats leiten lassen. Allerdings hatte auch der Expertenrat “gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen” als wichtige Maßnahme genannt und betont, dass die Boosterimpfungen nicht ausreichen, um die Omikron-Welle in den Griff zu bekommen. Scholz verwies darauf, dass die Regierung schnell gehandelt habe. “Das hat es noch nicht gegeben, dass wir Sonntag Abend die Empfehlung haben und Dienstag die Beschlüsse”, so der Kanzler.

Am 7. Januar will die Runde erneut zusammenkommen und dann gegebenenfalls über weitere Maßnahmen beraten. Die Länder bitten den Bundestag und die Bundesregierung zudem, die Vorbereitungen für eine allgemeine Impfpflicht zügig voranzutreiben und “kurzfristig einen Zeitplan vorzulegen”. Das Auftreten der Corona-Virusvariante Omikron erhöhe die “Dringlichkeit” der für Februar 2022 in den Blick genommenen Einführung einer allgemeinen Impfpflicht, heißt es in dem Beschlussvorschlag der Länder.

Uneinigkeit bestand in der Runde offenbar, ob die epidemische Notlage nationaler Tragweite, die die Ampelkoalition zum 25. November auslaufen ließ, erneut erklärt werden soll. Wüst ist dafür und bezeichnete es in der Pressekonferenz als “klaren Fehler”, dass Kanzler und die Mehrheit der Ministerpräsidenten diesen Schritt nicht in Erwägung gezogen hätten. Giffey widersprach Wüst und verteidigte die beschlossenen Maßnahmen. Jedes Bundesland könne selbst entscheiden, ob es eine epidemische Notlage beschließe. (21.12.2021)

Stiko empfiehlt Booster bereits nach drei Monaten

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Auffrischungsimpfungen wegen der Omikron-Variante des Coronavirus bereits nach mindestens drei statt nach sechs Monaten. Die Empfehlung zum verkürzten Impfabstand gelte von sofort an für Erwachsene, teilte das Gremium mit.

Sie ziele ab auf einen verbesserten Schutz vor schweren, durch Omikron hervorgerufenen Erkrankungen in der Bevölkerung und auf eine verminderte Übertragung der Variante. Es sei damit zu rechnen, dass Omikron das Infektionsgeschehen hierzulande “innerhalb kürzester Zeit” bestimmen werde.

Ältere und vorerkrankte Menschen sollen laut Stiko wegen ihres höheren Covid-19-Risikos die Spritze bevorzugt erhalten. Die beiden mRNA-Impfstoffe, die zum Boostern verwendet werden (Comirnaty von Biontech/Pfizer und Spikevax von Moderna), seien “hinsichtlich ihrer Wirksamkeit völlig gleichwertig”.

Aktuelle Daten deuteten auf einen deutlich verringerten Impfschutz nach der Grundimmunisierung gegenüber der Omikron-Variante hin, erklärte die Stiko. Dieser nehme nach drei bis vier Monaten signifikant ab. Nach einer Auffrischungsimpfung steige die Schutzwirkung vor symptomatischer Infektion mit der Omikron-Variante jedoch wieder deutlich an. Es sei derzeit davon auszugehen, dass auch der Schutz vor schweren Verläufen zunehme. Zur Dauer des Schutzes könne man derzeit noch nichts sagen.

Die Stiko hatte bisher empfohlen, dass eine Auffrischungsimpfung in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen soll. Eine Verkürzung des Impfabstandes auf fünf Monate konnte “im Einzelfall oder wenn genügend Kapazitäten vorhanden sind erwogen werden”. Für Immungeschwächte war bereits ein noch kürzerer Abstand zwischen zweiter und dritter Dosis möglich. Bei der nun bekannt gegebenen Änderung handelt sich im Unterschied zu manchen früheren Aktualisierungen bereits um eine finale Stiko-Empfehlung. (21.12.2021)

Mehr als 1100 Omikron-Fälle in NRW

Das Landeszentrum für Gesundheit in Nordrhein-Westfalen hat aktuelle Zahlen zur Verbreitung der neuen Virusvariante geliefert. Mut Stand Dienstag 0 Uhr sind in der Datenbank des Landeszentrums 1122 bestätigte Omikron-Fälle gelistet, am Vortag hatte die Zahl noch bei 924 gelegen, am Tag davor bei 607 Fälle.

Die Zahlen aus NRW sind aktueller als jene im Wochenbericht des Robert-Koch-Institutes, der am vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde. Dort wurde lediglich von bundesweit 325 bestätigten Omikron-Fällen berichtet, diese Zahl bezog sich jedoch auf die Kalenderwoche vom 29. November bis 5. Dezember. (21.12.2021)

RKI empfiehlt “maximale Kontaktbeschränkungen”

Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt aufgrund der aktuellen Corona-Lage in Deutschland “maximale Kontaktbeschränkungen”. Diese sollten “sofort beginnen” und bis zunächst Mitte Januar gelten, wie das RKI in einer Strategie-Einschätzung schreibt.

Außerdem fordert das RKI unter anderem ein Verbot von Großveranstaltungen, die Schließung von Bars, Discos und Restaurants (Speisen zum Mitnehmen anbieten erlaubt), die Verlängerung der Weihnachtsferien, das Verbot von Gesang in Innenräumen außer im eigenen Haushalt und eine “intensive Begleitkommunikation zum Verständnis der Maßnahmen”.

“Die größten Effekte auf die Dynamik der Omikron-Welle sind von konsequenten und flächendeckenden Kontaktbeschränkungen und dem Einsatz von infektionspräventiven Maßnahmen zu erwarten”, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: “Die Phase der maximierten Kontaktbeschränkungen bis Mitte Januar muss genutzt werden, um die Impfungen und Auffrischimpfungen voranzubringen.”

Das RKI hatte zuvor seine Risikobewertung verschärft. Für zweifach Geimpfte und Genesene werde die Gefahr einer Ansteckung nun als “hoch” angesehen. Für Ungeimpfte bleibt die Gefahr demnach “sehr hoch”. Für Geimpfte mit Auffrischungsimpfung (Booster) schätzte das Institut die Gefährdung hingegen als moderat ein. Insgesamt werde die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung als “sehr hoch” eingeschätzt.

Das RKI warnte vor einer schlagartigen Erhöhung der Fallzahlen, weil sich die Omikron-Variante “deutlich schneller und effektiver verbreitet als die bisherigen Virusvarianten”. Die aktuelle Entwicklung sei “sehr besorgniserregend”. Zu befürchten sei von Omikron eine weitere Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle und ein Überschreiten der deutschlandweit verfügbaren intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten.

In Hamburg soll es jetzt wirklich schnell gehen. Bereits zu Weihnachten werden die Kontakte auch für Geimpfte und Genesene eingeschränkt. Nur noch maximal zehn Personen dürften privat zusammentreffen, sagte der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nach einer Sitzung des rot-grünen Senats. Ab dem 24. Dezember müssen zudem Restaurants, Kneipen und Bars von 23 Uhr an schließen. Am Neujahrsmorgen gelte die Sperrstunde erst ab ein Uhr. (21.12.2021)

Söder verlangt rasches Signal für Impfpflicht

Vor der Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Dienstag verlangt Bayerns Regierungschef Markus Söder von der Bundesregierung ein rasches Signal für eine Impfpflicht. Im ARD-“Morgenmagazin” sagte der CSU-Politiker außerdem, wenn der Expertenrat von einer dramatischen Lage spreche, zugleich aber vor allem nur über neue Kontaktbeschränkungen gesprochen werde, passe dies nicht zusammen. “Es macht jetzt keinen Sinn, bei fallenden Zahlen jetzt die Panik auszurufen”, sagte Söder. Dennoch müssten Bund und Länder Klarheit schaffen, was wirklich nötig sei, einer neuen Corona-Welle durch die Omikron-Variante zu begegnen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Länderchefs beraten am Nachmittag über neuerliche Maßnahmenverschärfungen – etwa über Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte, Einschränkungen bei Veranstaltungen oder Club-Schließungen. “Wenn Omikron tatsächlich weniger schwere Verläufe hat, dann muss sich das auch in den Maßnahmen ein Stück weit wiederfinden”, sagte Söder.

“Wir müssen zunächst erst mal eine genaue Einschätzung bekommen, wie gefährlich Omikron genau ist, wie es sich auswirkt auf die Krankenhäuser”, sagte er. In einem Papier des Corona-Expertenrats der Bundesregierung vom Sonntag heißt es dazu: “Aufgrund des gleichzeitigen, extremen Patientenaufkommens ist eine erhebliche Überlastung der Krankenhäuser zu erwarten – selbst für den wenig wahrscheinlichen Fall einer deutlich abgeschwächten Krankheitsschwere im Vergleich zur Delta-Variante.”

Schon vor den Beratungen wurde bekannt, dass private Zusammenkünfte von Geimpften und Genesenen künftig nur noch mit maximal zehn Personen erlaubt sein sollen. Aus einem Entwurf für eine Beschlussvorlage vom Montagnachmittag geht hervor, dass diese Obergrenze für private Treffen in Räumlichkeiten genauso gelten wie im Außenbereich. Kinder bis zum Alter von 14 Jahren sind ausgenommen. Die Kontaktbeschränkungen, die auch Geimpfte und Genesene erfassen, sollen “spätestens” vom 28. Dezember an in Kraft treten.

Zudem werden Spiele der Fußball-Bundesliga und andere Großveranstaltungen wohl spätestens vom 28. Dezember an ohne Zuschauer stattfinden. Betroffen davon wäre zum Beispiel die Vierschanzentournee. Die Rückrunde der Bundesliga beginnt am 7. Januar. (21.12.2021)

Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 306,4

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist erneut gesunken. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldete am Morgen 23 428 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Der bundesweite Inzidenzwert sank damit von 316 am Vortag auf 306,4 Infektionen je 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. 462 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 108 814. (21.12.2021)

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