Corona aktuell: Inzidenz sinkt auf unter 1700 – Politik

Das Robert-Koch-Institut verzeichnet 268 477 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt von 1703 auf 1663. Sie gibt an, wie viele Menschen je 100 000 sich innerhalb einer Woche nachweislich mit dem Virus angesteckt haben. Weitere 348 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Seit Beginn der Pandemie sind es damit 129 112.

Die Zahlen haben allerdings nur begrenzt Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenz-Blog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier. (29.03.2022)

Klinken melden sechs Prozent ihrer Mitarbeiter wegen fehlender Impf- oder Genesenennachweise

Die Krankenhäuser haben nach einem Medienbericht im Schnitt sechs Prozent ihrer Beschäftigten wegen fehlender Impf- oder Genesenennachweise an die Gesundheitsämter gemeldet. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) unter knapp 400 Kliniken, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt.

“Die Zahlen der Umfrage belegen sehr eindrucksvoll, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine außerordentlich hohe und vorbildliche Impfquote aufweisen”, sagte DKG-Chef Gerald Gaß. Gleichwohl gab er keine Entwarnung. Angesichts der aktuell weiter steigenden Zahl von Corona-positiven Patienten und krankheitsbedingten Ausfällen beim Klinikpersonal seien Einschränkungen der Patientenversorgung “nicht zu verhindern”, erlärte er.

Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser (53 Prozent) rechnet mit Einschränkungen der Patientenversorgung, falls die gemeldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freigestellt werden müssten. In Deutschland besteht seit Mitte März eine Impfpflicht für Beschäftigte in der Pflege und im Gesundheitswesen. Ungeimpften droht ohne Impf- oder Genesenennachweis ein Beschäftigungsverbot. (30.03.2022)

Patientenschützer kritisiert “Geschrei” der Länder

Patientenschützer Eugen Brysch hat die Länder in der Corona-Pandemie zu schnellem Handeln aufgefordert. “Das Geschrei der Ministerpräsidenten und deren Fingerzeig auf den Bund sind in keiner Weise gerechtfertigt”, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz der Rheinischen Post. Die Landesregierungen hätten nichts unternommen, um das nun von ihnen scharf kritisierte Infektionsschutzgesetz zu stoppen. Jetzt steckten sie in einer Sackgasse, in die sie sich selbst manövriert hätten.

Die NRW-Regierung nannte er “seltsam sprachlos” – sie wisse offenbar nicht, was sie mit den neuen Möglichkeiten des Gesetzes überhaupt anfangen solle. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte am Dienstag gesagt, er sehe keinen Spielraum, ganz NRW rechtssicher als Corona-Hotspot auszuweisen und damit landesweit mehr Sicherheit zu schaffen.

Den Ländern sind ab Sonntag nur noch wenige allgemeine Schutzregeln etwa zu Masken und Tests in Einrichtungen wie Kliniken und Pflegeheimen erlaubt. Sie können aber für regionale Hotspots weitergehende Beschränkungen etwa mit mehr Maskenpflichten und Zugangsregeln verhängen, wenn das Landesparlament dort eine kritische Lage feststellt. Mehrere Länder beklagen allerdings, dass dafür rechtssichere Kriterien fehlten. (30.03.2022)

Lauterbach: EU wird vierte Impfung für alle ab 60 empfehlen

Der Umgang mit einer möglichen vierten Corona-Impfung soll EU-weit angeglichen werden. Die EU-Kommission werde “innerhalb kürzester Zeit auf Basis wissenschaftlicher Expertise eine Empfehlung zur vierten Impfung erarbeiten”, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Diese hätten seinen Vorschlag, die nationalen Impfstrategien anzugleichen, mehrheitlich unterstützt. Die Empfehlung der EU-Kommission, die innerhalb von sieben Tagen vorliegen könnte, könne “auch für Deutschland ein wichtiger Kompass für den Umgang mit der zweiten Boosterung sein”.

Lauterbach hatte zuvor für eine vierte Corona-Impfung für alle ab 60 Jahren geworben. In dieser Altersgruppe könne dadurch die Sterblichkeit im Vergleich zur dritten Dosis noch einmal um 80 Prozent reduziert werden, wie Daten aus Israel ergeben hätten, sagte Lauterbach. Die EU-Kommission solle in Zusammenarbeit etwa mit der europäischen Arzneimittelbehörde eine entsprechende Empfehlung aussprechen. “Die Lage ist in Europa, was die Pandemie angeht, schlechter als das Gefühl der Menschen”, sagte Lauterbach. Der Ukraine-Krieg ziehe zudem Aufmerksamkeit ab.

Lauterbach betonte, dass es derzeit viel Impfstoff in Europa gebe, der nirgendwo fehle. Die Abnahme durch einkommensschwächere Länder stocke. “Somit müssen wir befürchten, dass in Europa Impfstoff vernichtet werden muss.” Infrage für die vierte Dosis – also den zweiten “Booster” nach einem Grundschutz – komme der Impfstoff von Moderna oder Biontech/Pfizer. Die Entwicklung von Impfstoffen, die an neue Corona-Varianten angepasst sind, verzögere sich seiner Kenntnis nach, sagte Lauterbach. Er rechne im Herbst, womöglich im September, mit den neuen Impfstoffen.

In Deutschland wird die vierte Dosis derzeit für Menschen ab 70 Jahren sowie für Menschen mit Risikofaktoren wie Immundefekten empfohlen. Daran ändere sich nichts, sagte Lauterbach. Die Frage sei lediglich, ob die Altersgrenze gesenkt werde. Für Unter-60-Jährige könne die vierte Dosis dagegen nicht empfohlen werden, weil es dazu keine Daten gebe. Mit Blick auf Deutschland hatte Lauterbach sich bereits vergangene Woche dafür ausgesprochen, offensiver bei Viert-Impfungen vorzugehen. Bisher hätten eine solche nur zehn Prozent der Menschen, die dafür in Frage kämen. Das sei “nicht zufriedenstellend”. Er habe die Ständige Impfkommission (Stiko) deshalb gebeten, ihre Empfehlung für die vierte Impfung zu überarbeiten. Die Stiko habe das zugesagt. (29.03.2022)

Shanghai verschärft den Lockdown

Die chinesische Wirtschafts- und Finanzmetropole Shanghai hat den Corona-Lockdown angesichts steigender Neuinfektionen nur einen Tag nach dessen Beginn verschärft. Viele der 26 Millionen Einwohner in der bevölkerungsreichsten Stadt des Landes wurden am Dienstag aufgefordert, zu Hause zu bleiben – sofern sie sich nicht testen lassen. Wu Qianyu von der städtischen Gesundheitskommission sagte, dass die Bewohner ihre Häuser nicht verlassen sollten – auch nicht, um mit ihren Haustieren spazieren zu gehen oder den Müll rauszubringen.

Zunächst waren seit Montag die Bewohner östlich des Huangpu-Flusses in ihren Wohnkomplexen eingeschlossen worden, durften sich darin aber größtenteils frei bewegen. Diese Stadtbezirke sollen bis zum 1. April abgeriegelt und getestet werden. Die westlichen Bezirke folgen in einer zweiten Stufe vom 1. bis 5. April. Während des Lockdowns fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel, Fähren oder Taxis mehr. Unternehmen müssen auf Home-Office umstellen oder mit Personal arbeiten, das auf einem geschlossenen Werksgelände wohnt.

Der radikale Schritt wird wegen der rasant gestiegenen Infektionszahlen ergriffen. Am Samstag wurden in Shanghai 47 Erkrankungen sowie 2631 Corona-Fälle ohne Symptome gemeldet, am Montag war die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle auf mehr als 4400 gestiegen. Allein am ersten Tag des Lockdowns wurden mehr als acht Millionen Menschen auf das Coronavirus getestet. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, sind dort 17 000 Helfer im Einsatz.

Shanghai wird nun zum Testfall für die von China verfolgte Null-Covid-Strategie, die durch die ansteckendere Omikron-Variante seit Anfang des Jahres auf eine harte Probe gestellt wird. Bis dahin hatten die Behörden erfolgreich mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung und Quarantäne kleinere Ausbrüche bekämpft. (29.03.2022)

Dänemark schafft Tests nach Einreise ab

Auch die letzte kleinere Corona-Beschränkung gehört in Dänemark von nun an der Vergangenheit an. Zum Dienstag wurde die Regelung aufgehoben, wonach man sich spätestens 24 Stunden nach der Einreise testen lassen musste. Diese Pflicht galt jedoch nur für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene, die von außerhalb des EU- und Schengenraumes ins Land wollten. Damit gibt es nun auch bei der Einreise in Deutschlands nördlichstes Nachbarland keinerlei Einschränkungen mehr.

In Dänemark lebt es sich bereits seit dem 1. Februar praktisch beschränkungsfrei – damals hatte die Regierung in Kopenhagen trotz rekordhoher Neuinfektionszahlen entschieden, die allermeisten Corona-Beschränkungen aufzuheben. Die beiden Hauptgründe dafür waren mildere Krankheitsverläufe nach Omikron-Infektionen sowie die hohen dänischen Impfzahlen. Nur vereinzelte Einreisebeschränkungen hatten weiter gegolten, die aber nach und nach ebenfalls aufgehoben wurden.

Die Corona-Zahlen sind in Dänemark mittlerweile wieder stark gesunken – allerdings wird auch deutlich weniger getestet als zuvor. Die Sieben-Tage-Inzidenz in dem Sechs-Millionen-Einwohner-Land hatte zeitweise jenseits von 5000 gelegen, ging aber auf zuletzt knapp 640 zurück. (29.03.2022)

Labore: Anteil der positiven PCR-Tests weiter hoch

In den deutschen Laboren gibt es weiter keine Anzeichen für nachlassende Ansteckungen. Von insgesamt etwa 2,2 Millionen PCR-Tests in der vergangenen Kalenderwoche sei erneut mehr als jeder zweite Test positiv ausgefallen, teilte der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) mit. Die sogenannte Positivrate wurde zum zweiten Mal in Folge auf rund 56 Prozent beziffert, was ein Allzeithoch sei. Der Verband bekräftigte, es sei “von einer signifikanten statistischen Untererfassung von an Corona erkrankten Menschen auszugehen”. Eine hohe Positivrate gilt allgemein als Indiz für viele unentdeckte Infektionen. (29.03.2022)

Lauterbach: “Wir müssen handeln, nicht beklagen”

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat einigen unzufriedenen Bundesländern, die eine Überarbeitung des nationalen Infektionsschutzgesetzes gefordert hatten, eine Absage erteilt. Mit der Situation in den Krankenhäusern könne er zwar nicht zufrieden sein. Doch für eine Verlängerung der bundesweiten Maßnahmen wie etwa der Maskenpflicht sei keine rechtliche Grundlage vorhanden. “Das Infektionsschutzgesetz bleibt die Grundlage der Maßnahmen, die wir in den nächsten Wochen und Monaten ergreifen werden.”

Nun liege es an den Ländern, lokal zu handeln, um die Pandemie und etwaige Ausbrüche einzudämmen. “Ich habe die Länder noch mal ausdrücklich aufgefordert, die Hotspot-Regelung auch zu nutzen”, sagte Lauterbach. Die Losung der Stunde müsse sein, “dass wir die Regeln, die wir haben, nutzen. Wir müssen handeln, nicht beklagen.”

Eine nationale Maskenpflicht sei nur möglich, wenn es auch eine nationale Gesundheitsgefährdung durch die Corona-Pandemie gebe. Diese gebe es aber derzeit nicht, das habe der Expertenrat der Bundesregierung festgestellt. Also könne es auch keine nationale Regelung geben. Es gehe jetzt um die lokale Beherrschung der Pandemie. “Wir haben ein gutes Gesetz, was zu wenig genutzt wird, weil die Länder ein Gesetz verlangen, was rechtlich nicht durchsetzbar ist”, so Lauterbach.

Lauterbach will Ländern vier Kriterien für Hotspots vorschlagen

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will den Ländern vier Kriterien zur Bestimmung von Corona-Hotspots vorschlagen. Das sagte der SPD-Politiker im Sender Bild TV mit Blick auf die für Montagnachmittag geplante Schalte der Gesundheitsministerkonferenz (GMK).

Die Kriterien wären laut Lauterbach, wenn in Krankenhäusern wegen Corona planbare Eingriffe nicht mehr stattfinden könnten, die Notfallversorgung gefährdet sei, in der Pflege Untergrenzen unterschritten würden oder Patienten in andere Krankenhäuser verlegt werden müssten. Mit diesen Kriterien sollten die Länder in der Lage sein, die Hotspot-Regelungen umzusetzen. “Und ich appelliere an die Länder, das jetzt zu machen”, sagte Lauterbach weiter.

Die Forderung des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU) nach einer bundesweiten Verlängerung der Maskenpflicht lehnte Lauterbach ab. “Ob er das vorschlägt oder nicht, das ist vollkommen unerheblich. Es geht rechtlich nicht”, sagte der SPD-Politiker, betonte aber, dass auch er selbst gerne die Maskenpflicht beibehalten hätte, wenn es rechtlich möglich gewesen wäre. Er appellierte jedoch an die Länder, dies für die Hotspots vorzuschreiben und forderte die großen Supermarktketten erneut auf, in ihren Filialen bundesweit per Hausrecht die Maskenpflicht durchzusetzen. Für Montag erwarte er die Reaktion der Unternehmen auf seinen Appell. (28.03.2022)

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