Corona aktuell: Corona-Impfpflicht ab 60 – Politik

Die zum 1. Mai geplante freiwillige Isolation von Corona-Infizierten soll es nun doch nicht geben. Das kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am späten Dienstagabend in der ZDF-Sendung “Markus Lanz” an. “Diesen Punkt, dass die Infizierten, dass die sich selbst isolieren, und nicht mehr durch das Gesundheitsamt aufgefordert werden, den werde ich wieder einkassieren.” Das wolle er am Mittwoch offiziell machen. Bleiben solle aber eine verkürzte Isolation von fünf Tagen.

Nach Beratungen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatte der Minister am Montag mitgeteilt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen ab 1. Mai in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen. Infizierten sollte demnach nur noch “dringend empfohlen” werden, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden – für Kontaktpersonen von Infizierten sollte es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts sollte wegfallen.

Lauterbach sagte im ZDF, das wäre zur Entlastung der Gesundheitsämter auch sinnvoll gewesen. Das Signal aber, dass ein Infizierter selbst über eine Isolation entscheide, sei “so negativ, so verheerend”, dass es an diesem Punkt eine Veränderung geben müsse. “Man muss als Minister auch in der Lage sein, Dinge, die nicht gut liefen, zu korrigieren.” Der “symbolische Schaden”, Corona sei nicht gefährlich, sei so verheerend, dass man diese Isolationsordnung so nicht machen könne. “Es bleibt dann dabei, wenn jemand krank ist, also hat sich infiziert, dann ordnet das Gesundheitsamt weiter an. Und wenn jemand nur Kontaktperson ist, und es ist Quarantäne, dann macht man es selbst.” Für die Quarantäne brauche man die Gesundheitsämter nicht. (06.04.2022)

Kompromissvorschlag: Corona-Impfpflicht ab 60 Jahre

In das Ringen um einen Kompromiss für eine allgemeine Corona-Impfpflicht in Deutschland kommt Bewegung. Die beiden Abgeordnetengruppen im Bundestag, die jeweils eigene Gesetzentwürfe für eine Impfpflicht eingebracht haben, verständigten sich am Dienstag auf einen gemeinsamen Vorschlag für eine Pflicht vorerst ab 60 Jahren. Damit steigen die Chancen für die Abstimmung, die ohne übliche Fraktionsvorgaben an diesem Donnerstag geplant ist. Zunächst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland über den Kompromiss berichtet.

Wie es in einer Erklärung heißt, soll zunächst “eine Impfnachweispflicht für alle Menschen ab dem Alter von 60 Jahren, also der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe”, festgelegt werden. Sie soll ab Oktober erfüllt sein müssen. Diese Pflicht soll noch mit einem Bundestagsbeschluss im Juni ausgesetzt werden können, falls die Impfrate ausreichend steigt. Im Herbst soll der Bundestag vor dem Hintergrund der dann vorherrschenden Erkenntnisse und potenzieller Virusvarianten entscheiden, “ob zusätzlich die Aktivierung der Impfnachweispflicht für Altersgruppen ab 18 Jahren greifen soll”.

Konkret handelt es sich um die Gruppe um SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese und den Grünen-Gesundheitsexperten Janosch Dahmen, die zunächst eine Impfpflicht ab 18 Jahren angestrebt hatte. Sie legte am Montag schon einen Kompromissvorschlag für eine Pflicht ab 50 mit Option auf eine Ausweitung auf alle Erwachsenen vor. Die zweite Gruppe um den FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann hatte eine Beratungspflicht vorgeschlagen und dann eine mögliche Impfpflicht ab 50 Jahren. Die Initiative, die ursprünglich eine Impfpflicht ab 18 vorgeschlagen hatte, wurde bisher von 237 Abgeordneten unterstützt. Die Gruppe für eine Impfpflicht ab 50 unterstützten zunächst etwa 45 Parlamentarier. (05.04.2022)

Kritik an Aus der Isolationspflicht für Infizierte

Zum 1. Mai soll die Isolations- und Quarantänepflicht für Corona-Infizierte und Kontaktpersonen fallen – dieser Beschluss der deutschen Gesundheitsminister stößt auf Widerspruch von Experten und Patientenschützern. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sieht dadurch große Gefahren für besonders gefährdete Menschen. “Für die Hochrisikogruppe wird es immer gefährlicher. Diese Menschen leben mitten unter uns”, sagte Brysch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Gleich den Corona-Leugnern wird die Infektion verharmlost”, kritisierte der Patientenschützer.

Der Epidemiologe Hajo Zeeb forderte eine Beibehaltung der Pflicht zur Isolation von Infizierten. “Wenn eine Person Symptome aufweist, dann sollte sie zu Hause die Corona-Infektion aussitzen, anstatt noch mehr Menschen anzustecken”, sagte Zeeb dem RND. Gerade bei der Omikron-Variante bestehe die Gefahr einer sehr schnellen Weitergabe des Virus. Eine Isolationspflicht von fünf Tagen sollte daher unbedingt beibehalten werden. Eine Quarantäne für Kontaktpersonen hingegen sei nicht mehr notwendig.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag darauf verständigt, dass Corona-Infizierte und Kontaktpersonen vom 1. Mai an in der Regel nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung oder Quarantäne müssen. Infizierten wird demnach künftig nur noch “dringend empfohlen”, sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden – für Kontaktpersonen von Infizierten soll es entsprechend gelten. Eine Anordnung des Gesundheitsamts fällt weg. Strengere Vorgaben sollen aber noch für Beschäftigte in Gesundheitswesen und Pflege bleiben, die sich infiziert haben. Für sie soll die Absonderung weiter vom Amt angeordnet werden und erst nach fünf Tagen nach einem negativem Schnell- oder PCR-Test enden.

Mit den Lockerungen bei den Quarantäneregeln sollen auch massenhafte Personalausfälle bei hohen Infektionszahlen vermieden werden. Sie gehen auf einen Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert-Koch-Instituts (RKI) zurück. Bisher dauern die Absonderungen in der Regel zehn Tage und können mit einem negativen Test nach sieben Tagen beendet werden. Eine formelle Anordnung des Gesundheitsamtes erfolgt häufig jetzt schon nicht mehr.

In der Unionsfraktion im Bundestag fand der Plan ein geteiltes Echo. Ihr gesundheitspolitischer Sprecher Tino Sorge (CDU) begrüßte ihn. “Wir haben als Union schon vor einigen Tagen gesagt, wir müssen genau hinschauen, dass wir uns Überlastungssituationen in vielen Bereichen nicht dadurch quasi produzieren, dass die Menschen durch starre Quarantäneregelungen zu Hause bleiben”, sagte er im ZDF-“Morgenmagazin”. Es gebe viele milde und symptomlose Verläufe. “Wer sich krank fühlt, soll zu Hause bleiben. Aber nicht, dass wir ständig anlasslos testen.” Kritik kam hingegen vom Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger (CSU), der die Pläne “reichlich absurd” nannte. Es sei nicht sinnvoll, dass Infizierte weiter herumlaufen und andere Menschen anstecken könnten, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. (05.04.2022)

Sieben-Tage-Inzidenz sinkt auf 1394

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 180 397 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 56 955 Fälle weniger als am Dienstag vor einer Woche, als 237 352 positive Tests gemeldet wurden. Insgesamt liegt damit in Deutschland die Zahl der bestätigten Infektionen bei mehr als 21,84 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 1394 von 1425 am Vortag. 316 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 130 368.

Die Zahlen haben nur begrenzt Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenz-Blog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier. (05.04.2022)

Shanghai verlängert Lockdown auf unbestimmte Zeit

Die chinesische Hafenmetropole Shanghai hat den Corona-Lockdown für seine 26 Millionen Einwohner auf unbestimmte Zeit verlängert. Unter Hinweis auf den rasanten Anstieg der Infektionen sprach der Vize-Parteichef Gu Honghui am Dienstag von einem “Wettrennen gegen die Zeit”. Erst müssten die Massentests vom Montag, ihre Überprüfung sowie der Transport der Infizierten in Quarantäne abgeschlossen werden, bevor über die weitere Richtung der Kontrollmaßnahmen entschieden werde. “Die Lage ist sehr akut.”

In der bisher schlimmsten Corona-Welle in China seit zwei Jahren meldete die Gesundheitskommission in Peking einen Rekord von mehr als 16 000 neuen Infektionen. Mit mehr als 15 000 sind die meisten Fälle asymptomatisch. Allein in Shanghai wurden nach den Tests der vergangenen Tage 268 Erkrankungen und mehr als 13 000 Ansteckungen ohne Symptome gemeldet – erstmals mehr als 10 000 an einem Tag. Schwer betroffen ist auch die nordostchinesische Provinz Jilin, wo ebenfalls Ausgangssperren herrschen und millionenfach getestet wird. China verfolgt eine strikte Null-Covid-Strategie, die mit Omikron und besonders mit der sich schnell verbreitenden BA.2-Variante auf eine harte Probe gestellt wird. Wer infiziert ist, kommt in China in ein Krankenhaus oder eine Quarantäne-Einrichtung, die in Shanghai unter anderem in Turn- und Messehallen und Hotels provisorisch eingerichtet wurden. Eigentlich sollten die Ausgangssperren im Westen Shanghais nur von Freitag bis Dienstag laufen, aber wie zuvor schon im Osten und Süden, wo der Lockdown von Montag bis Freitag gehen sollte, müssen die Menschen doch weiter zu Hause bleiben. (05.04.2022)

Auch der Kompromiss zur Impfpflicht findet keine Mehrheit

Eine Corona-Impfpflicht für alle Erwachsenen ab 18 Jahren ist zunächst vom Tisch und eine Mehrheit für eine höhere Altersgrenze weiter offen. Am Montag unterbreitete die Gruppe von Bundestagsabgeordneten, die sich bislang für eine Pflicht für alle Erwachsenen ausgesprochen hatte, einen Kompromissvorschlag. Sie will nun eine Impfpflicht ab 50 Jahren, für jüngere Erwachsene eine Beratungspflicht und erst im zweiten Schritt – wenn nötig – auch für sie die Impfpflicht. Sie hofft damit, noch eine Mehrheit für eine Impfpflicht zusammenzubekommen. Am Montag sah es danach aber nicht aus.

Mit dem Verschieben der Altersgrenze auf 50 Jahre für die Impfpflicht geht die Gruppe um Heike Baehrens (SPD), Janosch Dahmen (Grüne) und Katrin Helling-Plahr (FDP) auf die Gruppe um den FDP-Abgeordneten Andrew Ullmann zu, der zudem auch für eine Impfberatungspflicht wirbt. Allerdings würde nach ihrem Vorschlag die Impfpflicht ab 50 in jedem Fall ab Oktober gelten. Bei Ullmann käme sie nur, wenn die Beratung nicht zu einer ausreichenden Erhöhung der Impfquote führen sollte.

Vertreter der Gruppe um Ullmann beharrten daher am Montag auf ihrem Vorschlag: Eine sofortige Impfpflicht “ohne Würdigung der vielen unbekannten Variablen im Herbst, von dann denkbaren Virusvarianten bis zur Immunitätsquote in der Bevölkerung” könne auf der Basis der aktuellen Datenlage nicht ausreichend gut begründet werden. Dem Kompromissangebot könnten sie “in der jetzigen Form nicht zustimmen”.

Einen Korb bekam der Kompromissvorschlag auch von der Union. Auf sie wollte die Gruppe zugehen, indem sie sich nun einverstanden zeigt mit einem Impfregister, das zum Kern des Antrags von CDU und CSU für ein Impfvorsorgegesetz gehört. Die Impf-, Genesenen- oder Beratungsnachweise sollen von den Krankenkassen erhoben und gespeichert werden. Den gesundheitspolitischen Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), überzeugt das aber nicht: Das Papier sei nicht ein Kompromiss zwischen den Konzepten, sondern eine “unsaubere Fusion” der Impfpflicht ab 18 und der ab 50, sagte er der Rheinischen Post. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sepp Müller (CDU) sagte dem Spiegel, er werde den Gremien seiner Fraktion vorschlagen, “dass wir bei unserem eigenen Vorschlag bleiben”.

Der Grünen-Abgeordnete Till Steffen warb für den Kompromissvorschlag und sagte, man habe versucht, die wesentlichen Bestandteile der drei Entwürfe zusammenzubringen, die sich im Grundsatz für eine Impfpflicht aussprechen. In jedem Fall wolle die Gruppe diese Version und nicht mehr die Impfpflicht ab 18 am Donnerstag im Bundestag zur Abstimmung stellen, erläuterte die SPD-Politikerin Dagmar Schmidt. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) warb für den Kompromiss: Jeder, der die Impfpflicht wolle, könne sich dort wiederfinden, sagte er. “Wer aber dagegen stimmt, riskiert erneut Lockdowns und Leid im Herbst.” Am Donnerstag wird der Bundestag über eine mögliche allgemeine Corona-Impfpflicht abstimmen. (04.04.2022)

source site