Corona aktuell: Bundesländer verlängern Corona-Regeln – Politik

Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen wollen mehrere Bundesländer ihre Schutzmaßnahmen am Wochenende nicht auslaufen lassen, sondern bis zum 2. April verlängern. Dazu zählen Bayern, wo das Kabinett dies am Dienstag beschlossen hat, Baden-Württemberg, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg. In Niedersachsen will die Landesregierung im Laufe der Woche eine Übergangsverordnung vorstellen, die bis 2. April gelten soll. Nordrhein-Westfalen plant nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur, die mögliche Übergangsregelung zu nutzen. Auch in Brandenburg sollen die Beschränkungen vorerst beibehalten werden.

Nach den Plänen der Bundesregierung soll nach dem 19. März eine Maskenpflicht nur noch in Pflegeheimen, Kliniken und im öffentlichem Nahverkehr sowie im Fernverkehr gelten. Sollte sich die Corona-Lage regional verschärfen, können die Länder demnach per Parlamentsbeschluss strengere Regeln einführen, wenn auch nicht mehr alle bisher verfügbaren – das ist die sogenannte Hotspot-Regelung. Am Mittwoch soll der Bundestag erstmals über den Entwurf der Regierung für die neue Rechtsgrundlage beraten. Sie soll die auslaufende jetzige ersetzen. Am Freitag soll das Gesetz verabschiedet werden.

Darin ist auch enthalten, dass die Länder in einer Übergangszeit ihre bisherigen Vorschriften beibehalten können – bis zum 2. April. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) forderte die Länder dazu auf, das auch zu tun und im Anschluss die neuen Hotspot-Regelungen zu nutzen, um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen. “Das kann zur Not auch darauf hinauslaufen, dass wenn die Situation in einem ganzen Bundesland so prekär ist, dass ein ganzes Bundesland sich zum Hotspot erklärt wie das jetzt zum Beispiel Bayern überlegt.” Es werde keinen Freedom Day geben, betonte Lauterbach im “Morgenmagazin” der ARD. “Wir sind nicht in der Situation, als dass man jetzt alle Maßnahmen fallen lassen könnte.”

Auf die Frage, ob Änderungen am Infektionsschutzgesetz noch möglich sind, sagte Lauterbach: “Wir diskutieren natürlich, wir haben auch mit den Fraktionen gestern bis spät in die Nacht verhandelt. Es geht heute weiter, es sind noch Änderungen möglich. Aber ich will einfach das, was wir haben, noch einmal verteidigen: Wenn die Hotspot-Regelung wirklich von allen genutzt wird, dann können wir damit wirklich viel machen.”

Die Chefin der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, sagte, sie mache “keinen Hehl daraus”, dass sie sich stärkere Corona-Auflagen gewünscht hätte. Das sei mit einem der beiden Koalitionspartner aber nicht zu machen gewesen – gemeint ist offensichtlich die FDP. Die Grünen hätten zum Beispiel eine allgemeine Maskenpflicht in Innenräumen unterstützt. (15.03.2022)

Kabinett berät über neue Corona-Regeln in der Arbeit

Wie sehen künftig die Corona-Vorschriften am Arbeitsplatz aus? Darüber entscheidet am Mittwochvormittag die Bundesregierung. Die 3-G-Regel und die Pflicht, Home-Office zu ermöglichen, laufen am Samstag aus. Künftig sollen die Arbeitgeber selbst Schutzmaßnahmen in ihren Betrieben festlegen können. Das sieht die neue Corona-Arbeitsschutzverordnung vor, über die das Kabinett berät.

Die Firmen sollen künftig die Gefährdung durch das Virus einschätzen und dann gegebenenfalls, insbesondere wenn vor Ort die Infektionszahlen hoch sind, die Verminderung von Kontakten in Innenräumen anordnen, Masken und einen (kostenlosen) Test pro Woche bereitstellen. Bisher sind Arbeitgeber verpflichtet, zwei kostenlose Tests pro Woche anzubieten; in größeren Betrieben darf nur am Arbeitsplatz erscheinen, wer geimpft, von Covid-19 genesen oder negativ auf Corona getestet ist (3 G). Außerdem sollen Chefs ihren Angestellten auch weiterhin ermöglichen, sich während der Arbeitszeit impfen zu lassen.

Gewerkschaften und Arbeitgeber sind über diese geplanten Neuerungen uneins. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger begrüßt den geplanten Wegfall der Auflagen für Unternehmen und verspricht, man werde auch “weiterhin wirksame Schutzmaßnahmen beibehalten”. Anja Piel vom Vorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes hingegen mahnt: “Gegen das hohe Infektionsgeschehen braucht es beherztes Handeln. Freundliche Ankündigungen helfen wenig.”

Zum mobilen Arbeiten sagt Dulger, dies werde ohne gesetzlichen Zwang in den Betrieben weiter genutzt. Er kritisiert, dass die neue Verordnung zwar keine Heimarbeit mehr vorschreibe, aber einen Hinweis enthalte, dass der Arbeitgeber die Möglichkeit habe, diese seinen Mitarbeitern anzubieten – eine solche Festlegung durch die Hintertür sei überflüssig.

Gewerkschafterin Piel hingegen sagt: “Die Arbeitgeber dürfen nicht ignorieren, dass Home-Office – da wo es möglich ist – auch weiterhin nützliches Instrument bleibt, um Kontakte und damit Infektionsgefahren einzuschränken.” Die Infektionsgefahr sei weiter groß. (15.03.2022)

Der bundesweite Inzidenzwert steigt weiter

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 198 888 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Insgesamt liegt damit in Deutschland die Zahl der bestätigten Infektionen bei mehr als 17,4 Millionen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 1585,4 von 1543 am Vortag. 283 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 125 873.

Die Zahlen haben allerdings nur begrenzt Aussagekraft. Experten gehen von einer hohen Zahl von Fällen aus, die in den RKI-Daten nicht erfasst sind. Testkapazitäten und Gesundheitsämter sind vielerorts am Limit, Kontakte werden nur noch eingeschränkt nachverfolgt. Deshalb bilden wir im SZ-Corona-Dashboard einen Mittelwert aus den Meldungen der vergangenen sieben Tage ab, der Schwankungen von Tag zu Tag ausgleichen soll. Mehr Informationen dazu finden Sie im Transparenz-Blog, weitere Daten und Grafiken zur Pandemie hier. (15.03.2022)

Studie: Mindestens 75 von 100 Covid-Patienten über 60 an künstlicher Lunge verstorben

In Deutschland sind laut einer Studie relativ viele Senioren mit Covid-19 aufwendig, aber erfolglos bei schwerem akutem Lungenversagen behandelt worden. “Inakzeptabel hoch” sei die Krankenhaus-Sterberate bei älteren Covid-19-Patienten, die eine sogenannte Ecmo-Therapie erhielten, lautet die Bilanz in einer Studie, die kürzlich im European Journal of Anaesthesiology erschienen ist. Bei Menschen über 60 habe sie 77 Prozent betragen.

Bei der sogenannten extrakorporalen Membranoxygenierung (Ecmo) kommt praktisch eine künstliche Lunge neben dem Körper zum Einsatz. Das Gerät übernimmt die Funktion des Organs, das sich in der Zwischenzeit erholen soll.

Eine Gruppe um Benjamin Friedrichson vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main analysierte für die Studie Daten aller 4279 Ecmo-Behandlungen bei Covid-19-Patienten an deutschen Krankenhäusern zwischen Januar 2020 und Ende September 2021. “Die Ärzte hierzulande machen keine schlechte Medizin und die Ecmo ist eine wunderbare Therapie, die wir nicht missen wollen”, sagte Friedrichson. “Bei jüngeren Menschen sind die Ergebnisse auch sehr gut.” In Deutschland seien aber im Vergleich zu anderen Ländern viele Ältere an der Ecmo behandelt worden.

Auch Autoren früherer Publikationen hatten auf die vergleichsweise schlechten deutschen Ecmo-Ergebnisse in der Pandemie hingewiesen. Fachleute sehen dabei auch einen Zusammenhang mit einer sehr hohen Zahl an Kliniken bundesweit, die das Verfahren einsetzen. Nicht immer gebe es dort die nötige Expertise. (15.03.2022)

Studie: Lesefähigkeiten von Viertklässlern in Pandemie verschlechtert

Während der Corona-Pandemie sind Viertklässler nach einer neuen Studie beim Lesen deutlich zurückgefallen. Unter fast 4300 getesteten Grundschülern wiesen Kinder der vierten Klassen 2021 nach gut einem Jahr pandemiebedingter Einschränkungen eine “substanziell geringere” Lesekompetenz auf als Viertklässler 2016. Im Durchschnitt fehle ihnen ein halbes Schuljahr, ergab eine repräsentative Studie des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund. Lesekompetenz – flüssiges und sinnerfassendes Lesen – wird zentral in der Grundschule erworben. Sie gilt als Schlüsselqualifikation für den Bildungsweg.

Nach häufigen Wechseln zwischen Distanz- und Präsenzlernen oder Unterrichtsausfällen stellte das Forscherteam Lese-Leistungsabfälle durchgängig bei allen Gruppen unter den Viertklässlern fest. Der Anteil der starken und sehr starken Leser sank demnach von 44 Prozent (2016) auf 37 Prozent. 28 Prozent hatten lediglich schwache oder sehr schwache Lesefähigkeiten. Fünf Jahre zuvor waren das mit 22 Prozent deutlich weniger. (15.03.2022)

KMK fordert Nachbesserungen für Schulen

In der Debatte über die künftigen Corona-Schutzmaßnahmen fordert die Kultusministerkonferenz (KMK) Nachbesserungen für die Schulen. Die Länder sollten auch über den 20. März hinaus bei Bedarf eine Maskenpflicht im Unterricht anordnen können, sagte die schleswig-holsteinische Kultusministerin und KMK-Vorsitzende Karin Prien (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstag).

Zwar sollten bis spätestens Mai nach dem Willen der Länder an Schulen alle Einschränkungen entfallen, insbesondere auch die Pflicht zum Tragen von Masken und zu anlasslosen Testungen. Aktuell aber sei eine bundesweite Regelung für den Basisschutz nötig, “die es auch ermöglicht, bei Bedarf Maskenpflicht und Testpflicht als Werkzeuge zur Verfügung zu haben”, so Prien. Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte erwarteten den behutsamen Übergang in die Normalität, nötig sei jetzt ein schrittweises Vorgehen.

Nach einem Entwurf der Ampelregierung soll nach dem 20. März eine Maskenpflicht nur noch in Pflegeheimen, Kliniken und im öffentlichem Nahverkehr sowie im Fernverkehr gelten. Sollte sich die Corona-Lage regional verschärfen, können die Länder demnach auch per Parlamentsbeschluss strengere Regeln, etwa weitreichende Maskenpflichten, einführen. (15.03.2022)

NRW-Ministerpräsident Wüst muss in Israel in Quarantäne bleiben

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) muss wegen positiver Corona-Tests zunächst in Israel in Quarantäne bleiben. Auch ein zweiter PCR-Test sei in Jerusalem positiv ausgefallen, teilte die Düsseldorfer Staatskanzlei am Montagabend mit.

Staatssekretär Mark Speich soll den Ministerpräsidenten vorerst vertreten. Der Ministerpräsident war am Sonntag nach Israel gereist, am Montagvormittag besuchte er die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Die Rückreise war ursprünglich für Mittwoch geplant. Wüst ist zurzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz. Wüst soll vor seiner Einreise nach Israel sowie unmittelbar nach der Einreise jeweils einen PCR-Test gemacht haben, die Informationen der Nachrichtenagentur dpa zufolge beide negativ waren. (14.03.2022)

“Auch im neuen Infektionsschutzgesetz brauchen wir einen ausreichenden Basisschutz”

Angesichts einer weiter kritischen Corona-Lage warnen immer mehr Experten und Politiker vor dem Wegfall von Schutzinstrumenten wie der Maskenpflicht in Innenräumen. So sagte etwa die SPD-Vorsitzende Saskia Esken: “Auch im neuen Infektionsschutzgesetz brauchen wir einen ausreichenden Basisschutz, der überall gleichermaßen gilt. Dazu gehören Maske und 3 G im öffentlichen Fern- und Nahverkehr ebenso wie die Maske im Einzelhandel. Die Bundesländer müssen auf lokale Infektionsgeschehen mit weitergehenden Maßnahmen reagieren können.”

Die Virologin Melanie Brinkmann schließt sich dem an. Es sei nach wie vor “absolut wichtig”, Infektionen zu vermeiden, sagte die Professorin vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in einer Anhörung des Bundestags. Viele seien aber gerade “der falschen Annahme, dass der Sommer entspannt wird”. Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) nannte die geplante Aufhebung der Maskenpflicht “absurd”. Niedersachsens stellvertretender Ministerpräsident Bernd Althusmann (CDU) fordert, den Corona-Lockerungsplan zu überarbeiten: “Wer in dieser Situation quasi alles lockert, handelt nicht verantwortungsvoll.”

Am Mittwoch soll der Bundestag Änderungen am Infektionsschutzgesetz in erster Lesung beraten und bereits zwei Tage später über den entsprechenden Entwurf von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) entscheiden. Die meisten bundesweiten Corona-Auflagen sollen dann zum 20. März entfallen. Lauterbach und Buschmann schlagen einen deutlich verringerten Basisschutz für ganz Deutschland vor. Der Entwurf sieht noch Maskenpflicht in Pflegeheimen, Kliniken und im Nahverkehr vor – und eine Testpflicht in Heimen und Schulen. Bundesweit bleiben soll auch die Maskenpflicht in Fernzügen und Flugzeugen. Die Bundesländer sollen dann entscheiden, ob und wo schärfere Regeln greifen müssen, um Corona-Wellen einzudämmen oder zu verhindern.

Ein Vertreter der Deutschen Krankenhausgesellschaft erläuterte, dass der Betrieb in den Kliniken im Moment weit vom Normalbetrieb entfernt sei. Er verwies auf einen hohen Krankenstand beim Personal. Planbare Eingriffe müssten weiter verschoben werden. Eine Vertreterin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sagte, der Entwurf bilde bisher nur ein Testgebot für Schulen ab. Gebraucht würden aber weiterhin Möglichkeiten, um lokal Maskengebote auszusprechen. Mehrere Sachverständige verwiesen auf rechtlich unklare Bestimmungen für die Landtage bei den vorgesehenen Regelungen zu Corona-Hotspots. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sagte bei der Anhörung hingegen, man sei in einer anderen Phase der Pandemie. Es gebe zwar nie dagewesene Infektionszahlen, die Belastung der Kliniken habe sich aber davon abgekoppelt. Mit besserem Wetter im Sommer könne man mit abnehmenden Infektionszahlen rechnen. Dies sei “ein guter Zeitpunkt, besonnen Maßnahmen zurückzufahren” und sich von solchen zu trennen, deren Wirksamkeit nicht klar bewiesen sei. Er nannte etwa Zugangsregeln wie 2 G und 3 G. (14.03.2022)

Nachweispflicht endet fast überall in Frankreich

Frankreich schafft an diesem Montag fast überall die Corona-Zutrittsbeschränkungen ab. Ein Nachweis über Impfung, Genesung oder Negativ-Test ist nur noch beim Besuch von Altenheimen, Gesundheitseinrichtungen und Einrichtungen für behinderte Menschen notwendig. Zudem fallen die Masken auch fast überall weg – nur noch im öffentlichen Fern- und Nahverkehr muss ein Schutz getragen werden.

Seit Mitte Januar galt in Frankreich eine Art 2-G-Regel, um etwa Sportstätten, Museen, Kinos oder Restaurants besuchen zu können. Vor zwei Wochen hob die Regierung bereits die Maskenpflicht für zahlreiche Orte mit Zugangsbeschränkung auf.

Zu Beginn des Jahres hatten die Infektionszahlen in dem 65-Millionen-Einwohner-Land Höchstwerte erreicht. Die Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche – lag damals bei etwa 3800. Zuletzt betrug der Wert etwas mehr als 600.

Angesichts eines Wiederanstiegs der Zahlen empfahl Premierminister Jean Castex in der Zeitung Le Parisien Älteren und Vorerkrankten, weiterhin drinnen und bei Versammlungen eine Maske zu tragen. Außerdem kündigte er an, dass Menschen über 80 Jahren nun eine vierte Corona-Impfdosis erhalten können, wenn die dritte Impfung mehr als drei Monate zurückliegt. (14.03.2022)

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