Ballast oder Booster? Fünf Laufgürtel ab 18 Euro im stern-Test

Gadgets für Läufer:innen
Ballast oder Booster-Bag? Fünf Laufgürtel im Test

Laufgürtel gehören bei vielen Läufer:innen beinahe schon zur Standardausrüstung. Doch für wen lohnen sich die kleinen Taschen für die Hüfte überhaupt? Und was passt wirklich rein? Fünf Laufgürtel im stern-Test.

© stern.de / Jan Sägert

Für Läufer ist ein Gürtel weniger ein modisches Accessoire als vielmehr ein praktisches Gadget. Geht der Saft aus genügt ein Griff in den Laufgürtel und ein Schluck aus der Pulle liefert Energie für die nächsten Kilometer. Wir haben die Laufschuhe geschnürt und uns fünf Running-Belts umgeschnallt.

Neulich bei einem beliebten Adventslauf im Norden Deutschlands: “Boaaah, der Laufgürtel nervt. Nächstes Mal lass’ ich den zu Hause.” Fast im gleichen (schon etwas schweren) Atemzug staunen die beiden Läufer in meinem Rücken über einen Gleichgesinnten, der statt eines läppischen Laufgürtels einen offensichtlich prall gefüllten Trinkrucksack auf dem Buckel durch den Wald schleppt. Nun kann man ganz grundsätzlich und vortrefflich darüber diskutieren, wie sinnvoll zusätzlicher Ballast beim Laufen ist – insbesondere im Hobby- und Freizeitbereich. Es mutet bisweilen abenteuerlich an, was sich manch Läufer:in für einen Halbmarathon in den Laufgürtel, die Jackentasche oder besagten Trinkrucksack stopft. Offenbar aus Angst vor dem berüchtigten Hungerast. Man weiß es nicht genau. Selbst bei Veranstaltungen, bei denen man für sein Startgeld mindestens alle fünf Kilometer Getränke und kleine Snacks gereicht bekommt, haben viele Läufer den eigenen Proviant an Bord. Im Training sucht man die tapferen Volunteers am Streckenrand dagegen meist vergebens. Und wenn der Junior mal wieder keine Lust hat, den Papa bei seinem sonntäglichen Läufchen mit dem Rad zu begleiten, muss eine möglichst autarke Verpflegungsstrategie her.

Laufgürtel auf dem Prüfstand: Braucht man das überhaupt?

Im Grunde sind Laufgürtel der praktische Kompromiss zwischen der Smartphone-Tasche am Arm und dem Trinkrucksack auf dem Rücken. Wer nur den Wohnungsschlüssel und das Handy fürs Tracking oder zur Unterhaltung verstauen muss, kommt mit den beliebten Täschchen für den Oberarm locker hin. Vor allem, wenn der Trainingslauf oder Wettkampf nicht länger als eine Stunde dauern soll. Normalsterbliche Hobbyathleten brauchen dafür weder Energy-Gels noch zusätzliche Getränke. Stehen längere Trainingsläufe auf dem Plan lohnt es schon eher, über etwas Proviant für unterwegs nachzudenken. Und jetzt kommt der Laufgürtel ins Spiel. Je nach Hersteller passen da neben Smartphone und Schlüssel auch Energieriegel, Gels (Quetschis für Erwachsene) und selbst kleine Wasserflaschen rein. Das reicht, um den Körper zwischendurch mit etwas Extra-Energie und Flüssigkeit zu versorgen.

Um es kurz zu machen: Laufgürtel können ein nützliches Gadget sein – und zwar für Sportler aller Leistungsklassen. Vorausgesetzt man packt sie mit Köpfchen. Wie das geht, warum Sie vor dem Kauf ein Maßband bemühen sollten und was in die kleinen Running Belts so alles reinpasst, lesen Sie im stern-Test.

1. Proviz Reflect360 Laufgürtel

Proviz Reflect360 Laufgürtel 

Los geht’s mit einem Lauf- und Multisportgürtel, der vor allem für Frühaufsteher und nachtaktive Läufer:innen interessant ist. Proviz fokussiert sich bei seinen Produkten voll aufs Thema Sichtbarkeit im Dunkeln. Mehrere Reflektoren-Muster und das Reflect360-Logo sollen im Morgengrauen und nach Sonnenuntergang Sichtbarkeit und damit Sicherheit gewährleisten. Für Proviant und Smartphone stehen drei kleine Taschen zur Verfügung. Die sind allesamt innen liegend, was nicht nur das Packen etwas fummelig macht. Marathonis, die auf Gels oder Riegel stehen, sollten den Proviz-Laufgürtel zwingend im Training ausprobieren. Denn auch für das Auspacken im Laufschritt ist etwas Fingerspitzengefühl von Vorteil. Mit dünnen Laufhandschuhen nestelt man recht lange, bis man den kleinen Snack in den Händen hält und verputzen kann. Klarer Pluspunkt: Der Proviz Laufgürtel ist unschlagbar flexibel. Um den Klettverschluss zu fixieren, sind komfortable 45 Zentimeter Platz. Dieser Running Belt passt um (fast) jede Hüfte. Und beinahe noch wichtiger: Er sitzt bombenfest und nach einigen Kilometern hatten wir glatt vergessen, ihn umgeschnallt zu haben. Er schmiegt sich angenehm um die Hüfte und presst auch das Mobiltelefon so sicher an Bauch oder Rücken, dass beim Laufen nichts schlackert. Ebenfalls smart: Damit die Klettfläche nicht an anderen Klamotten festklebt, gibt’s eine kleine Stoffabdeckung, die bei Nichtgebrauch auf diese Fläche aufgebracht werden kann. Hier gibt’s den Proviz Reflect360 Laufgürtel

Laufgürtel im Test: Proviz Reflect360

Die Reflektorenmuster am Proviz Running Belt sollen Läufer:innen im Dunkeln schützen. Die drei kleinen Taschen sind innenliegend, was das Befüllen und Auspacken etwas fummelig macht.

© stern.de / Jan Sägert

Proviz Relect360 Laufgürtel: Zahlen 

  • Länge: 50 cm (plus 45 cm Spielraum für den Klettverschluss)
  • Breite: 11,5 cm
  • Gewicht: 90 g
  • Verschluss: Klett
  • Kapazität: 3 Taschen
  • UVP: 35 Euro

2. Formbelt Plus Laufgürtel

Auch VarioSports setzt bei seinem Laufgürtel auf drei innen liegende Taschen, die miteinander verbunden sind. Dem Formbelt Plus spendierte man außen zudem ein kleines Reißverschlussfach. Im Gegensatz zum Proviz-Gürtel streift man diesen Running Belt wie eine Hose über. Die Größenangaben sind nach unserem Eindruck eher knapp bemessen. Im Test fühlte sich Größe M (Tester: 177 cm, ca. 75 kg) trotz korrekt gemessenem Hüftumfang und dem angenehm weichen und elastischen Material etwas zu eng und auf die Dauer beklemmend an. Dennoch dürfte bei den Größen XS bis XXL für jede/n etwas Passendes dabei sein. Sehr dezent fällt das nur zwei Zentimeter schmale aufgedruckte Reflektorlogo aus. Das vorn angebrachte Reißverschlussfach ist knapp 20 Zentimeter breit. Das reicht locker auch für Smartphone-Giganten wie das iPhone 14 Pro Max. Während die Innentaschen eher weniger Schweiß resistent sind, bleibt der (wertvolle) Inhalt der Reißverschlusstasche auch bei längeren Laufeinheiten trocken. Als kleines Extra hat VarioSports eine der Innentaschen mit einem per Gummiband befestigten Kunststoffkarabiner ausgestattet. Einzelne Schlüssel können so noch etwas sicherer verstaut werden. Beim Testlauf saß der Formbelt Plus (etwas zu) fest und sicher. Ähnlich wie beim Produkt von Proviz war es schwierig, Gels oder Riegel aus den Innentaschen zu fummeln. Aber auch hier dürfte Übung nach einigen Lauftrainings den Meister machen. Hier ist der Formbelt Plus Laufgürtel in verschiedenen Designs erhältlich.

Booster oder Ballast? Fünf Laufgürtel zwischen 20 und 50 Euro im Test

Der Formbelt Plus wird wie eine Hose “angezogen”. Neben dem äußeren Reißverschlussfach spendierte VarioSports diesem Laufgürtel auch einen kleinen Karabiner für einzelne Schlüssel.

© stern.de / Jan Sägert

Formbelt Plus Laufgürtel: Zahlen

  • Länge: 38 cm (Größe M)
  • Breite: 12 cm
  • Gewicht: 127 g
  • Verschluss: Schlauch
  • Kapazität: 4 Taschen + Karabiner für Schlüssel
  • UVP: 29,99 Euro

3. flexi-bag Running Belt

Die flexi-bag ähnelt eher einer klassischen Bauchtasche oder Body Bag. Mit einer Taschengröße von knapp 20 Zentimetern ist sie aber deutlich kleiner als das aktuell wieder sehr beliebte Mode-Accessoire. Dafür passt deutlich mehr rein, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Um bis zu 300 Prozent soll man das Volumen des Gürtels durch das eingenähte Elasthan vergrößern können, verspricht der Hersteller. In der Breite ist die Tasche auf bis zu 15 Zentimeter dehnbar. Wir haben ohne Probleme ein mittelgroßes Smartphone und einige Gel-Sachets reingepackt. Beim Wandern oder Trekking dürfte das gut funktionieren. Fürs Lauftraining ist der prall gefüllte flexi-bag aus unserer Sicht aber nur bedingt geeignet. Denn der eigentliche Gurt ist ein nur 2,5 Zentimeter breiter Gummizug. Die beiden Enden werden über eine gewöhnliche Steckschnalle zusammengeklickt. So fest man den Gummizug auch einstellt: Ein gut gefüllter flexi-bag hüpft beim Laufen an der Hüfte auf und ab. Wer nur Stauraum für ein Taschentuch, einen Schlüssel und etwas Traubenzucker braucht, ist mit dem flexi-bag sehr gut bedient. Einen Bonuspunkt bekommt das “kleine Schwarze” für die beiden flexiblen Schlaufen am Gummizug, an denen eine Startnummer befestigt werden kann. Hier gibt’s flexi-bag in verschiedenen Farben.

Laufgürtel im Test: flexi-bag

Der flexi-bag fasst deutlich mehr als es zunächst den Anschein hat. Leider hüpft der minimalistische Laufgürtel wegen des schmalen Gummizugs mit Klickverschluss schon bei langsamen Läufen an der Hüfte auf und ab.

© stern.de / Jan Sägert

flexi-bag Laufgürtel: Zahlen

  • Länge: 20 cm
  • Breite: 6,5 cm
  • Gewicht: 55 g
  • Verschluss: Steckschnalle
  • Kapazität: 1 großes Fach
  • UVP: 18 Euro

4. Salomon Agile250

Die Marke Salomon hat ihre Wurzeln eher im Wintersport. Doch was für Skilangläufer gut ist, sollte für Athleten, die beim Sport gut ohne Loipe klarkommen, auch funktionieren. Und so mischen die Franzosen schon seit einigen Jahren kräftig auf dem Markt für Läufer-Gadgets mit. Der Agile250 Laufgürtel richtet sich aus unserer Sicht vor allem an Läufer:innen, die viel und lange im Gelände unterwegs sind. Für kurze Läufe (zum Beispiel in der Mittagspause) ist dieser robuste Gürtel klar überdimensioniert. Als einziger im Test kommt der Salomon-Gürtel mit einer sogenannten Soft Flask, einer flexiblen Trinkflasche, die 250 Milliliter Flüssigkeit fasst und perfekt in die Reißverschlusstasche passt. Daneben ist auch noch Platz für festen oder den bereits erwähnten halbflüssigen Proviant. Eine flexible Tasche aus Stretchmaterial am Rücken hält das Smartphone trocken. Trocken bleibt auch alles, was im Hauptfach verstaut wird. Den Schweiß nimmt die angenehm weiche Rückseite aus Meshmaterial auf. Den Verschluss hat Salomon von klassischen Klettverschlüssen bei Schuhen adaptiert. Je nach Bauchumfang kann der Gürtel mit einem kleinen Kniff in der Länge angepasst werden. Dafür muss ein versteckter Klettverschluss hinter der Haupttasche gelöst werden, der den Gurt fixiert. Jetzt kann dieser in beide Richtungen gezogen und damit verkürzt oder verlängert werden. Ist die gewünschte Länge eingestellt, muss der Klettverschluss wieder zusammengedrückt werden. Wir haben den Agile250 bei einem 26 Kilometer langen Trail-Lauf getestet. Die vier Energy-Gels waren eine leichte Übung für den hochwertig verarbeiteten Laufgürtel. Er saß zudem fest und sicher, ohne zu stören. Der Reißverschluss ist auch ohne nach unten zu gucken, leicht zu ertasten. Die Verpflegung damit binnen Sekunden verzehrbereit. Hier gibt’s den Salomon Agile 250 Running Belt in Schwarz.

Fünf Laufgürtel im Test: Der Agile250 von Salomon

Die Wintersportmarke Salomon mischt seit einigen Jahren auch auf dem Laufsportmarkt mit. Der Agile250 Laufgürtel kommt mit einer Soft Flask und ist vor allem für längere Läufe im Gelände eine gute Option. 

© stern.de / Jan Sägert

Salomon Agile250: Zahlen

  • Länge: 43 cm
  • Breite: 8,5 cm
  • Gewicht: 77 g
  • Verschluss: Schnalle/Klett
  • Kapazität: 2 Taschen (davon eine mit Reißverschluss)
  • UVP: 45 Euro

5. Kiprun Trinkgürtel Marathon

Auch der Multisport-Discounter Decathlon hat Lauf- und Trinkgürtel im Sortiment. In unserem Test geht der Marathon Belt der Eigenmarke Kiprun ins Rennen. Den gibt’s analog zum Formbelt Plus in verschiedenen Größen. In unserem Fall lagen wir mit Größe 2 goldrichtig. Der Einstieg klappt am besten mit den Füßen, denn auch der Decathlon-Trinkgürtel kommt als Schlauch daher. Auffällig: Bis auf eines sind sämtliche Staufächer an der Außenseite platziert. Auf einen Reißverschluss wurde ganz verzichtet. Dafür ist das Platzangebot vergleichsweise üppig. Im großen Fach können zwei 250-Milliliter Soft-Flask-Flaschen verstaut werden. Zum Lieferumfang gehören die aber leider nicht. Insgesamt sitzt der knapp zwölf Zentimeter breite Gürtel bequem und fest an der Hüfte. Kein Schlackern, kein Hüpfen. Das Staufach fürs Smartphone ist aus unserer Sicht nicht nur knapp bemessen, sondern trotz einer gummierten Öffnung keine optimale Transportlösung. Der Antirutsch-Streifen auf der Innenseite des Gürtels ist nett gemeint. Mehr nicht. Auch die innen liegende Kordel, mit der der Gürtel etwas weiter oder enger gemacht werden kann, scheint uns unnötig. Der Marathon Trinkgürtel von Kiprun tut was er soll, nämlich flexible Trinkflaschen aufnehmen. Wer beim Laufen nicht auf sein Smartphone verzichten kann, sollte von diesem Decathlon-Modell aber die Finger lassen. Hier ist der Kiprun Marathoin Trinkgürtel erhältlich.

Laufgürtel im stern-Check: Der Kiprun Marathjon Trinkgürtel von Decathlon

Der Trinkgürtel Kiprun Marathon aus dem Hause Decathlon ist ein Basic-Modell. Zwei flexible Trinkflaschen nimmt der Belt locker auf. Für Smartphones ist der bequeme Schlauch aber nicht geeignet.

© stern.de / Jan Sägert

Kiprun Marathon Belt: Zahlen

  • Länge: 38 cm
  • Breite: 11,5 cm
  • Gewicht: 71,5 g
  • Verschluss: Schlauch
  • Kapazität: 2 Außentaschen
  • UVP: 19,99 Euro

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