Bachelorette TV-Kritik: Jenny als “Lara Croft der Liebe”

TV-Kritik “Die Bachelorette”
Die Lara Croft der Liebe: Bachelorette Jenny lässt die Kandidaten zu Actionhelden werden

Beim Stunt-Training darf Jesaia mit Jenny raufen – und sie sogar küssen!

© RTL

So langsam bilden sich für Bachelorette Jennifer Saro klare Favoriten heraus. Einer darf sie in Folge drei sogar küssen. Doch sie scheint auch zu erkennen, wer es nicht gut mit ihr meint.

“Ach Maaaannn”, flucht der bodenständige Baro gleich zu Beginn von Folge drei. Der “Bachelorette”-Kandidat, den wir gerade erst zum Staffel-Sympathen gekürt hatten, glaubt nicht, dass Bachelorette Jennifer die richtige Frau für ihn sei und plant deshalb, die Show zu verlassen. Aber weil er ein Ehrenmann ist, offenbar mit einem … Gedicht? Oder einem Rap? Konzentriert kritzelt er jedenfalls Poetisches auf einen Zettel, liest nochmal drüber und ruft erfreut aus: “Boah, das ist gut!”

Um diese positive Einstellung bezüglich der eigenen Arbeit dürfte ihn jede/r professionelle Schreiber:in der Welt bitter beneiden. Zur Strafe für so viel Selbstliebe stellt Baro dann immerhin fest, dass sein Stift ausgelaufen ist und seine Hände großflächig blau verfärbt hat. Darum der Fluch.

Bachelorette Jenny lässt die Männer raufen

Prompt ist der stämmige Kölner allerdings unter den sieben Männern, die von Jenny zum ersten Gruppendate der Episode eingeladen werden. Es geht in eine thailändische Strandbar, wo gemeinsam mit zwei Stuntmen ein “eigener Actionfilm” eingeübt und gedreht werden soll. Was RTL vermutlich lustig fand: Hinter der Theke steht unerkannt ein “echter” Schauspieler: Markus aus Starnberg versucht sich in Los Angeles als Darsteller und stößt nach Kinan (siehe Folge zwei) als zweiter Überraschungskandidat zur Gruppe. Allerdings hat der Junge eine dermaßen absurde Frisur und Attitüde, dass man kurz überlegt, ob es Christian Ulmen in 1A-Maske oder ein Abgesandter von Jan Böhmermann ist.

Die restliche Gruppe übt derweil Nahkampf-Posen am Strand, Jenny versteht sich sichtlich gut mit Jesaia, während Papi-Typ David (ist 25, wirkt wie 55) viel Mühe drauf verwenden muss, von ihr bemerkt zu werden. In einer der Szenen soll ein Kandidat die gefesselte Jenny vor zwei Angreifern retten – und der Retter darf sie (film-)küssen. Die Bachelorette wählt Jesaia als Retter aus und sagt auch ausdrücklich, dass sie sich bisher nur bei ihm vorstellen kann, ihm so nah zu kommen. Klingt wie ein dickes Kompliment. (Ist am Ende dann auch nur ein netter Höflichkeitsknutscher.)

“Mr. Hollywood” betritt den Ring

Und schließlich hat auch Überraschungskandidat Markus seinen “großen” Auftritt. Natürlich ist das wieder ein kleiner Fremdschäm-Moment: Er darf einem Konkurrenten eine Fake-Flasche über den Kopf kloppen. “Hi! Ich bin auch dabei!”, kräht er. Jenny nimmt ihn kurz beiseite, um seine Eckdaten abzufragen, nennt ihn “schöner Mann” und scheint einigermaßen angetan. Das Einzeldate im Anschluss geht aber an Fynn. Irgendwie schien Jenny den Typen mit der komischen Frisur ja von Anfang an auf die Positiv-Liste gesetzt zu haben. Auch weiterhin findet sie nur gute Worte für ihn, auch wenn der Flrtshow-Veteran eher mitteltiefgründige Dinge von sich gibt. Nachdem die beiden auf einer Liege und im Pool rumgehangen haben, fasst er das Date begeistert zusammen: “Sie, ich, was zu trinken – fertig!”

Ein weiterer Glückspilz, der ein Einzeldate mit Jenny verbringen darf, ist am nächsten Tag Pedro. Mit ihm fliegt die Bachelorette im Helikopter über den türkisfarbenen Ozean und plaudert und plaudert … aber Romantik kommt da eher nicht auf. Pedro – nett, aber langweilig. Richtig schlimm hakt’s dann später, als beide am Strand rumlümmeln. Der junge Mann bekommt keinen geraden Satz raus, die Bachelorette nennt das korrekt “anstrengend”. Es ist fast schon wieder herzig, bei dieser Vollkatastrophe zuzusehen und zuzuhören …

Schlimmes Date für Jenny und Pedro

Und um dieses seltsame Date noch besser zu machen, dürfen die restlichen Herren es gegen Abend crashen: Als Jenny und Pedro am Strand entlang schlendern, kommt die johlende Horde dazu. Pedro wirkt allerdings darob ein wenig erleichtert. Jenny aber gerät vom Regen in die Traufe: Erst pöbelt Kinan sie an, weil er nicht mochte, wie flapsig sie ihm bei der letzten Nacht der Rosen die Existenz ihres Kindes offenbarte. Häh? Die Bachelorette lobt seine Ehrlichkeit, aber Pluspunkte sammelt man so vermutlich nicht. Und dann kommt auch noch der Duisburger Kaan und offenbart, dass er noch nie verliebt war, aber Jenny die Eine sein könnte. Dezent überfordernd, aber irgendwie süß.

Und dann tanzt auch Neuling Markus an und umwickelt Jenny mit seinem L.A.-Arroganzschleim. Macht definitiv einen negativeren Eindruck als – wir staunen selbst – Adrian, der tatsächlich vernünftige Dinge sagt und damit offenbar auch gut bei Jenny ankommt. Die hat nach all dem Gedate schließlich eine kleine Sinnkrise, weint und vermisst ihren Sohn. Vor der nächsten Nacht der Rosen kann sie aber immerhin ausgiebig mit ihm kuscheln, weshalb sie dann abends wieder einigermaßen beieinander ist. Zumindest genug, um sich ein Glas Sahnelikör zu schnappen und mit lässiger Resignation erneut einen oberflächlcihen Plausch nach dem nächsten durchzustehen.

Jenny trifft vernünftige Entscheidungen

Womit wir bei Baro wären. Der wollte ja diesen Abend nutzen und Jenny seine Zweifel offenbaren. Und aussteigen. Von einem “zwiegespaltenen Schwert” schwadroniert er. Das hat er sich aber wohl anders überlegt: Er sagt ihr, etwas gönnerhaft, er habe sich entschieden, sie besser kennenlernen zu wollen. Und vergisst dabei, dass das Format der Show diese Entscheidung immer noch vorrangig der Bachelorette überlässt. Und die hat nicht wirklich ein Herz für Baro. So gern wir ihn mögen – die beiden harmonieren halt auch leider wirklich nicht. Außerdem hat er sein Gedicht unterschlagen!

Tja, als dann die Rosen verteilt werden, ist das Ergebnis entsprechend … gar nicht überraschend. Gehen müssen Baro und Kinan. Ersterer hat sich in seinen eigenen Plänen und – vorhandenen oder nicht vorhandenen – Gefühlen verheddert und Letzterer ist in der kurzen Zeit seiner Anwesenheit einzig dadurch aufgefallen, dass er unhöflich zu Jenny war. Da kann man schon sagen, dass die Bachelorette solide Entscheidungen trifft.

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